Hawaii. Insel der Träume. Insel des Kommerzes. Gräfin Elisabeth von Karaj hatte eine Verabredung mit der Feuergöttin Pele. Da hatten jegliche anderen Termine zu weichen. Kikki buchte um, Maui war jetzt zuerst dran. Kikki hatte uns, sozusagen zur Anpassung, denn wir kamen mitten in der Nacht an, für eine Nacht ein Zimmer in der Nähe des Flughafens gebucht. Nach einem Tag auf Oahu, flogen wir am frühen Morgen weiter nach Maui. In der folgenden Nacht bereits kam unser Termin. Um Mitternacht wurden wir abgeholt, kurz vor zwei Uhr waren wir oben, auf dem Haus der Sonne. Wir liefen fast einen Kilometer den Kraterrand entlang bis wir eine Stelle fanden die Lis goutierte. Mit den Decken machte sie sich ein kuscheliges Nest. Die Sonne kam gegen sechs. Ich tat meine eheliche Pflicht, mit, bei und für meine fast übergeschnappte Ehefrau.
„Pele!“, schrie sie, als die Sonne glutrot über den Rand des Vulkankraters trat und ich meine Glut in Lis versenkte. Statt ihren Orgasmus zu genießen, richtete sie sich jedoch auf und schrie: „Pele! Ich danke dir für die Ehre. Ich danke dir“, danach sank sie in sich, erschöpft zusammen.
Es brauchte eine Viertelstunde, bis ich Lis bewegen konnte, sich wieder anzuziehen. Sie ging fast wie im Traum vor mir her. Erst auf dem Fahrrad kam sie wieder zu sich. Die Erschütterungen des Fahrens, lösten einen weiteren Orgasmus aus. Sie brauchte meine Unterhose, denn mit ihrem durchweichten Slip rutschte sie auf dem Sattel. Ihr Kleid war zu kurz um es unterschieben zu können. Ich tat ihr den Gefallen. Sie warf den Slip weg - ich rettete ihn. Von mir gewaschen und in Aluminiumfolie verpackt, ging er später als Diplomatenpost nach Stuttgart. Lis sammelt gerne Souvenirs, besonders welche der skurrilen Art. Allerdings keine Fetische.
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Es scheint etwas Magisches mit diesem erloschenen Vulkan, dem Haus der Sonne, zu sein. Lis weigerte sich zwei Tage lang, mit mir zu schlafen. Schon die letzten drei Tage wollte sie zwar wild geschmust werden, aber dabei blieb es, wenn sie auch etwas unverständlich für mich, Müdigkeit vorschützte. Ich denke, Frauen die eine Schwangerschaft planen, haben da so ihre ganz eigenen Vorstellungen, die ich meiner geliebten Frau natürlich nicht nehmen wollte. Sie wird es schon gewusst haben, warum sie mich ein paar Tage hungern ließ; obwohl das ja auch nicht so ganz stimmte, ich wurde schon gemolken.
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Am nächsten Tag hatte sie, nach Rücksprache mit mir, einen Ausflug nach Big Island gebucht. Sie wollte einen Helikopterflug über den alten und neuen Vulkan machen. Alles klappte wie vorbestellt. Wir hatten einen Helikopter alleine für uns. Von meiner Frau so gebucht. Auf dem Sitz vorne lag ein großer Rosenstrauß. Wird wohl dem Piloten gehören, dachte ich Rindvieh. Welcher Pilot fliegt schon Rosen in seinem Hubschrauber spazieren? Bringt das Zeugen des Nachwuchses vielleicht Behinderungen beim Denken?
Über dem rauchenden Vulkan gab der Pilot Lis die Rosen, diese gab mir eine davon, der Rest flog durch die halb geöffnete Türe in den Krater - direkt in einen glühenden Magmasee.
„Ich habe zu danken, Pele“, schrie sie hinterher. Im gleichen Augenblick spie der Vulkan Feuer, zu wenig um uns zu gefährden, genug um für Lis die Existenz von Pele zu bestätigen. Es waren übrigens 101 Rosen, das Ritual des Hauses Radama, einmal ganz anders.
