Den Stoff im Kaufmännischen hatte ich gut drauf, die Klausuren waren geschrieben. Auch die Theorie war durch, soweit es nicht um Spezielles zum Seminar, ging. Es erinnerte etwas an die Schule, mein Durchschnitt lag bei 1,2. Pop war sehr zufrieden mit mir. Ich selbst auch.
Nun sollte also für mich das große Abenteuer beginnen. Wir hatten 14 Männer und 17 Frauen dabei, das Meisterseminar sollte erstmals anlaufen. Alle Teilnehmer waren im Alter zwischen 22 und 28. Ich war eindeutig der Jüngste, wenn das auch die wenigsten wussten. Die meisten der Studenten wollten einmal in die Werbebranche. Einfach so, nur Fotograf mit eigenem Laden, wollte keiner werden. Natürlich waren auch einige dabei, die nur den Meister machen wollten - wie ich ja auch.
Ich hatte mich inzwischen mit vielen angefreundet, alle wussten, was auf sie zukommt und alle freuten sich darauf. Das Seminar hieß natürlich nicht schlicht Pornografie, sondern hochtrabend: Seminar zur Fotografie von Menschen in Bewegung. Untertitel: für Mode und Sport. Ich fragte mich unwillkürlich, um welche Sportart es sich dabei wohl handeln mochte.
Die Studenten stiegen äußerst pünktlich und fröhlich plaudernd in den Bus. Die Familie Professor Maier und unsere Sara mit dabei.
Sara saß stolz ganz vorne beim Fahrer, bei Luigi. Lis gab allen Mitfahrenden, als Reiselektüre, noch die neuesten Hefte von Mikel mit. Zum Einstimmen sagte sie.
Die Familie Oktober flog. Wir fanden es alle nicht besonders lustig, stundenlang im Bus zu hocken. Lis sollte sich in Neapel aus dem Fotogeschäft weitestgehend raushalten, ihr Bäuchlein war schon etwas zu sehen, es konnte aber auch noch die Auswirkung ihres sagenhaften Appetits sein, den sie seit März hatte. Sie sollte dort im Hintergrund die Fäden ziehen und dafür sorgen, dass das gemietete Hauspersonal funktionierte. Ihre wichtigste Arbeit aber war, nach unserer Arbeit, schnellstens die Filme zu entwickeln und auch die Kopien zu machen. Dazu war unsere inzwischen alte Anlage bei Onkel Franz, nach Neapel geschafft worden. Solche Sachen zu organisieren, ist eine der leichtesten Übungen für meine Frauen. Ich bekomme nur gelegentlich davon berichtet und nur dann, wenn es für mich von Interesse ist.
Kim sollte als Assistentin bei mir bleiben. Ihren Laden, bei Onkel Franz, übernahmen ihre ältere Schwester Wanda und die Freundin Arena, in voller Verantwortung. Der kleine Laden bei uns im Haus, war längst aufgegeben.
***
Wir waren gerüstet, als der Bus unbeschädigt ankam. Sara war eine der Muntersten und saß fröhlich zwischen den Studenten. Sie hat sich inzwischen bestens an die deutsche Mentalität gewöhnt und ihr Deutsch war recht gut. Deutsch ist vielleicht nicht ganz richtig, sie sprach inzwischen voll Schwäbisch. Sie ist mit den Mädchen in den Nachbarhäusern längst gut befreundet und hat natürlich deren Mundart angenommen. Bei uns in der Familie wird übrigens auch eher geschwätzt, als Hochdeutsch gesprochen.
Wer von den Studenten mit wem ein Zimmer teilt, war schon vorher klar. Wir griffen nicht ein. Alle sind erwachsen und unverheiratet. Der Zimmerplan wurde einfach, noch in Stuttgart, ausgehängt und die Damen und Herren einigten sich. Kinder von Traurigkeit hatten wir keine dabei, dass es irgendwie mal zur Sache ging, war allen klar, auch, dass sie selbst, nackt, Model spielen mussten.
Es ist vielleicht angebracht hier zu erklären, wie das Gästehaus neuerdings aussieht. Oben, unter dem Dach, aber gut gegen Hitze isoliert, gab es zwei sehr große Zimmer mit je 8 Betten. Nicht so einfach nebeneinandergestellt, sondern in eine Art Wohnlandschaft integriert; also keine Verhältnisse wie in der Jugendherberge. Es gab dort auch eine große Sitzgruppe und natürlich private Schränke für alle.
Zwischen beiden Räumen gibt es zwei Waschräume und Gemeinschaftsduschen sowie Toiletten. Wir wollen diesen Bereich auch später so lassen, vielleicht machen wir mal Suiten daraus.
Im ersten Stock gab es 16 Doppelzimmer, jeweils mit Dusche und WC. Nichts Besonderes aber doch sehr gemütlich mit teils neuen, teils alten Möbeln eingerichtet. Teils Einzelbetten, teils Doppelbetten, zwei abschließbare Kleiderschränke, eine Kommode und eine Sitzgruppe. Einiges davon kam aus Stuttgart. Das war Platz für 48 Personen. Die beiden Schlafsäle wurden nach Geschlecht getrennt, die kleinen Zimmer konnten nach Gusto belegt werden.
