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Kapitel 5
Kleine Errungenschaften
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Killian schläft lange, sehr lange, beinahe unendlich lange.
Ich liege seitlich neben ihm im Bett. Mein Kopf ist gegen meinen Arm gestützt, mein Blick ist auf den schlafenden Menschen gerichtet. Gestern Nacht ist er neben mir mitten im Gespräch eingeschlafen und seitdem nicht mehr aufgewacht. Ob es mittlerweile tatsächlich acht Stunden sind, kann ich jedoch nicht sagen. Möglich wäre es allerdings.
Eigentlich möchte ich längst das Bett verlassen und etwas unternehmen, jedoch nicht ohne Killian. Alleine langweile ich mich zu sehr. Die gestrige Nacht hat deutlich bewiesen, dass ich mit meiner Langweile in einer fremden Umgebung nicht besonders gut zurechtkomme.
Killian brummt leise. Ich halte den Atem an, als er sich bewegt. Für einen kurzen Moment habe ich die Hoffnung, dass er aufwacht, doch er dreht sich nur wieder von der Rückenlage in die Seitenlage und somit wieder in meine Richtung. Wenigstens dreht er mir nicht den Rücken zu. Ich bin versucht, Killian zu berühren, doch ich erinnere mich an seine Worte. Es ist nicht immer angebracht, einen Menschen zu berühren und wahrscheinlich ist dies einer der unangebrachten Momente. Ihn zu wecken wäre außerdem nicht besonders nett von mir. Dass er durch meine Unachtsamkeit gestern Nacht noch den Boden trocknen musste, ist mir immer noch unangenehm.
…allerdings schläft er tief und fest und ich bin von Natur aus neugieriger, als es gut für mich ist.
Ich nehme meinen Mut zusammen und rutsche ein wenig näher an Killian heran. Zögerlich, aber durch Neugierde gelenkt, fasse ich an seinen Brustkorb. Unsere Körper werden zwar durch einen dünnen Stoff getrennt, dennoch spüre ich seine Körperwärme deutlich unter meinen Fingern. Es ist faszinierend, wie warm sich die Menschen anfühlen. Gründlich mustere ich Killians Gesicht, als ich meine Hand wieder von ihm nehme. Er sieht entspannt und friedlich aus.
Mit fürs Erste befriedigter Neugierde nehme ich wieder ein wenig Abstand von dem Menschen, jedoch weiß ich jetzt immer noch nicht, wie ich mir die Zeit vertreiben könnte.
Mein langes Rätseln darüber, was ich machen möchte oder sollte wird durch ein mir bekanntes, aber dadurch nicht weniger unangenehmes, Geräusch unterbrochen. Die Türklingel erschreckt mich, ich zucke zusammen und halte mir die Ohren zu. Ich hasse dieses Geräusch! Mit rasendem Herzen blicke ich zu Killian, der sich gerade widerwillig brummend aus dem Bett quält und aus dem Zimmer trottet. Das schrille Geräusch erklingt ein weiteres Mal. Um es zu dämpfen ziehe ich noch die Decke über meinen Kopf. Wieso ist diese Türklingel eigentlich so laut?
Ich atme tief durch und strecke meinen Kopf aus der Decke. Es ist zu meiner Erleichterung wieder still. Killian kommt ebenfalls wieder zurück ins Schlafzimmer. Brummend und offensichtlich noch sehr müde klettert er ins Bett. „Deine Klamotten sind da“, erklärt er beinahe nuschelnd und deckt sich wieder zu. „Hoffentlich passen dir zumindest ein paar davon. …und wenn nicht, können wir deine Größe wenigstens besser abschätzen.“
„Schläfst du jetzt weiter?“, frage ich nach
„Hatte ich vor“, antwortet Killian brummend. Er zieht die Decke bis hoch zu seinen Schultern und schließt seine Augen wieder.
„Das ist ausgesprochen schade…“
„Ist dir schon so langweilig?“, fragt Killian, dabei öffnet er wieder seine Augen. An diesem Eisblau werde ich mich niemals satt sehen können.
Ich atme tief durch. „Nach dem Schock ist Langeweile im Moment das falsche Wort… Mein Herz rast…“
„Angst hast du aber keine mehr, oder? Du weißt ja jetzt, dass das Geräusch nur die Türklingel ist und dass dir keine Gefahr droht.“
Ich nicke. „Erschreckend ist es allerdings dennoch.“ Als ich meine Hand hebe, um die Decke wieder zurechtzuziehen, merke ich, dass ich zittere. Der Schock sitzt tief. Killians Blick verrät mir, dass er sich Sorgen macht, vielleicht ist es auch Mitleid, ganz sicher bin ich mir nicht.
Er lässt einen tiefen Seufzer los. „Ich kann nicht weiterschlafen, wenn du Angst hast.“ Zögerlich hebt er seinen Arm. „Komm her.“
Nun bin ich diejenige, die sich einen Moment Zeit nimmt, um die nächste Bewegung zu überdenken, doch ich entscheide mich dafür, den Abstand zwischen uns zu verringern. Killian legt seine Hand auf meinen Oberarm und streichelt mich. Wir sehen uns an. Mir gefällt es, dass er aktiven Augenkontakt hält. Das ist mir um einiges lieber als die zögerlichen Blicke.
