Erschrocken fuhr Anton hoch, als er Katharinas Stimme von der Tür her hörte.
„Hallo“, stammelte er sichtlich beschämt. „Wie lange sind sie schon hier und beobachten mich?“, wollte er noch wissen. Selbstzweifel überkamen ihn, sich hier im Krankenbett so gehen gelassen zu haben. Es war ihm mehr als unangenehm, gerade von der Person seiner jüngsten Wunschträume bei solch einer intimen Tätigkeit, sich selbst zu befriedigen, beobachtet worden zu sein. Eigentlich ist Angie seine Traumfrau, aber ab und an gingen auch mit einem alten Mann wie Anton die Pferde durch.
Das Blut schoss ihm in den Kopf, dass sein Gesicht leuchtete wie eine rote Ampel.
Katharina, ganz professionell, überging Antons Peinlichkeit einfach und kam auf ihn zu.
Der wurde noch roter im Gesicht, als er bemerkte, dass sein kleiner Freund, den die Bettdecke versteckte, immer noch freudig erregt in die Höhe schaute und keinerlei Anstalten machte, sich beschämt zurückzuziehen. Am liebsten hätte sich Anton in ein Mauseloch verkrochen, aber das ging ja leider nicht. So musste er Katharina Rede und Antwort stehen.
„Das war doch naturgemäß für einen Mann normal, was du da eben getan hast“, meinte die junge Krankenschwester wie nebenbei. Sie ging einfach zum du über, ohne Anton nach seinem Einverständnis zu fragen. Dabei tat sie so, als wäre es etwas Alltägliches, was die männlichen Patienten in einer Klinik unter ihrer Bettdecke tun. „Jetzt den Puls und den Blutdruck zu messen, ist wohl nicht so gut. Da ist einer noch zu aufgeregt“, hängte sie hinten an, etwas belustigt auf das Zelt, das Antons Bettdecke über dessen Unterleib bildete, starrend.
„Hm, es war aber peinlich, mich von dir dabei ertappen zu lassen“, versuchte Anton sich aus der Patsche zu ziehen. Dass allerdings dabei seine Ohren immer noch wie rote Ampeln leuchteten, bemerkte er gar nicht. Verzweifelt versuchte er, Katharina von seiner Härte abzulenken.
Diese aber ließ sich nicht vom Thema abbringen: „Peinlich? Warum das denn?“, fragte sie. „Das muss dir doch nicht peinlich sein. Ich sehe so was fast jeden Tag. Wir haben hier viele Patienten, die das tun. – Auch Frauen. Das ist doch ganz normal, dass man sexuelle Bedürfnisse hat, auch wenn man sich in einem Krankenhaus befindet, vor allem dann. Man leidet ja unter Entzug“, legte sie noch oben auf. „Aber nun mal im Ernst: An was dachtest du dabei? Sei ehrlich!“
Auf diese Frage hin fing Anton, der sich gerade ein wenig beruhigt hatte, wieder an zu glühen. „Das möchte ich dir lieber nicht sagen“, versuchte er abzulenken.
„Warum nicht?“, stocherte die Schwester weiter in der offenen Wunde.
„Weil mir das wirklich sehr unangenehm ist“, musste nun der Ertappte bekennen.
Daraufhin begann Katharina lauthals zu lachen. So etwas war ihr noch nie untergekommen. Dass sie mitunter Patienten bei gewissen Tätigkeiten entdeckte, war ja normal für sie, aber dass es einem auch noch peinlich ist, noch nicht. Die meisten baggerten auf Teufel komm raus, nur um bei ihr mal zum Zuge zu kommen.
„Nun komm schon, sei kein Frosch, erzähle!“, stichelte sie weiter.
„Na gut“, gab Anton nach einiger Zeit klein bei, auch wenn ihm das nicht gerade angenehm war, was er zu gestehen hatte. „Ich dachte dabei an dich“, bekannte er sich schuldig. Jetzt stockte er allerdings, da das, was jetzt kommen sollte, noch peinlicher für ihn war.
„Nun komm schon!“, versuchte Katharina weitere Geheimnisse herauszulocken.
„Hm, ja … ich habe an dich gedacht, wie du … hm, hüstel, mit Angie, meiner Frau heiße Spielchen getrieben hast. So nun ist es raus!“, Anton war heilfroh, endlich alles gesagt zu haben.
