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Kapitel 36
Meeresrauschen
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Heute ist ein aufregender Tag! Killian hat mir einen Ausflug ans Meer versprochen. Wir fahren zwar nicht an den Strand, an dem ich das letzte Mal schwimmen durfte, aber Killian verspricht mir, dass es mir trotzdem gefallen wird. Ich bin bereit für ein Abenteuer!
„Was machst du da?“, frage ich, als Killian eine gepackte Tasche neben seinen Rucksack stellt.
„Ach, nichts, das sind nur ein paar Dinge, die wir brauchen könnten.“ Er nimmt meine Hände in seine und drückt mir einen Kuss auf die Stirn. „Schaffst du es, geduldig zu bleiben, bis wir dort sind oder wirst du mich mit unzähligen Fragen löchern?“
Ich kichere. „Es wird wohl eher Letzteres sein.“
„Warum frage ich eigentlich?“ Killian legt seine Hand an mein Kinn, hebt es an und gibt mir dann einen sanften Kuss. „Hoffentlich spielt mir das Wetter in die Hände.“ Er zwinkert mir zu.
„Was soll das denn wieder heißen?“, frage ich und schiebe meine Unterlippe vor. „Du sprichst mit Absicht in Rätseln, damit ich ahnungslos, aber neugierig bleibe.“
„Wenn ich dir gleich verraten würde, was wir uns ansehen, dann könntest du damit gar nichts anfangen.“ Killian reicht mir meine Jacke. „Es ist einfacher, es dir zu erklären, wenn wir dort sind.“
Ich lasse mir in meine Jacke helfen und schlüpfe dann in meine flachen Schuhe. Da wir eine Weile unterwegs sein werden, hat Killian mir von meinen schönen Schuhen abgeraten. Sie am Meer zu tragen, wäre ohnehin sehr unpraktisch.
Wir fahren mit zwei Bussen. Mittlerweile bin ich darin geübt. Im zweiten Bus finden wir sogar Sitzplätze. Ich lehne mich an Killians Schulter und verhake unsere Finger miteinander. Die Lautstärke im Bus ist zwar immer noch unangenehm, aber sie stört mich nicht mehr so sehr wie bei meiner ersten Busfahrt ans Meer. Ich gewöhne mich wohl langsam an die laute Welt der Menschen. Die Ohrstöpsel tragen dazu natürlich auch ihren Teil bei. Wenn ich sie trage, fühle ich mich sicher.
„Alles okay?“, erkundigt Killian sich fürsorglich.
„Ja, alles gut“, antworte ich und setze mich wieder auf. Ich beuge mich zu Killians Lippen und gebe ihm einen liebevollen Kuss. „Ich freue mich, dass wir heute etwas unternehmen.“
Killian zieht einen Mundwinkel hoch. „Ich hatte doch versprochen, dass wir das jetzt öfter machen. Ich war zu vorsichtig. Das war mein Fehler und den behebe ich jetzt.“
„Das ist lieb von dir.“ Ich küsse Killians Lippen und lehne mich dann wieder an seine Schulter. „Ich glaube, dass ich hier in deiner Welt richtig glücklich werden könnte. Meine Welt ist vielleicht verloren, aber jetzt bin ich in Sicherheit. Ich habe die Chance auf einen Neuanfang und ich denke, dass ich bereit bin, diese Chance zu nutzen.“
Killian drückt mich an sich. „Freut mich, das zu hören, Prinzessin. So, jetzt musst du aber aufstehen, wir sind gleich da.“
Ich setze mich gerade hin, hebe meine Arme über meinen Kopf und strecke mich genüsslich. An der nächsten Station steigen Killian und ich aus.
Ich sehe mich um. Hier waren wir noch nie. Killian braucht ebenfalls einen Moment, um sich zu orientieren. Er sieht sich eine Karte auf seinem Smartphone an. Nach einem tiefen Atemzug lasse ich von Killians Arm ab.
„Bleib bitte bei mir. Die Autos sind gefährlich.“
„Mache ich. Wohin gehen wir denn? Da vorne ist das Meer, oder?“ Ich zeige Richtung Wasser. Von hier aus kann ich viele kleine Schiffe in der Ferne erkennen. „Dann müssen wir doch dort lang, richtig?“ Ich nehme die Ohrenstöpsel aus meinen Ohren und verstaue sie in meiner Jackentasche, die ich dann schließe. Bei der Rückfahrt werde ich sie noch brauchen. Ich möchte sie also keinesfalls verlieren.
„Ja, das ist es. Komm, wir müssen über die Straße und dann weiter geradeaus“, erklärt Killian, wobei er mir den Arm entgegenhält. Ich hake mich wieder ein und wir überqueren die Straße. Danach gehen wir an besagter Straße entlang und nähern uns immer weiter den vielen Schiffen. Links von uns befinden sich viele große Bäume und rechts wächst grünes Gras. „Das wird jetzt ein kleiner Marsch, aber ich bin sicher, dass es sich lohnt. Ich war schon ziemlich lange nicht mehr dort.“
„Verrätst du mir jetzt, wohin wir gehen?“
„Ans Meer.“
„Das reicht mir nicht. Da ist doch noch mehr. Verrate es mir“, bitte ich.
