In Stuttgart wurden wir empfangen, wie es sich für Weltreisende gehört. Ich hatte natürlich schon telefoniert, um uns und Fortune anzukündigen. Besonders Mom legte ich sehr ausführlich dar, dass sie nur eine gute Freundin von uns sei und ich nicht mit ihr schliefe oder geschlafen hätte. Meine Familie sei komplett. Moms ausufernde Fantasie musste sofort gedämpft werden. Sie hatte sich doch tatsächlich schon wieder verwegene Gedanken zusammengereimt …
Erstmal zu Hause, nahm Mom unseren Besuch jedoch gleich in Beschlag. Vom Erzählen her kannte sie Fortune ja bereits. Ich hatte Fortune noch in Paris geraten, dass sie ihre böse Liebesgeschichte Mom erzählen solle. Die war natürlich voll begeistert, hätte aber von uns auch nichts anderes erwartet als zu helfen, sagte sie. Hier in Deutschland könne das gekränkte Mädchen sicher schnell wieder auf andere Gedanken kommen.
Lis wollte erst zu ihrer Mama, die war zwar für den Abend eingeladen, aber Lis musste ihre Freude loswerden. Am Abend dann große Party in der Beletage. Kim hatte gekocht. Sie saß beim Essen neben mir, Lis saß bei ihren Eltern, Fortune bei Mom und Pop. Kristin und Axel, Hans und auch Renate waren da. Renate kam bereits zu Weihnachten zurück aus Persien. Der Abschied war ihr zwar schwergefallen, sagte sie, aber genug sei genug. Jetzt wären ihr Mann und das Hotel dran. Wenn das Haus aber eine Urlaubsvertretung brauche, würde sie gerne hinfliegen. Am liebsten mit Hans zusammen.
Es wurde ein langer Abend, denn es gab viel zu erzählen. Unsere Eltern waren nicht so sehr an unseren Abenteuern mit den Models interessiert. Das kannten sie nun zu Genüge. Unsere Abenteuer in Australien waren jedoch auch hier ein Hit. Lis erzählte locker von unserem ersten Versuch bei der Zeugung des Nachwuchses. Warum und wo es dazu kam. Nicht in allen Einzelheiten natürlich, die Fantasie unsere gespannten Zuhörer reichte jedoch völlig.
Als sie von dem Koala erzählte, den sie unbedingt haben wollte, knurrte Pop: „Das hätte mir gerade noch gefehlt.“ Pop kann Eukalyptusbonbons nicht ausstehen. Sie würden nicht mit seiner Lieblingsmedizin, Cognac, harmonieren, sagte er mal.
Lis erzählte natürlich auch von dem Traum mit Pele, ich gab unsere zweite und dritte Hochzeitszeremonie zum Besten. Papa lachte ein Glas vom Tisch, als ich erzählte wie Mitzi die arme Lis, wie eine Schmetterlingspuppe, aus dem Kokon von Seide wickeln musste. Mom verstand jetzt erst, warum dieser Coupon Seide, den wir mit Diplomatenpost vorab geschickt hatten, so schlecht aufgewickelt und gar an einigen Stellen schmutzig war.
Ich erzählte, sehr diskret, vom Haus der Sonne. Papa wurde mal wieder rot. Kim nahm Pop vorsichtshalber das neue Glas weg und hielt es fest in der Hand, bis sein Lachanfall vorbei war. Ich hatte ihr erzählt, wie die für die Gläser verantwortliche Kitty das in Persien mit Papa machte. Kim fand das gut - fühlte sie sich doch für das Familiengeschirr ebenfalls verantwortlich; so als Tochter. Bei einem Lachanfall von Pop sah sie Gefahr.
Beim Erzählen über meine Vermutung eines neuen Versuches, bei einem Helikopterflug in Vancouver, lachte Mama: „Bei so einer Kälte, wie du sagst, da hätte Lis wohl nicht mitgespielt.“
Lis erzählte begeistert von unserer Fahrt mit dem Schiff durch die Insider Passage. Bei San Francisco angekommen, ließ sie die Transvestiten aber aus. Von Las Vegas und den Shows erzählte sie wieder mit voller Begeisterung, auch dass wir etwas Geld verloren hatten.