Im Untergeschoss gab es vier weitere Zimmer und zwei große Räume, die als Ateliers bei schlechtem Wetter fungieren sollten. Dazu einen Raum für Verwaltungsarbeiten, in dem Lis öfters die Sekretärin für die Professoren spielen soll, und einen gemeinsamen Speisesaal. Von den Studenten folgerichtig Mensa benannt. In der Mensa konnten bei schlechtem Wetter ebenfalls Vorlesungen abgehalten werden.
Dann gab es noch einen Raum mit Spinden, Umkleidekabinen, Duschen und Toiletten, wohl ursprünglich zum großen Pool gehörend. Die Spinde teilen den Raum geschickt in eine Frauen- und eine Herrenabteilung. Wir brachten dort auch das Wäschelager von Willi unter. Eine Rezeption gab es nicht, seinen Zimmerschlüssel musste jeder bei sich behalten oder in einen der Spinde (mit Zahlenschloss) einschließen.
Nicht zuletzt, gab es in einem Anbau, die große Gemeinschaftsküche und eine kleine Wohnung für den Koch mit Ehefrau.
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Der erste Tag. Ein wenig mulmig war mir schon. Pop und Lothar waren dabei und so gespannt wie die Studenten. Wir saßen draußen im Schatten. Ich erklärte ausführlich den Unterschied zwischen statischer und dynamischer Fotografie. Später gingen wir ein paar Schritte in den Garten. Kim hatte sich bereit erklärt Model zu sein. Gegen Honorar versteht sich. Da sie schwarze Wäsche von Willi trug, wird sie dort auch noch einmal abkassieren. Von der Uni wurde diese Arbeit natürlich ebenfalls honoriert. Es lohnte sich also für sie.
Kim agierte, ich fotografierte. Fragen tauchten auf, Fragen wurden beantwortet oder in der Praxis verdeutlicht. Dann ging es los, die Studenten hatten jeder einen Film. Zwei fielen auf die Nase, einer fiel auf Kim. Stahlhart wehrte sie ihn ab. Ich musste an Thailand denken, damals im Hotel. Es waren Unfälle, die in den Griff bekommen wurden. Kim zeigte asiatische Geduld, sie war ein dynamisches Objekt. Mein kleiner Teufel machte sich einen Spaß daraus, sich immer wieder anders zu bewegen.
Bald befahl ich zwei Fotografen, gleichzeitig zu arbeiten. „Ich will nur Kim auf den Fotos sehen, schaut hin, bevor ihr abdrückt.“
Es gab zwei Zusammenstöße. Wir übten 2 Stunden. Pause. Nochmals 2 Stunden. Und weil es langsam Spaß machte, gleich noch einmal zwei Stunden. Überstunden! Ich bewunderte Kim, ihre Ausdauer und ihre immer gleich bleibende Freundlichkeit.
In der letzten Stunde, sie merkte wohl, dass die Damen und Herren leicht geschafft waren, ließ sie etwas mehr von sich sehen, wenn ein Fotograf gut war. Sie konnte das natürlich längst beurteilen. Sie nahm ohne zu zögern ihr Oberteil ab und kurz vor Schluss, zog sie auch das Höschen aus. Sie wusste sehr wohl, ist damit erst einmal der Anfang gemacht, dann konnten wir bald alle - endlich - wieder nackt im Pool baden. Sie hatte sich einen extra Kuss redlich verdient.
Lis schnappte sich die Filme und zog sie durch den Automaten. Danach war Tatortbesprechung. Gemeinerweise war jeder Film gekennzeichnet, es war also bekannt wer ihn machte. Er wurde ins Filmbuch eingetragen, wie sonst die Filme unserer Models. Wir hatten viel zu lachen, vor allem Kim. Ein Bein, ein Arm, ein Bauch, groß, unscharf und verwackelt. Die meisten der Studenten konnten über ihre ersten Machwerke ebenfalls nur lachen. Es gab für mich viel zu sagen, zu erklären. Mein alter Projektor aus Tokio zeigte bei den Diafilmen gnadenlos, wo Fehler gemacht wurden. Deutlich war aber auch, in den letzten beiden Doppelstunden kamen doch Ergebnisse heraus. Ich stellte dabei fest, Doppelstunden, also 90 Minuten, sind wirklich sehr viel besser geeignet, als normale Schulstunden. Da hat man, als Lehrer, gerade mal Zeit etwas zu erläutern; dann kommt die Pause, in der die Schüler alles wieder vergessen. In der letzten Doppelstunde hatten die Damen und Herren jedoch begriffen wo es lang geht, knapp die Hälfte der Bilder war bereits brauchbar. Für einen ersten Tag sicher nicht schlecht. Lothar lobte alle - und Pop natürlich auch. Wenn wir so weiter machen würden, könne man ja wirklich mit guten Ergebnissen rechnen, die Willi und Mikel zufriedenstellen würden. Der Einsatz musste sich ja auch für sie lohnen, war die Meinung von Pop.
***
Beim Abendcocktail im Schloss, die Studenten sind hiervon natürlich ausgeschlossen, gab Pop zuerst einmal ein dickes Lob an Kim.
„Ich kann dir gar nicht genug dankbar für deinen Einsatz sein, meine liebe Tochter.“
Er betonte die Tochter gerne, wohl wissend, dass Kim das mochte. Jedes Mal bekam sie vor Stolz einen ganz roten Kopf. Ich habe es nun ja schon mehrmals erwähnt - gerade die Thais fahren voll darauf ab ein großes Gesicht zu bekommen. Sie und die Chinesen verstehen darunter, dass sie gegenüber ihren Mitmenschen eine irgendwie geartete Sonderstellung bekommen, die sie über ihr normales Dasein hinaushebt. Bei Kim war es eben die Tatsache, die Tochter eines Professors zu sein, und damit natürlich ebenfalls eine Respektsperson.
