Du duckst dich hinter einen Strauch und wartest, bis das maskierte Wesen nah genug ist. Zum Glück kommt es in deine Richtung. Als es heran ist, springst du aus deinem Versteck und greifst nach der Maske.
„Du!“, kreischt die Stimme, die dir noch immer viel zu vertraut ist. „Lass mich los! Lass mich los!“
Ihr rollt über die warme Erde. Du reißt an der Maske und spürst, dass sie sich löst. Das maskierte Wesen mit der Stimme deiner Peinigerin schlägt und tritt nach dir. Es ist, als würde jeder Treffer dir eine schmerzvolle Beleidigung aus deinem Leben zurückbringen. Nicht mal nur aus der Grundschule, sondern aus allen möglichen Zeiten.
Jeder Schlag ist eine Wunde. Doch du gibst nicht auf und reißt die Maske schließlich an dich.
Darunter hat das merkwürdige Wesen kein Gesicht, nur glatte, leicht gewölbte Haut.
Du drückst die Maske an deine Brust und rennst, was deine Beine hergeben. Du läufst und läufst, bis sich die Landschaft verändert und du die schwebende Plattform erneut erblickst. Sie schwebt nun über den grünen Hügeln dieser verlassenen Welt.
Du ziehst die Maske über, die leicht muffig riecht, und steigst die Treppe hinauf. Die großen, tierköpfigen Götter scheinen dich tatsächlich nicht zu erkennen. Sie wählen ein Herz aus – von einem Stapel ewig schlagender Herzen, die offenbar geflohenen Seelen gehörten – und wiegen es.
Nervös wartest du auf das Urteil. Wenn das Herz erneut schwerer ist als die Feder, wirst du für immer hier gefangen sein.
Aber die Feder sinkt nach unten. Du hast bestanden! Dein Glück kannst du kaum fassen. Offenbar war das fremde Herz leichter als deines!
„Sehr gut“, murmelt der schakalköpfige Gott. „Du darfst weiter.“ Er streckt dir wieder die Hand hin und du folgst ihm zum Rand der Plattform. Hier – du hast es vorher nicht bemerkt, befindet sich ein großes, reich verziertes Tor.
Und ein kleinerer Torbogen daneben. Über diesem ist, statt verwirrender Hieroglyphen, die Darstellung von sieben Türen eingraviert.
Dir ist sofort klar, dass es dort zurück geht. Du stockst, denn Anubis führt dich auf das größere Tor zu. Willst du wirklich dorthin?
Dein Begleiter bleibt stehen. Schweigend erwartet er deine Entscheidung.
- Du trittst durch das große Tor.
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- Du trittst durch das kleine Tor.