***
Fortune schlief in dieser Nacht mit Lis im großen Bett, ich kam erst am Morgen zu ihnen geschlüpft. Mit Kim, bei der ich meine Nacht verbracht hatte. In ihr war zwar keine Tigerin erwacht, brauchen tat sie mich aber schon. Ein Vierteljahr kann eine sehr lange Zeit sein.
Renate meinte beim Frühstück, unsere Idee mit Fortune sei erste Sahne. Sie wolle sie als VIP-Betreuerin einstellen, vor allem, weil sie ja Sprachen kann. Wir lästerten natürlich darüber, was der Unterschied von VIP-Betreuerinnen in den verschiedenen Ländern sei. Fortune konnte darüber nur lachen.
Was sie jetzt noch bräuchte, sei ein Assistent des Empfangschefs, wechselte Renate das Thema. „Ich habe inseriert, ich habe sogar versucht jemand abzuwerben, aber nix. Du kennst doch Gott und die Welt. Kannst du mir da auch helfen, Paul?“
„Ich habe da ne Idee“, wusste Lis unerwartet. „Martin wollte doch in die Hotelbranche. Ich rufe da gleich mal bei ihm an.“
Am Nachmittag war Martin da. Er sprach lange mit Renate und Hans. Fortune, Lis und ich hockten natürlich auch dabei. Martin wurde eingestellt. Zum Reinschnuppern. Er will nach Ostern auf die Hotelfachschule. Jetzt schon Praxis zu bekommen fand er gut. Wir auch, vor allem Lis, weil es ja ihre Idee war.
Abends im Bett war Fortune auffallend ruhig.
„Was ist los mit dir? Hast du Angst vor Rottweil? Du kannst das doch. Und VIP bedeutetet in Deutschland ja nicht ...“, sagte ich zu ihr.
Sie schreckte hoch. Ihre Gedanken waren offenbar meilenweit entfernt. „Was? Rottweil? Nein, da habe ich gar keine Bedenken. Ich freue mich sogar darauf. Aber sagt mal dieser Martin, ist er ein sehr guter Freund von euch? Ist er ... ist er vielleicht liiert?“
„Fortune“, lachte Lis. „Hat es da gar schon wieder gefunkt? Martin hat dich auch mehr als normal beguckt. Ist da was?“
„Schon. Ich weiß auch nicht …“, gestand sie.
„Er hat oder hatte eine Freundin. Die Zwei vertrugen sich gut“, dann beruhigte ich sie. „Wir wissen aber, dass die beiden nicht heiraten werden. Sie will einen Beamten und Martin möchte keiner werden. Ich kenne den neuesten Status nicht, es würde mich aber sehr wundern, wenn sich da etwas daran geändert hätte. Martin scheint sich ja auf alle Fälle voll für den Hotelberuf zu interessieren.“
„Du meinst - er könnte - vielleicht mit mir ... Wie alt ist er?“
„Er ist drei Monate älter als ich.“
„Also älter als ich. Mam sagte nur, er soll älter sein, nicht wie viel. Kannst du ihn morgen vielleicht noch einmal einladen? Ich muss es wissen, bevor ich mir womöglich falsche Hoffnungen mache.“
Martin kam. Ich sagte ihm nicht, worum es geht, er kam auch so. Lis meinte, wenn er nicht wissen wolle warum, dann hätte es bei ihm auch geknallt. Und so war es. Seine Freundin hatte ihren Beamtenanwärter und Martin war wieder solo. Er ging mit Fortune aus, dann war klar, dass sie sich gefunden hatten. Abends im Bett war das ein sehr willkommener Gesprächsstoff.