„Die vielen neuen Eindrücke beschäftigen dich, oder?“
Ich nicke. „Es ist alles so anders. Als wäre ich in einer gegenteiligen Welt gelandet. Keine Magie, aggressive Lebewesen, die sich gegenseitig anschreien, verrückte, laute Technik.“
„Kann ich irgendwas tun, um dir zu helfen?“
„Du hilfst mir doch schon, Killian“, antworte ich mit einem Lächeln.
„Nein, ich meinte ob ich dir noch mehr helfen kann. Kann ich irgendetwas tun, damit du dich wohler fühlst?“
Mir fällt nur eine einzige Sache ein, die ich mir mehr als alles andere wünschen würde. „Du könntest mich ans Meer bringen. Ich vermisse das Wasser.“
Killian nickt nachdenklich. „Das steht auf meiner Liste, versprochen. Wir können heute Nacht aber gerne unser erstes kleines Abenteuer bestreiten, wenn du dazu bereit bist.“
„Wirklich?“, frage ich aufgeregt. „Du zeigst mir die Welt der Menschen?“
„Einen sehr winzigen Teil davon“, antwortet Killian lachend. „Ich muss unsere Wäsche waschen, also besteht unser erstes Abenteuer darin, einen Waschsalon aufzusuchen.“
„Oh, das klingt spannend“, antworte ich aufgeregt. „Was machen wir dort?“
Ich bringe Killian ein weiteres Mal zum Lachen. Er nimmt seine Hand von meinem Arm und setzt sich auf. „Ich liebe es, dass du so begeisterungsfähig bist, aber können wir die spezifischen Antworten auf nach meinem Kaffee verschieben?“
Auch ich setze mich auf. „Ach ja, genau. Fragen nach deinem Kaffee.“ Eilig klettere ich aus dem Bett und streiche über mein Kleidungsstück, um es zu richten. „Ich hab dich ganz genau beobachtet. Ich weiß, wie die Kaffeemaschine funktioniert.“ Noch bevor Killian mir antworten kann, eile ich aus dem Schlafzimmer.
„Ilaria, warte!“, höre ich Killian rufen, doch ich weiß ganz sicher, was ich tue. Mittlerweile habe ich oft genug gesehen, wie Killian sich seinen Kaffee macht. So schwer ist das nicht.
In der Küche angekommen, schalte ich die Kaffeemaschine ein und kontrolliere dann, ob genug Wasser und genug Kaffeebohnen vorhanden sind. Zu guter Letzt stelle ich eine von Killians Tassen unter das Dings, aus dem der Kaffee herauskommt. Als das kleine Licht aufhört zu blinken, drücke ich den Knopf. Hinter mir nehme ich für eine Sekunde Killians Schritte war, doch dann halte ich mir die Ohren zu. Die Kaffeemaschine ist viel zu laut.
Während die Maschine diese furchtbaren, quietschenden Geräusche von sich gibt, drehe ich mich zu dem Schrank, in dem Killian seinen Zucker aufbewahrt. Kaum ist das Geräusch vorüber, öffne ich den Schrank und hole die Zuckerdose hervor. Aus einer Schublade nehme ich einen kleinen Löffel. Aufgeregt warte ich darauf, dass die Maschine ihre Arbeit verrichtet. Da ich weiß, dass das Getränk heiß ist, bin ich ganz vorsichtig, als ich die Tasse an mich nehme. Ich stelle sie fröhlich neben Löffel und Zuckerdose ab. Genau wie Killian es die letzten Male gemacht hat, süße ich den Kaffee mit dem Zucker. Wieder erstaunt es mich, dass mit dem Getränk nichts Magisches passiert. Kein Leuchten, keine Farbveränderung, kein Rauch, kein gar nichts.
Glücklich darüber, meinen ersten Kaffee ganz ohne Hilfe zubereitet zu haben, drehe ich mich zu Killian um und strahle ihn an.
„Wow“, drückt Killian schon fast hervor. Er räuspert sich und nimmt von dem Türbogen Abstand, an den er sich gelehnt hat. „Ich bin ehrlich zu dir, Ilaria. Ich hätte nicht gedacht, dass du das so gut machst.“
„Wieso denn das?“
„Keine Ahnung“, antwortet er und kratzt sich am Hinterkopf. „Du bist noch nicht so lange hier, ich dachte, dass es dir viel schwerer fallen wird, dich an die Menschenwelt anzupassen. Oh Mann, jetzt sag ich auch schon Menschenwelt.“ Killian lacht und geht auf die Tasse zu. „Der ist doch für mich, oder?“
Ich nicke eifrig. „Aber natürlich. Er ist genauso, wie du ihn gemacht hast.“
Killian hat meine volle Aufmerksamkeit. Jede seiner Bewegungen ist im Moment wichtig für mich. Ich will wissen, ob ich meine Sache gut gemacht habe. Er greift nach der Tasse, pustet hinein und nimmt einen winzigen Schluck, ehe er sie wieder abstellt. Unserer Blicke treffen sich. Seine anfängliche Skepsis hat sich in Luft aufgelöst. Killian wirkt zufrieden.
