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Kapitel 19
Eine intensive Gefühlswelt
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Anstatt die Zeit, die Killian zum Schlafen nutzt, mit lesen zu verbringen, habe ich mir die letzte Nacht damit vertrieben, mir Videos im Internet anzusehen. Einige davon waren lustig, andere eher verwirrend, wieder andere interessant, doch dann gab es da noch Videos, die mich dazu inspirieren, etwas Neues ausprobieren zu wollen.
Da ich noch nicht weiß, wie ich Killian danach fragen soll, nehme ich mir etwas Zeit, um zu überlegen. Er ist ohnehin schon wieder mit einem seiner vielen Bildschirme beschäftigt. Mittlerweile weiß ich gar nicht mehr, wie viele Bildschirme sich genau in Killians Zuhause befinden. Ich glaube, dass er zum Zeichnen ein zweites Tablet hat. Zumindest bilde ich mir ein, dass es anders aussieht. Einen Moment mustere ich Killian sehr genau, ehe ich mich dazu entscheide, ihm zu erzählen, was mich beschäftigt.
„Killian?“, spreche ich den Menschen ruhig an.
„Hm?“, fragt er, ohne von seinem Bildschirm aufzusehen.
Ich rutsche näher an ihn heran und lehne mich gegen seine Schulter. Er lässt sich davon jedoch nicht stören und zeichnet weiterhin mit dem Stift über den Bildschirm. Mit meinen Fingern streiche ich seinen Arm entlang. Erst fühle ich den Stoff seines hochgeschobenen Ärmels, doch dann spüre ich seine warme Haut unter meinen Fingerkuppen. Als ich an seiner Hand ankomme, legt er das Tablet und den Stift zur Seite. Nun habe ich seine volle Aufmerksamkeit.
„Okay, was ist? Du willst doch irgendetwas, nicht?“, fragt er und hebt unsere Hände an. Killian küsst meinen Handrücken und sieht mich im Anschluss an.
„Ich habe mich letzte Nacht mit meinem Smartphone beschäftigt“, antworte ich ihm, worauf er nickt.
„Und?“
„Ich habe mir einige Videos angesehen und da bin ich auf etwas Interessantes gestoßen, dass ich gerne mit dir ausprobieren würde.“ Ich lächle ihn an und nehme meine Hand von seiner, um über seine Wange zu streicheln. „Bitte. In dem Video waren ein Mann und eine Frau zu sehen und sie hatten viel Spaß zusammen.“
Killian räuspert sich, danach legt er seine Stirn in Falten. „Sagst du mir auch, was für ein Video das war?“
Ich nicke. „Natürlich. Die beiden waren in der Küche und haben zusammen gebacken.“ Erst wirkt Killian noch etwas verkrampft, doch gegen Ende meines Satzes lacht er. Ich verstehe nicht ganz, was ihn daran so amüsiert. „Was ist so lustig?“
„Nichts, ich hatte nur gerade etwas ganz Anderes im Kopf.“ Er drückt mir einen Kuss auf die Schläfe und legt einen Arm um mich. „Wir können das gerne ausprobieren, wenn du möchtest. Ich habe aber kein besonderes Talent, was das Backen angeht.“
„In dem Video sah es ganz einfach aus, Killian“, erkläre ich und lasse von ihm ab. „Er hat gesagt, dass sogar ein Affe das könnte. Man braucht auch nicht besonders viele Zutaten. Aber sie hatten ein Metall, in dem runde Einbuchtungen waren. Hast du das auch?“
Killian nickt. „Wahrscheinlich ein Muffinbackblech.“
Ich zucke mit den Schultern. „Wenn es so heißt? Hast du so etwas?“
„Mhm. Ist noch von meiner Mum.“
„Dann könnten wir das machen? Heute vielleicht? Bitte?“ Killian legt seine Stirn erneut in Falten. Er ist nicht begeistert. „Bitte, Killian“, versuche, ich ihn zu überreden. „Bitte, bitte.“
„Schon gut, wir backen die Muffins. Du darfst aber nicht enttäuscht sein, wenn sie nicht so aussehen wie in dem Video, okay? Bei Profis sieht das Essen immer besser aus.“
„Sie werden ganz bestimmt großartig“, gebe ich freudig von mir, was Killian nur ein müdes Seufzen entlockt. „Wann können wir anfangen?“
„Such erst einmal das Video. Dann sehen wir uns an, was wir brauchen. Wenn ich nicht alles da habe, gehe ich einkaufen.“
„Vielen Dank, Killian.“ Um meiner Dankbarkeit noch etwas mehr Ausdruck zu verleihen, gebe ich ihm einen Kuss auf die Wange.