„Da kann ich mich nur anschließen. Das verlangte ja vollen Einsatz und Standvermögen. Und auch viel Mut. Zuletzt sogar ganz nackt Modell stehen, da gehört doch sicher viel Überwindung dazu?“, sagte Lothar.
„Ich bin schon ein Weilchen dabei. Abgebrüht, obwohl ich nur selten Model spiele. Für die Nachbarn müssen wir halt manchmal vorturnen, wie Paul das nennt. Mich nackt zu zeigen? Ich denke mir nichts mehr dabei, ich habe so viele nackte Körper gesehen.“ Sie gab sich völlig gelöst. Sie, Kim Oktober, war jemand der von so höchst ehrenwerten Personen wie Professoren gelobt wurde. Das hieß, sie musste sich auch so geben, lobenswert.
Ganz habe ich diesen komplizierten Gedankenvorgang nie begriffen, ich zeigte ihr aber nur zu gerne, nach unserer üblichen Quasselstunde im großen Bett, in ihrem Zimmer, dass ich von ihrem nackten Körper auch begeistert bin. Danach kamen wir zurück zu Lis, ins Gemeinschaftsbett.
Vor nicht allzu langer Zeit las ich einen Bericht in einer Zeitschrift, über notorische Fremdgänger. Ich habe mit Lis, Kim, und auch mit Mom darüber gesprochen - irgendwie kam mir halt doch einmal der beunruhigende Gedanke, ich sei auch einer.
Es war ausgerechnet Mom, die mich beruhigte. „Ihr habt einen islamischen Brauch übernommen, mit zumindest etwas Berechtigung, denn Lis und du zumindest, gehören einem islamischen Fürstenhaus an. Die Einehe, wie sie in den so genannten zivilisierten Ländern üblich ist, wurde hauptsächlich durch das Christentum geprägt. Warum und zu was sie gut ist, das ist nirgends sachlich begründet. Im Gegensatz zum Islam; dort wird immerhin gesagt, die Mehrehe diene der besseren Fürsorge der Frauen - nämlich mit Liebe, Geborgenheit und Vorsorge. Das macht Sinn, wenn es mehr Frauen als Männer gibt. Und das ist ein weltweites Phänomen, es gibt diesen Frauenüberschuss.“
„Das sehe ich als Grund ein“, gab ich zu. „Lis und Kim können das von mir ja auch erwarten. Aber warum verbietet der Staat es dann? Ich dachte im Grundgesetz steht, dass wir eine freie Religionsausübung haben. Allerdings muss ich gestehen, aus religiösen Gründen? Das ist mir zu lau. Ich liebe meine Weiber; ich liebe auch Renate. Sicher hing es mit meinem Beruf zusammen, als ich noch auf der Suche war, weibliche Wesen zu erforschen. Auch damit, dass ich mich von eventuell ausbrechenden Gefühlen befreien muss, wenn ich fotografiere. Aber hauptsächlich, weil ich einfach kein Unrechtsgefühl in mir entdecken kann, vor allem deshalb, weil weder Lis, noch Kim, auch Renate nie, irgendwann Einwendungen dagegen hatten, nicht mein einziger Partner zu sein.“
„Du hast recht, mein lieber Sohn“, gestand mir Mom zu. „Das mag seltsam erscheinen. Ich habe mir da schon so einige Gedanken gemacht. Natürlich auch mit allen drei deiner Weiber, wie du sie so charmant nennst, des Öfteren gesprochen. Ich konnte jedoch nur feststellen, dass sie offensichtlich mit deinem Verhalten einverstanden sind. Frag mich nicht warum … ich denke aber, es hängt mit eurem immer ehrlichen Verhältnis untereinander zusammen. Du sagtest einmal, Rama hätte dich, ganz am Anfang, noch bevor du Graf wurdest, ganz ausführlich belehrt, wie ein Moslem, mit mehreren Frauen umzugehen hat. Du scheinst es begriffen zu haben - ich noch nicht. Es wäre sehr lieb von dir, wenn du mir genau schildern könntest, was Rama damals zu dir sagte“, lächelte sie mich an.
„Beatrix Mai ist wieder mal neugierig“, musste ich unwillkürlich grinsten. „Nun denn!“
Ich kramte mein Gedächtnis zusammen und wiederholte, was Rama mir damals sagte. Mom hörte gespannt zu. Mir kam es eigentlich sehr sinnvoll vor, was der Islam, in diesem Fall die Interpretation des Hauses Radama, zu diesem Tun zu sagen hatte. Vor allem konnte ich nie eine göttliche Weisung darin sehen. Beatrix Mai auch nicht.
