Der Alltag hatte uns wieder. Dass keine Schule mehr anstand, daran hatte ich mich zwischen den Sommerferien und der Russlandreise ja schon etwas gewöhnt und das mit der Uni war auch geklärt, sie würde erst nach unserer Reise aktuell wieder werden. Es hatte den Vorteil, dass wir jetzt in Ruhe unseren Terminen nachgehen konnten. Bilder für Nachbarn gab es nun zweimal in der Woche zu fotografieren. Mittwoch zog ich mit Kim und Lis los. Da sind die Termine zur Wäschevorführung. Eigentlich war ich in diesem Fall meist nur zum Schutze meiner Frauen dabei, aber so manches Mal, fielen doch ein paar Bilder dabei ab - zumindest für Willi.
Fast regelmäßig kamen Lis und Kim auf einen Verkaufswert von weit über 1000 Mark, denn die ganz billige Wäsche nahmen sie erst gar nicht mit. Ein paar Mal war sogar richtig Teures gefragt, für diese Sado Maso Spiele, von denen ich so gar nichts halte. Meine Frauen auch nicht. Die Anzüge, teilweise aus Latex oder Plastik, kommen aus einer kleinen Fabrik und sind sündhaft teuer. Da kamen schnell bis zu 5000 Mark zusammen. Pro Stück.
Wenn sich die Damen nicht so recht trauten, dann führten Lis oder Kim einfach etwas vor. Danach lief es meist wie am Schnürchen und, die Damen bekamen sehr oft Lust doch fotografiert zu werde, wie bereits erwähnt.
Freitags und samstags, wir blieben dabei, waren dann die normalen Nachbarn dran. Es wurde Routine. Abends, im Bett, herrschte aber ein völlig anderes Thema vor: unsere Hochzeitsreise. Kim musste zu Hause bleiben, obwohl wir sie auf unserer Hochzeitsreise gerne mitgenommen hätten. Mom brauchte immer noch die Hilfe der Adoptivtochter.
Das offene Ticket war inzwischen da, erster Klasse. Rund um die Welt, die Südroute über Australien. Dazu kam noch ein enormer Spesenscheck. Es gab nur zwei kleine Probleme dabei, ich musste auf dieser Reise natürlich auch Bilder für den Verlag machen; wenn er schon die Reise bezahlte und noch ein gutes Honorar drauflegte. Ich hatte 250 Filme versprochen. Das zweite Problem war die Route. Wir hatten schon so einiges von der Welt gesehen und viele Freunde da draußen. Kim schlug jedoch, fast automatisch, die ersten beiden Ziele vor, die wir auf der Asienreise besuchten: Bangkok und Bali. Lis fand, darüber müsste gar nicht mehr diskutiert werden. Diese Ziele seien sowieso klar. Zuerst wolle sie aber nach Teheran.
„Du Paul, hast ja noch gar nicht deine Ki ...“ Lis erschrak, beinahe hätte sie geplappert. Bei Kim, die damals nichts von meinen Kindern in Persien wusste, wäre es wohl kaum eine Katastrophe gewesen, aber damals war es halt noch sehr geheim. „Kitty erwähnt. Und wie sehr wir ihr zu danken haben“, riss sie den Wagen noch aus dem Dreck. „Teheran kommt zuerst. Da gibt es für dich sicher auch wieder einiges Geschäftliches zu bereden.“
„Du hast recht und wenn es nur Neugierde ist. Es liegt auf dem Weg“, stimmte ich zu. „Dann nach Bangkok, besser gleich weiter ins Royal Cliff. Das war doch wirklich ein Traum. Du Lis kannst dir die Suite aussuchen. Wir besuchen auch Nun, deine Ziehmutter Kim. Wenn du ihr etwas mitzugeben hast, das ist voll in Ordnung. Wenn wir, Lis und ich, auf Koh Larn nackt baden, aber auch abends im Bett, dann werden wir dich sicher arg vermissen. Wenn es dir ähnlich geht, denke vielleicht an Hans, er steht dir für Notfälle zur Verfügung. Das habe ich mit ihm auf Mallorca vereinbart. Er ist ja auch alleine ...“
