»Ich bin schwanger!«
Meine Mutter sah uns bedeutungsschwer an und mir wurde heiß.
War das Vorfreude?
Oder Angst?
Nein - eher Stolz.
Danielle, die neben mir stand, griff nach meiner Hand und wir schauten uns an.
Automatisch wanderten unsere Blicke am Körper des jeweils Anderen entlang und wir musterten uns wie schon so oft.
Doch diesmal war es etwas anderes.
Mit der Schwangerschaft meiner Mutter war die Entscheidung für uns beide gefallen.
Danielle und ich waren Studpartnero, Studienpartner, ungefähr im selben Alter von Anfang zwanzig. Der Platz in meiner Familie würde bald von einem neuen Kind meiner Eltern eingenommen werden. Danielles und meine Zeit war gekommen, wir mussten unsere Familien verlassen, sobald wir jetzt unser Alter festgeschrieben hätten.
Wir von den Savantoj hielten unsere Existenz vor den Menschen streng geheim. Aus gutem Grund, denn wir warteten auf das Aussterben der Menschheit, damit wir den Planeten übernehmen konnten, um es hoffentlich zu schaffen, ihn vor den Menschen noch zu retten.
Ohne Gewalt, ohne Krieg, ohne die Umwelt zu zerstören.
Hilfreich für uns war nicht nur die Tatsache, dass wir viele hunderte von Jahren alt werden konnten und über eine gewisse Menge an Magie verfügten, die uns die Möglichkeit gaben, vor aller Augen weltweit miteinander zu kommunizieren. Wir konnten von den Menschen nicht erkannt werden, nur untereinander, außerdem verfügten wir über einen einfachen Plan.
Wir nutzten das aus, was die Menschen am meisten antrieb und wir setzten nicht weniger ein, als unser Leben oder das unserer Kinder. Zwar hatten wir sogar die Möglichkeit, uns zu heilen bei Krankheiten oder Verletzungen, aber wir starben genauso leicht wie die zerstörerischen Menschen, wenn sie uns in ihre Gewalt bekamen.
Natürlich ahnten sie nie, wen sie da vernichteten, aber es änderte nichts an unseren Verlusten.
Darum brauchten wir ständig Nachschub. Junge Frauen und Männer, die sich mindestens einem Menschen auslieferten als Partner. Je nachdem, in welchem Land, auf welchem Kontinent, waren das teilweise sehr brutale Beziehungen, in denen wir ausharren und unser Bestes geben mussten, damit nach und nach unsere Feinde unauffällig daran gehindert wurden, sich weiter fortzupflanzen. Indem sie sich mit uns verbanden, in welcher Form auch immer.
Längere Verbindungen sorgten dafür, dass der menschliche Partner unfruchtbar wurde. Gezeugte Kinder von beiden Spezies hatten keine Überlebenschance. Entweder starben sie bereits im Mutterleib, oder in ihrem ersten Lebensjahr.
Studpartnero wie Danielle und ich waren zwei Teenies, beide Zweitgeborene, die aktive Savantoj werden sollten, die sich von Beginn ihrer Geschlechtsreife an sexuell erforschen konnten. Offen und ungehemmt bis sie das Zeichen aus einer der beiden Familien bekamen, dass sie nun ihre Mission antreten sollten. Dann sollten sie einmal miteinander schlafen, durften alles ausprobieren, was ihnen vorher noch verboten war. Wir blieben danach auf der Altersstufe stehen, in der wir dann den Rest unseres Lebens verbringen würden, um möglichst viele Savanto-Kinder zu zeugen.
Wie bei Danielle und mir. Beide waren wir Zweitgeborene, beide waren wir bis auf unsere ausgiebigen Pettingerfahrungen noch unschuldig.
Das würde sich heute ändern und - wie es üblich war unter Savantos - nahmen die Eltern an dem Event teil, um ihren Kindern ihren Segen auf ihre Mission mitzugeben. Danielle und ich würden uns danach vermutlich nie wiedersehen.
