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Kapitel 40
Herausgerissene Herzen
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Heute bin ich bestens gelaunt und guter Dinge. Seit letzter Nacht fühlt sich die Welt wieder leichter an. Austin wird uns nicht mehr belästigen. Er hat Killian seine Schulden erlassen und ich bin sicher, dass wir Killians Gitarren bald wieder von der Pfandleihe auslösen können. Es wird nicht mehr lange dauern, schon wendet sich alles zum Guten und Killian und ich können bis an unser Lebensende glücklich zusammen sein.
Zufrieden summend streiche ich etwas Erdnussbutter auf eine Scheibe knusprigen Toast. Mit einem sauberen Messer widme ich mich dann einem Klecks Marmelade und einer weiteren Toastscheibe. Ich bin gerade dabei, meinem Liebsten ein Frühstück zu zaubern. Da ich mir mit dem Herd noch nicht ganz sicher bin und die Lebensmittel aktuell doch recht knapp sind, habe ich mich für ein Erdnussbuttermarmeladesandwich entschieden. PB and J, so wie Killian es gerne nennt.
Erschrocken zucke ich zusammen, als ich im Augenwinkel eine schnelle Bewegung erkenne. Mit einem Quietschen springe ich zur Seite, atme dann aber erleichtert durch, als ich realisiere, dass es sich nur um den Toaster handelt. Ich werde mich wohl niemals an das herausspringende Brot gewöhnen. Vorsichtig greife ich mir die heißen Brotscheiben und lasse sie ganz schnell auf den Teller fallen.
„Heiß, heiß, heiß“, flüstere ich und puste dann gleich auf meine Finger. Argwöhnisch betrachte ich den Toaster, der sich nach getaner Arbeit nicht mehr rührt. Ich hebe meinen Finger und belehre das technische Gerät: „Dieses Mal hast du mich noch erwischt, aber beim nächsten Mal erschreckst du mich nicht mehr.“ Wir beide wissen, dass es sich vermutlich um leere Worte handelt. Der Toaster wird mich doch wieder erwischen. Aber er soll nicht wissen, dass ich das weiß!
Aus dem Schrank nehme ich eine von Killians Tassen heraus und stelle sie unter die Kaffeemaschine. Sie ist bereit zum Einsatz. Nach einem Knopfdruck beginnt sie damit, die Kaffeebohnen zu mahlen. Ich halte mir die Ohren zu, da das quietschende, laute Geräusch wie immer sehr unangenehm für mich ist. Als der Kaffee in die Tasse läuft, nehme ich meine Hände wieder hinunter. Der heiße Toast ist schnell kühl genug, sodass ich ihn mit Erdnussbutter und Marmelade bestreichen kann. Ich klappe die Toastscheiben zusammen und betrachte zufrieden mein Werk. Da das Frühstück meiner Meinung nach noch etwas lieblos aussieht, nehme ich eines der Messer zur Hand und gebe ein wenig Erdnussbutter auf den Toast. Durch mein Feingefühl gelingt es mir, ein schönes Herz zu zeichnen. Auch der zweite Toast wird mit einem Herz verziert, dieses Mal nutze ich allerdings Marmelade. Zufrieden mit meinem Werk, verschließe und verstaue ich die Gläser, dann lege ich die Messer in das Waschbecken. Der Kaffee wird noch gesüßt und schon bringe ich alles vorsichtig und auch leise ins Schlafzimmer.
Killians Schnarchen wird gleich ein Ende finden. Ich stelle sein Frühstück auf den Nachttisch und klettere dann zu ihm ins Bett. Erst wird er liebevoll von mir gestreichelt, dann küsse ich seine Wange. Seine Lippe ist angeschwollen, doch sie sieht schon besser aus als gestern. Das blaue Auge ist jedoch dunkler und sieht schlimmer aus. Der Anblick trübt meine gute Laune ein wenig, doch ich lasse mich nicht von meinem Plan abbringen. Trotz seiner kleinen Verletzungen geht es ihm gut und Austin wird ihn nie wieder verletzen. Liebevoll streiche ich Killian einige Haarsträhnen aus dem Gesicht und küsse seine Stirn. Seine Haut fühlt sich warm an.
„Guten Morgen, mein Liebster“, flüstere ich ihm zu, ehe ich mich an ihn kuschle. „Ich habe dir Frühstück gemacht.“
„Hm?“, brummt Killian verschlafen. Anstatt noch etwas zu sagen, drückt er mich an sich und streichelt meinen Arm.
„Bist du bereit, aufzustehen?“, frage ich ihn.
„Nein“, antwortet er mir.