Das brachte mir ein Küsschen von Kim ein. „Ob ich es brauche? Vielleicht wartet ja wieder mal eine Tigerin auf dich, wenn ihr zurückkommt. Ich hoffe, und werde täglich für euch meinen Buddha dafür anflehen, dass der größte Wunsch von Lis in Erfüllung geht.“ Das brachte ihr nun Küsse von Lis ein. „Ganz ehrlich, ich wünsche es mir auch. Ich bin als Nebenfrau voll zufrieden, meine Liebe gehört der Familie. Mom und Pop sorgen für die Tochter Kim, Paul sorgt für die Frau Kim und du Lis, sorgst für mein seelisches Gleichgewicht. Hoffentlich mit vielen Kindern, die ich mit dir versorgen darf. Ich habe mich schon erkundigt, wenn ihr weg seid, werde ich Nachhilfe in Kinderpflege nehmen. Das bin ich dir schuldig. Ich werde, wenn du es zulässt, deine Kinder, als die unseren betrachten. So, wie wir das Bett teilen, so möchte ich mit dir auch deine Kinder teilen. Darf ich das bitte? Es wäre eine Ehre für mich.“
Lis erdrückte mich fast, als sie über mich hinweg krabbelte und über Kim herfiel. Ich ging erst mal aufs Klo; jetzt werden gleich Tränen fließen. In der Beziehung habe ich Pech mit meinen Frauen. Die heulen gerne und viel. Mom sagt, wohl zu Recht: „So, wie die heulen, da ist es das pure Glück, das sie irgendwie loswerden müssen, also kein Grund für dich zu verzweifeln.“
„Wir haben uns auf vier Kinder geeinigt“, erklärte mir Lis, als ich zurückkam. Mom ist dann sicher völlig gesund und braucht nicht mehr so viel Pflege. Ich werde die Gören stillen, soweit ich es mit meinen kleinen Brüsten kann. Den Nachtdienst teile ich mit Kim, da hast du nichts damit zu tun. Wenn sie morgens in ihrem Laden ist, übernehme ich den Kindergarten. Mittags auch einige Zeit, damit Kim zu sich selbst kommt. Das bringt mich noch auf etwas Anderes Paul, wir waren uns darüber im Klaren, dass, wenn erst einmal die Kinder da sind, wir sehr viel mehr an Treue denken. Nein, du hast uns nie enttäuscht. Genau genommen war dein kleines Verhältnis mit Hellen der einzige nicht kalkulierte Ausreißer. Nun, er hatte ganz bestimmt keine Folgen, du hast dabei nur gelernt, sagte wenigstens Renate“, lachte sie dann. „Ich kann es inzwischen nur bestätigen und von Kim hörte ich auch keine Klage.
„Lasst es gut sein. Über meine Schandtaten haben wir schon genug gesprochen. Ich glaube, ich habe mir die Hörner reichlich abgestoßen. Stoßen ist in diesem Zusammenhang vielleicht im wahrsten Sinne des Wortes ein guter Ausdruck. Immerhin, seit Martinique, wo wir beide zum erstmals Bilanz zogen, kam nur eine Dame dazu.“
„Heidi? Ich denke, die kann man nicht zählen. Nun gut, also acht. Für einen jungen agilen Mann ist das recht wenig. Oder kennst du noch Vorfälle, Kim?“, wollte Lis es jetzt wohl wissen.
„Ich kenne keine, dass Paul aber doch nur mit so ein paar Frauen etwas hatte … Ich hätte auf mehr getippt. Da ist unser Klub ja wirklich ganz exklusiv“, seufzte Kim fast erleichtert.
„Du liebe Lis kannst gar nicht mitreden. Gerade mal Hans. Es wäre sehr blöd, wenn du erst später, nach dem Kinder da sind, auf die Idee kommen würdest, es doch einmal mit anderen Männern zu versuchen. Oder nicht meine Liebste?“, gab ich meine Meinung kund.