„Nein“, antwortet Killian, dann grinst er vor sich hin. „Du wirst es schon noch sehen. Oh, lass uns da vorne eine kurze Pause einlegen.“
„Eine Pause?“, frage ich nach. „Wir sind doch noch gar nicht so lange unterwegs.“
„Ich weiß, aber von dort vorne aus kann man die Golden Gate Bridge sehen. Erinnerst du dich? Das ist das Wahrzeichen von San Francisco. Wir können ein Foto mit der Brücke im Hintergrund schießen. Das kannst du dann auf deinem Profil hochladen.“
„Oh, ein neues Foto für mein Profil? Ja, das klingt nach einer tollen Idee.“
„Hab' mir schon gedacht, dass dir das gefällt. Hoffentlich kann man die Brücke sehen. Mit dem Nebel und den Wolken ist das nicht immer garantiert. Das Wetter hat schon vielen Touristen die Urlaubsfotos versaut.“
„Wenn wir die Brücke nicht sehen können, dann kommen wir eben ein andermal wieder“, meine ich, wobei ich mich neugierig umsehe.
Zusammen machen wir einen Abstecher zu einem Platz direkt am Meer, an dem sich einige Menschen tummeln. Hier legen wir unsere Pause ein. Mein Herz schlägt höher, als ich das Wasser erblicke und die salzige Luft atme. Die eindrucksvolle, orange Golden Gate Bridge ist glücklicherweise deutlich zu sehen. Killian schlägt mir vor, mich auf eine kleine Mauer direkt unter einen Baum zu setzen. Er macht einige Fotos von mir, die ich mir dann ansehe. Killian trinkt einen Schluck Wasser, ehe er auch mir die Flasche reicht, doch ich lehne dankend ab. Ich greife lieber nach der Thermoskanne mit Kamillentee. Den brauche ich, bei dem vielen Wasser. Ich setze die Flasche ab und sehe auf den Bildschirm meines Smartphones. Die Fotos gefallen mir. Zufrieden lächle ich. Killian verstaut die Wasserflasche und auch die Thermoskanne in seinem Rucksack.
„Ich kann mich gar nicht für eines der Fotos entscheiden.“
„Das liegt daran, dass du so hübsch bist“, meint Killian charmant. Als er mich ansieht, kann ich in seinen Augen erkennen, dass er es ernst meint. Seine Komplimente schmeicheln mir sehr.
„Das ist lieb von dir. Mir fehlt noch ein Foto mit dir zusammen. Lass uns das dort vorne machen!“, antworte ich fröhlich und hüpfe von der Mauer. Ich ziehe Killian mit mir zu dem schmalen Strand. Wir machen einige Fotos zusammen. Nicht alle werden gut, da Killian immer wieder einen grimmigen Blick hat oder der Wind uns die Haare ins Gesicht weht, doch letzten Endes bin ich doch nach einigen Minuten zufrieden. Auf einigen Fotos erkennt man sogar die Golden Gate Bridge im Hintergrund. Da mein Liebster so tapfer mitgemacht hat, belohne ich ihn mit einem liebevollen Kuss.
Wir genießen den Ausblick über das Meer und Killian erklärt mir, dass die Golden Gate Bridge ursprünglich grau werden sollte. Es war auch im Gespräch, sie schwarz mit gelben Streifen zu streichen. Der orange Anstrich ist eine Schutzfarbe, die die Brücke davor bewahren soll, zu rosten. Das Orange hat allerdings so gut ausgesehen, dass sie sich umentschieden haben. Ich bin der Meinung, dass die Menschen eine gute Wahl getroffen haben. Die Brücke sieht schön aus, wie sie ist. Ihre Farbe macht sie zu etwas Besonderem.
Nach unserem kurzen Zwischenstopp spazieren wir über einen Parkplatz und setzen unseren Weg fort. Wir gehen an einem Hafen vorbei. Die vielen kleinen Schiffe sind beeindruckend. So viele Schiffe habe ich noch nie auf einmal gesehen. Ich beginne damit, sie zu zählen, doch da es schwer zu erkennen ist, wie viele sich da aneinanderreihen, gebe ich schnell wieder auf. Es sind viel zu viele.
„Werden wir mit einem Schiff fahren?“, frage ich neugierig.
Killian schnaubt. „Schön wär’s. Nein, ich kann mir keine Yacht leisten, Prinzessin. Aber siehst du da vorne den Turm?“ Er zeigt gerade aus. Ich nicke, als ich den grauen Turm entdecke. Ganz genau kann ich ihn nicht erkennen, doch er scheint nach oben hin spitzer zu werden. „Der da vorne bei dem beigen Gebäude, richtig?“
„Genau“, antwortet er. „Wir müssen an beiden vorbei, immer weiter gerade aus.“
„Der Weg wirkt ja fast endlos.“
„Das kommt dir nur so vor, weil du so ungeduldig bist“, zieht Killian mich auf, was mich zum Kichern bringt.