„Mhm“, gibt er mir brummend zur Antwort und greift wieder nach seinem Tablet und dem Stift.
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Nachdem Killian die Eier besorgt hat, die uns gefehlt haben, können wir endlich damit beginnen, zu backen.
Darauf bedacht, alles richtig zu machen, befolgen wir die Anweisungen. Als erstes stellen wir sicher, dass wir dieselbe Menge an Zutaten haben, wie die zwei Menschen in dem Video. Um die richtige Menge der verschiedenen Zutaten zu erhalten, verwenden wir Becher, sogenannte Cups. Mit den Cups zu messen ist ganz einfach. Man befüllt sie bis zum Rand mit den Zutaten und schon hat man die Menge, die man braucht.
Bereits jetzt fällt mir auf, dass Killian beim Backen weniger motiviert ist, als beim Kochen und das obwohl er süße Speisen sehr gerne hat. Ich bin mir nicht sicher, wieso das so ist, meine Vermutung ist jedoch, dass ich ihn vielleicht zu sehr gedrängt habe, das Rezept auszuprobieren und er viel lieber Zeit mit seinem Tablet verbracht hätte.
Killian wirft Butter, Zucker und die aufgeschlagenen Eier in eine große Schüssel. Er räuspert sich, ehe er mir ein Küchenwerkzeug entgegen hält. „Ich habe leider keinen Mixer wie die beiden in dem Video, deswegen müssen wir den Schneebesen verwenden.“
Ich nehme den Schneebesen an mich und betrachte ihn interessiert. An einem Stiel aus Metall befinden sich mehrere geschwungene Metalldrähte, die vom Stiel aus nach oben einen Bogen bilden und wieder an dem Stiel enden. Die Drähte sind im Kreis angeordnet. Vorsichtig befühle ich die geschwungenen Drähte. Sie geben ein wenig unter meinem Druck nach. Als ich wieder in Killians Gesicht sehe, deutet er mit dem Kopf zur Schüssel.
„Fang an, ich kümmere mich um die Schokolade.“ Besagte Schokolade liegt bereits auf einem Holzbrett. Killian greift gleich nach einem großen Messer und beginnt damit, die Schokolade in kleine Stücke zu schneiden.
„In Ordnung.“ Motiviert mache ich mich daran, die Zutaten in der Schüssel zu verrühren. Erst bin ich etwas vorsichtiger, dann jedoch etwas schneller. Im Augenwinkel sehe ich, dass Killian mir einen kurzen Blick zuwirft. Ich bilde mir ein, dass er seine Stirn mal wieder in Falten legt, als ich jedoch zu ihm sehe, wirkt sein Gesicht neutral.
„Strengst du dich sehr an?“, fragt Killian mich.
„Nein, wieso?“
„Nur so“, antwortet er. „Du kannst ruhig etwas mehr Kraft aufwenden, damit sich die Zutaten besser vermischen.“
„Oh.“
Ich tue, was Killian mir vorgeschlagen hat und erhöhe das Tempo ein wenig. Während ich rühre, vermengt Killian die restlichen Zutaten zusammen mit dem Mehl. Nach einem kurzen Blick in die Schüssel, mit der ich gerade beschäftigt bin, fügt er etwas Mehl und Milch hinzu. Ich stoppe für einen Moment, denn Killian reicht mir nun einen großen Löffel aus Holz, den Schneebesen lege ich zur Seite. Mit etwas mehr Kraftaufwand verrühre ich die Zutaten miteinander.
„Du musst kräftiger rühren“, weist Killian mich an und schüttet noch etwas mehr Mehl in die Schüssel. Je mehr Mehl Killian hinzufügt, desto anstrengender wird das vermengen der Zutaten. Da ich beinahe von Sekunde zu Sekunde erschöpfter werde, rühre ich mit dem anderen Arm weiter.