Im Hotel fand es Lis für wichtig zu schreiben. An Mom, Kim, Renate und nicht zuletzt an Kikki. Ich berichtete Prinzessin Rama. Eine Blumengabe konnte ich nicht einfach so übergehen. Rama bestätigte prompt. Marni schrieb, das Haus sei geehrt sein Ritual für die Göttin Pele abgetreten zu haben. Ich, eigentlich eher ein rational denkender Mensch, ich war doch sehr überrascht von dieser Idee. Dann fiel mir ein, die Idee kam ja von meiner Lis. Sie scheint gerne, vor allem solche verrückten Ideen auszubrüten und - ich fürchte, da wird noch mehr auf mich zukommen. Sie bremsen? Das wird kaum möglich sein.
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Zurück in Oahu, am Strand von Waikiki. Hotel Outrigger. Wir genossen das süße Leben in vollen Zügen. Erst mal wieder zu Hause würde der Alltag uns schnell genug wieder vereinnahmen. Der Abschluss des Meisters stand mir ins Haus. Lis, mein kleiner Plagegeist, hielt mir die Unterlagen, die ich von Pop bekommen hatte, nur zu oft unter die Nase. Faul, auf dem Balkon, das blaue Meer unter, den Diamond Head links und Lis rechts neben mir, zog ich mir wieder einmal ein paar Kapitel rein. Viel Buchhaltung und so einen Quatsch. Von der Technik konnten sie mir nicht mehr viel vormachen. Mir, dem geprüften und bestätigten Gesellen. Diesen Titel hatte ich mir allerdings ebenfalls durch sehr viel Lesen erkämpft. Die praktische Prüfung war damals einfach; das Porträt der alten Dame hängt in meinem Arbeitszimmer.
Am späten Nachmittag bummelten wir über den International Market, genau gegenüber unseres Hotels. Hier gab es all den Krimskrams zu kaufen, den Touristen so suchen. Mit fiel eine junge Frau auf, sie hatte einen Papagei auf der Schulter. Es stellte sich gleich heraus, sie war das Model eines Straßenfotografen, der Bilder von Kunden, zusammen mit, ihr als Souvenirfotos verkaufen wollte. Ich gab ihm 10 Dollar, dem Mädchen zwanzig und schnell waren wir uns einig. Für die Fotos, die ich machte, öffnete sie sogar ein wenig die Bluse als ich ihr meine Visitenkarte gab. Das Revers, das ihr Lis zum Unterschreiben gab, füllte sie ohne zu zögern aus. Susan war ein professionelles Model. Für Hawaii schien sie mir der rechte Typ zu sein, sie sah so multinational aus.
Lis fand, nach dem Shooting, einen Stand mit netten Ohrclips und Anhänger aus der Seapearl. Das ist das Gehäuse einer Art Seeschnecke, der Abalone, welches poliert, in einem sehr hübschen Türkismuster, ähnlich Perlmutt, glänzt. Da das Zeugs billig war, kaufte Lis gleich ganze Berge davon.
„Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft. Denkst du wir können nach Hause kommen und es wagen nichts für unsere Freunde mitzubringen? Denke da nur mal an die Mickimäuse und die D-Girls, zu denen wir halt doch etwas mehr als nur Kontakt haben“, wurde ich zurechtgewiesen, als ich sie um den Nutzen dieses Großeinkaufes fragte. Diplomatenpost …
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Weihnachten stand vor der Tür. Weihnachten auf Hawaii war noch kitschiger als der überladene Weihnachtsbaum und die miesen Tischsitten der Amerikaner. Wir blieben an Heiligabend in unserer Suite. Einem Weihnachtsstrauß in der Ecke und Rudolf, dem Rentier von Santa Claus, auf dem Wohnzimmertisch, konnten wir aber nicht entgehen. Lis erhob vehement Einspruch, als ich diese Gaben einfach vor die Türe stellen wollte. Es gehöre sich nicht. Andere Völker, andere Sitten, wurde mir erklärt. Da sie natürlich schon recht hat damit, blieb das Zeug eben von mir unbeachtet stehen.