„Ich bin nur so ungeduldig, weil du mich immer im Dunkeln lässt. Irgendwann werde ich mit dir etwas vorhaben und ich werde dir nichts verraten.“
„Gut, dass mir das nichts ausmacht“, antwortet Killian amüsiert. „Nicht jeder ist so eine neugierige Nase, wie du es bist, Prinzessin.“
„Tz, du könntest wenigstens so tun, als wärst du deswegen traurig.“
Killian zieht geschockt die Luft ein und fragt: „Dann willst du also, dass ich traurig bin? Das ist aber nicht sehr lieb von dir.“
Schmollend schiebe ich meine Unterlippe vor. „Du hast den Spieß erfolgreich umgedreht, jetzt fühle ich mich schlecht.“
„Kein Grund zu schmollen, Ilaria, das war doch nur ein Witz.“ Killian grinst vor sich hin.
Wir kommen an dem Turm und sogar an dem beigen Gebäude vorbei. Bei dem Gebäude handelt es sich um einen Yachtclub, was das genau ist, weiß ich nicht, aber das ist auch nebensächlich, da das immer noch nicht unser Ziel ist. Vor uns liegt nun ein schmaler Weg, der aufs Meer hinausführt. Links und rechts des Weges befinden sich Steine, dann geht es direkt ins Wasser. Es sieht so aus, als würden wir bis ans Ende dieses Weges spazieren.
Killian zeigt auf das Meer hinaus. „Sieh' mal, die Insel da vorne. Das ist Alcatraz, erinnerst du dich?“
„Oh, die Insel haben wir auch von dem Pier aus gesehen.“
„Genau. Cool, dass du dich daran erinnerst.“
„Natürlich erinnere ich mich. Ich lerne gerne etwas Neues.“ Ich lächle Killian an. „Wir gehen jetzt bis zum Ende des Weges, richtig?“
„Mhm“, stimmt Killian mir zu.
Während wir weitergehen, sehe ich mich um. Das Meer ist zwar längst nicht so klar, wie Zuhause, doch es ist trotzdem sehr einladend. Am liebsten würde ich sofort hineinspringen und die Gegend erkunden. „Und was ist am Ende des Weges? Da steht gar kein Gebäude.“
„Unser Ziel.“
„Killian, bitte.“
„Komm schon, wir sind doch gleich da. Hab' doch noch ein paar Schritte Geduld.“
„Ich versuche es, aber ich will es wirklich wissen.“
Killian schnaubt. „Dann mach die Augen auf. Siehst du da vorne den kleinen Strand? Ein paar Schritte weiter ist unser Ziel.“
„Also gehen wir ans Ende des Weges?“, frage ich noch einmal nach, um sicher zu gehen.
„Ja, das sagte ich doch schon.“ Killian schüttelt den Kopf. Mir wird klar, dass er schon ein wenig genervt von mir ist. Ich beschließe, meinen Mund zu halten. Lange kann es ohnehin nicht mehr dauern.
Wir gehen an dem kleinen Sandstrand vorbei. Je näher wir dem Ende des Weges kommen, desto aufgeregter werde ich. Vor uns befinden sich viele Steine. Einige wurden an den Rand des Weges gelegt, um die Wellen zu brechen. Ich werde immer neugieriger, als ich dann erkenne, dass die Menschen hier verschiedene Steine und auch Steinplatten verwendet haben, um etwas zu bauen. Das Gebilde wirkt beinahe wie eine Ruine auf mich. Ich nehme ein seltsames Glucksen und Blubbern war, dumpfe Geräusche, die fast nach Musik klingen.
Ich sehe zu Killian und frage: „Hast du das auch gehört?“
„Ja“, antwortet er.
„Was war das?“
„Das, was ich dir zeigen wollte.“ Er zieht einen Mundwinkel hoch. „Komm. Ich bin schon gespannt, was du dazu sagen wirst.“
Wir steigen einige Stufen hinunter und befinden uns nun auf einer Plattform, die stellenweise durch verschiedene Steine zusammengesetzt wurde. Ich entdecke mehrere gebogene Rohre, die aus dem Boden herausragen. Killian ermutigt mich, näher ranzugehen. Ich beuge mich zu einem der Rohre und sehe hinein. Außer Dunkelheit kann ich allerdings nichts erkennen. Aus dem Rohr ertönt ein glucksendes Geräusch, das mich zum Schmunzeln bringt. Neugierig halte ich mein Ohr dagegen. Das Blubbern amüsiert mich.
„Das klingt ja lustig, was ist das denn?“, frage ich nach und richte mich wieder auf, um zu Killian zu sehen.
„Die Installation nennt sich The Wave Organ. Die Rohre führen ins Wasser und wenn die Wellen die Rohre fluten, ertönen diese Geräusche. Das Meer macht sozusagen Musik.“ Er zuckt mit den Schultern. „Ich dachte, dass dir das gefallen könnte.“
„Es gefällt mir sogar sehr gut!“, gebe ich begeistert von mir.
