In meiner Familie hatte sich inzwischen nicht viel geändert. Das Schlafzimmer war immer noch erste Anlaufstelle für uns. Sara hatte natürlich keinen Zutritt, außer beim Putzen. In unserem Wohnzimmer war sie in der Zwischenzeit aber immer öfters dabei. Sie ist ein pfiffiger kleiner Kerl und hat uns einfach als ihre Familie angenommen. Mom und Pop waren für sie die absoluten Respektspersonen, mit Lis und mir argumentierte sie inzwischen schon manchmal. Sie bekam mit, dass die Familie wohl für einige Wochen nach Neapel fahren wird und sie mit sollte. Nachdem sie die erwünschten Auskünfte bekommen hatte, kam als Letztes der Wunsch von ihr, einen Sprachkurs in Italienisch mitzumachen. Wir waren bisher mit den Crash-Kursen gut gefahren, also bestellte ich einen guten Lehrer für uns alle.
Professor Lothar Maier ist ein recht umgänglicher Mensch. Er ähnelt sehr Pop. Ich war jetzt auch bei seinen Vorlesungen ständig dabei, im Übrigen besuchte ich, wie gefordert, auch die kaufmännischen Vorlesungen. Als ich mitbekam, dass Gasthörer erlaubt sind, nahm ich auch Kim mal mit, wenn sie Zeit und Lust hatte. Sie musste ja für unseren und ihren Laden im kaufmännischen Bereich ebenfalls fit sein. Lis besuchte einige Vorlesungen der Betriebswirtschaft. Sie fand es zwar ein sehr trockener Stoff aber irgendwann sicher mal von Nutzen.
Praktisch hatte sich für uns also nicht viel geändert, Schulähnliches Gehabe nach wie vor, wenn es Lis und Kim allerdings auch etwas leichter nahmen.
Am Samstagmittag hatten wir die Verabredung mit den D-Girls. Nur Lis Kim und Kristin sollten mit. Axel musste passen, denn bei Papa lief mal wieder eine Sonderaktion; seit Wochen propagiert. Da gab es für Axel keine Chance.
Wir saßen noch beim Frühstück zusammen und besprachen den Tag, als Kim vorschlug, einfach Sara mitzunehmen. Sie hätte ihr schon einiges wegen der Schminkerei beigebracht. Wenn es dann losgehe, könne Sara ja die Beleuchtung übernehmen, sie sei kräftig genug, mit den Geräten gut umgehen zu können, sie hätte es mit ihr geübt. Aber nur gegen das normale Honorar natürlich. Völlig klar, dass ich einverstanden war.
„Mikel braucht mindestens 200 Bilder zur Auswahl, das sind 6 Filme, bei den D-Girls schaffe ich 4 Filme in der Stunde, wenn alles gut läuft, das heißt, wenn ihr gut funktioniert“, informierte ich mein Team. „Wir genießen dort erst mal das Mittagessen. Dann verteilten Lis und Kristin die Wäsche, die Girls verziehen sich auf ihr Zimmer und probieren an. Du Kim und Sara beginnt mit dem Rausputzen der Damen. Ihr habt für alles einen Vorlauf von einer Stunde. Ich werde inzwischen alle Zimmer mit Fotolampen bestücken, das nimmt viel Stress bei der Beleuchtung weg, dann genügt ein Satellitenblitz. Wenn ich eine Runde durchhabe, jeweils einen viertel oder halber Film, sind die ersten der Mädchen bereits wieder umgezogen. Ich möchte dann, dass sie mir für ein paar lesbische Schmuse-Szenen zur Verfügung stehen. In Wäsche natürlich und ohne ... ihr wisst schon. Ich nehme mal 20 Filme mit. Wenn alles klappt, sind wir zum Abendbrot wieder daheim. Vergesst übrigens nicht, Bertha wieder leer zu kaufen. Wir werden übrigens auch dein Stadtauto benutzen müssen, Lis. Wann machst du eigentlich deinen Führerschein?“
„Ich habe mich angemeldet, Montag geht es los. Mein Auto kann Kim natürlich gerne mitbenutzen, ich habe ihr das schon gesagt. Heute fährt sie es sowieso und nimmt neben Sara auch die bestellte Wäsche mit“, antwortete meine Ehefrau.