„Aber aufwachen wäre in Ordnung, oder?“
„Ilaria.“ Ich erkenne schnell, dass er keine gute Laune hat. „Lass mich schlafen.“
„Ich habe Kaffee gemacht. Und ein Sandwich.“
Verschlafen blinzelt Killian mich an. Er fasst sich an den Kopf und vergräbt sein Gesicht schnell wieder in dem Kissen. „Das ist lieb.“ Ich streiche durch Killians Haare, doch er schiebt meine Hand von sich. „Lass mich. Mein Leben ist am Arsch. Wenn ich schlafe, geht’s aber.“
„Ich habe das Gefühl, dass dein Leben bald wieder besser wird.“
„Nein.“ Etwas beleidigt nehme ich Abstand von Killian, doch er hält mich am Arm fest. „Sorry. Komm her.“ Seine miese Laune sollte ich nicht persönlich nehmen. Er hasst es, wenn er geweckt wird. Vielleicht hätte ich warten sollen, bis er seine Augen von selbst öffnet, aber ich wollte ihn unbedingt überraschen. Killian dreht sich zur Seite und legt seine Hand an meine Hüfte, sie bewegt sich allerdings schnell zu meinem Hintern. Mein Liebster greift zu, dann packt er meinen Schenkel und legt ihn an seine Hüfte. Als er sein Gesicht in meinem Haar vergräbt, kitzelt sein Bart meine Stirn. Ich schließe meine Augen und streiche über seine Brust. „Ich rieche Kaffee“, gibt er brummend von sich.
„Steht bereits hinter dir“, antworte ich ihm leise.
„Danke, Prinzessin. Wie spät?“
„Nach Mittag.“
„Okay.“
Killians warme Hand streicht über meinen Rücken. Grobmotorisch greift er nach seiner Decke und legt sie über mich. Ich helfe nach, indem ich mich besser zudecke. Seine Körperwärme ist angenehm. Wir verharren eine Weile in dieser Position. Killians leises Schnarchen verrät, dass er noch einmal einschläft, doch dieses Mal wecke ich ihn nicht. Er bekommt einen sanften Kuss auf die Wange. Mein Liebster lächelt im Schlaf. Ich hoffe, dass er einen schönen Traum hat.
Zu meinem Glück dauert es nicht mehr lange, schon wacht er ein weiteres Mal auf. Ich bekomme einen kaum spürbaren Kuss auf die Lippen, dann setzt er sich wortlos auf. Wie hypnotisiert starrt Killian auf die Decke vor sich. Während ich zu ihm aufsehe, stütze ich meinen Kopf an meiner Hand ab. Verschlafen reibt Killian sich das Gesicht. Ich beobachte jede seiner Bewegungen ganz genau. Er brummt und grummelt vor sich hin, ehe er sich zu dem Nachttisch dreht. Er schnaubt. Verschlafen sieht er wieder zu mir. „Die Herzen sind ja süß. Du bist so ein girly.“
„Ich dachte, dass es so ein wenig hübscher aussieht.“
Killian nickt. „Ich bin gleich wieder da, meine Blase will ins Badezimmer. Du kannst ruhig liegen bleiben.“
„Ich warte hier auf dich.“
Killian lässt sich nicht hetzen. Er trottet aus dem Schlafzimmer und somit aus meinem Sichtfeld. Ich mache es mir in der Zwischenzeit bequem und kuschle mich in die warme Decke, die er hinterlassen hat. Als er wenig später zurückkommt, öffnet er das Schlafzimmerfenster und stapft dann wieder zurück ins Bett. Ich warte, ob er sich noch einmal hinlegt, doch er bleibt sitzen. Mein Liebster drückt mir einen Kuss auf die Stirn, dann greift er nach seinem Kaffee, um davon zu trinken. Ich sorge dafür, dass er gut zugedeckt ist. Durch das geöffnete Fenster zieht kühle Luft in das Schlafzimmer.
„Danke für das Frühstück, Prinzessin.“
„Das mache ich gerne für dich.“
Er greift sich den Teller und zieht einen Mundwinkel hoch, als er die beiden Sandwiches betrachtet. „Sogar getoastet. Hattest du gar keine Angst vor dem bösen, bösen Toaster?“ Neckisch grinst er mich an, worauf ich meine Unterlippe vorschiebe.
„Doch. Er hat mich sogar zweimal erschreckt. Ich weiß nicht, was ich machen kann, um mich nicht zu erschrecken. Vielleicht sollte ich das Zimmer wechseln“, erzähle ich. Killian schnaubt und beißt dann in sein Frühstück. „Aber ich schätze, dass ich dann immer wieder nachschauen würde, ob der Toaster bereit ist.“
„Und dann würde er die Toastscheiben genau dann ausspucken, wenn du um die Ecke linst“, meint Killian amüsiert.
„Ja, genau!“, stimme ich ihm zu. „So fies ist der Toaster. Das macht er doch mit Absicht. Ich bin ziemlich sicher, dass er seine Freude daran hat, mich zu erschrecken.“
Killian grinst vor sich hin. „Könnte sein.“
Mein Liebster schaltet den Fernseher ein. Er genießt sein Frühstück und trinkt seinen Kaffee, während die Nachrichten uns auf dem Laufenden halten. Ich befreie mich aus der schweren Decke und wickle mich stattdessen in eine Kuscheldecke. Meinen Kopf bette ich auf Killians Schenkel, allerdings mit etwas Abstand zu dem Teller.
„Das Erdbeben hat sich wohl nicht auf Kalifornien beschränkt“, meint Killian etwas besorgt. „Sieh dir das an, Japan hat es ganz schön getroffen.“
Im Fernsehen wird von einer Katastrophe gesprochen. Ein Atomkraftwerk soll zerstört worden sein. Auch wenn ich nicht genau verstehe, was gesprochen wird, beunruhigen mich die neuen Informationen sehr. Auch Killian scheint sich Sorgen zu machen.