„Komm her. Setz dich da rein.“ Killian führt mich zu einer kleinen Nische, in die ich mich gleichsetze. In den Wänden befinden sich einige Löcher, aus der die Geräusche dringen. „Die Steine schirmen dich vom Wind ab, sodass du alles gut hören kannst.“ Die blubbernden Wassergeräusche plätschern von allen Seiten auf mich ein. Ich fühle mich davon umhüllt. Teilweise erinnern mich die Geräusche an Meeresrauschen, ab und zu gleichen sie doch eher einer Toilettenspülung. Das dumpfe Blubbern erinnert mich jedoch an Musik. Vielleicht ein Blasinstrument? Ich schließe meine Augen und lausche. Die abwechslungsreiche Melodie, die das Meer für mich spielt, gefällt mir.
„Du siehst zufrieden aus“, stellt Killian fest. Ich öffne die Augen und nicke eifrig.
„Der Ausflug hat sich gelohnt!“, verkünde ich freudig. Ich lehne mich zu einem der Löcher in der Wand und lausche dem Gluckern. Ich kichere. „Setz dich zu mir, Killian.“
Der Mensch legt seine Sachen ab und leistet mir Gesellschaft. Er zieht einen Mundwinkel hoch. „Ich war ewig nicht mehr hier.“
„Wieso nicht?“, frage ich nach.
„Keine Ahnung, es gibt viel zu tun im Alltag. Früher war ich öfter hier, um zu zeichnen, aber da ich jetzt hauptsächlich digital zeichne, mache ich das eher von der Couch aus. Außerdem ist der Weg doch recht weit, um regelmäßig hierher zu kommen. Wir waren jetzt eine Stunde unterwegs.“
„Aber es hat sich wirklich gelohnt.“ Ich beuge mich zu Killian und küsse seine Lippen. Den Kuss erwidert er sanft, außerdem streicht er über meinen Rücken.
„Hier gefällt es mir“, gebe ich freudig von mir und lehne mich an meinen Liebsten. „Und wozu hast du die Sachen mitgenommen?“ Ich deute auf die Tasche und den Rucksack vor mir. „Machen wir wieder ein Picknick?“
„Nein, ich dachte mir, dass du vielleicht ins Meer steigen möchtest.“
„Sagtest du nicht, dass mich niemand sehen sollte?“, frage ich verblüfft nach.
„Doch, aber wenn du als Meerjungfrau im Wasser sitzt und ich ein paar Fotos von dir schieße, dann werden alle denken, dass du ein verkleidetes Model bist.“ Killian seufzt. „Zumindest hoffe ich, dass es so abläuft. Angst macht mir der Gedanke aber immer noch, wenn ich ganz ehrlich bin.“
„Und wieso willst du mich dann ins Wasser schicken? Wenn du Angst hast, dann sollten wir das nicht tun.“
„Weil ich zu streng zu dir war“, erklärt Killian. „Du sollst dich nicht in meiner Wohnung gefangen fühlen oder vor allen Menschen Angst haben. Gesunde Vorsicht ist gut. Wenn du nicht zu Fremden ins Auto steigst oder mit zu ihnen nach Hause gehst, dann ist das schon ausreichend.“ Mein Liebster küsst meine Schläfe. „Ich will, dass du glücklich bist. Vorsichtig, aber hauptsächlich glücklich.“
In Killians Augen kann ich großes Bedauern erkennen. Ich sehe auch die Ehrlichkeit, die er in seine Worte gelegt hat. Ich spüre, dass Killian sich Sorgen macht, aber auch die Liebe, die seine Seele erfüllt. Ich lege meine Arme um seinen Hals und verwickle ihn in einen intensiven Kuss. Erst ist mein Liebster etwas überrumpelt, doch dann zieht er mich an sich und erwidert meinen Kuss fast schon gierig. Um uns herum gluckst und blubbert das Meer durch die Rohre. Eine Briese zieht über die kleine Plattform. Als ich mich von Killian löse, streiche ich über seine Brust. Er greift nach meiner Hand, küsst meinen Handrücken und mein Handgelenk, dann lässt er meine Hand sinken, lässt sie aber nicht los.
„Ich liebe dich, Killian“, spreche ich leise.
Er sieht sehr zufrieden und entspannt aus, als er antwortet: „Ich dich auch, Prinzessin.“
Wir bleiben einen Moment sitzen und lauschen dem Blubbern, Glucksen und Plätschern. Eine Welle kommt auf uns zu und ich bekomme einige Spritzer Wasser ab. Zufrieden lehne ich mich an Killian. „Und du denkst wirklich, dass ich ins Wasser steigen sollte?“
„Wenn du dich da an den Rand setzt, bekommst du bestimmt genug Wasser ab, um dich zu verwandeln. Ich habe Handtücher mitgenommen und auch eine Hose, ein Shirt und einen Hoodie, falls dir dann in deinem Kleid zu kalt ist.“ Killians Hand gleitet in meinen Nacken, er massiert mich. „Dass dir letztens so kalt war, habe ich nicht vergessen.“
Ich senke verlegen meinen Blick. Obwohl Killian in einigen Punkten ziemlich vergesslich ist, hat er doch diese aufmerksame Seite, die mich immer wieder überrascht. Es ist süß, wenn er für mich aus seiner Komfortzone tritt. „Danke, mein Liebster.“
Er spricht mit gesenkter Stimme: „Ich sehe nach, ob die Luft rein ist.“ Killian küsst meine Stirn, dann steht er auf. Ich beuge mich nach vorne, um ihm nachsehen zu können, doch dann verschwindet er aus meinem Blickfeld.