Killian schnaubt. „Soll ich weitermachen, Prinzessin?“
„Ja, bitte“, antworte ich ihm erleichtert. Ich dachte schon, dass ich ähnlich wie beim Gitarre spielen, einen Krampf in meiner Hand bekomme. „Das ist ganz schön anstrengend.“
Schmunzelnd übernimmt Killian den Löffel und rührt einige Male kräftig um. Interessiert beobachte ich seine Bewegungen. Er scheint sich ein wenig anzustrengen, doch durch seine kräftigen Arme, fällt es ihm trotzdem leichter als mir. „Kipp den Rest in die Schüssel, aber nicht alles auf einmal, sondern so wie ich das gemacht habe, okay?“
„In Ordnung“, antworte ich knapp und greife schon nach der Schüssel mit dem Mehl. Ich übernehme nun Killians Aufgabe, das fällt mir leichter. So wie Killian es getan hat, wechsle ich immer wieder zwischen Milch und der Mehlmischung, bis beide Behälter leer sind.
„Gut gemacht“, lobt er mich, was mich zum Lächeln bringt. Killian verrührt den Teig kräftig. „Jetzt die Schokolade. Lass ungefähr ein Drittel übrig, so wie wir es in dem Video gesehen haben.“
Wieder befolge ich Killians Anweisung. Diese Aufgabe ist ebenfalls sehr einfach. „Macht doch Spaß, nicht?“
Killian schnaubt. „Ansichtssache. Du kannst die Papierformen schon in die Backform geben. Wir sind gleich fertig.“
Freudig summend öffne ich den kleinen Karton, in dem die Formen verpackt sind und nehme sie heraus. Die Papierformen sind weiß und wirken ziemlich fragil. Vorsichtig lege ich in jede der runden Ausbuchtungen eine der Formen hinein. Die Aufgabe ist etwas kniffeliger, als ich zuerst dachte, denn einige der kleinen Papierformen haften aneinander. Nachdem ich die letzte Form platziert habe, räume ich den Rest zurück in den kleinen Karton.
Ich richte meinen Blick wieder auf den Menschen. „Bist du fertig mit dem Verrühren?“, frage ich aufgeregt nach.
Killian nickt. „Ja, hier. Ich bin fertig. Machst du den Rest? Ich geh eben auf die Toilette.“
Erst nicke ich enthusiastisch, dann nehme ich die Schüssel bereits an mich und sehe mir den fertigen Teig an. Er sieht fast so aus, wie der Teig, den die zwei Menschen gemacht haben. Mit einem Löffel portioniere ich den Teig genauso, wie ich es in dem Video gesehen habe, auch dabei summe ich wieder eine fröhliche Melodie. Selbst wenn Killian nicht so viel Spaß hat wie ich, lasse ich mir von dem Menschen nicht die Laune verderben. Ich finde großen Gefallen am Backen. Sorgfältig und gleichmäßig verteile ich den Teig auf alle zwölf Formen. Zu guter Letzt greife ich nach der kleinen Schüssel mit den klein gehackten Schokoladestückchen und platziere sie auf den noch nicht fertig gebackenen Muffins. Als ich auch damit fertig bin, betrachte ich mein Werk. Freudig klatsche ich in die Hände. Nun müssen unsere Muffins nur noch in den Backofen. Ich kann es kaum erwarten, sie zu probieren.
Als ich mich umdrehe, sehe ich, dass Killian sich an den Türbogen gelehnt hat. Mit einem Lächeln sieht er mich an.
„Hast du mich beobachtet?“, frage ich nach, worauf er schnaubt.
„Ja“, antwortet Killian mir. Ich trete an ihn heran und küsse sanft seine Lippen. Killian erwidert erst den Kuss, doch dann stellt er sich aufrecht hin. Er streicht durch meine Haare. „Es ist unglaublich, wie glücklich dich solche Kleinigkeiten machen. Eigentlich dachte ich, dass ich das legt, aber jetzt bist du schon einige Zeit hier und du freust dich immer noch.“
Ich zucke mit den Schultern. „Das war immer schon so. Es gibt eben viele Dinge, die mich glücklich machen.“
„Das sehe ich“, antwortet Killian mir. Er geht an mir vorbei, öffnet den bereits vorgeheizten Backofen und schiebt die Muffins hinein. „Wie lange müssen die da drin bleiben? Weißt du das noch auswendig?“
„Ja, 25 Minuten“, antworte ich selbstsicher.