„Ich hatte bisher einfach keine Lust dazu. Ich habe es dir gesagt, mit Hans hat es viel Spaß gemacht. Fertig! Ich habe jedoch ganz tief in mir noch so ein paar Träume. Ich hoffe auf unsere Hochzeitsreise ... sicher die am besten geeignete Zeit. Wenn die Träume kommen, und nur dann, dann reden wir darüber. Ohne Reden geht nichts, versprochen. Diese Reise soll den Schlussstrich bilden. Für uns beide. Davon ist nur Kim als zugelassene Nebenfrau ausgenommen. Oder was sagst du, Kim? Lassen wir ihm seine anderen gehabten Frauen zu, gelegentlich und eher selten?“, lächelte Lis dann.
„Von mir aus schon“, antwortete Kim. „Paul ist für mich ... oh Scheiße, jetzt habe ich damit angefangen. Also, er ist für mich der Nabel meiner Welt. Ich sage es euch ganz brutal: Ich hatte viele Männer. Mit zwölf wurde ich im Reisfeld vergewaltigt, mit fünfzehn wurde ich betrunken gemacht und gleich von 3 Touristen die ganze Nacht geschändet. Tags darauf verkaufte ich mich an einen Franzosen. Auch am Strand. Mir hat dieses neue Spiel Spaß gemacht, auch wenn es mir manchmal körperliche Schmerzen bereitete. Meine Familie hatte genug Geld für die Pille, so verlor ich nur die Ehre. Wanda, meine Schwester, bekam mit, was los war. Sie petzte. Meine Mutter nahm mich ins Gebet, dann ging ich mit Wanda und unserer Freundin Arena nach Bangkok. Schwesternschule, Massage im Wat Po, Fremdsprachen. Das volle Programm. Männer waren kein Thema mehr, in letzter Minute hatte ich mich gefangen.“ Sie sah mich blicklos an.
„Dann gingen wir zusammen nach Deutschland, um unser Schicksal zu ändern. In Konstanz hatte ich einen Freund. Es stellte sich heraus, dass er mich gerne als Pferdchen haben wollte. Ich drohte mit der Polizei und bekam Ruhe. Dann kam Paul. Ich fand ihn so nett, dass ich ihn einfach um ein Quicky im Schilf bat. Er war nicht nur lieb zu mir, er hatte auch noch Verständnis für meine Situation. Doch du siehst ja selbst, was daraus wurde. Ich habe ihn später nur zweimal betrogen. Mit Hosni auf Jamaika und mit Mikel, nach den ersten Hausfrauen. Und das nicht einmal richtig. Es wurde nur geschmust und - geblasen. Mehr hätte ich nicht zugelassen. Ich tat es aus Spaß bei Hosni, bei Mikel, weil er mich wohl brauchte, nach den vielen aufregenden Shootings an jenem Tag.
So blöde das klingt, Paul ist im eigentlichen Sinne des Wortes mein erster Mann. Um es klarzustellen, ich hoffe auch mein Letzter. Ausrutscher? Vielleicht. Aber keinesfalls will ich dabei riskieren, was ich liebe. Bei Paul habe ich erst so richtig gelernt, was körperliche Liebe wirklich ist.
Ich gestehe noch was, ich liebe auch Pop. Wenn er es am Anfang versucht hätte, ich hätte ihn vielleicht weit gehen lassen, sicher zu weit. Aber Pop … er schmust halt gerne, ja, er hat auch schon mal an meinen Busen gegriffen. Aber sonst? Nix. Gar nix. Pop hat sich damals gleich entschuldigt, ich sei halt so klein und irgendwo müsse er seine Hände ja lassen. Wir einigten uns, wenn es nicht zur Gewohnheit würde, sei nur alles im Höschen tabu. Wir, Paul, sprachen ja mal darüber. Du hattest mich darauf angesprochen. Und heute? Da liebe ich Paul, Pop und Mom mehr, als ein Abenteuer.