Ich warte auf Killians Zeichen. Es dauert einen Moment, doch Killian tritt wieder auf mich zu. „Keine Menschen in Sicht.“
„Gut, dann ab ins Wasser.“
Ich lasse mir meine Chance nicht entgehen und schlüpfe sofort aus meinen Schuhen. Kleidungsstück für Kleidungsstück lege ich auf die Steinbank in der Nische. Vollkommen nackt trete ich auf den Rand der Plattform zu. Killian reicht mir die Hand und ich nehme sie an. Eine Welle bespritzt meine Beine mit Wasser. Sie werden jedoch nicht nass genug, um meine Verwandlung auszulösen. Ich lasse mich zu Boden sinken und warte auf die nächste Welle. Ich strecke meine Beine aus. Als das Wasser auf mich zukommt, schließe ich die Augen. Ich spüre, dass mein Körper sich verändert. Meine Schuppen breiten sich aus und meine Beine werden zur Flosse. Meine Nägel werden länger, die Schwimmhäute zwischen meinen Fingern wachsen. Als ich die Augen aufmache und tief durchatme, fühle ich mich fast seltsam. Das Versteckspiel soll von nun an also ein Ende haben. Es ist, als wäre mir eine Last von den Schultern genommen worden. Eine weitere Welle kommt mir entgegen, meine Haare wehen im Wind, als ich auf das Meer hinaussehe. Am liebsten würde ich sofort abtauchen, doch ich fürchte, dass das nicht besonders klug wäre. Wenn ich plötzlich wieder auftauche und ein Mensch mich entdeckt, könnte er skeptisch sein, selbst wenn er nicht an Wesen wie mich glaubt.
„Ich bin zwar kein Profi und etwas voreingenommen, aber du siehst unglaublich schön aus.“ Killian streicht sich die Haare aus dem Gesicht, doch der Wind verbläst sie wieder, dann zeigt er mir ein schwarzes Gerät mit einem Display. Auf dem Display bin ich zu sehen. Ich lächle breit, als ich mir das Foto ansehe.
„Du hast ein Foto von mir gemacht? Wenn ich das gewusst hätte, dann hätte ich gelächelt.“
„Dann wäre es aber nicht so echt gewesen“, antwortet Killian und zwinkert mir zu. Gerade rechtzeitig nimmt er genug Abstand, um von der nächsten Welle verschont zu bleiben.
„Genieß das Meer.“
Mit geschlossenen Augen hebe ich meinen Kopf und strecke mich der Sonne entgegen. Ich spüre die wärmenden Sonnenstrahlen auf meiner Haut. Die Wellen und der Wind peitschen immer wieder Wassertropfen auf meinen Oberkörper. Wenn es nach mir geht, könnte es gerne ein wenig wärmer sein. Es gibt nichts Schöneres, als auf einem Stein oder im Sand zu liegen und sich von der Sonne wärmen zu lassen, während der Ozean einen mit sanften Wellenbewegungen verwöhnt.
„Daddy, sieh' mal, eine Meerjungfrau!“
„Geh' nicht so nah ran, Amy, du siehst doch, dass sie gerade arbeitet.“
„Aber Daddy! Das ist eine Meerjungfrau! Das ist so toll!“
Ich drehe mich zu den beiden Menschen und streiche mir einige Strähnen aus dem Gesicht, um sie ansehen zu können. Der Wind ist zwar nicht stark, aber gnadenlos zu unseren Haaren. Ich winke dem kleinen Mädchen. Das Menschenkind sieht mich mit großen Augen an. Sie klammert sich an das Bein des Erwachsenen und winkt mir schüchtern zu. Eine Welle kommt auf mich zu und spült Wasser bis über meine Schultern. Ich lächle das dunkelhaarige Menschenkind an. Sie wird etwas mutiger und macht einen Schritt auf mich zu.
„Du bist hübsch. Bist du eine echte Meerjungfrau?“, fragt sie mich.