„Als ich meine Frauen zusammensuchte - wenn ich das mal so frech sagen kann, kam es mir vor allem darauf an, nie Eifersucht, falschen Verdacht oder irgendwie Bevorzugung aufkommen zu lassen. Vor allem keine Heimlichkeiten mit anderen Frauen. Ich hoffe, geehrte Beatrix Mai, das genügt dir?“
„Ja, Paul. Das ist es ja, eure Ehrlichkeit untereinander, das ist der Schlüssel zu allem. Ich fürchte, Fremdgehen, dieser beliebte Sport mancher Männer, wäre dir gar nicht möglich - ohne der Erlaubnis deiner Frauen.“
Später ging ich mit Kim auf ihr Zimmer. Als wir danach ins große Bett zurückkamen, legte ich meine Hand auf den Bauch von Lis, fühlte meine Kinder Fußball da drin spielen. Lis schlief völlig ruhig in meinem Arm auf der einen Seite. Kim lag ebenfalls ruhig atmend auf der anderen Seite. Meine Familie war komplett und ich schlief, ebenfalls zufrieden, ein. Kann es etwas Schöneres geben, als eine große glückliche Familie? Ich glaube nicht.
***
Lothar und Pop paukten am Morgen Theorie. Ich war ganz normaler Hörer. Dann gab es eine Stunde, die Lis gestaltete. Sie hielt ihre große Rede (die von Bali, inzwischen ausgefeilt und zehnmal verbessert). Kim gab dann auch noch ihren Senf dazu. Bevor alles zum Mittagessen verschwand, teilte ich die Studenten in drei Gruppen ein. Gestern, das war einfach zu viel Volk um einen Knochen.
Die erste Gruppe waren Models auf freiwilliger Basis. Auch drei Herren waren dabei. Die zweite Gruppe (die Besten von gestern) sollten im Garten mit der ersten Hälfte der Models üben. Die dritte Gruppe sollte, mit den anderen Models und mir, noch einmal eine Einweisung bekommen. Es gibt halt immer Spätzünder. Diese Regelung hatte ich mit den Herren Professoren besprochen. Sie sollte, mit täglicher Neuwahl, beibehalten werden. Das gab jedem eine Chance, auf allen Gebieten, denn sie waren ja Model und Fotograf in einem. Das gab vor allem jedem auch das Gespür wie sich ein Model fühlt. Hoffte ich. Ich fand das schon immer einen wichtigen Aspekt. Nur ein Model, das sich wohlfühlt ist gut
Die Studenten fanden es akzeptabel. Sie machten unter sich aus, wer Mist baut wird verurteilt am nächsten Tag ein Nacktmodel zu sein. Mir war es egal. Gespannt war ich, was passiert, wenn der erste Mann nackt agieren soll. Mein Team hat Erfahrung genug damit. Wir würden sicher steife Glieder sehen - und damit waren weder Arme noch Beine gemeint.
„Ob sich da wohl einer traut, mal so richtig nahe ran zu gehen?“, fragte mich Kim. „Du solltest sie mal wurschteln lassen. Unbeobachtet“, ich ließ wurschteln und übte mit dem Rest.
Die Studentenmodels waren nicht schlecht. Sie trauten sich auch, nachdem ich Pop und Lothar verjagt hatte. Die sahen es ein, ein alter Professor hat da nichts zu suchen. Immerhin ging es ja zum größten Teil um Nacktaufnahmen. Wohlgemerkt, um saubere Nacktaufnahmen, zumindest um Aufnahmen in nur leichter Beleidung. Das hatte vor allem den Sinn, dass die Studenten erkennen konnten, ob bei den Anforderungen, welche die Fotografen an sie stellten, die Models bei einem natürlichen Bewegungsablauf blieben - da durfte nichts verkrampft aussehen - etwas das Kleidung verdecken konnte. Pornografie war nicht das Ziel des Seminars, aber mit den gewonnenen Kenntnissen leicht zu erreichen.
Später, bei den professionellen Models, versprach ich den Herren Professoren, könnten sie gerne wieder dabei sein, auch mal selbst eine Kamera in die Hand nehmen und fotografieren.
Bei der Abendbesprechung zeigte sich, dass nur zwei Damen nicht das richtige Händchen hatten. Ich war, zusammen mit den Profs, neugierig. Schnell hatte ich raus, dass eine der Damen einfach eine neue Brille brauchte. Luise sollte mit ihr am nächsten Tag in die Stadt. Eine Brille musste her. Wir wollten es ihr erst mal auslegen. Studenten ...
Die Zweite hatte ein anderes Problem, sie war so blöd erzogen, dass Nacktheit unziemlich ist. Sie hatte nicht den Nerv dazu, genau hinzusehen. Ich fragte mich, warum ist sie dann überhaupt da? Sie wusste doch, um was es ging; nämlich Nacktfotos.
„Wie kommst du darauf?“, wollte Lothar wissen.
„Das ist doch klar. Die Bilder von bekleideten Models sind gut. Blitzt ein Busen, lugt ein Schamhaar, dann ist Schluss. Unscharf und außerhalb der Bildmitte. Ich denke, ihr Profs, da ist eure Weisheit am Ende. Ich habe Gerlinde zur Cocktailstunde gebeten. Es wäre gelacht, wenn wir das nicht auch in den Griff bekommen würden“, gab ich Auskunft.
Lothar war offensichtlich verwirrt. Nacktfotografie steht halt normalerweise nicht im Lehrplan. Pop kannte mich da eher ...
Gerlinde kam. Eine wirklich gut aussehende Blondine. Sie wollte nur Saft zum Trinken und war sichtlich gehemmt. Sie wusste sehr wohl, dass etwas mit ihr nicht stimmte.
Ich hatte Lis informiert. „Du hattest auch heute wohl ein paar Probleme beim Shooting?“, sagte diese ganz harmlos zu Gerlinde.