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Der Trubel war riesig, als wir kamen. Alle, wirklich alle der D-Girls schlabberten an mir rum. Ich zählte Bertha und Martha gerne dazu. Das Essen war hervorragende Hausmannskost, ich musste mich gewaltig bremsen, damit ich bei der Arbeit nicht vornüber kippte. Dann ging die Arbeit los. Lis hatte angeordnet, dass die Girls mit Zimmer 1 beginnen und dann jeweils das nächste Zimmer dran kommt. Das sparte unnötiges Herumlaufen. Agnes begann. Selbstvergessen zog sie sich aus. Auf mich achtete sie gar nicht. Lene war prima, Gesine … Francine … Es lief einfach wie am Schnürchen. Sie hatten alle vom letzten Mal und aus den dabei entstandenen Bildern gelernt, was gut ist und was nichts bringt. Willi wird in Ohnmacht fallen, wenn er die neuen Bilder sieht.
Ich fiel auch beinahe in Ohnmacht, als ich plötzlich meine Frau, bei Elke im Zimmer, vor der Kamera hatte. Sie meinte, was Kristin könne, das könne sie auch. Elke und sie hatten einen Hauch von Unterwäsche im Leopardenlook an. Nicht lange. Dass mein Weib gerne mal mit einem Mädchen schmust, es kann und auch genießt, hatte ich ja nun schon mehrfach gesehen; dass sie allerdings einmal den Mut aufbrachte, es öffentlich und vor der Kamera zu tun, war doch etwas Neues für mich. Solange sie Spaß daran hat; warum soll ich es ihr verbieten.
Ich war mit den Zimmern durch. Unten, vor dem Hinterausgang zum Garten, hatten die Girls sich jedoch noch etwas einfallen lassen. Die Gartenschaukel vom Sommer war unter einer Türe befestigt. Zwei der Damen spielten mir eine Szene im Südstaatenlook vor. Willi hatte ihnen die Kleider für diese Aufnahmen extra besorgt, sie sollen im nächsten Sommer Mode werden. Ich fürchte, meine zwei Weiber werden das auch wollen.
Kurz nach sechs waren wir fertig, die 20 Filme waren durch. Bertha und Martha sind wieder dabei. Auch ein neues D-Girl, erst seit zwei Monaten im Haus. Lene sagte mir beim Mittagessen, es sehe so aus, dass zwei oder gar drei der Freundinnen womöglich ein dauerhaftes Verhältnis gefunden hätten. Noch sei zwar Testphase, sie rechnen aber damit, dass spätestens im Herbst die Erste auszieht.
„Dann brauchen wir halt Nachschub, wir können ja Bertha und Martha nicht auf der halben Miete sitzen lassen. Und …“, ihr Gesicht verzog sich etwas traurig. „Nachschub gibt es leider genug. Auf die Fiesta hin haben sich sieben junge Frauen beworben, hier zu wohnen.“
„Ich konnte erst eine nehmen, bei der es am dringendsten war, sie musste auch raus aus einem Frauenhaus“, setzte Bertha hinzu. „Ein Zimmer wollen wir auf jeden Fall als Gästezimmer lassen. Lene hatte da einen recht guten Vorschlag, der bereits auch in Arbeit ist.“
„Wir haben darüber geredet, dann kamen wir auf die Idee, das Zimmer besonders luxuriös zu möblieren. Das Bett sollte ein Himmelbett werden, ein richtiges Liebesnest. Die Türe sollte aber nicht verschließbar sein. Der Zweck? Wenn wir jemand gefunden haben, mit dem eine von uns es noch einmal probieren möchte, dann in diesem Zimmer. Gibt es dann doch wieder Ärger, kommt der Rest der Mädchen zu Hilfe - und der Mann bekommt von uns allen, was er dann verdient hat“, erläuterte Lene. „Schreckliche Haue.“
Meine Assistentinnen lachten, nur Sara sagte nichts. Ich denke mal, sie wusste gar nicht, um was es ging. Sie hatte sich übrigens sehr gut in mein Team eingefügt. Nun gab es heute ja auch nichts, was ein junges Mädchen verwirren konnte. Jedoch jung? Jung schon, aber wie uns Kim von sich erzählte, konnte ich schon meine Rückschlüsse ziehen. Das war nun aber die Sache von Kim. Sie hat die Verantwortung für Sara übernommen. Obwohl Pop, denke ich, verantwortlich ist - er ist halt doch der Sippenälteste …
Die Verabschiedung von den D-Girls war eher noch schlimmer als das Willkommen. Ein paar wollten gar richtig fest in den Arm genommen werden. Ich fürchte, die liebe Lene hat da ein wenig zu viel erzählt. Nun ja, wenn es sonst nichts ist. Es dauerte eine halbe Stunde, derweil verpackten meine Frauen die neu gekauften Vorräte.