„Man darf die Nachrichten gar nicht mehr ansehen, davon wird man nur gestresst“, meint er, ehe er wieder in sein Sandwich beißt.
Ein ungutes Gefühl beschleicht mich. Ein Gefühl, dass ich vollkommen verdrängt habe. „Denkst du, dass das meine Schuld ist?“
Überrascht sieht Killian mich an. „Deine Schuld? Solange du die Erdbeben nicht aktiv ausgelöst hast, kann das gar nicht deine schuld sein. Japan ist so wie Kalifornien ziemlich stark erdbebengefährdet. So etwas ist vor ein paar Jahren schon einmal passiert. Die Kraftwerke sind teilweise nicht so gesichert, wie sie es sein sollten. Das ist ein großes Problem in unserer Welt. Man verzichtet oft auf Sicherheit, solange alles funktioniert. Dass das irgendwann in einem großen Problem endet und dass viele krank werden oder gar ihr Leben lassen, interessiert weder die Konzerne, noch die Regierung.“ Er verzieht das Gesicht. „Ich wollte immer mal nach Japan reisen, aber aktuell wäre das wohl eine beschissene Idee. Also abgesehen davon, dass ich es mir nicht einmal ansatzweise leisten könnte, zu reisen.“
Ich versuche, allem zu folgen, was Killian sagt, doch ich muss nachfragen, um es zu verstehen: „Was meinst du mit krank werden? Wie hängt das zusammen?“
„Oh, entschuldige. Bei einem zerstörten Atomkraftwerk werden schädliche Strahlungen freigesetzt. Du kannst dir das wie einen Zauber vorstellen, der alle in der unmittelbaren Umgebung krank macht. Durch die Strahlungen sterben Menschen und bestenfalls bekommen sie nur Krebs.“ Er schnaubt. „Wenn man Krebs unter bestenfalls einordnen kann.“
„Oh“, gebe ich leise von mir. Ich erinnere mich daran, dass Killians Mum an Krebs gestorben ist. Es war furchtbar für ihn, das mitansehen zu müssen.
„Verrückt, was aktuell auf der Welt passiert“, gibt Killian ruhig von sich. „Meinst du, dass das mit deinem Auftauchen zusammenhängt?“
„Vielleicht. Könnte doch sein, dass meine Ankunft in eurer Welt ein Gleichgewicht zerstört hat. Selbst wenn es nicht meine Schuld ist, fühle ich mich trotzdem schuldig. In eurer Welt war alles in Ordnung, bevor ich hier gelandet bin.“
Killian wiegt den Kopf hin und her. „Ich würde nicht sagen, dass alles in Ordnung war. Unsere Welt hat schon lange Probleme.“ Er trinkt einen Schluck von seinem Kaffee. „Du solltest dir keinesfalls die Schuld an diesem Fiasko geben, Ilaria. Du hast nicht darum gebeten, in unsere Welt zu kommen. Außerdem bist du nicht die Einzige, die hier gelandet ist. Es könnte doch sein, dass es viele von euch gibt. Denk mal darüber nach. Dieser Elias ist auch hier und du hast doch auch diese Eule gesehen.“ Er macht eine ausladende Handgeste. „Und der Zwerg hat auch versucht, zu flüchten.“ Kaum hat er ausgesprochen, legt er seine Hand an meinen Bauch und streichelt mich. „Ihr seid Flüchtlinge und die sind nie schuld an den Problemen, vor denen sie fliehen.“
„Damit könntest du Recht haben.“ Ich sehe wieder auf den Bildschirm.
Unzählige verzweifelte Menschen werden gezeigt. Zerstörte Häuser, Menschen in Schutzkleidung, die in den Trümmern nach Überlebenden suchen. Ein kleines Kind drückt eine kuschelige Decke an sich. Es weint und ist ganz alleine. Ein verletzter Mensch wird notdürftig versorgt. All diese Bilder treffen mich in tiefster Seele. In meinen Augen bilden sich Tränen. Ich wische sie weg, da hebt Killian seine Hand, um den Sender zu wechseln.
„Entschuldige. Ist wohl kein gutes Programm, um in den Tag zu starten.“
Ich wische mir noch einmal über die Augen. „Geht eure Welt in die Brüche?“, frage ich ängstlich, doch Killian schüttelt den Kopf.