„Ja ... ich weiß nicht ... ich habe die Fotos von Paul gesehen. Ich denke, ich weiß schon, was los ist, aber dann ... so einfach vor mir ... eine nackte Frau ... gar ein nackter Mann ... puh. Ich glaube ich bringe das nicht. Ich hätte es nicht gedacht, aber meine Erziehung ...“
„Du bist nicht die Einzige, keine Sorgen. Die Anderen haben es nur geschickt vertuscht“, tröstete ich sie. „Vor Jahren hatten wir ein ähnliches Problem, mit einem durchaus willigen Model. Wir haben es gelöst. Ich werde dir auch gleich sagen, wie. Zuerst aber Folgendes, meine Frau Lis hat es schon heute Morgen deutlich gesagt: Ein Fotograf darf sich auf keinen Fall seinen Models körperlich nähern. Nie, niemals! Und wenn es noch so fleht, weil es geil durch die eigene Darstellung wurde. Wenn trotzdem, da plädiere ich dafür, dann sollte er aus der Innung verbannt werden. Ich empfinde das als eine ganz schlimme Art der Vergewaltigung, weil das Opfer praktisch wehrlos ist. Da sich, wie ich doch sehr hoffe, alle im Seminar daran halten werden, kann dir als Model also nichts geschehen. Können wir uns darauf einigen, Gerlinde? Denn Model musst natürlich auch du spielen.“
„Puh ... soweit habe ich noch nicht einmal gedacht. Aber ... ja, ganz uneingeschränkt ja.“
Pop und Lothar schmunzelten im Hintergrund.
„Nun, ich vermute du hast wenig Erfahrung mit Männern ... und Frauen. Deine Erziehung schlägt durch, voll schwäbisch. Ich würde mich nicht wundern, wenn du noch gestrickte Unterwäsche trägst.“
„Gehäkelte“, lachte sie jetzt. „Quatsch. So rückständig sind wir auf der Schwäbischen Alp auch nicht mehr.“
„Wie alt bist du?“
„Vierundzwanzig.“
„Jungfrau?“
„Natürlich.“ Sie errötete.
„Verzeih mir, ich erscheine frech, aber ich kenne mich gut mit Jungfrauen aus. Hast du je mit einem Mann frivole Spiele getrieben?“
„Bist du verrückt? Ich habe nicht einmal einen Mann geküsst.“
„Du Ärmste“, konnte es sich Lis nicht verkneifen, zu sagen. Nun ja, sie ist nun mal so.
„Dann haben wir zwei Möglichkeiten“, konstatierte dagegen ich. „Du fährst nach Hause oder gibst dir selbst eine Chance.“
„Und wie soll die aussehen?“, klang es kläglich.
„Ganz einfach. Wie bei dem Model damals ist es für morgen angesagt, dass wir alle im Pool baden. Nackt. Es gibt Ringelpiez ohne Anfassen. Wer es doch tut, der wird sofort nach Hause geschickt und vorher von allen verprügelt. Ich werde bitten, dass gucken erwünscht ist. Ein Fotograf sollte wissen, was für Motive da überhaupt sind.“
„Du meinst, ich sollte selbst auch?“, sie wurde wieder mal hübsch rot.
Kim ging zu ihr hin und gab ihr einen Kuss. „Gerlinde, das Schlimmste für eine Frau ist es, nicht geliebt zu werden. Ob von einem Mann oder einer Frau - wen schert es. Wir zwei werden morgen, nach dem Baden, allen eine Show bieten, die den Herren den letzten Furz aus dem Arsch treibt. Du wirst dich befreit fühlen und immer noch eine Jungfrau sein. Hab keine Angst. Ich fresse dich nicht, und dein Gott hat nichts dagegen. Ich habe das Buch der Bücher gelesen.“
„Du meinst wirklich ...“
„Ohne Zweifel. Du wirst eine prima Fotografin. Paul hat das mit Sicherheit bereits erkannt; vor allem deswegen kümmert er sich um dein Wohlergehen. Glaube mir, ich kenne ihn“, bestätigte Kim.
***
Am nächsten Tag, nach den Vorlesungen am Morgen, kündigte ich das Nacktbaden für alle an. Ich verbot Kameras, bat jedoch darum, dass geschaut werden dürfe. Die Professoren waren ausgesperrt, Lis und Kim kamen mit. Zu meiner Verblüffung, Sara auch. Mom, es musste mal wieder diese Beatrix Mai sein, kam später auch an den Pool. In einem sehr gewagten Tanga und einem Tattoo von Kim. Sie übersah uns völlig und nahm ohne Scheu ihr Oberteil ab.
Es wirkte. Gerlinde kam zu mir angeschwommen und meinte: „Die Frauen sehen aus wie ich. Die Männer sind auch nicht anders als in meiner Fantasie. Bin ich unhübsch? Keiner starrt mich an“, fragte sie, offensichtlich verblüfft.
„Unhübsch? Du? Ich würde eher sagen begehrenswert. Sehr gute Figur, hübsche Brüste. Heute Mittag bist du Model. Reiß dich zusammen. Alle wollen ein gutes Foto von einem guten Model. Nun, die Männer vielleicht mehr, das ist aber wohl der Sinn der Natur. Bitte spreche mit Lis und Kim. Die sind da viel kompetenter als ich.
Beim Mittagessen fehlte Kim. „Sie isst heute bei den Studenten“, erklärte mir Lis. Ich ahnte irgendetwas Schlimmes.