Ich hatte für uns eine große knusprige Ente, mit entsprechenden Beilagen, aufs Zimmer bestellt, dazu einen schönen kalifornischen Rotwein. Bei einem deutschen Bäcker, hinter dem International Market, hat meine Frau richtig schöne Weihnachtskekse entdeckt. Auf den Tisch kamen auch ein paar schöne handgezogene Kerzen, ebenfalls vom International Market, und der Abend war gerettet.
Lis war heute jedoch in einer sehr melancholischen Stimmung. Die Augen etwas in sich gekehrt.
„Was ist los, mein Schatz? Hast du Heimweh nach Mama und Papa? Oder hast du dir den Magen verdorben?“, wollte ich wissen.
„Dann schon eher nach Kim. Meine Gedanken sind aber bei Pele, heute an Christi Geburt. War es ein Sakrileg? Oder habe ich sie vielleicht zu sehr belästigt? Hat der Vulkan deshalb Feuer gespuckt? Ich weiß, ich mache mir zu viele unnötige Gedanken. Aber heute ist es vielleicht erlaubt. Morgen früh gehen wir in eine der Kirchen. Gell?“
Ich sah keinen Sinn darin meine Frau irgendwie aufzumuntern. Die Gelegenheit war aber günstig zu erfahren, woher Lis denn diesen Termin für das Haus der Sonne so genau wusste.
„Das sind halt die Geheimnisse einer Frau. Weil du mein lieber Mann bist und so brav mitgespielt hast, werde ich es dir verraten. Unsere Regel dauert 28 Tage, das hast du nun ja schon leidvoll mitbekommen. Nun, was da passiert, darüber haben wir ja schon gesprochen und du hast es in diesem Buch gelesen. Vielleicht hast du es übersehen, die beste Empfängnis ist am 14. Tag, nach Beginn des Theaters. Zwei Tage davor und zwei Tage danach sind ziemlich sicher, vier Tage sind möglich aber nicht sicher. Acht Tagen davor oder danach ist die empfängnisfreie Zeit. Nun hängt das natürlich auch noch mit der Pünktlichkeit des Beginnes der Regel zusammen. Ich bin froh, bei mir kann man die Uhr danach stellen.“
Ich dachte über das Gesagte nach. „Warum durfte ich denn dann an den zwei sicheren Tagen danach nicht zu dir kommen? Ich meine nach unserer Aktion auf dem Berg? Da ginge es doch auch noch.“
„Ich wollte halt ganz sicher sein, dass es im Beisein von Pele geschah und nicht zwei Tage danach“, lächelte meine Frau. Sie kam in meine Arme geschlüpft und kuschelte.
Wir gingen früh zu Bett und schliefen ganz prima, bei offenem Fenster. Draußen hatte es immerhin noch 21 Grad. Nach dem Frühstück gingen wir, wie von Lis gewünscht, in die Kirche.
Zu Mittag war Lis wieder ganz die Alte. Ihr Interesse galt einem leckeren Mittagessen. Wir klapperten Dutzende von Restaurants ab, keines entsprach ihren Vorstellungen. Dann, in einer Nebenstraße, fand sie ein winziges japanisches Restaurant. Es war sündhaft teuer und wir die einzigen Gäste, aber das Essen war wundervoll.
Den Nachmittag verbrachten wir auf unserem wunderschönen Balkon. Wir sahen in der Ferne die Surfer und unter uns die Outriggerboote, die mit ihren zahlenden Gästen hinaus aufs Meer fuhren, eine Welle abwarteten und dann, unter großem Geschrei der Gäste, zurück an den Strand surften.
„Wenn ich uns so sehe, oh Paul, dann sehe ich uns als das, was wir sind - ein Ehepaar. Ein glückliches Ehepaar“, unterbrach Lis meine Betrachtung der Strandidylle von Waikiki. „Ich habe noch ein Attentat vor, dann gibt es aber nur noch dich. Es sei denn Außerirdische kommen und sind mir sympathisch. Diese Gefahr besteht aber wohl nicht.“
„Jetzt über das Attentat zu reden, ist wohl nicht drin?“, ließ ich mich nur zu gerne von ihr ablenken.