Erstaunt wurde er von Katharina angesehen. Alles Mögliche hatte sie erwartet, nur das nicht. „Du hast dir vorgestellt, ich hätte mit deiner Frau …“, fragte sie nochmals nach, in der Annahme, sich verhört zu haben.
„Ja, du und meine Angie, ihr habt vor meinen Augen heiße Spielchen getrieben, nur um mich ordentlich anzuheizen“, wiederholte Anton nun laut und deutlich. „Soll ich es noch einmal sagen, falls du es immer noch nicht verstanden hast?“, begann er nun zu frotzeln. Dabei grinste er übers ganze Gesicht. Von Peinlichkeit seinerseits war plötzlich nichts mehr zu spüren. Im Gegenteil, er wurde mutig.
„Nein, nein“, stotterte Katharina verblüfft. „Ich habe nur so etwas nicht erwartet.“
„Ich dachte, du bekommst öfter Angebote von männlichen Patienten, hast du jedenfalls eben gesagt“, bohrte nun Anton weiter.
„Das ja“, bekannte Katharina. „Allerdings wollten die meist nur mich - und immer alleine ohne der jeweilige Partnerin.“ Sie machte eine kurze Pause. „Aber nun sag mal, ganz ehrlich. Würde es dir etwas bedeuten, wenn deine Angie und ich mal zusammen was Geiles tun?“
Nun wurde Anton wieder etwas rot. Es zog heftig in seinen Lenden, als er sich vorstellte, wie sich zwei hübsche Frauen vor seinen Augen liebten. „Ja, natürlich. Für umsonst habe ich das dir nicht gesagt. Das ist schon lange ein Traum von mir. Angie weiß natürlich von meinen Fantasien und ist auch nicht abgeneigt. Nur haben wir bisher nicht die richtige Frau gefunden.“
„Und ich könnte diese Richtige dafür sein?“, hakte Katharina nach.
„Ja, das denken wir. Du hast Angie auch gefallen als sie hat dich mal auf dem Flur gesehen hat. Was weiter geschehen könnte, liegt nur an dir. Fühle dich keineswegs bedrängt, im Gegenteil. So etwas kann nur auf Gegenseitigkeit beruhen. Wenn du zustimmst, würden wir uns freuen, wenn nicht, dann ist es auch in Ordnung“, erklärte Anton weiter.
Katharina überlegte. Man sah es ihr regelrecht an, wie die Gedanken in ihrem Kopf arbeiteten. „Wie stellst du dir das Ganze vor?“, wollte sie dann leise wissen. „Erst Kennenlernen und dann …?“
„Klar, erst Kennenlernen, ganz zwanglos und danach vielleicht, wenn es alle wollen“, wurde sie von Anton beruhigt. „Oder denkst du, wir fallen gleich über dich her, sobald du unsere Wohnung betrittst? Solche Banausen sind wir nun wahrlich nicht! Was zugelassen wird, entscheidet jeder selbst.“
„Okay, okay, ich glaube dir ja“, sagte Katharina, nun ihrerseits leicht errötend. „Du wirst ja morgen entlassen. Kommt Angie dich abholen? Oder besser noch: Kommt sie dich heute noch einmal besuchen?“
„Ja, natürlich kommt sie heute zu Besuch und morgen holt Angie mich auch ab.“
„Gut, dann sehen wir uns nachher zur Besuchszeit. Ich möchte gerne über die Angelegenheit mit Angie persönlich sprechen“, erklärte Katharina.
Anton schmunzelte. „Vertraust du mir nicht?“, fragte er etwas perplex.
„Doch, doch. Aber mit einer Frau über so etwas zu sprechen ist doch ein wenig einfacher. Ich möchte mir nur sicher sein, dass das Ganze kein Alleingang von dir ist und Angie vielleicht überrumpelt werden soll“, antwortete Katharina. „Ich hoffe, du verstehst das.“
„Das ist in Ordnung für mich. Wenn du dich nach einem Gespräch mit Angie besser fühlst, noch viel mehr“, erwiderte Anton. „Übrigens, meine Angetraute kommt gegen fünfzehn Uhr zu Besuch.“
„Oh, super. Da habe ich gerade Feierabend. Ich treffe euch dann hier im Zimmer. Bis nachher!“, sagte Katharina, warf Anton noch eine Kusshand zu und ließ ihn allein.
***
Sinnierend lag Anton in seinem Bett. Er war innerlich aufgewühlt. Seine Gedanken waren bei Katharina und dem Gespräch, das sie eben hatten.