„Nein, nein, mach dir keine Sorgen.“ Er streicht über mein Gesicht. „Das kommt immer wieder vor. Erdbeben, Überschwemmungen, Unfälle. Aber wir Menschen kennen das bereits. Manche Gebiete sind gefährdeter als andere und die Menschen, die da wohnen, wissen, dass es gefährlich sein kann. Wir haben unsere Mittel und Wege, einander zu helfen. Mach dir keine Sorgen um uns, wir kennen unsere Welt.“ Ich nicke, wische mir dann aber ein weiteres Mal die Tränen von den Wangen. „Hey, was hältst du davon, wenn wir beide heute einen Ausflug ins Grüne machen, hm? Wir könnten wieder in den Golden Gate Park fahren. Du hast noch lange nicht alles gesehen und es gibt noch ein paar hübsche Orte, die ich dir gerne zeigen will.“
Ich nicke leicht. „Ja, das halte ich für eine gute Idee.“ Mein Liebster streicht durch mein Haar, dann zieht er einen Mundwinkel hoch. In seinem Bart hängt ein Krümel. Ich strecke mich und zupfe ihn heraus, ehe ich ihn auf den Teller neben meinem Kopf lege. „Und du bist dir sicher, dass alles wieder gut wird?“
Killian nickt. „Ja, alles wird gut, versprochen.“ Ich setze mich wieder auf und werde sofort von Killian gestreichelt. „Du solltest auch etwas essen.“ Killian hält mir sein Sandwich entgegen. Ich beiße davon ab und bekomme einen Kuss auf die Schläfe, während ich kaue. „Ein kleiner Snack macht alles besser.“
Ich nicke kauend. „Ja, das ist wohl wahr.“
༄ ♫ ༄
Während ich mich im Schlafzimmer für unseren Spaziergang umziehe, kommt Killian auf mich zu. Sein Gesicht wirkt ernst, als er mich ansieht. Er hebt seinen Arm und hält mir sein Smartphone entgegen. „Du weißt nicht zufällig, was diese Nachricht von Austin bedeutet?“, fragt er mich verstimmt.
Etwas irritiert sehe ich ihn an. „Welche Nachricht?“
„Welche Nachricht? Ich schätze, dass du das ganz genau weißt, Ilaria.“ Mein Liebster blickt nun auf den Bildschirm. „Hey, Killian, das mit dem Geld hat sich erledigt. Mach dir keinen Kopf mehr, wir sind cool“, liest er verstimmt vor. Ihm ist deutlich anzusehen, dass ihm die Situation nicht geheuer ist.
„Das ist doch gut, nicht?“
„Doch, ja das wäre gut, wenn da nicht eine Nachricht wäre, die ich nicht geschrieben habe.“ Er macht einen Schritt auf mich zu. „Was ist letzte Nacht passiert? Hast du meinen Finger genommen, um meinen Bildschirm zu entsperren und ihm dann eine Nachricht geschickt?“
„Ja“, antworte ich ehrlich. Ich lege das Kleid, das ich eigentlich anziehen wollte, auf das Bett.
„Und dann hast du dich mit ihm getroffen?“, fragt Killian ungläubig. „Bist du vollkommen verrückt geworden?“
„Nein, ich bin nicht verrückt. Ich wollte dir helfen und das habe ich gemacht, obwohl du es mir verboten hast“, verteidige ich mich und verschränke meine Arme. „Ich weiß, dass du nicht wolltest, dass ich mich mit ihm treffe, aber es musste sein. Du wolltest dir nicht helfen lassen, aber ich musste es tun. Sie dir dein Gesicht an! Sieh dir doch an, was Austin mit dir gemacht hat, Killian. Ich musste eingreifen, bevor er dich noch schlimmer verletzt.“
Killian atmet tief durch, dann legt er sein Smartphone auf die Kommode, die unter dem Fernseher steht. „Ganz ruhig. Erklär mir, was du getan hast.“
Ich nicke. „Austin und ich haben uns im Park getroffen. Ich habe den Ort gewählt, weil ich mich da sicher fühle.“ Killian verschränkt seine Arme. Sein Blick wirkt unzufrieden, doch er hört mir zu, ohne mich zu unterbrechen. „Wir haben geredet und haben uns darauf geeinigt, dass er dich in Ruhe lässt. Er will kein Geld mehr von dir. Ich habe das für dich geklärt.“
„Okay“, gibt Killian grummelig von sich. Er legt seine Stirn in Falten. „Und wie hat das ausgesehen? Er wird wohl kaum gesagt haben, dass ihm das Geld egal ist. Was hast du gemacht? Hat er dich angefasst? Du hast doch nicht mit ihm geschlafen, oder?“
Ich schüttle den Kopf. „Nein, du hast gesagt, dass das keine gute Idee ist. Ich habe ihn angesehen und ihm klargemacht, dass ich ihm sein Herz rausreiße, sollte er dich nicht in Ruhe lassen.“
Ungläubig sieht Killian mich an. „Du hast was?“ Er schüttelt den Kopf. „Und … das hat er dann so stehen lassen?“
Ich nicke. „Ja, ich kann sehr überzeugend sein, wenn ich das möchte.“
„Das glaube ich gerne, aber einen Typen wie Austin schüchtert man nicht ein, indem man sagt, dass man ihm das Herz rausreißt. Ich bin sicher, dass er schon schlimmere Dinge gehört hat.“
„Aber ich habe es ernst gemeint“, antworte ich. „Wenn er uns nicht in Ruhe lässt, dann muss ich ihm wehtun.“
Killian reibt sich den Nacken. „Ich weiß echt nicht, was ich davon halten soll. Ich kann mir schwer vorstellen, dass er einfach so auf dich hört.“
„Aber das hat er“, versichere ich ihm und trete einen Schritt auf ihn zu. Als ich seinen Arm berühre, schiebt er meine Hand von sich. „Killian, ich wollte dir nur helfen. Auf deine Weise hat es nicht funktioniert, also musste ich es auf meine Weise versuchen. Alles ist wieder gut.“ Er sieht mich an und presst seine Lippen zusammen, doch dann wendet er seinen Blick von mir. Er scheint darüber nachzudenken. „Killian.“ Erneut versuche ich, ihn zu berühren, doch er nimmt meine Hand von seiner Brust.