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Die Zeit verging. Mittwochnachmittags und samstags hatten wir Termine für die Nachbarn. Ein paar Termine im Studio gab es auch. Sonst war für mich halt wieder lernen angesagt, und das nicht zu knapp. Da gab es doch einiges, was ich an der Schule, aber auch zur Gesellenprüfung, nicht gelernt hatte. Dann stand Ostern vor der Türe. Diesen Termin hatten wir für den Flug nach Neapel vorgesehen. Ich wollte nicht mehr als unabdinglich nötig an der Uni fehlen, war da doch auch noch der Temin in Russland. Darüber hinaus wollte ich diesmal bei den Prüfungen nicht so patzen, wie bei der Gesellenprüfung. Was da an der Uni gelehrt wurde, schien mir auch wichtig. Im Enderfolg war es ja wohl die Endphase meiner Berufsausbildung.
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Alberto, der Hausmeister in unserm Haus in Italien, wusste Bescheid. Wir kamen in voller Besetzung, einschließlich Professor Maier mit Frau und Sara, unsere Haushaltshilfe. Gerade sie sollte ja auch ein wenig Abwechslung haben, vor allem sollte sie ein wenig in die Wärme kommen. In Stuttgart war es immer noch frisch, für unsere beiden Thais ein kleines Problem.
Der Flug war recht gut. Luigi, der vorgesehene Busfahrer, holte uns am Flughafen in Neapel ab. Pop und sein Freund Lothar waren angenehm überrascht, dass sein Bus keine Rappelkiste war. Da konnte man gut Studenten damit befördern, ja, Prof. Maier spielte ernsthaft mit dem Gedanken selbst mitzufahren. Seine Frau konnte dem Flug nicht so viel abgewinnen. Sara ging es ebenso.
Die Unterkunft war noch so einfach eingerichtet wie im letzten Sommer, das sollte sich jedoch ändern, bis wir das Seminar hatten.
Der geplante Koch servierte uns ein hervorragendes, wenn auch leicht verspätetes Mittagessen. Italienische Küche natürlich. Nun saßen wir alle auf der Terrasse im Garten und genossen die Sonne.
„Hier kann man es schon aushalten. Auch sechs Wochen lang. Was meinst du, Luise?“, hörte ich Prof. Maier sagen.
„Mich beschäftigt die Frage, ob wir denn immer so gut essen werden? Ich fürchte, dann nehme ich schrecklich zu“, antwortete seine Frau lachend.
„Du musst ja nicht alles essen was auf den Tisch kommt, mein lieber Schatz. Mäßigung ist eine Tugend“, meinte er.
„Gnädige Frau, wenn wir in voller Besetzung da sind, wird das Essen, wie mir der Koch versicherte, meist als Buffet angerichtet. Anders geht das aus Kostengründen nicht“, sagte Lis. „Dann ist der Teller nur so voll, wie der Hunger groß ist.“
„Oh ja, das ist natürlich sehr viel besser, Frau Oktober. Man möchte ja doch seinen Teller leer essen.“
„Nennen sie mit doch bitte, wie alle hier, Lis. Auf Frau Oktober reagiere ich noch nicht und ... wir duzen uns alle.“
„Ja, das hab ich schon gemerkt“, sagte Professor Maier. „Ich denke, wir schließen uns einfach an, wo wir im Sommer schon mal sechs Wochen zusammenhängen werden. Ich bin der Lothar und das ist die Luise“, sagte er, auf seine Frau deutend.
Allgemeines Händeschütteln, Lothar bat lediglich darum, bei ganz offiziellen Schulangelegenheiten doch bitte beim Professor zu bleiben. Aber nur der äußeren Form halber.
Um vier ging die Parade los. Heute, Gründonnerstag. Zuerst Maler, Anstreicher, Installateure und Elektriker, dicke Tapetenkataloge, Farbkarten und Muster in den Händen. Kim zog mit ihnen durch die Räume. Es folgte eine Delegation der Möbelfritzen. Ebenfalls mit Katalogen. Jetzt war Lis gefragt. Vom Gartengestalter fühlte sich Mom angesprochen.
Pünktlich kam auch Dottore Stefano, der Rechtsanwalt. Pop und ich zogen mit ihm zu dem alten Gästehaus. Das Haus entsprach voll meiner Vorstellung und der Preis war gut. Damals war Neapel noch der touristische Magnet. Hier oben, nördlich, nahe bei Mondragione, sehr abseits von der Straße, wo unser Schloss lag, war nichts los. Die Touristen zog es in die Stadt oder nach Capri. Wo dem Vernehmen nach die Sonne untergeht.