Ich nicke. „Mhm, das bin ich“, antworte ich ihr. Ich kann das Strahlen in den Augen des Kindes sehen. Sie sieht mich mit leicht geöffnetem Mund an. Diese Faszination habe ich auch schon bei Killian entdeckt. „Ich heiße Ilaria und wie heißt du?“
„Amy“, antwortet sie. Das Mädchen versteckt ihr halbes Gesicht hinter ihren kleinen Händen. Es ist niedlich, wie schüchtern sie ist. „Was machst du?“
„Ich genieße das Meer. Für euch Menschen ist es ein bisschen zu kalt, aber mich stört das nicht.“
Das Mädchen kichert. Sie zeigt auf Killian. „Ist das dein Freund?“
Ich sehe zu Killian, der gerade mit seinem Smartphone beschäftigt ist. Mein Blick gleitet zurück zu dem Mädchen. Ich antworte ihr: „Ja, das ist mein Freund.“
„Hat er dich geküsst, damit du deine Stimme zurückbekommst?“
Die Frage irritiert mich. „Nein.“
„Dann bist du also nicht wie Arielle?“
Ich schüttle den Kopf. „Nein, meine Stimme war immer da. Schon bevor wir uns geküsst haben.“
„Kennst du Arielle? Sie hat rote Haare und eine Flosse wie du.“ Sie zeigt auf meine Flosse. „Aber die ist grün. Und sie hat auch Muscheln.“
Das Mädchen bringt mich zum Schmunzeln. „Nein, Arielle kenne ich nicht. Tut mir leid.“
„Entschuldigung“, unterbricht der Erwachsene unser Gespräch. „Könnten wir vielleicht ein Foto mit dir machen? Amy liebt Meerjungfrauen.“ Das Menschenkind nickt eifrig. Sie sieht glücklich aus. Den Wunsch kann ich ihr nicht abschlagen.
„Natürlich.“
Killian hilft mir, mich ein wenig vom Wasser zu entfernen, damit die kleine Amy nicht nass wird. Amy hüpft freudig die Stufen hinunter und setzt sich neben mich. Ich lege meinen Arm um sie. Gemeinsam posieren wir für das Foto, das der erwachsene Mensch mit seinem Smartphone von uns macht. Ich bin ein wenig nervös, da sich die Situation einerseits schön anfühlt, weil ich dem Mädchen eine Freude mache, anderseits könnte es gefährlich werden, wenn die falschen Menschen herausfinden, dass ich eine echte Meerjungfrau bin. Ich unterhalte mich noch einige Minuten mit dem kleinen Mädchen. Sie ist fasziniert von der Geschichte, die ich über ein altes Schiffswrack erzähle. Gespannt lauscht sie meinen Worten, während Killian in der Nische damit beschäftigt ist, meine Kleidung in der Tasche zu verstauen.
Nachdem die beiden Menschen sich verabschiedet haben, setze ich mich wieder ans Wasser. Meine Flosse wird durch die sanften Wellen gekitzelt. Um uns herum höre ich immer wieder das Gluckern aus den Rohren. Wenn der Weg nicht so weit wäre, dann würde ich öfter hierherkommen, um mich ans Wasser zu setzen und den Wind in meinen Haaren zu spüren. Killian schießt noch einige Fotos von mir. Ich bin begeistert von den schönen Bildern. Er zeigt mir zwar nicht jede einzelne Aufnahme, doch es ist schon jetzt unmöglich, zu sagen, welches Foto am besten gelungen ist.
Während wir abwarten, bis wir wieder vollkommen alleine sind, sodass ich mich verwandeln kann, nehme ich mir Zeit, ein wenig zu schwimmen. Obwohl mich das Wasser normalerweise entspannt, verschwindet die Nervosität, die ich empfinde, nicht. Vielleicht wird es besser, wenn ich heute Abend in der Wanne liege.
Killian hilft mir, meine Flosse zu trocknen. Er wickelt mich sofort in eine Decke, als ich meine Beine zurückbekomme. Mit einem Ruck hebt er mich an und wir setzen uns auf eine der Steinplatten. Hinter und neben uns gluckst das Wasser in den Rohren. Liebevoll kümmert sich Killian darum, dass meine Haare in das Handtuch gewickelt sind. Er zieht mich an sich und streicht über meinen Arm.
„Und? Wie fühlt es sich an, die Heldin eines kleinen Mädchens zu sein?“, fragt er mich.
Ich lächle bei dem Gedanken. „Du meinst, dass ich ihre Heldin bin?“
„Na klar. So wie sie dich angesehen hat. Wenn ihr Dad sie nicht Huckepack genommen hätte, würde sie immer noch neben dir sitzen und nach Geschichten fragen.“
Ich kichere. „Sie war schon süß.“ Ich atme durch, sehe auf das Wasser hinaus und beobachte eines der kleinen Schiffe. Allmählich setzt die Kälte ein. Ich bin froh, dass Killian mich in eine Decke gewickelt hat. Auf der Suche nach etwas Körperwärme, lehne ich mich an Killians Schulter. „Danke für diesen schönen Tag.“
„Du hast ihn dir verdient“, meint Killian ruhig. Er reibt mir den Rücken, als ich anfange zu zittern. „Willst du dich wieder anziehen?“
„Ja, ich muss noch ein bisschen Wärme tanken, dann kann ich aufstehen.“ Ich ziehe die Nase hoch. „Was essen wir heute?“
„Ich dachte, dass wir uns auf dem Weg nach Hause Sushi mitnehmen. Wenn du darauf keine Lust hast, dann können wir aber natürlich auch etwas Anderes holen. Ich bin da flexibel.“
„Nein, Sushi klingt perfekt.“
Killian streicht über meine Wange. Er sieht mich an und ich erwidere seinen Blick. Der Anziehung zwischen uns kann ich nur wenige Sekunden widerstehen, schon beuge ich mich zu ihm und küsse seine Lippen. Killian drückt mich sanft an sich. An diesen Ausflug werde ich mich ewig erinnern.