Killian wirft einen Blick auf sein Smartphone, nickt dann und schaltet die Kaffeemaschine ein. Aufgeregt sehe ich durch das Glas in den Backofen hinein. Das Licht im Inneren macht es mir möglich, die Muffins zu betrachten. Um eine noch bessere Sicht zu haben, setze ich mich auf den Boden. Ich spüre die Wärme, die von dem Glas ausgeht. Es fasziniert mich immer wieder, dass nicht Feuer, sondern Strom für diese Hitze verantwortlich ist.
„Willst du jetzt die nächsten 24 Minuten auf dem Boden sitzen und warten?“, fragt Killian mich amüsiert.
Ich überlege einen Moment, ehe ich ihm antworte: „Ob ich nun dir zusehe, auf den Bildschirm meines Smartphones sehe, den Fernseher betrachte oder hier hineinsehe, macht nun auch keinen großen Unterschied mehr.“
„Bist du irgendwie wütend auf mich?“, fragt Killian nun weiter.
„Nein, es langweilt mich nur ein wenig, meine Zeit damit zu verbringen, ständig irgendwelche Bildschirme zu betrachten. Es ist auch für meine Augen nicht besonders angenehm.“
„Okay, ich verstehe schon.“ Killian geht in die Knie und sieht ebenfalls durch das Glas auf die sich leicht bewegenden Muffins. Als er seinen Blick zu mir wendet, sehe auch ich ihn an. „Ich muss noch die Zeichnung fertig bekommen, deswegen hänge ich schon wieder vor dem Bildschirm. Ich bekomme dafür Geld, es ist Arbeit, verstehst du? Aber wenn ich fertig bin, können wir etwas unternehmen. Möchtest du heute Abend vielleicht spazieren gehen?“
Ich lächle breit, als Killian mich ansieht. „Ja, das würde ich gerne. Und entschuldige, dass ich dich bei deiner Arbeit unterbrochen habe.“
Er winkt ab. „Halb so wild. Bleibst du hier oder kommst du mit ins Wohnzimmer?“
„Ich bleibe noch. Ich bin gespannt darauf, zu erfahren, was in den nächsten Minuten passieren wird.“
Killian richtet sich auf. Als er die Kaffeemaschine nutzt, halte ich mir meine Ohren zu. Auch wenn ich das Geräusch mehrmals pro Tag höre, habe ich das Gefühl, mich niemals daran zu gewöhnen. Es ist so unglaublich laut. Bevor Killian mich in der Küche alleine lässt, reicht er mir die Schüssel, in der sich der Teig befunden hat und auch einen kleinen Löffel.
„Das Beste am Backen haben die beiden ausgelassen“, meint er, wonach er mich breit angrinst. „Die Reste aus der Schüssel zu kratzen und zu naschen, darfst du dir nicht entgehen lassen.“ Er zwinkert mir zu und geht dann mit seiner Kaffeetasse ins Wohnzimmer.
Neugierig darauf, zu erfahren, wie der Teig schmeckt, kratze ich die Reste von dem Rand der Schüssel und stecke den Löffel im Anschluss in den Mund. Der Teig ist zwar etwas klebrig, aber er schmeckt süß und nach Schokolade. Schmatzend richte ich meinen Blick zurück auf die Muffins im Backofen. Wenn sie nur halbwegs so gut schmecken, wie der rohe Teig, dann werden das die besten Muffins in der ganzen Menschenwelt.
Nach einigen Minuten, in denen ich die Muffins interessiert beobachtet habe, sehne ich mich doch wieder nach Killian. Die ausgekratzte Schüssel und den Löffel lege ich weg, dafür nehme ein Glas Wasser mit ins Wohnzimmer. Ich trinke einige Schlucke davon, als ich bei der Couch ankomme und stelle es im Anschluss auf einem der Untersetzer auf dem Tisch ab.
„Langweilst du dich schon?“, fragt Killian mich, wobei er auf seine Zeichnung fixiert ist.