„Du beobachtest mich wohl mehr als genau, wenn ich etwas tue, richtig?“
Wieder nicke ich. „Ja, ich will von dir lernen, Killian.“ Ich lege meine Hand an seinen Brustkorb und sehe ihm weiterhin in die Augen. „Ich kann es kaum erwarten, deine Welt noch besser kennenzulernen. Du bist ein wunderbarer Lehrer. Du schaffst es, mir die Dinge deiner Welt so zu erklären, dass ich sie verstehe. Ganz anders als diese Stimme im Fernseher.“
Killian ist offensichtlich sehr verlegen. Er greift nach meiner Hand und nimmt sie von sich. Natürlich. Körperkontakt. In meiner Aufregung habe ich vollkommen vergessen, dass ich ihm nicht zu nahe kommen soll, wenn er es mir nicht ausdrücklich erlaubt. Menschen haben zu viele Regeln.
„Ich weiß echt nicht, was ich dir jetzt antworten soll. Du machst es mir schwer, Ilaria.“
„Dann antworte gar nichts.“
Killian nimmt seine Tasse und deutet mit seinem Kopf Richtung Wohnzimmer. Ich folge ihm und wir beide setzen uns auf die Couch. Der Mensch stellt seinen Kaffee auf einem der Untersetzer ab und lehnt sich auf der Couch zurück. Er legt seinen Kopf an die Lehne, sieht an die Decke des Zimmers und atmet tief durch.
„Ilaria, darf ich dich etwas fragen? Es… beschäftigt mich, seit du hier bist“, erzählt er und setzt sich dabei wieder auf. Sein Blick ist nun auf mich gerichtet.
Aufmerksam sehe ich den Menschen an. Ich mache es mir ebenfalls bequem, lehne mich dabei Killian zugewandt an eines der Kissen. „Du darfst mich fragen, was immer du möchtest, Killian.“ Neugierig rutsche ich näher an ihn heran. Eigentlich möchte ich wieder Körperkontakt aufbauen, doch ich halte mich zurück.
„Das zum Beispiel. Du kommst mir immer sehr nahe und ich frage mich… was du von mir erwartest. Ich bin es nicht gewohnt, dass eine Frau fast schon aufdringlich meine Nähe sucht.“
„Hm? Was soll ich denn deiner Meinung nach erwarten?“, antworte ich mit einer Gegenfrage.
Killian blinzelt mich an. „Falls du… auf du weißt schon was aus bist…“
Irritiert verenge ich meine Augen und versuche in Killians Blick zu erkennen, wovon er gerade spricht, doch ich finde keine Antwort. „Was weiß ich schon?“
Auch Killian sieht mich an. Er mustert meine gesamte Körperhaltung, ehe er wieder weiterspricht. „Du wirst doch wissen, was ich meine.“
„Nein, tut mir leid, ich verstehe nicht“, antworte ich ihm ehrlich.
Killian reibt sich mit beiden Händen über das Gesicht. „Du willst tatsächlich, dass ich es ausspreche, richtig?“
Dass Killian plötzlich so verzweifelt wirkt, macht mir Sorgen. Ich beschließe, deutlicher nachzuhaken: „Habe ich etwas falsch gemacht? Falls ich dich beleidigt haben sollte, tut es mir leid, Killian. Ich muss allerdings gestehen, dass ich das Gefühl habe, dass wir aneinander vorbeireden.“
Er lässt seine Hände sinken. „Du weißt also wirklich nicht, wovon ich gerade spreche?“ Ich schüttle den Kopf. Killian zögert noch etwas mit seiner Antwort. „Ich rede von Sex. Du machst den Eindruck, als würdest du mir sexuelle Avancen machen. Deine Blicke und Gesten wirken auf mich, als würdest du versuchen, mich zu verführen.“ Killian deutet mit seiner flachen Hand den Bereich um seinen Brustkorb an. „Gerade hier im Brustbereich wird man eigentlich nur berührt, wenn man eine intime Beziehung zueinander hat oder die andere Person eben diese Beziehung aufbauen möchte.“
Ich sehe Killian an und nicke leicht. „Oh, ich verstehe.“ Nachdenklich nehme ich gleich ein wenig Abstand. „Entschuldige, wenn ich diesen Eindruck erweckt habe. Ich wusste nicht, dass eure Spezies mein Verhalten falsch interpretieren könnte. Es lag nicht in meiner Absicht, dir zu nahe zu treten, Killian. Entschuldige.“
Killian wirkt erleichtert. „Oh, Gott sei Dank. Ich hab mir schon Gedanken darüber gemacht, wie ich dir am besten zu verstehen geben kann, dass ich nicht mit dir schlafen möchte. Du bist in einer ganz fremden Welt und ich bin der einzige, den du kennst. Ich habe dich nicht mit nach Hause genommen, um deine Situation auszunutzen.“
„Du machst dir wohl viele Gedanken um mich.“ Ich schmunzle, mustere Killian dabei gründlich. „Mach dir um meine Absichten keine Sorgen. Ich bin dir unendlich dankbar, dass du dich so gut um mich kümmerst. Und ich bin interessiert an dir und deiner Welt. Du bist faszinierend und sehr schön anzusehen, vor allem deine Augen. Aber glaub mir, wenn ich dir sage, dass ich kein sexuelles Interesse an dir habe.“
Der Mensch lacht verlegen. „Genau der Blick ist das, was mich so irritiert hat. Eigentlich betrachtet man nur Menschen, die man begehrt, auf diese intensive Weise.“ Killian reibt sich den Nacken. „Daran muss ich mich noch gewöhnen.“
Für einen Moment kehrt Stille zwischen uns ein. Ich nutze eben diese Stille, um zu überlegen, wie ich die Situation wieder auflockern kann. Ich erinnere mich daran, dass mein Volk in den Geschichten der Menschen zwar vorkommt, aber auch daran, dass die Vorstellung, die sie von uns haben nicht unbedingt der Realität entspricht.