„Wenn das mal gut geht“, sprach er laut in den Raum hinein und hüpfte aus dem Bett.
Er ging zum Fenster und schaute hinaus. Die Sonne schien, der Himmel war herrlich blau. Auf dem Baum, der vor dem Fenster stand, spektakelten eine Menge Spatzen. Als Anton das Fenster öffnete, hörte er das Gezwitscher der kleinen Vögel. Es klang so als würden sie sich streiten oder sich über ihn lustig machen. Er pfiff laut. Die Vögel erschraken und flatterten aufgebracht zwitschernd davon.
Nachdenklich schaute er weiter hinaus. Immer wieder schüttelte er den Kopf über so viel Unsinn, den Angie und er verzapfen wollten. „Wenn das mal gut geht“, sagte er wieder laut zu sich selbst.
„Was soll denn gut gehen?“, hörte er auf einmal Angies Stimme hinter sich.
Erschrocken drehte er sich um und sah direkt in Angies lächelndes Gesicht. Er hatte nicht bemerkt, wie sie das Zimmer betreten hatte. So sehr war er in Gedanken, dass er nichts wahrgenommen hatte. Freudig ging der ältere Mann auf seine jüngere Frau zu und küsste sie zärtlich auf die Lippen. Die ließ sich willig küssen und erwiderte die Zärtlichkeit.
„Nun, was hast du mir zu sagen?“, fragte sie wieder, als sie sich voneinander lösten.
„Ach ja“, sagte Anton. „Ich will es kurz machen, damit du verrückte Amsel mir nicht vor Neugierde platzt. Ich habe vorhin mit Katharina gesprochen. Sie ist bereit, sich mit uns zu treffen und eventuell auch weiter zu gehen. Allerdings möchte sie sich erst noch einmal mit dir unterhalten, bevor sie uns besucht.“
„Oh, wie schön“, jubelte Angie. „Wann wird sie zu uns kommen?“
„Katharina hat um drei Uhr Feierabend und wird dann auch gleich hierher kommen, um mit dir zu reden. Sie wollte uns nicht einfach so besuchen, ohne vorher mit dir geredet zu haben“, erklärte Anton ihr grinsend. Er freute sich schon, seine heimliche Flamme so schnell wiederzusehen.
„Was grinst du so komisch? Musst du mir mal wieder was beichten?“, wollte Angie wissen, als sie ihren Mann so lächeln sah.
„Ach, ich freue mich einfach nur.“
„So, so. Das sagst du doch nur“, meinte nun Angie, auch breit grinsend, als ihr einfiel, was Anton wohl denken könnte. So ganz jugendfrei schien das nicht zu sein. Sie kannte seinen Gesichtsausdruck, wenn er spitz war. Und das war er jetzt eben nicht gerade knapp. Weiter darüber nachzudenken, konnte sie nicht mehr.
Es klopfte an die Tür. Nach einem herein von Angie, öffnete sich die Tür und Katharina kam ins Zimmer. Diesmal nicht in der gewohnten Schwesterntracht, sondern in Alltagskleidung.
Anton sah sie staunend an. Katharina sah so anders aus, wenn sie die Schwesterntracht nicht trug.
„Was schaust du mich so an?“, fragte Katharina lachend, als sie Antons Blicke bemerkte. „Aber erst einmal guten Tag Angie.“
„Hallo Katharina“, grüßte Angie zurück. „Ich freue mich, dass du hergekommen bist.“
„Ich freu mich auch“, plapperte Anton los. „Nun sag schon, was du von Angie wissen willst“, plapperte er weiter, sich vor Aufregung fast überschlagend.
„Immer langsam“, beruhigte ihn Angie. „Lass doch Katharina erst einmal hereinkommen. Sie wird bestimmt gleich deine Neugier befriedigen.“
„Genau“, blies nun Katharina in Angies Horn. „Aber wisst ihr was? Hier ist es unbequem und es sind auch nur zwei Stühle im Zimmer. Was haltet ihr davon, wenn wir in die Cafeteria gehen und uns dort bei einem Kaffee unterhalten?“
„Gute Idee“, antwortete Angie. „Anton, zieh dir was über und dann gehen wir nach unten.“
Anton zog sich schnell an, während die beiden Frauen schon auf dem Flur standen und sich dort angeregt unterhielten. Die beiden schienen sich gut zu verstehen. Als Anton fertig war, folgte er ihnen nach draußen und los ging es in die Cafeteria.