„Ein wenig.“ Ich klettere auf die Couch und versuche einen Platz an Killians Oberschenkel zu erhaschen. Ich winde mich unter seinem Arm durch und lege meinen Kopf an seinem Schenkel ab. „Können wir heute Abend in den Park gehen?“
Killian legt Tablet und Stift weg und sieht zu mir nach unten, ehe er antwortet: „Selbstredend.“ Nachdem er tief durchgeatmet hat, legt er die Hand, mit der er eben noch den Stift gehalten hat, an meinen Bauch und streichelt mich. „Du musst dir unbedingt eine Beschäftigung suchen, Ilaria. Ich bin auch gerne in deiner Nähe, aber ich brauche ein wenig Zeit für mich.“
„Oh, entschuldige, ich wollte dich nicht nerven.“ Gerade, als ich mich aufsetzen will, drückt Killian mich zurück auf seinen Schenkel.
„Nicht weglaufen. Versteh mich nicht falsch, du nervst mich nicht, aber ich werde nicht mit meiner Arbeit fertig, wenn du mich ständig unterbrichst. Du brauchst eine sinnvolle Beschäftigung. Was hast du in deiner Heimat gemacht?“
„Ich habe sehr viel gelesen und an meinem Schmuck gearbeitet.“
„Hast du sonst gar keine Interessen?“
„Doch“, antworte ich. „Aber ich kann im Moment weder schwimmen, noch die Welt erkunden.“
Killian sieht sich um. „Gut, da hast du natürlich recht. Wie wäre es, wenn ich dir ein Buch gebe? Du hast doch schon gute Fortschritte gemacht.“
„Ich lese die ganze Nacht, während du schläfst. Ich möchte eigentlich lieber etwas machen, bei dem ich mich bewege. Mir fehlt die Bewegung.“
Killian nimmt die Hand von meinem Bauch und kratzt sich am Kopf. „Die Muffins sind bestimmt bald fertig. Bis dahin kannst du dich mit meiner Gitarre beschäftigen. Du bewegst dich zwar nicht viel mehr als beim Lesen, aber mehr kann ich dir in meiner Wohnung nicht anbieten.“ Er seufzt. „Ich würde mich wirklich sehr gerne mit dir beschäftigen, aber meine Arbeit macht sich nicht von selbst. Und ab und zu brauche ich wirklich Zeit für mich. Das habe ich dir aber eigentlich schon am Wochenende erklärt.“
„Ich weiß“, antworte ich und ziehe im Anschluss eine Schmolllippe. „Entschuldige.“
„Du musst dich nicht entschuldigen“, erklärt er ruhig. Killian legt seine Hand wieder an meinen Bauch und streichelt mich. „Es ist schwer, mit dir mitzuhalten. Du hast sehr viel Energie.“
„Mein Volk ist ständig in Bewegung“, erzähle ich mit einem Lächeln.
„Mhm, kann ich mir gut vorstellen.“ Killian schnaubt. „Wenn ich nicht so faul wäre, könnten wir jeden Morgen ein paar Runden um den Block laufen, um dich auszulasten.“
„Ich laufe ohnehin nicht gerne“, antworte ich, wobei ich abwinke. „Spazieren gehen ist genau das Tempo, das ich mir wünsche.“
Killian überlegt einen Moment. „Wir könnten demnächst durch den Lincoln Park wandern, wenn du möchtest. Von dort aus könnten wir auch zum Mile Rock Beach, das ist eine schöne Route, ein bisschen steil, aber ich bin sicher, dass es dir gefallen wird. Schwimmen kannst du da allerdings nicht. Es ist ziemlich gefährlich. Die Strömung ist ziemlich stark, außerdem sind oft auch abends und nachts noch Menschen am Strand. Dort macht öfter mal jemand ein Lagerfeuer. Wir haben das auch schon gemacht.“
Erst höre ich Killian aufmerksam zu, dann antworte ich ihm: „Vor den Menschen kann ich mich bestimmt irgendwie verstecken und die Strömung macht mir nichts aus. Ich bin es aus meiner Welt gewohnt.“
„Glaub mir, es ist wirklich gefährlich“, meint er eindringlich, dabei zieht er seine Brauen zusammen.