„Vielleicht hilft es dir, wenn ich dir etwas über mein Volk erzähle“, schlage ich vor, worauf Killian nickt. „Im Gegensatz zu Völkern wie das der Elben oder der Zwerge, pflanzt sich mein Volk nicht durch einen herkömmlichen Sexualakt fort. Ich hatte also keinesfalls vor, dir auf diese Weise näher zu kommen. In meiner aktuellen Form bin ich ohnehin vollkommen unfruchtbar. Selbst wenn ich wollte, könnte ich kein menschliches Kind austragen.“
Der Mensch blinzelt mich an, doch dann lacht er erneut. Es ist faszinierend zu sehen, dass er seine Verlegenheit immer wieder mit einem Lachen überspielt. Es scheint allerdings zu helfen, denn nun wirkt er wieder lockerer. „Oh wow, das ist…“ Ihm fehlen offensichtlich die Worte, auch das versucht er zu überspielen. Er greift nach seiner Kaffeetasse und pustet vorsichtig hinein. „Ihr habt also gar keinen Sex, verstehe ich das richtig?“ Nach seinen Worten nimmt er einen zaghaften Schluck und stellt die Tasse wieder zurück auf den Untersetzer.
„Nein, haben wir nicht“, antworte ich. „Unsere Fortpflanzung funktioniert nur im Wasser und das vollkommen kontaktlos.“
Killian macht es sich wieder bequem. „Kontaktlos… Das ist interessant. Wie funktioniert das?“
„Man erwählt einen Gefährten, an den man sich bis an sein Lebensende bindet. Wenn beide bereit dazu sind, legt die Frau ein Ei, das von ihrem männlichen Gefährten befruchtet wird. Man kümmert sich zusammen um das Ei, lässt es wachsen, passt darauf auf und ungefähr ein Jahr später schlüpft es.“
Killian wirkt vollkommen überrascht. „Das ist… ungewöhnlich.“ Es dauert wohl einen Moment bis er diese Information richtig aufgenommen hat, denn er schweigt eine Weile. „Ich schätze, dass ich dir auch etwas erklären muss. Ich bin nicht davon ausgegangen, dass du… ein Kind von mir willst.“ Killian schüttelt den Kopf, beinahe, als wäre es für ihn ein furchtbarer Gedanke, ein Kind zu haben. „Bei uns Menschen dient Sex nicht nur der Fortpflanzung. Es ist wundervoll einem anderen Menschen so nahe zu sein.“ Ich nicke, als Killian mir diese Sache erklärt. „Bei meinen Bedenken ging es nicht darum, ein Kind zu zeugen, Gott bewahre. Ich dachte, dass du dich mit Sex für meine Fürsorge bedanken möchtest. Manche Menschen nutzen Sex auf diese Weise. Und wieder andere Menschen nutzen die Hilflosigkeit und die Verzweiflung anderer Menschen aus, um Sex zu bekommen. Ich wollte nicht, dass wir auf so eine Situation zusteuern. Ich bin ehrlich daran interessiert, dir zu helfen.“
„Das ist ja interessant“, gebe ich nachdenklich von mir. „Entschuldige, dass ich diesen Eindruck erweckt habe, das wollte ich nicht. Ich wusste nicht, dass für euch Menschen mehr dahinter steckt.“
Killian lächelt mich an. „Schon in Ordnung, jetzt da die Fronten geklärt sind, weiß ich ja, woran ich bin.“ Er greift nach meiner Hand und drückt sie mit einem Lächeln. Das ehrliche Strahlen seiner Augen bringt auch mich zum Lächeln. „Was hältst du davon, wenn du deine Kleidung anprobierst?“
„Oh, das klingt nach einer guten Idee.“
„Alles in dem Paket ist für dich“, antwortet er und deutet auf den Couchtisch. Das Paket ist braun und erstaunlich groß. „Ich muss dir allerdings gestehen, dass ich mir nicht alle Sachen leisten kann. Wahrscheinlich passt dir aber auch gar nicht alles. Ich hab bei den Größen ein wenig variiert, damit wir etwas finden, das du anziehen kannst.“
„Was geschieht mit den Kleidungsstücken, die mir nicht passen?“, frage ich.