„Ich möchte einmal einen dieser berühmten, riesigen Negerschwänze sehen und anfassen und mit einem normal gebauten Neger schlafen. Und ich will, dass du es auch tust, natürlich du mit einer Frau. Ich habe dabei Jutta und Joe, ihren Mann, im Kopf. Es ist mir nur noch nicht klar, wie ich es ihr beibringe. Das mit dem Riesendingens ist allerdings kein Problem; Mikel hat mir die Adresse einer Kneipe auf Jamaika gegeben, und du, mein lieber Paul, sollst ein paar der Schwänze fotografieren, bittet Mikel. Selbst wenn ich da in Versuchung komme läuft ja nichts. Was die bloß mit ihren Dingern machen? Egal. Mich werden sie auf alle Fälle nicht zerreißen. Ich muss sowieso vorsichtig sein.“
„Du? Vorsichtig? Meine geliebte Hure? Ich verstehe nicht?“
„Ich bekomme ein Kind. Ist das noch nicht in deinen Schädel eingedrungen? Nicht Grund genug? Dein Kind! Mit dem Segen von Pele. Ich bin mir da voll sicher. Es muss einfach so sein.“
„Es war besprochen und es ist bestellt. Ich habe getan, was mein Anteil daran ist. Hoffe du auf Pele, ich setzte darüber hinaus auf die Natur.“
Wir hatten wieder einmal ein wunderschönes Thema, das wir auch gleich in der Praxis vertieften. Am zweiten Feiertag ging es mitten in der Nacht weiter, in die Kälte nach Vancouver.
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Vancouver, Kanada. Winter. Nach Hawaii ein wahrer Temperaturschock. Wir besorgten uns erst einmal Winterklamotten. Höhepunkt war ein Ausflug mit dem Helikopter, Lis ist ganz wild darauf. Wir flogen, mit noch einem jungen Paar, auf einen Schneeberg. Dort wurde uns Champagner serviert dazu Lachs und Lachskaviar. Erst zurück im Hotel gestand ich ihr, dass ich ernstlich befürchtet hatte, sie wolle einen weiteren ganz speziellen Versuch im Schnee wagen, um die Sache mit dem Nachwuchs zu regeln.
„Da gibt es nichts mehr zu regeln. Pele hat versprochen auf mich aufzupassen. Das macht doch keinen Sinn, wenn ich kein Kind von dir im Bauch hätte. Du hast deine Pflicht getan. Im Übrigen ist dazu auch gar nicht die rechte Zeit. Ich habe dir das doch auf Hawaii genau erklärt. Aber so was merkt ihr Männer euch ja nie“, grummelte sie etwas.
Was sollte ich dagegen schon sagen. Ich kann doch nicht gegen Pele ankämpfen; wenn Lis recht hat gleich gar nicht. Abwarten, und bis dahin genießen. Wir fuhren noch zum Grouse Mountain hoch, dem Hausberg von Vancouver, wo wir mit Anstand New Year feierten. Es war zwar sehr nett, sehr laut und sehr feucht - aber irgendwie ging es an uns vorbei.
Es war Zeit die gespendete Kreuzfahrt von Mikel anzutreten. Wir hatten uns eine Fahrt durch die Inside-Passage ausgesucht. Es war ein begeisterndes Abenteuer. In unserer Suite, mit kleinem Balkon, hatten wir ein herrliches Panorama vor Augen. Unser einziges Problem waren wieder einmal die Amis und ihre nonchalante Art zu essen. Lis meinte, warum nehmen sie bloß nicht gleich die Finger. Irgendwie hat sie recht. Nachdem, selbst am Tisch des Kapitäns, er ein Schwede, konnte es natürlich, nur mit der Gabel gegessen wurde, entschlossen wir uns, das Abendbrot in unserer Suite einzunehmen. Irgendwie haben wir auf den Reisen gelernt was guter und was schlechter Stil ist. Wo es sich gehörte, musste gute Kleidung und gutes Benehmen her; im australischen Busch, wie mit Sean, war das etwas völlig anderes. Da zählt das Praktische. Die Amis sind scheinbar nur praktisch, kommentierte es meine Frau.