Der Handel wurde abgeschlossen, die vorbereiteten Papiere mit dem ausgehandelten Preis vervollständigt und unterschrieben. Kim würde am Samstag im Büro des Dr. Stefano bezahlen und dafür die Unterlagen bekommen. Die Schlüssel wurden uns bereits übergeben.
Zurück im Haus, trafen gerade Lis und Kim wieder ein. Mom war mit dem Gartengestalter noch am Wirken. Zusammen mit den Handwerkern ging es nun ins Gästehaus.
Die Handwerker waren begeistert, die Möbelhändler auch, wenn auch weniger vom Preisdiktat, das Kim ihnen vorgab. Es wurde zugesagt, dass alles nach Plan erledigt würde. Alberto wurde als Oberaufsicht benannt und, von Kim vorgeschlagen, hohe Summen als Konventionalstrafen vereinbart. Das passte den Handwerkern nun nicht so ganz, auf der anderen Seite waren solche Aufträge rar. Sie unterschrieben und zogen wieder ab. Ich hatte mein Konto kräftig geplündert. Das Finanzamt wird sich noch mehr freuen.
Sara kam mit einem Servierwagen angerollt. „Lis sagt, jetzt isch Zeit für d’Cocktailstund. Paolo hat Schnäcks g’macht und d’Bar g’füllt. D’r Pro … Pro … d’r Sprudelwoi isch kalt. Ih soll euch bediene, hat er g’sagt. Jetzt wär ih halt da.“
Alles lächelte und Pop knuddelte sie erst einmal. Dann erklärte er ihr, dass das Getränk Prosecco heiße, in Deutschland halt Sekt, aber, auch wenn er sprudle, sei es kein Sprudelwoi.
Sara hörte aufmerksam zu, dann meinte sie: „Gut isch’s, Prosecco, net Sprudelwoi.“
Ich habe es wohl noch nicht erwähnt, Sara hatte bei den Mädchen in der Nachbarschaft, ihre knappen Deutschkenntnisse erweitert, dabei allerdings sehr den schwäbischen Dialekt angenommen. Nun, es fiel uns damals nicht so sehr auf, wir alle schwätzen ja eigentlich schwäbisch, nun war es jedoch leider zu spät, das Ruder für Sara noch rum zu reißen. Sie mutierte zur Schwäbin. Buddha helfe ihr …
Schnell hatte jeder seinen Drink in der Hand und prompt hatten wir die Stimmung der Blue Hour, wie wir sie von unseren Reisen her gewohnt waren. Lothar und Luise fanden diese Einrichtung gut, sie süppelten von ihren Drinks und naschten vergnügt an den Snacks.
„Hört mal, Alfredo hat mit mir gesprochen“, sagte Lis unvermittelt. „Der für uns zuständige Pfarrer kommt in einer Stunde. Als Grund gibt er an, das Haus mit seinem neuen Besitzer segnen zu wollen.“ Sie grinste, ein typisches Zeichen, dass sie etwas ausheckte. „Nun, wenn er schon segnen will, dann denke ich, wir machen eine Taufe daraus. Das Schloss muss einen Namen haben. Ich denke mir, aus gegebenem Anlass, Villa Radama sei ein guter Name.“
„Ich bin einverstanden, mein Schatz. Aber lass uns doch genau sein, so könnte es bedeuten, dass wir es dem Clan widmen. Du meinst doch sicher, es soll Villa Rama Radama heißen oder?“, warf ich ein.
Allgemeine Zustimmung in der Familie. Der Pfarrer hatte nichts gegen den Namen. Hauptsache er konnte ihn aussprechen. Es ging ihm flüssig von der Zunge, ihm waren die Geldspende, das Buffet und der Wein dazu auch sehr viel wichtiger.
***
Wir konnten alles erledigen, was zu erledigen war. Lis und Mom verkündeten, dass sie noch eine Woche bleiben wollten. Mom will ihre Suite einrichten und Lis will mit Alfredo und ein paar Leuten, schon mal Möbel ins Gästehaus transportieren, um so Platz für die neue Einrichtung zu schaffen, aber auch Schlafplätze für die Studenten.
Als Mom und Lis eine Woche später kamen, ging es Lis nicht ganz so gut. Die Zwillinge brachten ihren Körper doch arg durcheinander. Aber Lis war schon immer zäh, es wurde natürlich wieder.