„Die schicken wir wieder zurück, also sei bitte vorsichtig mit dem Karton.“
Neugierig stehe ich von der Couch auf und widme mich dem Paket. Das Material, dieser Karton, fühlt sich interessant an, fast wie Papier, nur dicker. Ich versuche herauszufinden, wie ich das Paket am einfachsten öffne, ohne es zu beschädigen. Es sieht so aus, als wäre er mit einem klebenden Band zusammengebunden. Wenn ich es schaffe, das Band abzuziehen, könnte ich ihn also öffnen.
Killian lacht leise. Als ich aufsehe, bemerke ich, dass nicht nur ich ihn beobachte, auch meine Bewegungen scheinen für den Menschen interessant zu sein.
„Lach nicht, hilf mir lieber“, bitte ich belustigt.
„Es ist spannend zu beobachten, wie du unbekannte Dinge erkundest.“
Ich streiche mit meinen Fingern über das klebende Band. „Du kannst dir nicht vorstellen, wie spannend dein Leben für mich ist, Killian.“
„Oh doch, das kann ich“, antwortet er mir. „Nicht nur du hast unendlich viele Fragen. Das vorhin war nur der Anfang. Ich will auch mehr über deine Welt erfahren.“
Killian steht auf. Aus seinem Schreibtisch holt er eines der Werkzeuge, die ich letzte Nacht gefunden und betrachtet habe. Durch eine Schiebebewegung kommt eine eckige, sehr dünne Klinge zum Vorschein, mit der er das Band durchschneidet. Mit einer freundlichen Handgeste deutet er mir, dass ich nun an der Reihe bin. Vorsichtig öffne ich das Paket. Die Menschenkleidung ist in einem durchsichtigen, dünnen Material verpackt.
„Was ist das für ein Material?“, frage ich, als ich eines der schwarzen Kleidungsstücke aus dem Karton nehme.
„Das ist Plastikfolie. Leider sind ziemlich viele Dinge in Plastik verpackt. Angefangen bei Lebensmitteln, bis zu Kleidung, Hygieneartikel…“
Ich nicke. „Die Essenzen neben deiner Wanne sind ebenfalls in diesem Plastik verpackt, richtig?“
„Essenzen“, wiederholt Killian amüsiert. „Du schaffst es, stinknormales Schaumbad spannend klingen zu lassen. Aber um deine Frage zu beantworten: Ja, das sind sie.“
„Oh, Schaumbad ist der richtige Name dafür?“, frage ich interessiert. Ich betrachte das in Plastikfolie verpackte, schwarze Kleidungsstück und öffne sie so vorsichtig es geht. Leider reißt die Folie ein. Ich sehe erschrocken zu Killian, der mich breit angrinst.
„Das ist nicht so schlimm.“
„Oh, gut.“
Killian geht noch einmal zum Schreibtisch hinüber, wahrscheinlich bringt er das kantige Messer zurück. Ich ziehe das erste Kleidungsstück aus der Folie und betrachte es. Es ähnelt dem Kleidungsstück, das ich gerade trage, allerdings ist es um einiges kleiner. Ich lege es für einen Moment ab und ziehe mich aus. Killians Kleidung lasse ich zu Boden fallen.
„Oh, du ziehst dich gleich hier aus?“, fragt Killian überrascht und dreht sich gleich wieder von mir weg. „Ich dachte eigentlich eher, dass du dafür ins Badezimmer oder ins Schlafzimmer gehst…“
„Warum denn?“, erkundige ich mich interessiert und ziehe das Kleidungsstück über.
„Naja, das macht man bei uns so. Wegen der Privatsphäre.“
Ich streiche über den Stoff. Das Kleidungsstück reicht bis kurz über meine Hüfte, es liegt etwas enger als Killians Kleidung an, doch immer noch locker genug, damit ich mich frei bewegen kann. Der Stoff fühlt sich unglaublich weich an meiner Haut an.
„Das gefällt mir. Was sagst du, Killian?“
Der Mensch bleibt von mir weggedreht. „Zieh dir noch eine Hose oder einen der Röcke an, dann kann ich dir meine Meinung dazu sagen.“
„Wieso kannst du mich jetzt nicht ansehen? Stimmt etwas nicht mit mir?“
Killian lässt einen tiefen Seufzer los. „Du bist vollkommen in Ordnung, Ilaria. Das ist so ein Menschen-Ding, okay?“
„Oh, ich verstehe.“
Ich greife mir ein weiteres, in Folie verpacktes Kleidungsstück und öffne es. „Bei so vielen Kleidungsstücken weiß ich gar nicht, wo ich anfangen soll“, erzähle ich, als ich die Beinkleidung herausziehe.