Die wundervolle Landschaft inspirierte mich natürlich zu vielen Landschaftsaufnahmen. Es gab auch wieder mal einen Hubschrauberflug. Diesmal auf einen Gletscher, wo uns erneut Sekt und Kaviar serviert wurden. Es war fantastisch schön und fantastisch kalt. Lis meinte, zurück auf dem Schiff, sie hätte gerne ein paar Freudentränen vor Begeisterung geweint, die wären aber womöglich angefroren und hätten ihren Teint ruiniert. So eine arme Frau hat schon so ihre Sorgen.
Models bekam ich keine vor die Linse, außer Lis. Diese Aufnahmen ordne ich aber mehr dem Privatbereich zu. Mikel wird sie nie sehen. Die Woche verging viel zu schnell.
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San Francisco, USA. Eine bunte, quirlige Stadt. Eine Stadt für Lis. Schöne kleine Läden. Sie plünderte ihre Kasse für schöne Kleider, Schmuck und Firlefanz. Am Abend genossen wir, in einem schönen Fischrestaurant am Hafen, ein Feuerwerk über der Bucht. Es gab einen guten Lachs zu einem leckeren kalifornischen Weißwein. Am nächsten Morgen kuschelte Lis sich ganz eng an mich.
„Paul, Liebster.“
„Du hast wieder einen abartigen Wunsch. Ich sehe es dir an.“
„Sieht man das wirklich? Wie kannst du so etwas sehen, wenn ich dich doch nur ganz lieb anschaue?“
„Wenn du mit den Augen des Satansbratens schaust, wie dein Papa dich gerne nennt, dann ist bei mir Vollalarm“, gab ich zurück.
„Nun gut, wenn du es sagst. Ich habe da eine Adresse, von Mikel natürlich, von einem Klub, wo Schwule verkehren. Eine Einladung auch. Du sollst da Bilder machen. Ob es möglich ist, dass ich da mit kann? Muss ich doch eigentlich, als deine einzige Assistentin. Alleine kannst du doch sowieso nicht gut arbeiten.“
Ich drehte sie auf den Bauch und haute ihr den Hintern voll. Symbolisch, ein wenig weh durfte es auch tun. „Das ist also die Ehrlichkeit, von der wir immer sprechen. Geständnisse in letzter Minute. Nein! Du kommst nicht mit!“
Nach einem dramatischen Geschrei erklärte sie mir: „Vielleicht doch ein kleines bisschen? Ich will doch so wichtig wissen, wie die es treiben. Paul. Bitte. Einer werdenden Mutter kannst du das doch nicht verwehren“, dann grinste sie diabolisch. „Sonst wird dein Sohn womöglich schwul, weil ich nicht mitkommen durfte, um gewarnt zu sein.“
Es war mir schon von vorneherein klar, dass meine Frau ihren Willen durchsetzen würde. Papa, ihr Vater hat mich ja gewarnt. Aber nennt mir ein vernünftiger Grund, warum sie nicht mit sollte?
Voll von der Rolle kippte sie allerdings, als sie freundlich empfangen wurde und - dann erfuhr, dass vermutet wurde, sie sei ein Mann in Frauenkleidern. Dass sie dem auf den Grund gehen musste, war klar. Ein Transvestit musste her und er wurde auch gefunden. Er, oder sollte ich in diesem Zusammenhang lieber sie sagen, fand es gut, gegen Geld fotografiert zu werden. Lis sah sich an, was da so lief. Cool, ganz cool. Auch eine Kopulation bekam sie zu sehen. Jetzt weiß sie, wie es geht.
„Ich habe es mir fast gedacht. Nur immer lutschen ist unbefriedigend. Also in den Arsch, wohin sonst“, stellte sie gelassen fest.
Das Thema war für sie erledigt. Zurück, in unserem Schlafzimmer, wollte sie dann von mir nur noch wissen, warum Männer, Männer lieben. Ich wusste es ja auch nicht. Wir vermuteten, dass es entweder Veranlagung ist oder eine Enttäuschung von oder mit einer Frau. Wir hatten in unserem Bekanntenkreis halt niemanden der, unseres Wissens nach, schwul war.