Fortune meinte: „Wir werden sehen, wie wir in Rottweil miteinander auskommen. Ich möchte mit ihm zuerst natürlich nur freundschaftlich verkehren ... nein“, lachte sie auf. „Dieses blöde Deutsch, es ist so missverständlich. Verkehr möchte ich eben nicht gleich mit ihm. Wenn es mit uns klappt, oh ich hoffe es ja so, dann werden wir uns wohl nur selten sehen, solange er zur Schule geht. Das wird zwei Jahre dauern. Ich bleibe, wenn es geht, 18 Monate bei Renate. Dann vielleicht noch in einem anderen Hotel. Man kann ja nie genug dazu lernen. Wenn alles gut geht, dann heiraten wir. In Norden, bei Oma und Opa. Damit ist mein Leben verplant. Ich hoffe gut. Ich schreibe es morgen an Mam. Was sie wohl sagen wird? Soll ich überhaupt - jetzt schon? So ganz sicher bin ... doch. Martin muss mein Mann werden!“
Sie schlief im Gästezimmer. Renate und Hans waren wieder in Rottweil und Fortune musste wohl alleine nachdenken. Am Mittag telefonierte sie mit Heidi, ihrer Mam. Am nächsten Tag fuhr sie zu den Großeltern. Ich nahm mir Martin zur Brust. Er schwor, wenn sie auch nur halbwegs so nett sei, wie er es im Gefühl hätte, dann sei sie sein. Sonst würde er die Finger von ihr lassen.
Alles in allem, war es ein aufregendes Wochenende. Gut passend zu unserer aufregenden Hochzeitsreise. Lis zeigte sich sehr zufrieden damit, dass wir Fortune nicht nur einen guten Job besorgt, sondern sie auch von den Gedanken an diesen seltsamen Verführer befreit hatten. Und nun - nun hatte sie einen neuen Freund.
***
Ich ging am Montag zur Uni, Pop hatte es mir dringend geraten. Dort hatte er mich auch, ohne dass ich es wusste, bei ein paar zusätzlichen Vorlesungen angemeldet. Natürlich fragte ich, was denn aus der angekündigten Angelegenheit wurde, über die er vor Antritt unsere Reise so geheimnisvoll sprach. So richtig raus damit wollte er nicht, ich möge doch bitte einfach, wenn immer möglich, zu den Vorlesungen gehen, es könne noch acht bis vierzehn Tage dauern, bis eine Entscheidung gefallen sei.
Lis ging ebenfalls am Montag zum Frauenarzt. Kim ging mit. Aus Neugierde? Aus Sorge? Die Damen kamen sehr aufgeregt pünktlich zum Mittag zurück. Mom hatte heute, damit sie es nicht verlernt, das Mittagessen gekocht. Am Mittagstisch kam es dann heraus:
„Ich habe eine Neuigkeit. Ob gut, ob schlecht, das müsst ihr entscheiden“, sagte Lis. Kim nickte dazu gewichtig.
„Wegen des Kindes? Raus damit“, bat ich.
„Nun, ich - wir bekommen Zwillinge. Eindeutig! Zwei Herztöne. Der Arzt meint, er sei sicher, es sei ein Junge und ein Mädchen.“
Das Getöse am Tisch war vehement. Pop schwankte zwischen Lachen und Stöhnen. Es klang ganz schauerlich und war sehr laut. Selbst Mom hatte hektisch rote Flecken im Gesicht und mir, mir hatte es einfach die Sprache verschlagen.
„Da ist natürlich Renate dran schuld, sie hat es mir gewünscht“, lächelte Lis gelassen. „Was sie nicht bedachte hatte ist, dass ich jetzt Kim habe. Unsere Kinder werden bestens versorgt sein. Nach dem Essen muss ich aber wohl einige Freunde anrufen und es ... das versteht ihr doch?“
„Wir werden viel Arbeit haben“, fügte jetzt auch noch Kim hinzu. „Das bleibt aber Frauensache. Ihr Männer dürft höchstens staunen. Papa und Opa.“
„Ich bin wieder voll beweglich, mit Kindern kann ich auch umgehen, ihr könnt für die eine oder andere Stunde gerne über mich verfügen. Hier unten“, versprach Mom. „Eine zweite Oma gibt es auch noch und eine Tante. Zwei Enkel! Opa, was sagst du denn dazu?“
„Hohoho ... Ich werde Opa! Ich habe mich schon gefreut, als unsere Lis den Verdacht äußerte. Glauben konnte ich es nicht. Aber jetzt, Hohoho ... ich werde wahnsinnig vor Freude!“
***
Am Abend waren Papa und Mama da. Auch das Telefon stand nicht mehr still. Renate und Hans, Rama und Leila, tausend Freunde, Mikel und Willi. Viele Mickimäuse, die D-Girls. Es ging wie ein Lauffeuer durch die Lande, dass Lis schwanger war.