Dich natürlich auch Lis. Ich denke wir beide haben ein ganz besonderes Verhältnis, das uns bindet. Übrigens Mom weiß Bescheid über mein Vorleben. Noch an dem Tag, als meine Adoption beschlossen wurde, sagte ich es ihr. Ich hielt es notwendig, der Ehrlichkeit halber, auch wenn ich alles aufs Spiel setzte. Mom meinte nur, was zähle sei, was aus mir wurde und das sei sehr zufriedenstellend. Mit Mom habe ich natürlich auch ein ganz besonderes Verhältnis. Als Krankenschwester kam ich ihr, damals als sie das arme behinderte Wesen war, sehr nahe. Das sind aber Frauengeschichten und gehen euch nichts an. Keine Fragen bitte.“
„Fragen? Zu was? Ach ja, wir sind bei der Routenplanung unserer Hochzeitsreise“, stellte Lis fest. Sie kann vieles überhören, wenn sie will.
Ich zog meine kleine Schwester eng an mich heran. „Danke Kim, danke für deine Offenheit. Ich habe etwas davon geahnt, du machtest bei den D-Girls so eine merkwürdige Bemerkung von wegen des bösen Mädchens und der Aussprache mit Nun. Ich wollte damals nicht nachhaken, dann habe ich es vergessen. Heute bist du nun über deinen eigenen Schatten gesprungen, indem du uns so viel aus deinem Leben erzählt hast. Und, vor allem Dank für deine Liebe zu uns. Wir lieben dich auch, doch das weißt du ja.“
Der Knuddel seufzte glücklich in meinem Arm. Meine Schulter wurde etwas feucht und Lis kuschelte auch ein wenig. Meine Zwei waren offensichtlich zufrieden.
***
„Ich würde vorschlagen, von Bali aus fliegt ihr über Darwin und Ayers Rock nach Sydney. Das muss man einfach gesehen haben“, fand Kim als Erste wieder zum Thema zurück. „Ob ihr noch im Pazifik rumgondeln wollt? Das müsst ihr selbst wissen. Es gibt drei Möglichkeiten, ich habe das gerade im Stern gelesen. Von Australien aus über Neuseeland und Fiji nach Cook Island. Von dort über Tahiti nach Los Angeles oder Südamerika. Oder - ihr könnt von Cook Island aus auch direkt nach Hawaii fliegen. Ich denke es ist ein Ziel, dass man gesehen haben muss...“
„Hawaii auf alle Fälle“, unterbrach Lis. „Was ist der dritte Weg? Du bist heute wieder einmal einsame Spitze Kim.“
„Nun, Sydney, Tokyo, Hawaii. Dann fällt der Pazifik aber flach, bis auf Hawaii natürlich. Ich denke mir jedoch, ihr wollt vielleicht lieber Kikki besuchen, als teure Romantik in schlechten Hotels, auf Inseln mit kaum erkennbarer Infrastruktur, zu haben. Die dafür auch noch recht abgelegen liegen und nur schwer erreichbar sind.“
„Ich habe mal von Bora-Bora geträumt“, seufzte Lis. „Dort sollte mein Kind gezeugt werden. Ich denke, auf Hawaii werden wir einen genau so schönen Platz finden und das mit Kikki ist eine gute Idee. Seit Teheran sind wir dann schon wieder eine ganze Weile unterwegs. Paul bracht dann sicher eine kleine Abwechslung, um seine Fantasie für die Arbeit mit der Kamera neu zu beflügeln. Kikki und Mitzi würden sich darüber auch sicher freuen.“
Ich nahm meine Mädchen fest in den Arm und küsste sie sehr liebevoll. „Bin ich denn wirklich so ein Schlimmer?“
„Du bist unser Schatz, und du bist nicht schlimm. Wir wissen, dass du das brauchst, um die nötige Ruhe für deine Arbeit zu haben. Das respektieren wir, uns wird dabei ja nichts genommen, oder was denkst du Kim?“
„Ich bin da leider sehr selbstsüchtig, mir kommt es nur darauf an, dass ich hin und wieder Paul für mich habe. Dann, das spürt man, dann gehört er ganz mir. Und ich ihm. Das habe ich gerade erst in Russland ganz deutlich gemerkt. Für den Rest der Zeit kannst du über ihn verfügen. Wenn es dir egal ist, dass er mit seinen anderen Frauen schläft, ich habe kein Problem damit“, antworte Kim ganz gelassen.