Ich sehe Killian skeptisch an. „Was soll schon passieren? Dass ich ertrinke? Ich kann unter Wasser atmen, Killian.“
Sein eben noch ernster Gesichtsausdruck verfliegt. „Das mag schon sein. Es ist trotzdem kein Strand, an dem du schwimmen solltest. Es gibt viele Steine. Die Wellen sind stark und wenn dich eine davon erfasst, könntest du dich verletzen.“
„Ich denke, dass ich vom Leben im Meer ein wenig mehr Ahnung habe als du“, antworte ich und setze mich auf. Killians Hand gleitet von meinem Bauch zu meinem Oberschenkel, von dort nimmt er sie weg.
„Wenn du dich mit Absicht in Gefahr begeben willst, dann suche ich mir eben eine andere Route aus und zeige dir den Strand nicht.“
„Das heißt, dass ich genau das tun muss, was du sagst, weil du mich sonst bestrafst.“
Killian rollt mit den Augen. „Nein, ich weiß nur nicht, was ich tun soll, wenn du schwer verletzt an den Strand gespült wirst. Wenn du nicht vernünftig sein willst, dann muss ich für dich entscheiden.“
Die Worte des Menschen versetzen mich in schlechte Laune. „Wir hatten dieses Thema doch erst. Du wolltest anfangen, mir mehr zuzutrauen. Wieso hältst du dich nicht an deine eigenen Worte?“
Killian legt seine Stirn in Falten. „Es macht einen Unterschied, ob ich dir zutraue, ein elektrisches Gerät zu bedienen, dich mit Menschen zu unterhalten oder du dich in Lebensgefahr begibst.“
Ich verschränke meine Arme vor der Brust. „Für euch Menschen mag das vielleicht lebensgefährlich sein, aber ich bin kein Mensch.“
„Bevor wir weiter über dieses Thema diskutieren, solltest du dir den Strand in einem Video ansehen“, gibt Killian genervt von sich. In seinen Augen erkenne ich, dass er sehr verstimmt ist. „Aber das machen wir nicht jetzt. Beschäftige dich bitte mit irgendetwas. Ich will heute noch fertig werden.“
„Wieso bist du so gemein zu mir, Killian?“
Der Mensch seufzt. „Ich habe das erste Mal nein zu etwas gesagt, weil ich es für zu gefährlich halte, aber anstatt darüber nachzudenken, willst du unbedingt deinen Kopf durchsetzen und mir ein schlechtes Gewissen einreden. So funktioniert das nicht, Ilaria.“
„Du möchtest doch auch deinen Kopf durchsetzen, indem du mir nicht zuhörst. Du schließt von den Menschen direkt auf mich, obwohl das Meer meine Heimat ist. Ich bin anders als ihr.“
Killian reibt sich die Schläfen. „Geh bitte einfach in die Küche und sieh nach den Muffins. In dem Video hast du ja gesehen, wie man das macht.“
Dass er einfach das Thema wechselt, ohne auf meine Worte einzugehen, verletzt mich, doch ich tue dennoch, was er von mir verlangt. Mit einem unangenehmen, kühlen Gefühl in meinem Brustkorb gehe ich in die Küche. Killian hat bereits ein kleines Holzstäbchen auf die Theke gelegt, mit dem ich die Muffins überprüfen kann. Ich versuche, meine Gedanken abzuschütteln und mich auf meine Aufgabe zu konzentrieren.
Vorsichtig öffne ich den Backofen. Die heiße Luft, die mir entgegenströmt, treibt mir Tränen in die Augen. Für einen Moment fällt mir das Atmen schwer, doch als ich einen Schritt Abstand nehme, geht es mir gleich wieder besser. Die Hitze ist dennoch sehr unangenehm auf meiner Haut.
Mit dem Holzstäbchen drücke ich gegen die erstaunlich harte Oberfläche eines Muffins, kaum dringe ich durch die erste Schicht, sinke ich bis zum Boden der Muffinform. Ich ziehe das Stäbchen wieder aus dem Muffin und entdecke, dass es ziemlich schmutzig aussieht. In dem Video hat das ganz anders ausgesehen.
„Killian, ich glaube, dass hier irgendwas nicht richtig ist.“
Es dauert einen Moment, doch der Mensch eilt mir zu Hilfe. Ich möchte ihm gerade das Holzstäbchen zeigen, doch er zieht einen Handschuh über und zieht die Muffins aus dem Ofen.