Das Ganze kam einer Taufe bei den Menschen gleich.
Auch in dieser Beziehung waren unsere Feinde völlig anders aufgestellt. Ich war ja immer der Meinung, dass sie sich damit ihren eigenen Untergang bereitet hatten. Wie konnte man seinen Kindern die Schrecken des Krieges miterleben lassen, sie schlagen, missbrauchen und ihre Welt systematisch zerstören, aber an der Liebe sollten sie nicht teilhaben dürfen. Das geschah bei denen hinter geschlossenen Türen und ganz verschämt, dabei sollte es das Selbstverständlichste und Schönste sein, wie man miteinander umgehen konnte. Kinder durfte man nicht schlagen, sie sollten jeden Tag sehen, wie sehr man das andere Geschlcht wertschätzte. Nichts sprach dagegen und die Savantos gingen ganz ungezwungen miteinander um, ohne Scheu und alles im gegenseitigen Einverständnis. Die Kinder wurden weder davon ferngehalten noch gab es Fragen, die nicht beantwortet wurden. Natürlich immer altersgerecht. Gewalt, wie bei den Menschen, gab es bei den Savantos nicht.
Erst mit dem Eintritt in die Pubertät wurden sie in alle Feinheiten eingeweiht. Stets so, dass sich jeder kleine Savanto drauf freute, wenn es endlich so weit war, dass er selbst in gewissem Maße daran teilhaben durfte.
Die Phasen waren für jedes Kind dieselben:
Die blaue Phase war die eindeutige Kindheit, sie durften zusehen und Fragen stellen.
Die rote Phase begann mit der Pubertät, da wurden die Verbündeten bestimmt und sie konnten sich unter Aufsicht berühren und begutachten. Die gelbe Phase setzte mit der Menstruation des Mädchens der Verbündeten ein.
Danielles erste Regel hatte sie recht spät, erst mit siebzehn und zu dem Zeitpunkt waren wir schon richtig heiß darauf, endlich mal etwas mehr aneinander erforschen zu können. Ich erinnere mich noch genau, wie aufgeregt ich war und ständig so erregt, dass ich mich kaum beherrschen konnte.
Ich war Danielle zu gern hinterhergelaufen und wollte sie überall berühren, weil es mich ganz kribbelig machte. Sie ließ mich fast immer gewähren, aber wenn sie genug hatte, schob sie mich weg, oder hob einfach eine Hand. Auch wenn es mir schwerfiel, habe ich das immer akzeptiert und gewartet, bis sie dann zu mir kam.
Wir bekamen immer mal wieder ein paar Tipps von unseren Eltern, die uns liebevoll begleiteten. Meine Mutter sagte mir zum Beispiel, ich sollte auch Danielle ab und zu mal abweisen, damit wir beide damit umzugehen lernten, wenn wir nicht beide bereit waren. Es fiel uns schon oft sehr schwer, aber wir haben auch viel gelernt, nämlich wie man allein mit der Vorstellung von der Berührung, die Vorfreude unwahrscheinlich steigern konnte und als Ergebnis hatten wir dann sehr schöne Streicheleinheiten mit wilden Küssen, die wir beide genossen, bis wir nach Luft schnappten.
Ab diesem Zeitpunkt war oberste Pflicht, immer Verhütungsmittel zu verwenden, denn die Verbündeten durften unter keinen Umständen ein Kind zeugen. Das hatten wir auch nicht vor.
Danielle war aufgeregt, ich sah es ihr an, weil sie nervös auf ihrer Lippe herumkaute, bis ich sie einfach an mich zog und sie sanft küsste.