„Jetzt sind wir ja schon wieder beim Thema eins“, murrte ich. „Das mit Tokio finde ich aber gut. Ich denke mit Freude an die so hübschen und so keuschen Mädchen. Vielleicht haben wir nochmals Glück und ich bekommen wieder ein paar gute Bilder. Irgendwie muss ich die 250 Filme ja voll bekommen.“
„Das hoffe ich für dich mit. Ich bekomme richtig ein Kribbeln, wenn ich an damals denke“, erinnerte sich Lis. „Ich fühlte mich, umgeben von Hunderten dieser schlanken Wesen mit ihren kleinen Brüsten, erstmals als vollwertige Frau. Und ich merkte, dass Paul ganz schön vernarrt in meine Figur war. Wir durften damals ja noch nicht zusammen ... aber so liebevoll wie damals, war er zuvor selten.“
„Ich denke, wir folgen dem Rat von Hans und fliegen danach über Hawaii, Vancouver nach San Francisco“, kam ich zum eigentlichen Thema zurück. „Von Los Angeles aus nach Jamaika. Über Florida dann nach Martinique. Zurück über Paris. Da wir ein Open Ticket haben, können wir immer noch umbuchen.“ Ich dachte kurz nach, dann fügte ich hinzu: „Ich fürchte das sind genug Ziele. Sonst wird es womöglich Stress und ich habe zu wenig Zeit für meine liebe Frau. Einverstanden, Lis, Kim?“
„Einverstanden“, seufzte Lis mit arg verträumten Augen. Sie war wohl in Gedanken schon auf der Hochzeitsreise.
„Es ist jetzt spät genug, ich rufe schnell noch Kikki in Tokio an. Sie wird schon wach sein. Ich gebe ihr die Route durch. Auch unsere Wunschhotels. Sie soll uns einen Plan ausarbeiten und mir morgen früh durchgeben. Sie hat halt mehr Ahnung, als alle Reisebüros in Stuttgart zusammen.“
Ich stand auf und rief an. Kikki sagte, es sei ihr eine Ehre unsere Hochzeitsreise zu organisieren. Eine noch größere Ehre sei es ihr, das wir planen sie zu besuchen.
Als ich ins Schlafzimmer kam, war nur noch Lis da. Kim war oben in ihrer eigenen Wohnung. „Ich freue mich schon sehr auf unsere Reise“, lächelte sie, dann wurde sie ernst. „Du hast es mir versprochen, dass ...“ Sie schmuste sich an mich ran. Sie wollte etwas. „Ich werde, mit deinem Einverständnis, die Pille passend absetzen. Dann koche ich auch ein paar sehr frivole Gedanken aus. Dich bitte ich, lass es mich nutzen, lass mich auf dieser Reise ein erstes und letztes Mal das neugierige scharfe Möhrchen sein. Und jetzt geh hoch zu Kim, ich habe ihr gesagt, dass du zu ihr kommst. Sie hat eine sehr lange Durststrecke vor sich, so lange, wie wir wegbleiben.“
?***
Frühstück. Der Anruf von Kikki kam pünktlich. Ich hatte nun einen genauen Flugplan vor mir. Sie hat überall da reichlich Zeit eingeplant wo sie wusste, dass wir sie benötigen. Australien kam ein wenig zu kurz. Wenn es so schön ist, wie ich davon hörte, können wir ja nochmals hinfliegen. Für Florida waren nur drei Tage eingeplant. Wir besprachen die Route nochmals im Familienrat. Ich rief auch noch Axel, meinen Schwager, an. Er flog mit Kristin eine ähnliche Route. Nur Tokio und Vancouver blieben damals raus, dafür hatte er Fiji drin. Er gab mir noch ein paar Tipps. In der Nacht bestätigte ich Kikki die Route, mit kleinen Terminänderungen.