„Bei Veranlagung - die ist doch ererbt? Wenn der Papa schwul ist, dann wäre der Sohn doch gar nicht auf der Welt oder liege ich da jetzt völlig falsch“, Lis kämpfte sichtlich mit dem Problem.
„Wenn es wegen Frauen ist, warum treiben sie es dann mit Männern, die als Frauen verkleidet sind? Warum verkleiden sich manche Männer überhaupt so?“, warf ich ein. Wir haben das Rätsel nie gelöst. Es gab und gibt viele wichtiger Dinge für uns.
Wir mieteten uns ein Auto, so einen richtig großen Amischlitten. Damit fuhren wir ganz langsam und gemütlich nach Los Angeles. Lis und ich sogen die schöne Landschaft in uns ein. Ich machte Bilder für die Lieben daheim und zur Erinnerung an unsere Hochzeitsreise. L.A. fand Lis etwas zu groß, etwas zu laut und viel zu hektisch. Sie kannte allerdings New York nicht, da ist es viel schlimmer.
Am nächsten Morgen wachte ich auf. Durch das offene Fenster kam eine kühle Brise. Mein Oberkörper wurde gekühlt weil er nass war. Lis weinte leise vor sich hin, unterbrochen von einem seltsamen, fast irre klingenden Gekicher.
„Was ist los mein Hase? Hast du was? Bist du krank? Brauchst du einen Doktor? Sag schon!“, richtete ich mich schon fast panisch auf.
„Richtig krank bin ich nicht“, kicherte sie wieder in diesem irren Ton. „Krank kann man es ganz sicher nicht nennen. Paul. Paul!“ Sie warf sich auf mich, umarmte und küsste mich, Tränen tropften. „Paul. Meine Periode ist zum zweiten Mal überfällig. Ich habe immer wieder nachgezählt. Bisher war sie auf den Tag pünktlich. Das kann nur eines bedeuten, Paul, Pele hat uns zu einem Kind verholfen. Paul, ich bin eine Mutter und du ein Vater.“
Abends hatte Lis nun ein unendliches Thema: Wie soll unser Kind heißen? Für einen Jungen standen die Namen Paul, Heinrich (Pop), Albert (Papa) und Friedrich (Schmitt) zur Auswahl. Bei den Mädchen rangierten die Namen Elisabeth, Rama, Renate und Pele ganz weit vorne. Beatrix (Moms Künstlername) kam später ebenfalls in die engere Wahl. Über Pele ließ sie keine Diskussion zu. Dieser Name sei dann fällig, wenn das Mädchen grüne Augen und rote Haare habe. Meinem Einwand, dass es doch der Name eines berühmten Fußballers sei, galt ihr überhaupt nichts.
„Meine Tochter wird so schön, da denkt kein Mensch mehr an schnöden Fußball“, meinte sie nur.
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Ich fand noch ein paar heiße Feger, um meinen Filmvorrat zu verringern. So sehr fleißig war ich bisher noch nicht, gerade mal gut hundert Filmrollen.
Wir besuchten San Diego gingen von dort über die mexikanische Grenze nach Tijuana. Rummel, Rummel, Rummel. Lis gefiel das Coronado Beach Hotel in San Diego am besten. Es ist, wie von Kristin und Axel beschrieben, zwar riesengroß aber ganz aus Holz gebaut und liegt direkt am Strand. Für Lis zählte, dass der abgedankte englische König hier seine bürgerliche Frau hofierte. „Das war wahre Liebe“, behauptete sie.
Natürlich besuchten wir auch Las Vegas, wo wir prompt 100 Dollar verloren. Wohl der Sache mit dem Glück und der Liebe wegen. Von dort aus gab es noch einen Abstecher zum Grand Canyon. Amerika hat schon überwältigende Monumente.
Zum Schluss flogen wir zurück nach L.A. in ein nettes Hotel direkt am Flughafen. Am nächsten Tag ging es weiter nach Jamaika. Dort würde es hoffentlich wieder schön warm sein.