»Kein Grund, nervös zu werden, Danielle. Wir sind ein gut eingespieltes Team und können uns alle Zeit der Welt lassen. Wir machen alles so langsam wie du willst. Beherrschung haben wir lange genug geübt - wir sind perfekt vorbereitet«, flüsterte ich ihr ins Ohr und fuhr ihr zärtlich mit einem Finger an ihrer Wirbelsäule entlang. Ihr Erschaudern bestätigte mir, dass sie sich trotz ihrer Nervosität darauf freute, endlich das zu tun, wovon wir seit drei Jahren träumten, damit wir unseren eigenen Aufgaben nachgehen konnten. Dies würde jetzt sozusagen unsere Belohnung sein dafür, dass wir unseren Verbündeten optimal vorbereitet hatten.
Danielle lehnte sich kurz an mich und mir stieg der Duft ihrer Haare in die Nase. Ich vergrub eine Hand in ihrer rotblonden Lockenpracht, zog ihren Kopf zu mir, bis sich unsere Nasenspitzen fast berührten. Ich legte meinen Mund auf ihre zitternden Lippen, bis sie sich öffneten und unsere Zungen ein vorsichtiges Tänzchen wagten. Meine andere Hand schob sich unter ihre Bluse und fand ihre linke Brust, die ich sanft knetete bis sie unterdückt stöhnte. Ich war bereits so hart, dass ich sie am liebsten sofort hier an Ort und Stelle zur Frau gemacht hätte - da meldete sich meine Mutter wieder zu Wort.
»Ich schlage vor, ihr genießt vorher noch ein gemeinsames Bad, bevor ihr dann zur Tat schreitet. Vorfreude ist doch die schönste Freude, das wisst ihr doch schon. Ich freue mich für euch, dass es heute endlich so weit ist. Wir wissen, ihr habt schon lange darauf gewartet.«
Widerstrebend und mit einem enttäuschten Seufzer trennte ich mich von der süßen Danielle, die mich mit ihrem entrückten Blick bis unter die Gürtellinie traf, aber meine Mutter schob mich Richtung Haus, damit ich uns ein Bad anrichten konnte.
Mein Vater stand grinsend in der Tür und klopfte mir tröstend oder aufmunternd (?) auf die Schulter, als ich an ihm vorbei ging.
Ich glaube mit jedem neuen Studpartnero-Fest in unserem Hause hatte er auch immer dazu viel Spaß mit meiner Mutter. Die Vorfreude war ihm selbst ins Gesicht geschrieben, nur dass es mich heute nicht wirklich interessierte, denn heute war unser Tag, der mich in Euphorie versetzte. Wenn wir die Vereinigung hinter uns hatten, gehörten die nächsten Stunden uns. Mit Verhütung, aber ansonsten ohne Tabus.
Danielle und ich hatten schon so oft, so viele Ideen besprochen, dass ich Bedenken bekam, ob wir das alles wirklich schaffen konnten in dieser einen Nacht. Diesmal würde wohl keiner von uns abbrechen, um eine Pause einzulegen.
Fahrig kümmerte ich mich um die Badewanne, währenddessen es in meiner Hose immer enger wurde. Ich hörte meine Mutter nicht und fuhr entsetzt herum, als sie mir ihre Hand auf die Schulter legte.
»Ich kümmere mich darum, Alessandro. Bereite dich vor und komme dann zurück, Danielle wird auch gleich wieder da sein. Dein Vater holt sie und ihre Eltern ab und dann geht es in die Wanne mit euch. Ich bereite hier alles vor.«
Ich flitzte in mein Zimmer, entledigte mich meiner Klamotten, die ich einfach achtlos auf einen Stuhl warf und kehrte voller Tatendrang zurück ins Badezimmer.
Ich hatte gerade ein Bein in die Wanne gesetzt, da kam Danielle dazu. Während wir beide in das warme Wasser eintauchten, entzündete meine Mutter mehrere Kerzen. Ich mochte es, wie sich die Flammen in Danielles Augen widerspiegelten.
Aneinandergekuschelt bei leiser Musik küsste ich sie.
Das Spiel hatte begonnen.
Den Ernst dahinter, sollten wir erst später begreifen.