Um sieben am nächsten Morgen, kam ein Bote von Fleurop: 101 rote Rosen für Lis, von Marni. Ich bekam eine, den Rest bekam der Buddha, der bei Kim wohnte. Als die Rosen später trocken waren, wurden sie von Lis, Kim und mir im Garten verbrannt, als Opfer für Pele. Lis hatte da keine Zweifel, sie war sich völlig sicher, unsere Tochter wird rothaarig. Ich dachte allerdings eher an die Gene von Mom, aber auch an die Weissagung aus Teheran, von der Marni sprach. Die Frage war nur, wem wird der Sohn gleichen? Pop, Papa oder vielleicht doch ein wenig mir? Doch was soll ich mir Gedanken machen, in nur noch sieben Monaten werden wir es wissen.
***
Der Verlag war mit unserer Ausbeute aus Russland sehr zufrieden. Ich hörte es noch kurz vor unserem Abflug zur Hochzeitsreise. Die 229 Filme, die ich auf der Reise unterwegs durchzog, hatte ich ja schon an den verschiedensten Orten abgeschickt, die letzten Filme, aus Martinique und Paris, gab ich gleich nach Ankunft Roland. Er hatte die anderen Bilder auftragsgemäß weitergegeben, nach dem er für uns, eine Kopie gezogen hatte. Die Bilder wurden im Verlag mit der üblichen Begeisterung aufgenommen. Die Fiesta war jetzt eingedeckt für eine Sonderausgabe und zwei normale Magazine. Mikel meinte, es würden eher drei Ausgaben oder noch eine Sonderausgabe, er hätte ja noch Reserven. Damit sei das Jahr gerettet. Ich könne mich jetzt voll und ganz auf die Nachbarn konzentrieren.
Die erste Ausgabe davon war gleich ein Renner. Der Verlag hat sich entschlossen, das Magazin nun alle zwei Monate, dafür in fast doppeltem Umfang, herauszugeben. Bis auf die Tatsache, dass die Bilder etwas ungezogener waren als in der Fiesta, glich Nachbarn dieser sehr. Schon das erste Heft kam auch in Deutsch heraus. IGDuM lässt grüßen, mit vielen Anzeigen der Mitgliedsfirmen natürlich.
Die Fiesta aus Russland entsprach dem hohen Niveau dieses Magazins. Der Verlag hatte 100 Exemplare an das Ministerium und 20 Exemplare an diesen seltsamen russischen Verlag geschickt. In meiner Post fand ich dafür eine Einladung nach Jalta, am Schwarzen Meer. Vom russischen Ministerium für Kultur.
„Da musst du wohl noch mal mit Kim hin“, entschied Lis, nachdem die erste Aufregung über diese Einladung vorbei war. „Im Frühsommer ... ich werde Ende August oder Anfang September so weit sein. Dann ist es sicher vorteilhaft, wenn Kim richtig gut erholt ist. Ich brauche dann, ganz sicher, euch beide. Ich träume schon davon, dass es zwei ganz wilde Racker werden, die uns voll auf Trab halten. Was Marni konnte, das kann ich schon allemal. Verdammt noch mal, wer sind wir denn!“, plusterte sich mein Hase so richtig auf.
Ich rief Mikel an. Wegen Russland, wegen der Einladung. Ignorieren kann man so etwas ja nicht.
„Du wirst dort sicher auch Bilder machen müssen. Ich weiß aus sicherer Quelle, dass wichtige Herren etwas ausgekocht haben. Ich habe auch bereits mit Willi telefoniert, er gibt dir einen Koffer mit Reizwäsche mit. Mit deinem Diplomatenpass ist das doch keine Schwierigkeit und die wichtigen Damen und Herren werden sich ganz sicher darüber freuen. Du und deine Assistentin, bekommen das Ostblockhonorar, wie beim letzten Mal auch. Ich denke, das wird dir für einen Urlaub reichen.“
Wenn er nicht so schrecklich gelacht hätte, wäre es ja gut. So hatte ich etwas Bammel. Was wird da auf uns zukommen? Ich war jetzt immerhin Vorstand eine Familie.