„Okay, sei ehrlich, Ilaria. Ich meine wirklich, wirklich ehrlich.“ Nun sieht er mich wieder an, direkt in meine Augen. „Hast du irgendetwas getan, um ihn zufrieden zu stellen? Hast du ihn angefasst? Durfte er dich anfassen? Ich will, dass du mir die Wahrheit sagst. Das ist wichtig für mich.“
Ich nicke leicht. „Ich habe ihn hier berührt, hier an der Brust.“ Ich lege meine Hand an Killians Oberkörper, um ihm zu zeigen, was ich gemacht habe. „Und dann habe ich ihn angesehen und ihm gesagt, dass ich sein Herz herausreißen werde.“
„Schwer zu glauben, dass das alles war.“
„Aber das war alles“, versichere ich ihm. „Killian, ich mag diese Seite an mir nicht, aber wenn man mich wütend macht, dann kann ich sehr einschüchternd wirken. Ich kann jemanden dazu bringen, das zu tun, was ich möchte.“
Erneut runzelt er seine Stirn. „Also so etwas wie Gedanken beeinflussen?“
„Nein, ich kann niemanden zu etwas zwingen, es ist eher …“ Ich nehme einen Schritt Abstand und lege meine Hand an meine Stirn. „Keine Ahnung, wie ich das erklären soll. Ich kann der Seele eines Wesens Angst einjagen, wenn das Sinn macht?“ Unsicher sehe ich zu Boden. „Ich habe sozusagen in seine Seele geblickt und ihm Angst gemacht, damit er uns endgültig in Ruhe lässt. Ich wollte, dass er verschwindet und dir nie wieder etwas antut.“
„Okay?“ Killian mustert mich, dann seufzt er. „Und was, wenn das nicht geklappt hätte? Was hättest du getan, wenn er auf dich losgegangen wäre?“
„Ich hatte eine Feile bei mir. Wenn er mir etwas getan hätte, dann hätte ich zugestochen.“
„Du hättest zugestochen?“, fragt er geschockt nach. Seine Hand schnellt gegen seine Stirn. „Du hättest zugestochen. Verdammt, Ilaria, hast du eigentlich eine Ahnung, wie gefährlich das war? Er hätte dir wehtun können. Er hätte dich vergewaltigen oder erschießen können. Ich kann nicht glauben, dass du so dumm warst. Du hast dich nachts mit einem Idioten getroffen, der mit einer Waffe herumfuchtelt. Alleine. Ohne mir etwas zu sagen. Außerdem hast du mich angelogen. Und mein Vertrauen missbraucht.“ Brummend nimmt er einen Schritt Abstand. „Und überhaupt, was für ein dummer Plan war das? Was, wenn du zugestochen hättest? Was wäre dann deiner Meinung nach passiert? Er hätte sterben können.“
„Dann wäre er weg, das wäre doch gut, nicht?“
„Nein!“, antwortet Killian laut. Ich zucke zusammen. Seine Stimme schmerzt in meinen Ohren. „Das wäre nicht gut! Das wäre ganz und gar nicht gut! Die Polizei hätte dank deiner Nachricht sofort auf mich getippt. Sie hätten mich ins Gefängnis gesteckt oder noch schlimmer, sie hätten dich gefunden und dich sonst wohin gebracht! Du gehörst nicht in diese Welt!“ Ich senke meinen Blick und halte mir die Ohren zu, als Killian immer lauter wird. „Hast du auch nur die geringste Ahnung, in was für Schwierigkeiten uns das gebracht hätte?! Du denkst Dinge nicht zu Ende, Ilaria. Und wenn du sie durchdenkst, dann auf deine naive, süße Meerjungfrauen-weise, aber die hat nichts mit unserer Realität zu tun! Gott, wieso hörst du nur nicht auf mich, wenn ich dir erkläre, wie gefährlich gewisse Situationen sein können? Du hättest tot sein können! Ist dir das überhaupt bewusst? Ach, verdammt.“ Killian geht einige Male auf und ab, doch dann kommt er auf mich zu und nimmt meine Hände von meinem Kopf. „Hey, tut mir leid, sorry. Ich wollte nicht schreien. Es ist nur eine echt beschissene Situation.“ Sein Blick ist wieder weicher. Ich kann sehen, dass er sich große Sorgen um mich gemacht hat.
„Nein, mir tut es leid“, antworte ich eingeschüchtert. „Du hast Recht. Ich habe etwas falsch gemacht. Entschuldige, Killian. Ich wollte dich unbedingt beschützen. Ich hatte Angst, dass er dich beim nächsten Mal noch mehr verletzt. Du hast das nicht verdient.“
Killian atmet tief durch. Er nimmt mich fest in den Arm, dann küsst er meine Stirn. „Wenn ich dir beim nächsten Mal sage, dass du etwas nicht tun sollst, dann tu es bitte nicht. Ich sage diese Dinge nicht, weil ich dich für schwach oder dumm halte, sondern weil ich mir Sorgen mache. Es geht darum, dich zu beschützen und nicht darum, dich zu bestrafen oder einzusperren. Ich weiß es in dieser Welt besser, okay? Ich will, dass es dir gutgeht und du in Sicherheit bist.“
„Ja, das will ich auch“, stimme ich ihm kleinlaut zu.