Die Reise stand also fest, Abflug am 1. November. Die Änderungen im Haus waren inzwischen auch beschlossene Sache. Ein Kinderzimmer musste zusätzlich her. Wir entschlossen uns, dass nur noch das Atelier mit Nebenräumen für Aufnahmen genutzt wird, ich werde vielleicht ein zweites Studio, im Laden von Onkel Franz, einrichten. Dort ist Platz genug. Das Gästezimmer wird so renoviert, dass es auch als bessere Location für vornehme Bilder dienen kann, aber auch für vornehme Gäste geeignet ist. Wir sind jetzt ein solides Ehepaar, und so wollten wir uns auch geben. Im Inneren wussten wir jedoch, dass der absolute Luxus, den wir auf unseren Reisen erlebten, doch sehr auf unsere Erwartungshaltung abgefärbt hatte.
Unser Schlafzimmer wird ebenfalls neu möbliert. Das neue, überbreite Bett wird bereits mit besonderer Sorgfalt, in einer Schreinerei, per Hand hergestellt, mit drei Matratzen. Es soll nach wie vor als abendlicher Versammlungsplatz mit meinen Lieben dienen. Es würde uns sonst etwas fehlen. Auch Lis hatte es ja klar herausgestellt - daran würde sich nach unserer Hochzeit nichts ändern. Es gehöre zu unserem höchsteigenen Lebensstil. Genauso, wie ich halt zwei Frauen hätte. Als Graf eines islamischen Clans sei dagegen ja auch nichts zu sagen.
Alle überzähligen Möbel und Fotoausrüstungen werden in unser neues Haus in Neapel verfrachtet. Dort kann ich das alte Zeug vielleicht noch nutzen. Ein Hausmeister für das Haus, mit Ehefrau, war bereits eingestellt. Er konnte die Fracht empfangen. Wenn Fragen auftauchen, erklärte sich Kim als der zuständige Ansprechpartner.
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Roland, mein Freund und im Prinzip jetziger Lehrling, machte sich richtig gut. Er ist enorm fleißig, hat auch reichlich mit dem kopieren meiner Bilder zu tun, sehr oft bis tief in die Nacht. Lisl, seine Frau, hilft morgens im Laden, wenn der meiste Kundenbetrieb ist. Das Baby wird dann von Oma und Opa betreut. Onkel Franz ist glücklich endlich entlastet zu sein. Er kommt nur noch aus seiner Wohnung runter, wenn er von einem alten Kunden verlangt wird. Arena, die Freundin von Kim, sorgt liebevoll für ihn. Dazwischen ist sie im Laden von Kim, den deren Schwester Wanda jetzt leitet. Hier wird ebenfalls Körperschmuck angeboten, aber auch Fingernägel, Solarium und thailändische Massage. Das alles aber nur für Frauen. Das war die Bedingung von Kim. Es sollte einfach kein Verdacht mehr aufkommen können.
Wanda arbeitet noch drei Nächte im Stadtkrankenhaus. So eine junge Ehe braucht halt Geld. Arena wollte das eigentlich auch, Onkel Franz war aber strikt dagegen. Wenn sie Geld für eine Extrawurst brauche, solle sie es, verdammt noch mal, einfach sagen. Dazu bekommt sie ja auch ein Gehalt als Hausdame.
Ich hatte eine gute, ältere Verkäuferin im Fotoladen eingestellt, die mir versprach Lisl in alle Geheimnisse des Berufs einzuweisen, bis sie als Ganztagskraft tätig sein kann.
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An nächsten Tag kam die neue Fiesta, ein Quartal später als geplant, weil die D-Girls ja in einem Schnellschuss dazwischen geschoben wurden. Es war Samstag und wir saßen alle am Mittagstisch. Das Heft war sensationell. Mikel hatte, mit Wissen und Hilfe von Mom, die Sonderausgabe nicht, wie ursprünglich geplant, als Paul’s Best heraus gegeben, sondern mit dem Thema: Deutsche Hausfrauen. Mom hat dazu ein paar Anekdoten geschrieben, die sie irgendwann bei unseren Tischgesprächen aufschnappte. Dem neuen Stil der Fiesta entsprechend, waren nur schöne Bilder darin. Hin und wieder wurden zwar auch diese frechen Bilder gezeigt, aber dann mit rotem Abdeckpunkt und mit dem Hinweis auf das neue Verlagsobjekt Neighbors, ab Dezember. Abos gab es zum Sonderpreis. Das Heft machte auf alle Fälle neugierig.