Für den Mittag war wieder eine Vorführung geplant. Ich wollte demonstrieren, wie ein gutes Model sich zu bewegen hat, und was der Fotograf tun kann, um ein schlechtes Model auf Trab zu bringen. Dann gab es noch ein heikles Thema: Wie gehe ich mit der Nacktheit um. Es versprach lustig zu werden.
Um zwei ging es also auf der Schattenseite des Pools weiter. „Nun, meine Damen und Herren, ich sehe, dass unser morgendliches Bad Wirkung zeigte. Es ist eigentlich unglaublich wie schnell der Mensch sich an das Nacktsein gewöhnt. Zurück zur Natur! Ich sah heute Morgen zwar zwei versteckte Erektionen, ich denke einige Damen hatten auch gewisse Probleme, bei ihnen sieht man es ja nicht. Aber schon nach einer Viertelstunde konnte man erkennen, dass Ruhe war. Ich freue mich besonders, dass sie alle bereit waren sich sehen zu lassen und selbst zu sehen.“
Ich referierte über das Thema und danach über das korrekte Verhalten den Models gegenüber. Pop war dabei - es ist sein Fachgebiet.
„Jens, du wolltest etwas sagen?“
„Und was kann man dem Model zumuten? Sie oder er ist ja der Hauptleidtragende“, kam die Frage.
„Richtig Jens. Die Frage stellt sich aber nicht. Ein Model sollte immer nur tun, zu was es bereit ist. Zwang darf keinesfalls ausgeübt werden. Glaubt mir, Zwang erkennt man auf den Bildern. Notfalls muss halt ein anderes Model her. Es findet sich immer eines, welches das tut, was man möchte. Noch eine Frage?“
„Ja, ist es erlaubt ein Model anzufassen, nur um es in die rechte Position zu bringen?“, wollte Gerd wissen.
„Es sollte vermieden werden Gerd, verbal ist das viel besser. Noch besser ist es vorzuturnen, wie ich dazu sage. Bedenkt, es sollen dynamische Bilder werden, wo man meint, die Haare fliegen und den Busen schwingen zu sehen. Im Gegensatz zum statischen Bild darf da schon einmal eine Unschärfe durch die Bewegung sein. Das verstärkt sogar den Eindruck der Bewegung. Es ist die Kunst des Fotografen, durch eigene Bewegung, der des Models zu folgen und so das richtige Motiv zu finden. Schlechte Models müssen sich halt öfters in Position drehen und der Fotograf ebenfalls. Und nun kommt wieder Praxis. Kim stellt sich dankenswert noch einmal als Model zur Verfügung. Wir wollten das mit der Bewegung einmal deutlich hervorheben, nicht umsonst nennen wir es deshalb dynamische Fotografie.“
Kim machte es wunderbar. Mit den gleitenden Bewegungen einer Schlange bot sie zuerst einen Striptease, immer bedacht sich mir, dem Fotografen darzubieten. Danach das Gleiche noch mal, mit abrupten Bewegungen und unerwarteten Seitwärtsdrehungen um dann zum Abschluss noch die extrem Scheue darzustellen, die prinzipiell und immer alles Wichtige nur abgewandt vom Fotografen zeigte.
Danach wurde in Dreiergruppen geübt. Zu meiner Freude hatten inzwischen alle den Dreh raus. Bei über der Hälfte der Bilder war jetzt zumindest erkennbar, was es darstellen sollte.
Später wollte ich vorführen, wie man mit zwei Models gleichzeitig umgeht. Während ich die Theorie erläuterte, ging Kim sich umziehen und ein zweites Model holen, wie sie sagte. Und dann kam sie wieder ... mit Gerlinde. Sie hatte schon in der Mittagspause die reizlose Frisur von Gerlinde zu Wellen aufgekämmt und die junge Frau war ganz supertoll geschminkt.
Gerlinde war maßlos aufgeregt, das sah ich sofort. Kim flüsterte auf sie ein - und dann führten die zwei uns eine gekonnte Lesbenszene vor, bei der sie am Schluss beide nackt waren, obwohl eigentlich nichts geschah. Ich konnte mit ihnen demonstrieren, wie man mit zwei Personen umgehen muss, um jedem gerecht zu werden. Schon nach zehn Minuten, war Gerlinde völlig cool. Kim hatte ihr Ziel erreicht und ich hatte zwei tolle Models für die Studenten. Gerlinde hatte nach einer halben Stunde, der fünfte Fotograf war gerade dran, fast die Gelassenheit eines Profis. Kam ein Mann an das Set, hielt sie etwas mehr Abstand. Kam er doch zu nahe, bat sie ihn den Abstand zu wahren. Das waren die einzigen Zeichen von Unruhe, die sie noch zeigte.
Kim grinste mich siegesgewiss an. Ich war gespannt was ich heute Abend von ihr hören werde. Kim hatte auf jeden Fall den Schlüssel zu Gerlinde gefunden und eine Türe weit geöffnet.
Ich nehme es vorweg: Gerlinde ist heute eine sehr gute Fotografin, spezialisiert auf Frauen die Fotos für den Freund oder die Freundin möchten, sich aber nicht zu einem Mann ins Atelier trauen. Wir arbeiteten viele Jahre als Partner zusammen, bis sie nach Amerika auswanderte. Der Liebe folgend. Von dort aus liefert sie auch heute noch gute Fotos an den Verlag. Mit Kim steht sie in einem steten Briefwechsel, die beiden hatten sich in Neapel sehr angefreundet.