„Angepisst bin ich aber trotzdem.“
„Ich weiß“, antworte ich. „Ich spüre es mehr als deutlich.“
„Wir verschieben unseren Ausflug. Ich brauche Zeit, um nachzudenken, okay?“
„Ja, alles, was du willst.“
Killian schiebt mich Richtung Wohnzimmer. „Alleine. Ohne dich.“
„Ich verstehe.“
Obwohl es mir das Herz bricht, dass Killian die Tür vor meinen Augen verschließt, verstehe ich, was er meint. Ich habe etwas Dummes gemacht. Ich wollte helfen und das habe ich auch, aber es hätte schlimm ausgehen können. Mit beiden Händen streiche ich mir durch die Haare. Ich warte einen Moment, in der Hoffnung, dass Killian die Tür wieder öffnet und mich in den Arm nimmt, doch sie bleibt verschlossen.
Was habe ich nur angerichtet…
In meinen Augen bilden sich Tränen, die ich schnell mit dem Ärmel meines Hoodies wegwische. Ich kann Killians Wut und Traurigkeit deutlich spüren. Ich habe mich nicht nur selbst in Gefahr gebracht, sondern auch Killian verletzt.
War es wirklich die richtige Entscheidung, mich in seine Angelegenheiten einzumischen?
༄ ♫ ༄
Ich öffne meine Augen, als ich Killian an der Couch vorbeigehen höre. Er geht direkt in die Küche. Keine Ahnung, wie lange ich schon hier liege. Es muss Stunden her sein, dass wir miteinander gesprochen haben. Ich richte mich auf und klettere von der Couch. Mein Blick ist dabei auf seinen Rücken gerichtet.
„Killian? Können wir reden? Bist du noch wütend?“
„Lass mir etwas Luft, Ilaria.“ Ich folge ihm in die kleine Küche. Er öffnet den Kühlschrank, verzieht dann aber gleich das Gesicht. Als er mich ansieht, seufzt er. „Was an ‚Luft lassen‘ verstehst du nicht?“
„Es tut mir leid. Können wir bitte reden?“
„Ich will jetzt nicht reden, ich bin angepisst. Du hast Scheiße gebaut, Ilaria.“
Killian geht auf mich zu. Er hebt mich an der Hüfte an und setzt mich auf dem kleinen Tisch am Fenster ab. Ich möchte gerade meine Arme um ihn legen, doch er drückt meine Hände von sich. Traurig sehe ich ihm zu, als er den Schrank öffnet. Ich war ihm wohl im Weg. Um noch einmal Kontakt zu ihm aufzubauen, hebe ich meine Hand, um nach ihm zu greifen und seinen Rücken zu streicheln, doch dann lasse ich sie wieder sinken. Er will Abstand, das muss ich respektieren. Aus einer Kiste nimmt er etwas heraus. Dem Geräusch nach zu urteilen ist es in Plastik verpackt. Als er sich umdreht, erkenne ich schnell, was er da in der Hand hält. Es ist eine Packung Suppe. Ramen, wenn ich mich recht erinnere.
„Darf ich später zu dir ins Bett kommen oder soll ich auf der Couch schlafen?“, frage ich leise nach, doch ich bekomme keine Antwort. Obwohl er keine Worte benutzt, ist die Stille zwischen uns vielsagend. Die kalten Gefühle nehmen mich immer mehr ein. Es fühlt sich furchtbar an, von ihm ignoriert zu werden.
Killian füllt den Kessel, in dem er auch immer das Wasser für meinen Tee kocht, auf und stellt ihn dann auf den Herd. „Willst du auch etwas zu essen?“, fragt er mich, während er die bunte Packung öffnet. Der Inhalt landet in einer Schüssel.
„Nein, danke“, antworte ich schweren Herzens.
Mein Liebster schaltet den Herd ein und lehnt sich an den Kühlschrank. Sein Blick ist stur geradeaus gerichtet. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob er mich noch im Augenwinkel erkennen kann. Mit meinem Ärmel wische ich über meine Wange. Ich schlucke hart. Die Stille zwischen uns ist schwer zu ertragen. Ich wollte doch nur, dass Austin uns in Ruhe lässt. Ich musste Killian beschützen. Wer weiß, wie sehr er ihn bei ihrer nächsten Begegnung verletzt hätte. Ich wollte das Beste. Für ihn, für mich, für uns. Wieso ist es so schwer, glücklich zu sein?
Killian nimmt den pfeifenden Kessel von dem Herd und füllt etwas Wasser in eine Schüssel. In der Schüssel befinden sich auch die harten, getrockneten Nudeln, einige Gewürze und etwas Pulver. Mit einem Schneidebrett deckt er die Nudeln zu.