༄ ♫ ༄
Nach dem Essen nehme ich ein langes Bad mit warmem Wasser und viel Schaum. Killian leistet mir Gesellschaft. Er sitzt an der Wanne gelehnt auf dem Boden und sieht sich auf seinem Tablet die Fotos an, die er heute von mir gemacht hat.
„Es ist unfassbar, wie schön du bist“, gibt er fast schon verträumt von sich. Ich lehne mich an den Rand und sehe auf das Tablet. Als Killian das bemerkt, hebt er es an, sodass ich einen besseren Blick darauf werfen kann.
„Hm.“
„Ist irgendetwas?“
„Es ist seltsam, sich selbst so zu sehen. An die Selfies habe ich mich irgendwie gewöhnt, aber mich jetzt mit meiner Flosse auf einem Foto zu sehen, kommt mir so unwirklich vor“, erkläre ich nachdenklich. Ich strecke mich ein Stückchen nach vorne und betrachte die Fotografie genauer. „Ich kann gar nicht glauben, dass ich das bin.“
Killian lacht leise. „Was verwirrt dich daran?“
Ahnungslos zucke ich mit den Schultern. „Das kann ich dir beim besten Willen nicht erklären. Es ist ungewohnt, mich mit meiner Flosse aus dieser Perspektive zu sehen. Ich weiß nicht, wie ich es anders beschreiben soll.“
Killian nickt, dann verdunkelt er den Bildschirm durch einen Knopfdruck und legt das Tablet zur Seite. Er dreht sich zu mir und gibt mir einen sanften Kuss auf die Lippen. „Es ist ungewohnt, hm?“
„Ja, sehr.“ Ich lege meine Hand an Killians Wange und streichle ihn. Sanft löst er meine Hand von sich, um meinen Handrücken zu küssen. Seine Lippen wandern zu meinem Handgelenk und meinem Unterarm. Ich kichere und zucke, da sein Bart mich kitzelt. Grinsend sieht Killian mich an. Er bekommt noch einen Kuss von mir. „Hilfst du mir aus der Wanne?“
„Klar. Soll ich dich dann gleich ins Bett tragen oder möchtest du noch ein bisschen auf der Couch herumliegen?“
„Gleich ins Bett. Der Tag war lang und ich bin müde.“
„Okay.“ Killian steht auf. Er beugt sich über die Wanne und drückt vorsichtig meine Flosse zur Seite, um das Wasser aus der Wanne zu lassen. „Brauchst du noch irgendetwas?“
„Nur deine Gesellschaft.“
„Die nehme ich dir nicht weg“, antwortet er. Er tritt zum Spiegel, streicht sich durch die Haare und putzt sich im Anschluss die Zähne.
Wie ein Fisch auf dem Trockenen liege ich in der Wanne, sobald das Wasser ausgelaufen ist. Killian greift mir unter die Arme, um mich an den Rand zu setzen und kümmert sich gleich darum, meine Flosse zu trocknen. Aufmerksam beobachte ich Killian dabei. Dass er immer noch Spaß daran hat, mir dabei zu helfen, ist eine positive Überraschung.
„Das ist angenehm. Wie eine Flossenmassage.“
„Ach, tatsächlich?“, fragt Killian nach.
„Ja, ich liebe es, von dir getrocknet zu werden.“ Killian schnaubt.
Als es plötzlich klingelt, quietsche ich vor Schreck und verliere dabei das Gleichgewicht. Glücklicherweise kann Killian mich festhalten, bevor ich mir den Kopf anschlage. Er küsst meine Stirn, sobald ich wieder richtig sitze. „Alles okay?“
Ich nicke. „Danke. Erwartest du Besuch?“
„Eigentlich nicht.“ Er reicht mir ein Handtuch. Ein lautes Klopfen dringt an meine Ohren. Es klingt fast schon hektisch. Die Klingel ertönt erneut. Ich zucke vor Schreck zusammen. „Bin gleich wieder da. Verhalt dich ruhig, okay?“
Er verlässt das Badezimmer und schließt die Tür hinter sich. Ich nutze die Zeit, um mich zu trocknen. Aus dem Gang höre ich zwei Männerstimmen. Eine davon gehört zu Killian, die andere erkenne ich nicht. Sie gehört zu keinem der Freunde, die ich bereits kennengelernt habe. Leider verstehe ich nicht, was die beiden miteinander besprechen. Meine Beine geben nach, als ich aufstehen will, doch ich kann mich an dem Türstock festhalten. Neugierig öffne ich die Tür. Nur einen winzigen Spalt, sodass ich die beiden besser belauschen und hoffentlich auch verstehen kann. Ich lehne mich an den Türstock und wickle mich in mein Handtuch. Ich spüre, dass Tropfen von meinen nassen Haaren meine Wange entlanglaufen.
„Keine Ahnung, was du gehört hast. Ich habe kein Geld“, höre ich Killian sprechen.