„Das kann ich mir gut vorstellen. Wie gesagt, dir wird vermutlich nicht alles passen. Und über die Schuhe, die du dir ausgesucht hast, müssen wir ohnehin noch reden, Ilaria.“
„Was ist denn mit den Schuhen?“
„Nun, die High Heels sind schon sehr unbequem. Du wärst nicht die erste Frau, die sich darüber bei mir beschwert. Ich weiß, dass du sie hübsch findest, aber damit zu laufen ist nicht so einfach. Ich mache mir Sorgen, dass du dich verletzen könntest. Wenn du dir den Knöchel brichst, haben wir ein sehr großes Problem. Ich kann dich nicht ohne Probleme in ein Krankenhaus oder zu einem Arzt bringen. Die Ärzte würden sofort bemerken, dass du nicht von dieser Welt bist… …und was dann mit dir passiert, will ich mir gar nicht erst ausmalen.“
Während Killian erzählt, ziehe ich mir die Beinkleidung an. Eigentlich höre ich ihm nur halbherzig zu, denn ich kämpfe etwas mit dem verwirrenden Verschlussmechanismus. Es benötigt einige Versuche, dennoch schaffe ich es, mir die Menschenkleidung anzuziehen. Stolz über meinen Triumph eile ich hinüber zu Killian und fasse an seinen Arm. Er dreht sich gleich in meine Richtung und mustert mich von oben bis unten.
Der Mensch lächelt mich an. „Das sieht gut aus.“
Ich sehe an mir hinunter und sehe dann Killian an. „Meinst du?“
„Ja, ich wusste, dass dir schwarz steht. Jeder sieht in schwarz gut aus.“
„Wie viele der Kleidungsstücke darf ich denn behalten?“, frage ich, dabei löse ich mich schon wieder von Killians Arm und wühle in dem Paket.
„Von allem ein bisschen etwas. Ich kann dir allerdings versichern, dass du die meisten der Schuhe wieder zurückgeben musst, auch wenn sie dir auf den Bildern gefallen haben.“
„Ich weiß, das hast du schon einmal gesagt.“
Ich probiere unzählige Kleidungsstücke an und lerne dabei eine Menge neuer Worte. Hoodie, Pullover, Jeans, Rock und Kleid sind nur einige davon. Killian erklärt mir außerdem, dass es für Menschen üblich ist, unter ihrer Kleidung Unterwäsche zu tragen. Erst kommt mir diese Information seltsam vor, doch er erklärt weiter, dass Menschen ihren Intimbereich, also den Bereich um die Hüfte, besonders schützen und bedecken. In Zukunft werde ich mich natürlich daran halten und es den Menschen gleichtun. Killian erklärt mir noch viel mehr, er zeigt mir einen Gegenstand, der mich an eine Truhe ohne Deckel erinnert. Killian bittet mich, all die passenden Kleidungsstücke hineinzuwerfen. Den Wäschekorb, so nennt sich dieser Gegenstand, werden wir später mitnehmen, wenn wir unsere Kleidung waschen.
Obwohl ich von dem Online-Markt erst nicht besonders begeistert war, bin ich es von meiner eigenen Kleidung umso mehr. Besonders in den Kleidern fühle ich mich sehr hübsch. Leider darf ich nicht alle Kleidungsstücke, die mir passen, behalten, doch Killian verspricht, dass ich in Zukunft noch weitere Kleidung bekomme, sobald er sie sich leisten kann.
Zu guter Letzt probiere ich die High Heels, die ich mir ausgesucht habe. Hier muss ich Killian zu meinem Leidwesen Recht geben…
Die meisten Schuhe sind zu groß, andere sind zu klein, doch ich finde eines, in das meine Füße passen. Etwas wackelig halte ich mich an Killians Arm fest. Ich will zumindest ein paar Schritte in den Schuhen gehen, bevor ich sie zurück in den Karton packen muss.
„Bitte tu dir nicht weh“, bittet Killian mich besorgt.
Ich klammere mich noch etwas fester an ihn und gehe einen Schritt. „Du hattest Recht. Sie fühlen sich nicht besonders sicher an, aber sie sind so schön…“
Killian seufzt. „Ihr Frauen und eure Schuhe. Das ist wohl doch kein menschliches Phänomen.“
Ich steige aus den Schuhen und lasse von Killian ab. Wie ich es mit ihm besprochen habe, packe ich sie zurück in den kleinen Karton und den kleinen Karton dann in den großen Karton. Ein Paar der Sneakers, das sind flache Schuhe, behalte ich. Allerdings will ich auch schöne Schuhe behalten.