Mir entkommt ein Schluchzen, doch ich halte mir schnell die Hand vor den Mund. Mein Liebster seufzt, dann tritt er auf mich zu. Er streicht mir erst einige Haarsträhnen aus dem Gesicht, dann nimmt er mich in den Arm und drückt mich an sich. Mit seinen Fingern fährt er durch meine Haare und streichelt meinen Rücken. Durch diese kleinen Gesten fühle ich mich bereits jetzt schon besser.
„Ich könnte es nicht ertragen, dich zu verlieren, Ilaria.“
Traurig sehe ich Killian an. Er wischt mir die Tränen von den Wangen. Zu meiner Überraschung verwickelt er mich in einen tiefen Kuss. Auf der Suche nach Trost und Zuwendung schlinge ich meine Beine um ihn. Ich verhake meine Finger in seinem Nacken. Ehe ich mich versehe, hebt Killian mich hoch. Er packt mich am Hintern. Nach einem Schritt drückt er mich gegen den Türbogen. Gierig erwidere ich seinen Kuss, doch er lässt von meinen Lippen ab, um meinen Hals zu mit Küssen zu übersähen. Genüsslich schließe ich meine Augen, um jede Sekunde der Nähe vollkommen auszukosten. Die Kälte in mir löst sich langsam auf.
Etwas holprig bringt er mich zur Couch. Ich bekomme einen Klaps auf den Hintern, ehe er mich auf die Polsterung fallen lässt. Der Blick in seinen Augen ist schwer zu deuten, als ich zu ihm aufsehe. Killian klettert auf die Couch. Er stützt sich neben meinem Kopf ab und betrachtet mich einen Moment.
„Ist alles in Ordnung, mein Liebster?“, frage ich leise, worauf er nickt.
„Was du vorhin gesagt hast, hat mich nachdenklich gemacht.“
„Ich habe viel gesagt. Was hat dich zum Nachdenken gebracht?“
„Du hast mit mir doch nicht dasselbe gemacht, wie mit ihm, oder?“, fragt er mich. Die Unsicherheit ist deutlich in seiner sonst so kräftigen Stimme zu hören.
Fast schon erschrocken sehe ich ihn an. „Was? Nein, das könnte ich gar nicht.“ Ich fasse nach Killians Wange und streichle ihn. „Ich liebe dich. Ehrlich. Meine Gefühle sind echt und deine sind es auch.“
„Wie kann ich mir sicher sein?“
„Du weißt es. Was fühlst du, wenn du mich ansiehst?“
Killian hält einen Moment Inne. Mein Herz schlägt immer schneller, je länger wir uns in die Augen sehen. Vorsichtig streiche ich über seine Brust. Ich spüre die Wärme, die von ihm ausgeht. Wärme, die auch mich vollkommen einnimmt. Ich befeuchte meine Lippen. Eine Einladung, die Killian stumm annimmt. Wir küssen uns erneut.
Ich spüre seine Hände überall an meinem Körper. Kleidungsstück um Kleidungsstück landet auf der Couch oder fällt zu Boden. Ich nehme Küsse auf meiner Haut wahr, meine Schuppen werden gestreichelt. Meine Finger verkrallen sich in Killians Rücken, als er mich auf seinen Schoß zieht und mich leidenschaftlich küsst. Ich fühle nackte Haut an meiner, ehrliche Blicke, die nicht nur seine Seele, sondern auch meine berühren. Mein Liebster streicht durch mein Haar. Ich schließe meine Augen, als er sich mir immer weiter nähert. Als ich sie wieder öffne bewege ich mich wie von selbst auf seinem Schoß. Killian küsst meinen Hals. Er saugt an meiner Haut. Ich spüre einen sanften Biss an meiner Schulter, was mich dazu bringt, zu zucken. Voller Verlangen lasse ich meinen Kopf in meinen Nacken fallen. Ich biete Killian mehr Platz für seine Küsse. Sein Bart kratzt meinen Hals, als er an meinem Ohrläppchen saugt. Killians Atem kitzelt mich. Seine starken Arme halten mich an der Hüfte fest. Seine Griffe sind grob, ich fühle mich verwundbar, aber doch geborgener denn je. Meine Augen fallen wie von selbst zu, als ich erneut in die Polsterung der Couch gedrückt werde. Ich spüre Killian in mir, wie er sich gegen mich drückt und mich kräftig an sich zieht. Ein leidenschaftliches Stöhnen entkommt meinen Lippen. Als ich zu ihm aufsehe, blickt er mir in die Augen. Ich möchte etwas sagen, doch er drückt seine Lippen gegen meine. Meine Augen fallen erneut zu. Killians heißer Körper trifft meinen. Ich spüre Schweiß unter meinen Fingern, als ich mich in seine Haut kralle. Ich fühle mich, als würde ich schweben, als würde die Welt um mich herum vollkommen verschwinden. Der Moment ist zu perfekt, um wahr zu sein. Mein Atem wird immer schneller, als auch die immer intensiver werdenden Glücksgefühle mein Denken vollkommen einnehmen.
In Killians Armen zu liegen, lässt mich all den Kummer wieder vergessen. Nichts scheint mehr wichtig zu sein. Wie konnte er nur denken, dass diese tiefe Verbindung eine Lüge ist?
Killian zieht einen Mundwinkel hoch, als er durch mein Haar streicht.
„Ich liebe dich, Ilaria“, spricht er leise, ehe er meine Stirn küsst.