Auf jeden Fall, nach dem Shooting, zu dem sie uns über eine Stunde zur Verfügung stand, ging sie, die so Scheue, ohne jedes Bedenken nackt in den Pool. Der Rest wollte ihr nach, ich pfiff die Bande zurück, der Unterricht war nur für Gerlinde vorerst vorbei. Sie nahm eine halbe Stunde später wieder daran teil. Erfrischt, in einem frechen Bikini, den ihr Kim aus dem Lager gab und - als sei nichts gewesen.
Kim hatte das richtige Näschen, sie erkannte, dass Gerlinde im Grund ihres Herzens lesbisch war. Ohne es selbst zu wissen. Die Kommilitonen hatten zumindest geahnt, was mit Gerlinde los war. Diese, doch fast dramatische Wandlung, konnten die meisten jedoch kaum fassen. Gerlinde wurde natürlich befragt, obwohl ich mehrmals um Konzentration bat. Nach dem Unterricht - wieder gemeinschaftlich und nackt am und im Pool, sagte sie ganz lässig:
„Wir ziehen doch alle an einem Strang. Wenn ich mich da ausschließe, hat Paul gesagt, dann bin ich auch draußen. Nun, ich konnte feststellen, dass wir alle doch mehr oder weniger gleich aussehen.“ Sie errötete. „Wir Frauen. Ihr Männer seid nun halt mal das andere Geschlecht. Ich bin sehr prüde erzogen worden, gestern Nacht, nach der Aussprache mit Paul und den Profs, habe ich lange nachgedacht. In der Bibel steht aber nirgends, dass nackt baden verboten ist. Ihr sollt euch kein Bildnis machen ... das heißt es aber nur von Gott. Ich habe für mich meinen Weg gefunden. Das war wohl auch der Sinn der Übung, sonst hätte ich einen anderen Beruf ergreifen müssen.“
Die kurze Ansprache, nackt, brachte ihr viel Applaus ein. Eine rege Diskussion setzte ein, das Ergebnis war vorhersehbar. Es gab plötzlich genug Models bis die Professionellen kommen.
Am Abend, bei der Cocktailstunde, berichtete ich den Herrn Professoren was wir erreicht hatten. Pop wollte wissen wie Kim das denn hinbekommen hat.
Sie meinte lächelnd, das sei Frauensache. Pop wurde prompt rot und sah hilflos zu Mom. Die hob nur die Schulter und lächelte ihn an.
Die Profs waren am Ende nur froh, dass sie niemanden verloren. Als Lis dann die Bilder brachte, hing doch ein gewaltiges Raunen in der Luft. Nun ja, die scheue Gerlinde ist eine äußerst hübsche Frau. Auf den heutigen Bildern wurde das unübersehbar dokumentiert und das nicht nur von mir. Unsere Studenten sahen es sehr wohl auch.
***
Abends im Bett konnte Kim natürlich nicht mehr anders als mit der Wahrheit rauszukommen. „Also euer blöder Klerus, Verzeihung, aber so sehe ich das in diesem Fall. Der Vater von Gerlinde ist evangelischer Pfarrer und die Mutter würde lieber ins Kloster gehen, wenn ihr das nur möglich wäre. Nun, die Eltern haben an Gerlinde eine gewaltige Sünde begangen. Es wurde ihr jeder Gedanke an Männer derart vergällt, mit Schlägen, dass sie jetzt völlig frustriert ist. Sie ist ein D-Girl, wobei sie sich nicht mal das getraute, mit panischer eingeredeter Angst vor Männern. Die Mutter muss ihr da wohl wahre Horrorgeschichten von ihrer Empfängnis erzählt haben. Ich brauchte nur kurz zu bohren, da kotzte Gerlinde, ich muss es so dramatisch schildern, die ganze Geschichte aus.“
„So was gehört ja verboten“, schimpfte Lis.
„Das glaube ich allerdings auch“, konnte ich nur zustimmen.
„Nun, ich saß da und hatte den Schwarzen Peter“, erzählte Kim weiter. „Was mach ich nur? Überlegte ich. Dann nahm ich sie in den Arm. Gerlinde legte den Kopf an meine Schulter und weinte. Ich streichelte sie, dann gab ich ihr einen Kuss, einfach so, zur Beruhigung. Es war nicht so einfach, dann kam mir eine Erleuchtung. Ich zog mein Oberteil aus und legte ihren Kopf an meine Brust. Sie nahm meine Hand und legte sie, unter der Bluse, auf ihre Brust. Dann küssten wir uns, dann fasste sie mich an ... Eindeutig, sie hat Sehnsucht nach Sex, aber nicht nach dem mit Männern. Gerlinde ist zur Lesbe geworden. Zwar ohne Hass auf Männer, aber mit sehr, sehr viel Furcht vor ihnen. Und das als Jungfrau. Puh. Ach ja, und jetzt ist sie katholisch …“
„Ach du große Scheiße“, sagte Lis.
„Nun habe nur keine dummen Einfälle“, bat ich.