„Da ist aber noch was“, wechselte er das Thema. „Die D-Girls sind ja bei den Lesern so gut angekommen, wie wir es uns erhofften. Als dann das Dildoheft raus kam, war der Teufel los. Diesmal waren es vier Waschkörbe und die Uhse hat schon wieder 10000 Hefte nachbestellt. Willi will, dass wir die Fiesta in Französisch drucken, und zwar doppelt so dick. Nun musste ich zu meinem Bedauern feststellen, da fehlen mir mindestens 200 Fotos. Am besten du machst nochmals Bilder von Allen, zumindest von den Hübschesten. Es geht diesmal nicht um Porno. Schöne Bilder in Wäsche und beim Aus- oder Anziehen von solcher. Du weißt schon, was ich will, etwas dezentere, aber trotzdem hocherotische Fotos. Kannst du das irgendwo rein quetschen, überhaupt, an was bist du gerade dran?“
Ich murmelte etwas von Sklaventreiber und ich müsse jetzt erst zu mir kommen. Dann würde ich ja, wenn alles klappt, an der Uni auch noch meinen Abschluss machen, als Meister. Danach könne er aber über mich verfügen, wie bereits letztes Jahr doch schon besprochen.
Wenn ich selbst wisse, wie es an der Uni weitergehe, würde ich mich sofort melden. Das mit den D-Girls sei jedoch kein Problem und ich würde Willi auch noch wegen der Wäsche anrufen. Nachbarn ginge auf alle Fälle ebenfalls. Das sei ja auch eine interessante Arbeit und würde bei uns im Haus weniger Aufregung verursachen; wegen Lis wollte ich da schon etwas vorsichtiger sein und wenig Hektik mit Models verursachen. Wir würden auch sofort prüfen, was für die Nachbarn noch hängt, sonst würden wir neue Anzeigen schalten.
Danach rief ich Bertha an. Sie gratulierte zuerst auch mir zum erwarteten Nachwuchs. Dann einigten wir uns auf ein Mittagessen bei ihr im Haus, das ich bezahlen würde, mit meiner Mannschaft und allen Hausbewohnern am Samstag in zwei Wochen. Danach Shooting. Die Wäsche dazu würde direkt an ihre Adresse geschickt. Allerdings, Dildos gäbe es diesmal keine.
„Ich informiere die Girls“, sagte sie. „Die sind sicher zu jeder Schandtat bereit, ob mit oder ohne Dildo. Die Leserbriefpost hat meine Mädchen nämlich voll geschafft. Sie verstehen die Welt nicht mehr, plötzlich sind da Hunderte von netten Männern. Ein paar haben sogar schon ein Rendezvous gewagt. Immer zu zweit. Es ist nichts passiert. Du kannst dir vorstellen, was das für sie bedeutet. Die Männer haben plötzlich Respekt vor ihnen. Gesine sagte mir vor drei Wochen, sie hätte da einen, der habe ihr gestanden, er habe ein wenig Angst, ob er ihr denn überhaupt gefallen könne. Das arme Mädchen hat bei mir geheult als würde die Welt untergehen.“
„Ich denke, da müssen die Mädchen halt durch. Sie haben es nun mal provoziert - und jetzt kommt die Reaktion. Beatrix Mai wird sich jedoch sicher über diese Information freuen.“
„Sie weiß es schon. Gesine hat sie natürlich angerufen. Ihrem Seelenklempner hat sie übrigens gekündigt, wie acht der anderen Mädchen auch. Der Rest ist noch unentschlossen, ich sehe da aber viele gute Geldquellen einfach so versiegen. Die Ärzte werden sauer sein, auf dich und Beatrix Mai“, lachte Bertha.