„Ich dich auch. Sehr sogar.“ Mit einem Lächeln streiche ich über seine Brust. „Ich kann noch nicht ganz klar denken. Alles ist so weich.“
Killian schnaubt. „Schon in Ordnung, du musst nicht denken.“ Mein Liebster legt seine Hand an mein Kinn. Mit seinem Daumen streicht er über meine Haut. „Fühlst du dich gut?“
„Ja“, antworte ich ihm. „Bist du noch wütend auf mich?“
„Nein, war ich eigentlich auch gar nicht.“
„Nicht?“
„Nein, ich war wütend auf die Situation. Es hätte so vieles passieren können. Das hat mich gestresst. Ich brauchte Abstand. Wenn ich wütend bin, dann fällt es mir schwer, mich zu kontrollieren.“ Er rümpft die Nase. „Das blaue Auge ist da denke ich der beste Beweis.“
„Hast du Angst, dass du mir wehtust?“
Killians Augen weiten sich. „Gott, nein. So wütend kann ich nicht werden, dass ich dir etwas antue. Ich will nur nicht, dass du mich so siehst. Ich möchte dir mit meiner Wut keine Angst machen. Du bist schon empfindlich genug.“
„Ich verstehe“, spreche ich so leise, dass ich schon beinahe meine eigenen Worte nicht hören kann.
„Ich bin froh, dass alles gut gegangen ist.“ Ich nicke. „Und Austin lässt uns wirklich in Ruhe?“
„Wenn er wiederkommt, dann reiße ich ihm das Herz aus der Brust.“
Killian schnaubt. „Woher hast du das denn? Klingt gar nicht nach dir.“
Ich kichere, dann lege ich meine Hand an seine Schulter und streichle ihn. „Du erinnerst dich gar nicht mehr? Du hast mir doch diese Geschichte erzählt.“
„Ach, tatsächlich?“, fragt er, ehe er anfängt zu lachen. „Ich erinnere mich. Die Geschichte über die Sirenen, die die Herzen von Männern essen.“ Er schüttelt den Kopf. „Dass du ausgerechnet dieses Bild gewählt hast. Ich weiß nicht, ob ich Angst haben soll oder ob ich darüber lachen soll.“
„Du hast schon darüber gelacht“, antworte ich ihm und küsse seine Nase. „Du musst keine Angst um dein Herz haben. Dein Herz ist gut in deiner Brust aufgehoben und da bleibt es auch.“
„Das hoffe ich“, antwortet er amüsiert.
Ich lehne mich gegen meinen Liebsten und schließe die Augen, ehe ich tief durchatme. „Jetzt müssen wir nur noch deine Gitarren zurückholen.“
Killian streicht durch mein Haar, dann spüre ich, wie er sein Kinn an meinen Kopf lehnt. „Ja, keine Ahnung, wie ich das machen soll. Hast du dafür auch irgendeine Idee? Am besten, ohne jemandem das Herz herauszureißen?“
„Nur eine, aber die hast du schon abgelehnt.“
„Ach ja?“, fragt er nach.
„Du wolltest keine meiner Perlen haben.“
„Damit fühle ich mich unwohl“, meint Killian nachdenklich. „So große Perlen findet man nicht einfach so. Das ist immer etwas verdächtig. Sie sind zwar nicht registriert, also denkt keiner, dass sie gestohlen sind, aber es fühlt sich trotzdem seltsam an, so eine Perle zu verkaufen. Es ist auch gar nicht so leicht sie loszuwerden. Man kann sie nicht einfach an jeder Ecke gegen Bargeld eintauschen.“
„Willst du deine Gitarren zurückhaben oder nicht?“, frage ich ernst nach.
„Doch, natürlich. Ich bin mir nur nicht sicher, ob das eine gute Idee ist. Als ich das letzte Mal eine deiner Perlen verkauft habe, hat das Austin auf mich aufmerksam gemacht“, meint Killian. Seine tiefe Stimme klingt unsicher. Er bekommt einen sanften Kuss auf die Brust, dann sehe ich zu ihm auf. Killian erwidert meinen Blick. „Was?“
„Hast du noch mehr alte Feinde, die dir ins Gesicht schlagen wollen?“
Killian schnaubt. „Schön formuliert.“
„Hast du oder nicht?“
„Nein.“ Die Sekunden vergehen, während wir uns einfach nur ansehen. Schließlich seufzt Killian. „Gut, ich nehme eine deiner Perlen. Aber das ist die letzte und ich nehme sie nur, weil ich meine Gitarren liebe und weil ich sie brauche.“ Zufrieden lächle ich, dann gebe ich ihm einen vorsichtigen Kuss. Seine Lippe ist ja immerhin immer noch verletzt. „Du bist ganz schön hartnäckig.“
Ich kichere. „Das sagst ausgerechnet du.“
„Auch wahr.“
Zufrieden schmiege ich mich wieder an Killians Brust. Er zieht die kuschelige Decke hoch und sorgt dafür, dass meine Schultern bedeckt sind. Ich spüre, dass er mit meinen Haaren spielt. Ich schließe meine Augen und genieße die liebevollen Berührungen. Ich bin unendlich erleichtert, dass wir dieses Problem nun endgültig hinter uns haben.