Dort war Hochbetrieb, war doch reguläre Besuchszeit und somit waren auch viele Besucher im Krankenhaus, die mit ihren Angehörigen einen Plausch bei Kaffee und Kuchen machen wollten. Unsere drei Helden hatten jedoch Glück, ganz hinten in der Ecke wurde eben ein Tisch frei.
Angie schickte Anton dorthin, den Platz zu reservieren. Sie selber ging mit Katharina an die Ausgabe und suchte dort Kuchen für alle aus. Es wurde noch Kaffee bestellt, dann gingen die beiden zu Anton an den Tisch.
„Nun Angie, erzähle mal, wie ihr euch das so gedacht habt“, kam Katharina ohne Umschweife auf den Punkt.
Nun war es an Angie, die Geschichte mit ihren Worten zu erzählen, die Katharina heute schon von Anton gehört hatte. Katharina hörte genau zu, stellte zwischendurch einige Fragen, die Angie ihr beantwortete.
„Das hört sich gut an, könnte spannend werden“, sagte Katharina , als Angie geendet hatte. „Ich bin einverstanden. Allerdings wäre es mir lieb, wenn wir, sobald ich eure Wohnung betreten habe, nicht sofort loslegen. Erst machen wir uns ein wenig locker. Dann sehen wir, was weiter geschieht. Ich bin da halt etwas unerfahren.“
„Das ist ja wohl klar“, fing Angie an zu lachen. „Solche Banausen sind wir nicht, gleich über dich herzufallen.“
„Dasselbe hat Anton heute auch geäußert“, meinte nun Katharina grinsend.
Das wiederum veranlasste Anton zu einem noch breiteren Grinsen. „Dann ist nun also alles gebongt?“
„Ja, natürlich!“, kam es von den beiden Frauen wie aus einem Mund.
„Morgen, am Donnerstag, wirst du entlassen. Ich würde sagen, ich komme am Samstagabend zu euch. Ist euch das recht?“, fragte Katharina.
„Das geht in Ordnung“, antwortete Angie, dabei Katharina erfreut anlächelnd.
„Das wäre doch ein Gläschen Hopfenblütentee wert“, ließ Anton aus dem Hintergrund verlauten.
„Nix da, du bist noch im Krankenhaus, da gibt es keinen Alkohol“, wurde er von seiner Liebsten zurückgepfiffen. „Aber nun wollen wir unsere neue Freundin nicht länger von ihrem verdienten Feierabend abhalten. Ihr werdet euch morgen bestimmt noch einmal kurz sehen, denke ich.“
„Genau! Keinen Alkohol!“, bestimmte auch Katharina.
Knurrend nahm Anton das Verbot hin. Gegen die Übermacht zweier Frauen konnte er eh nichts tun.
„Mein Arbeitsplan für morgen steht schon fest“, berichtete nun Katharina auf Angies vorherige Frage hin. „Ich muss früh zu Dienstantritt den Morgenrundgang machen, später mit dem Stationsarzt die große Visite. Aber nun sage ich erst einmal Auf Wiedersehen und lasse euch zwei Turteltauben allein. Bis morgen, Anton, lass dir die Zeit nicht zu lang werden. Vor allen Dingen lass dich nicht wieder erwischen.“ Als sie das zu Anton sagte, zwinkerte sie ihm schelmisch zu. Zu Angie gewandt sagte sie: „Bis Samstag, ich freue mich“, und weg war sie.
Zurück ließ sie einen errötenden Anton und eine den Kopf schüttelnde Angie.
„Was meinte sie mit, du sollst dich nicht wieder erwischen lassen?“, wollte nun Angie wissen, als Katharina aus ihrem Blickfeld verschwunden war.
„Ach, nichts weiter. Das erzähle ich dir oben im Zimmer. Hier sind mir zu viele Leute“, antwortete Anton schmunzelnd. Er reichte seiner Liebsten eine Hand und los ging es wieder nach oben in Antons Zimmer, wo er Angie beichtete, was am Mittag erlebt hatte.
Was nach der Beichte geschah, ist leider nicht voll überliefert, lediglich vom einem lauten Gelächter von Angie war die Rede. Und nachdem Angie bereits nach Hause gegangen war, wurde auf der Station hinter vorgehaltener Hand gemunkelt, es wäre nach dem Lachen etwas laut in Antons Zimmer gewesen, er wäre wohl mächtig mit seiner Liebsten zugange gewesen. Der Alte hat´s noch drauf, wisperten die Patienten im Nebenzimmer.