Nun antwortet ihm der Fremde: „Verarsch mich nicht, Mann. Du hast Schmuck gegen ein Bündel Scheine eingetauscht. Du Pisser schuldest mir fünf Riesen. Ich war bis jetzt gnädig, weil ich wusste, dass bei dir nichts zu holen ist, aber wenn du mit den Taschen voller Geld herumlaufen kannst, dann kannst du auch deine Schulden bezahlen.“
„Ich weiß nicht, was du gehört hast, aber ich habe kein Geld und ich habe auch keinen Schmuck verkauft.“
„Ich hab' gesagt, dass du mich nicht verarschen sollst!“, spricht der Unbekannte nun lauter.
„Fuck, steck die Knarre weg!“
Ich spüre, dass Killian große Angst bekommt und drücke die Tür auf. Besorgt sehe ich zur Tür und erblicke die beiden Männer. „Killian? Ist alles in Ordnung?“, frage ich verunsichert nach.
Der fremde Mann hält etwas in der Hand, doch er lässt sie sofort sinken und versteckt sie hinter seinem Rücken, als er mich erblickt. Auch Killian lässt seine Hände sinken. Der Fremde streicht durch seine kurzen Haare und sieht dann wieder zu Killian. „Ist das deine Kleine?“ Er deutet mit dem Kopf in meine Richtung.
„Austin, lass sie da raus“, antwortet Killian ihm ernst. Er räuspert sich und wendet sich an mich. „Ilaria, geh ins Schlafzimmer und verschließ die Tür.“
„Was ist hier los?“, frage ich nach. Meine Beine wollen sich nicht bewegen. Ich bleibe wie angewurzelt in der Badezimmertür stehen.
Der Fremde, dessen Name wohl Austin ist, seufzt, dann nickt er Killian zu. „Wenn ich meine Kohle nicht in ein paar Tagen bekomme, dann wird sie die Schulden zurückzahlen, klar?“
Killian richtet sich auf. Er tritt einen Schritt auf Austin zu. „Du lässt sie da raus. Sie hat damit nichts zu tun“, spricht er bestimmt. Sein Tonfall bereitet mir Unbehagen, doch mir ist schnell klar, dass er mich beschützen möchte. Ich verstehe nur nicht genau, wovor. „Ist mir scheiß egal, dass du eine Knarre hast. Du fasst mein Mädchen nicht an. Hast du mich verstanden?“
Austin schnaubt. Obwohl Killians Stimme bedrohlich klingt, lässt er sich nicht einschüchtern. „Ich bekomme mein Geld. So oder so.“ Er sieht zu mir und nickt mir zu, doch Killian schiebt sich dazwischen, sodass ich den Mann kaum noch sehen kann. „Wie du es mir zurückzahlst, entscheidest du. Ich gebe dir ein paar Tage. Das ist deine letzte Chance, kapiert? Wenn ich mein Geld nicht bekomme, dann hole ich mir dein Mädchen.“
„Verpiss dich, Austin.“ Nervös schlucke ich. Ich spüre erst wieder Erleichterung, als Killian die Tür schließt und anschließend den Schlüssel dreht. Er schiebt auch den Riegel vor. „Fuck“, murmelt er und lehnt seinen Kopf gegen die Tür. „Ich dachte echt, dass ich gleich tot bin.“
Ich trete zu Killian. Er nimmt mich sofort in den Arm und drückt mich fest an sich. „Was ist da gerade passiert?“, frage ich verwirrt nach. „Das war unheimlich. Wollte der Mensch dir wehtun?“
Liebevoll küsst Killian meine Stirn. „Ich schulde ihm ziemlich viel Geld, weil ich vor ein paar Jahren Scheiße gemacht habe. Das ist eine kompliziertere Geschichte und ich bin nicht mehr so wie damals. Jetzt will er sein Geld zurück. Wenn ich mit meiner Musik mehr Geld verdienen würde, dann hätte ich meine Schulden längst bezahlt, aber fünf Riesen sind nicht wenig.“
„Und was machst du jetzt?“
Killian zuckt mit den Schultern. „Lass das meine Sorge sein, okay? Er wird dir nichts tun.“ Als ich aufsehen möchte, legt Killian seine Hand an meinen Hinterkopf und drückt mich gegen seine Schulter. Ich schließe meine Augen. Mein Liebster drückt mir einen sanften Kuss ins Haar.
„Was meint er damit, dass er mich holen wird?“
„Das hat er nur gesagt, um mir Angst zu machen. Er will nur sein Geld. Ich kümmere mich darum. Mach dir keine Sorgen, Prinzessin. Ich habe alles unter Kontrolle.“ Beruhigend streicht er über meinen Rücken.
Auch wenn er so klingen möchte, als würde alles schnell wieder in Ordnung kommen, beunruhigt mich seine Stimme. Ein unangenehmes, kaltes Gefühl breitet sich in mir aus. Ich bekomme Angst. Ich will nicht, dass mich jemand mitnimmt. Das bringt doch auch gar nichts. Ich habe doch selbst kein Geld…