„Das kann weder mich noch meine Mom arg tangieren“, lachte ich. „Wenn die es nicht brachten, ihre Patienten wieder auf Vorderfrau zu bringen, so ist das nicht unser Problem. Ich bin ein guter Fotograf und Mom eine gute Schriftstellerin, diese Ärzte aber sind … ich sag's nicht.“
***
Meine, nein, die Wohnung von Lis und mir, war bei der Rückkehr von unserer Hochzeitsreise natürlich fertig. Ganz nach den Plänen meiner Frau. Ein Vierteljahr ist ja auch genug Zeit. Als wir sie das erste Mal betraten, dachte ich allerdings erst, ich sei fremd. Aber es gefiel mir. Am besten fand ich das Schlafzimmer. Da hatte sich am wenigsten geändert, außer dem Bett. Es ist nun noch breiter, noch bequemer, handgemacht aus schweren Eichenbohlen und birgt jetzt gleich drei Matratzen, je 1.50 Meter breit. Eine wahre Liegewiese. Darüber das Gemälde von Pop, die drei Putten. Ich dürfe, wenn ich das Bild so bezeichne, allerdings nie die Betonung auf das doppelte ‚t’ vergessen, hat mir Lis ausdrücklich anbefohlen. Wie sollte ich …
Unser Wohnzimmer ist sehr vornehm geworden, der Flur auch. Die Küche war nicht sehr groß, aber aufs modernste eingerichtet. Lis wusste jedoch sehr wohl, dass wir doch meist unten essen werden. Nur der Kühlschrank war sehr groß, mit einer Eiswürfelmaschine aus den USA.
Das neue Gästezimmer ist eine absolute Wucht und das Bad ein wirklicher Traum. Meine Frauen haben all ihre Fantasie und das auf unseren Reisen Gesehene umgesetzt. Jetzt hatten wir einen enormen Whirlpool und auch eine Dampfsauna. Wir werden in unserem Heim nichts mehr missen müssen.
Mein altes Büro musste einer Art Kinderspielzimmer weichen, es war nun einen Stock höher. Mein altes Studio hatte Kim unter ihrer Fuchtel. Sie weiß sehr wohl, was gebraucht wird. Das neue Studio war jetzt um einiges kleiner, wir brauchten ja mehr Wohnraum, dafür war es aber ein Traum. Ich freute mich schon darauf, darin zu arbeiten. Die Technik hat viel Geld gekostet, das war es aber allemal wert. Eigentlich blieb nur das Atelier unverändert, ein bisschen Chaos muss sein.
Das Kinderzimmer ist hell und luftig. Noch stand nur ein Kinderbettchen darin. Das wird sich nun schneller ändern, als ich Blaubeerpfannkuchen sagen kann. Da war ich mir völlig sicher, dass meine Frau da nichts anbrennen ließ.
Die ganzen alten Möbel, Dekorationen und die Scheinwerfer wurden bereits nach Neapel verfrachtet. Kim meinte, das alles sei noch zu gut zum Wegwerfen gewesen und bevor ich mich im Sommer, in Neapel in unserer Villa, womöglich langweile ... In Italien gäbe es sicher auch Models.
Kim selbst hat ihre Wohnung ja unter dem Dach, das mit dem Geld des Hauses Radama längst erneuert und großzügig ausgebaut war. Mir blieb so mein neues Büro, ein großes (chaotisches) und ein kleines (modernes) Atelier, sowie unter der neuen Treppe hoch zu Kim eingebaut, das ganze Lager für Wäsche (von IGDuM) und Zubehör. Sauber beschriftet und verschwunden hinter unauffälligen Schranktüren.
Das einstmals gefundene Bad, war nun zusammen mit dem ersten Schlafraum von Kim, ein riesiger Raum, mit großer Dusche, kleinem Whirlpool und zwei schönen, hellen modernen Schminkplätzen vorne dran.
Kim hatte den Umbau, nach Vorgaben von Lis und ein paar eigenen Ideen von ihrer Seite her, überwacht. Ich war höchst zufrieden mit dem, was in unserer Abwesenheit geschehen war. Kim wurde sehr gelobt, sie war glücklich, dass es uns gefiel. Ob es das Finanzamt freute, wage ich zu bezweifeln. Ich bekam jedenfalls fast alle bezahlten Steuern zurück, denn das meiste war ja eigentlich Atelier und neu geschaffener Wohnraum.
Pop meinte, was wir erst einmal haben, das haben wir. Billiger sei noch selten etwas geworden.