„Das sind die letzten“, spricht Killian hörbar erleichtert, als er den kleinen Karton öffnet. Ich nehme sofort die hohen, schwarzen Schuhe heraus. Nach einem Blick auf den Karton bemerkt er: „Die sollten dir eigentlich passen.“ Vorfreudig stelle ich sie auf den Boden und steige hinein. Erleichtert, dass sie mir wirklich passen, sehe ich Killian an. „Sind die Pumps besser?“
Ich gehe einige Schritte in den Schuhen. Bei jedem Schritt merke ich, dass ich um einiges sicherer auftrete, als in den High Heels. Zur Übung spaziere ich durch das Wohnzimmer, einmal um die Couch herum, um genau zu sein. „Viel besser“, stelle ich mit großer Freude fest. Ich widme mich wieder dem Menschen und sehe ihn an. „Ich weiß, dass sie dir nicht gefallen, aber darf ich sie trotzdem behalten?“
Killian verzieht etwas die Lippen. „Es ist nicht so, dass sie mir nicht gefallen, Ilaria, aber ich mache mir Sorgen, dass du dir wehtun könntest.“
Ich sehe an mir hinunter und seufze traurig. Er hat schon Recht. Enttäuscht steige ich aus den Schuhen und packe sie wieder in den Karton. „Schade, die gefallen mir nämlich wirklich gut…“
Gerade als ich die Schuhe wieder zurück in das Paket stellen möchte, lässt Killian einen tiefen Seufzer los. „Behalt sie.“
Erstaunt sehe ich zu ihm. „Wieso das denn?“
„Sie gefallen dir. Behalt sie. Auf die paar Dollar kommt es auch nicht mehr an. Dafür-“ Killian deutet auf die Sachen, die ich behalten werde. „-muss ich ohnehin ein paar Stunden ackern, ist also auch schon egal.“
„Ehrlich?“ Freudig schlinge ich meine Arme um Killian und drücke ihn zum Dank. „Danke. Nicht nur für die Schuhe, für alles. Ich fühle mich in meinen eigenen Sachen sehr wohl.“
Erst zögert er, doch dann legt Killian seine Arme um mich und drückt mich für einen Moment, ehe er sich wieder von mir löst und mich ein wenig von sich schiebt. „Am Strand ziehst du sie aber nicht an.“ Ich nicke und umarme Killian gleich ein weiteres Mal.
„Ich weiß gar nicht, wie ich dir danken soll.“
„Wenn du mein Badezimmer nicht wieder unter Wasser setzt, würde mir das sehr gelegen kommen“, antwortet er mir neutral.
Ich lache über diese Aussage, auch wenn ich weiß, dass hinter diesem Scherz ein großer Funken Wahrheit steckt.
༄ ♫ ༄
Obwohl ich bereits meine eigene Kleidung habe, trage ich heute noch etwas, das ich mir von Killian leihe. Der Grund dafür ist, dass Killian meine neue Kleidung erst waschen möchte, bevor ich sie anziehe. Den Nachmittag verbringen wir damit, dass Killian eines seiner Versprechen einlöst. Vergangene Nacht durfte ich zwar nicht mitkommen, aber mir wurde versprochen, dass ich alles über seine Arbeit erfahre.
Geduldig warte ich auf der Couch, bis Killian sich zu mir setzt. „Dieses Instrument nennt sich Gitarre“, erklärt er, als er sich mit einem interessant geformten Kasten aus Holz neben mich setzt. „Damit-“ Killian streicht über die Fäden, die an dem Kasten, der Gitarre, gespannt sind. Es erklingt ein interessanter Ton. „-mache ich Musik.“ Aus großen Augen sehe ich Killian an. „Das hier ist der Korpus.“ Der Mensch deutet auf den großen, unförmigen Kasten. Seine Hand wandert über ein schmales Holzbrett, das an diesem Korpus befestigt ist, entlang. „Das ist der Hals und hier oben, der geschwungene Teil, nennt sich Kopf.“
„Das ist ja aufregend“, gebe ich erstaunt von mir.
„Man legt seine Finger an den Hals und zupft hier unten mit der anderen Hand an den Saiten“, erklärt er passend zu seinen Bewegungen. „Wenn du möchtest, kann ich dir etwas vorspielen.“
„Unbedingt“, bitte ich Killian aufgeregt.
Killians Hände liegen auf der Gitarre. Eine Hand liegt auf dem Korpus, direkt vor einem Loch, die andere legt er an den Gitarrenhals. Gespannt lausche ich der ruhigen Melodie, die der Mensch für mich spielt. Bis jetzt kann ich nichts Lautes, Erschreckendes feststellen, das mir Unbehagen bereiten könnte. Ganz im Gegenteil, die Melodie hat eine fast schon beruhigende Wirkung. Obwohl auch das nicht die richtigen Worte sind, sie zu beschreiben. Ich spüre Aufregung und Neugierde, Faszination, Anziehung. Killian sagt zwar, dass es in seiner Welt keine Magie gibt, doch die Melodie, die er spielt, ist schon sehr nah dran. Vorsichtig strecke ich meine Hand nach Killians Gitarre aus. Er hört in dem Augenblick auf zu spielen und lässt seine Hand auf den Saiten ruhen. Die Musik verstummt.