„Wir haben ganz schön geschmust“, gestand Kim. „Dass ich keine Lesbe bin, das wisst ihr wohl. Wir asiatischen Frauen haben aber alle einen gewissen Hang dazu miteinander zu schmusen. Viele Männer unter sich auch, deswegen sind wir weder lesbisch noch schwul. Nun, Gerlinde mochte es, obwohl selbst das für sie neu war. Ich gab ihr das, wonach sie sich sehnte. Ich hoffe, es geht mir jetzt nicht wie dem Schwanendoktor, dass sie mir wie ein Gössel nachläuft. Ich denke aber nicht, dass es so kommt. Sonst muss ich mir halt was einfallen lassen. Das musste ich mir aber - auch gleich - vor Ort. Ich konnte sie überreden, mit mir zusammen, diese Vorstellung zu geben. Ich dachte, einfach kaltes Wasser und rein und - Gerlinde ging rein. Ich weiß nicht Paul, ob du es gemerkt hast, sie hat irgendwie die Umwelt einfach abgeschaltet. Für sie war nur ich da, sie wollte mir an die ... Ich konnte es zum Glück verhindern. Dann kam sie zu sich, ihre Augen sahen mich groß an, dann lächelte sie und - war wieder Sie. Lesbisch zwar, aber frei.“
Es war ein zu gutes Thema, um an diesem Abend nicht noch lange und ausführlich besprochen zu werden. Ich hatte zwar schon viele Lesbenpärchen fotografiert, bekam aber immer wieder mit, dass es wohl nur gestellte Szenen waren. Ich erfuhr, dass es bei Lesben natürlich ebenfalls um Sex ging, sie natürlich auch ihre Spielchen trieben, es im Übrigen aber doch mehr um gegenseitige Liebe, Verständnis und solche Dinge ginge.
Meine Frauen gaben sich viel Mühe, dieses Verständnis in mir zu wecken. Ich erfuhr aber, dass echte Lesben sehr häufig keinen oder nur wenig Kontakt zu Männern wollen. Höchstens zu Schwulen, die hätten mehr weibliches Verständnis. Im Grunde genommen ist es mir egal, für gute Fotos ist dieses Wissen ja auch kaum notwendig, aber als Mann, weiß man wenigstens, um was es denn da geht …
***
Unser Grundstück liegt auf einem Hügel, gut 10 km von der Stadt weg, an einem Privatweg. Zwischen der Villa und dem Gästehaus grenzt ein Metallgeländer einen steilen Hang nach unten ab. Von dort aus hat man einen wundervollen Blick über die Landschaft. Auf der anderen Seite des Hügels führt der Weg zu einer Bucht am Meer, fast völlig durch (unseren) Privatbesitz eingerahmt. Nun sind alle Strände in Italien zwar Staatseigentum, über Privatbesitz zu gehen ist jedoch verboten. Doch ich schweife etwas vom Thema ab. Für den nächsten Tag hatte ich nun besagtes Geländer als Location ausgesucht. Es schien mir geeignet, allen einen Fehler vorzuführen, den Anfänger nur zu gerne machen: Den Hintergrund über das Model dominieren zu lassen, und mit der Tiefenschärfe zu schlampen. Ich erklärte es, dann bat ich:
„Meine Damen, es wäre freundlich, wenn sie heute ein wenig ihrer Wäsche sehen lassen. Auch mehr, wenn es genehm ist. Ich werde ein paar Bilder zum Vergleich machen, dann kommen die heutigen Fotografen dran. In der zweiten Hälfte wechseln die Drittel. Die Herren bleiben heute verschont, dafür werden sie morgen den Damen Modell stehen. Genauso freizügig, wie es heute die Damen sind.
Ab nächster Woche haben wir dann einheimische Amateure und später ein paar Profis aus Rom, die uns der Verlag zur Verfügung gestellt hat. Sie, meine Damen und Herren, müssen dann soweit sein, selbstständig ein Model vor einem guten Motiv zu zeigen. Das werden wir üben, üben, üben. Bis ihr das Motiv und nicht mehr das Model seht. Erinnert euch, es geht hier nicht um Sex, es geht um Fotografie.
In der letzten Woche bekommt jeder einen klar definierten Auftrag von einem typischen Kunden, der von euch völlig selbstständig erfüllt werden muss. Das soll euer Meisterstück bzw. eure Testaufgabe für den Schein werden. Es wird hart, glaubt mir.“
Ich erklärte noch einmal das mit dem Hintergrund, dann ging es los. Die Damen, die vorführten, waren erstaunlich frech, da hatten die Herren morgen einiges zu zeigen, um nicht als Feiglinge zu gelten. Ich denke da hatte die Vorführung von Gerlinde, gestern, offenbar Wirkung gezeigt. Wenn ja, dann hat es allen geholfen.
Eine Kiste, vorab von Willi, hatte den Damen aber wohl auch geholfen. Nicht nur Studenten, auch Meisterschüler sind nicht unbedingt finanziell so gut ausgestattet, dass sie sich solchen Luxus leisten. Als die Damen hörten, dass die Wäsche frei ist, wenn sie bei einem Shooting getragen wird, gab es kein Halten mehr. Die Herren maulten. Zu Recht, denn sie konnten ja schlecht Dessous tragen - normalerweise.
Es waren im Enderfolg viele Bilder dabei die Willi gefallen werden. Wie die abendliche Vorführung zeigte, hatten alle begriffen, um was es ging. Weder die berühmte Tante Lisa, vor dem schiefen Turm von Pisa, noch ein dominierender Hintergrund mit unscharfen Damen davor, war darunter. Es fehlte nur noch Übung und dazu waren wir ja nun mal da. Es blieb mir nichts anderes übrig, und ich tat es gerne, als heute viel Lob an alle auszusprechen.
Ich erhielt auch welches; von den Herren Professoren.