„Gefällt es dir nicht?“, fragt Killian enttäuscht, doch ich schüttle den Kopf.
„Ganz im Gegenteil“, antworte ich ruhig, aber dennoch aufgeregt. „Mir fehlen die Worte, um meine Begeisterung angemessen auszudrücken.“ Vollkommen fasziniert fasse ich wieder nach der Gitarre. Killian hebt seine flache Hand. Aus Angst etwas kaputt zu machen, streiche ich ganz vorsichtig über die Saiten. Es erklingt zwar ein Ton, der ist jedoch nicht ansatzweise so schön wie die Melodie, die Killian gerade gespielt hat. Ich blicke auf meine Finger, als ich ein weiteres Mal über die Saiten streiche, sehe dann jedoch auf, direkt in Killians Augen. „Ich habe noch nie etwas so wundervolles gehört.“ Killian lächelt mich an. „Würdest du… Könntest du es mir beibringen?“
Killians leichtes Lächeln wird schnell zu großer Begeisterung. „Wenn du willst, dann gerne, natürlich.“ Er steht sofort auf. „Setz dich hier an die Kante.“
Ich tue, was der Mensch von mir verlangt und setze mich. Er reicht mir die Gitarre, die ich gleich an mich nehme. Ich kann nicht erklären wieso, aber irgendwie habe ich mir das Instrument schwerer vorgestellt. Aufgeregt, etwas Neues lernen zu dürfen, ahme ich gleich die Handgriffe nach, die ich bei Killian gesehen habe.
Killian greift nach der Hand, die ich um den Gitarrenhals gelegt habe, und schiebt meine Finger vorsichtig in Position. „Macht es dir etwas aus, wenn ich dir ein bisschen näher komme?“
„Nein, ganz und gar nicht“, antworte ich ihm.
Der Mensch setzt sich hinter mich und legt seine Hände an meine. Die Wärme, die von Killian ausgeht, umhüllt mich regelrecht. Mit der Stellung meiner Finger ist er wohl noch nicht ganz zufrieden, denn er bessert meine Haltung nach. „Wir üben jetzt nur ein wenig, damit du ein Gefühl dafür bekommst“, erklärt er und führt nun meine zweite Hand. „Und jetzt zupf an den Saiten.“
Ich schmunzle, als unsere Finger die Saiten berühren. Etwas überfordert bemerke ich: „Mit meinen Fingern in dieser Stellung zu verharren ist gar nicht so einfach.“ Ich löse meine Finger von dem Hals der Gitarre und bewege sie ein wenig.
„Die Haltung ist unnatürlich, das stimmt. Es dauert, bis man sich daran gewöhnt. Anfangs hat man oft das Gefühl, dass man sich vielleicht verkrampft. Man sollte seine ersten Versuche nicht übertreiben, aber wenn du wirklich Interesse daran hast, Gitarre spielen zu lernen, musst du regelmäßig üben.“
„Unbedingt“, antworte ich freudig, lehne mich dabei ein wenig gegen den Menschen. Meine Augen ruhen auf seinen Fingern. Er fasst an den Hals der Gitarre. „Wie lange spielst du schon?“
„Seit meiner Kindheit“, antwortet Killian mir. „Und obwohl ich schon fast mein ganzes Leben lang spiele, bin ich trotzdem nur mittelmäßig gut.“ Er nimmt meine Hand und führt sie ganz nebenbei über die Saiten, es erklingt ein weiterer Ton.
„Mittelmäßig? Du hast mich vollkommen verzaubert und das ganz ohne Magie“, widerspreche ich dem Menschen.
Killian lacht leise. „Danke, das ist nett von dir.“
„Es ist die Wahrheit, glaub mir.“
„Nett, dass du das sagst, aber du hast überhaupt keinen Vergleich.“
„Den brauche ich nicht“, antworte ich selbstsicher. „Du hast meine Seele berührt, Killian. Mehr muss ich nicht wissen.“
Killian ist für einen Moment still, ehe er doch antwortet: „Das ist das netteste, was jemals jemand über meine Musik gesagt hat. Danke, Ilaria.“
Breit lächelnd drehe ich mich etwas zur Seite, um Killian zumindest ein bisschen ansehen zu können. Seine Augen sehen von der Gitarre zu mir, auch er lächelt. Sein sanftes Lächeln wird jedoch immer frecher. Mich überkommt das Gefühl, dass er irgendetwas sagen möchte, meine Annahme wird wenige Sekunden später bestätigt. „Lange hat deine Konzentration ja nicht gehalten.“
„Du wirst dich noch wundern, wie verbissen ich sein kann, wenn ich mir etwas in den Kopf gesetzt habe, Killian“, antworte ich mindestens so frech wie er.
„Das klingt ja fast schon wie eine Drohung.“
„Lass dich überraschen“, spreche ich vage und wende mich wieder der Gitarre zu.