„Ich glaube, dass wir die vergessen können.“
„Warum?“
„Weil sie angebrannt sind. Riechst du das nicht?“ Ich schüttle den Kopf. „Vielleicht kann man noch etwas retten.“ Killian dreht das Blech um, sodass die Muffins herausrutschen. „Achtung, heiß.“ Um Killian nicht im Weg zu stehen, nehme ich noch einen weiteren Schritt Abstand. Er stellt die Muffinform in das Spülbecken.
Neugierig sehe ich über seine Schulter, dafür stelle ich mich auf die Zehenspitzen. „Was hast du vor?“
„Wenn wir die obere Schicht abkratzen, können wir sie vielleicht trotzdem essen“, erklärt er, wobei er sich an einem Muffin zu schaffen macht. Was er genau tut, kann ich jedoch nicht erkennen, sein breiter Rücken versperrt mir das Sichtfeld. „Okay, vergiss es. Die sind vollkommen im Eimer. Oben verbrannt, unten matschig.“ Enttäuscht sehe ich Killian an, als er sich wieder zu mir dreht. „Das passiert manchmal, tut mir leid.“ Er schmunzelt, bei dem Versuch, mich aufzuheitern. „Vielleicht sollten wir beim nächsten Mal einen Affen zu Hilfe holen, hm?“
Auch wenn ich den Gedanken hinter seine Aussage verstehe, ist mir im Moment allerdings nicht nach Scherzen zumute. Geschlagen beschwere ich mich: „Ich hatte mich schon so sehr darauf gefreut.“
Killian zuckt mit den Schultern. „Wenn du etwas Süßes haben willst, kannst du dir ja einen Pop-Tart warm machen“, schlägt er mir vor, doch ich seufze und schüttle den Kopf.
„Der heutige Tag ist wirklich nicht besonders gut zu mir.“
Enttäuscht verlasse ich die Küche, Killian folgt mir gleich. „Sei nicht traurig, das passiert eben ab und zu. Der nächste Versuch wird besser.“
„Im Moment bin ich aber traurig, ich kann nichts dagegen tun. Widme dich wieder an deine Arbeit, ich werde dich heute nicht mehr stören.“
„Ach, Ilaria.“
Bevor ich ins Schlafzimmer gehe und dann auf die Feuertreppe klettere, nehme ich noch eine der weichen Decken von der Couch mit. Draußen mache ich es mir gemütlich und wickle mich in die Decke. Nicht nur die misslungenen Muffins machen mich traurig, auch der Streit mit Killian nagt an noch mir. Ich fühle mich furchtbar. Er will mich nur beschützen, das weiß ich, aber er muss doch auch einsehen, dass ich kein Mensch bin und dass das Meer für mich eine geringere Gefahr darstellt, als für Seinesgleichen. In meinem Kopf ist mir klar, dass er es nur gut mit mir meint, trotzdem verletzt es mich, wenn er deswegen meint, über mich bestimmen zu dürfen. Es ist ungerecht. Ich bin erwachsen und sollte selbst darüber bestimmen dürfen, was ich mir zutraue und was nicht.
Ich presse meine Lippen zusammen. Das Leben in der Menschenwelt ist manchmal viel komplizierter, als es sein sollte.
༄ ♫ ༄
Es ist bereits ziemlich kühl, als Killian aus dem Fenster und zu mir auf die Feuertreppe steigt. Ich blicke zu ihm und bemerke sofort, dass er etwas nervös oder unschlüssig ist. Der Mensch reibt sich den Nacken.
Es dauert einige Minuten, doch dann spricht er endlich: „Fühlst du dich schon besser?“
„Nein, im Gegenteil. Ich fühle mich miserabel.“
Killian legt einen Arm um mich. „Ich weiß, dass du dich auf die Muffins gefreut hast, aber manchmal passieren in der Küche kleine Missgeschicke.“
Ich schüttle leicht den Kopf. „Es ist nicht nur das, Killian. Unser Streit hat mich sehr traurig gemacht.“
„Man kann nicht immer einer Meinung sein“, erklärt Killian mir, wobei er mich an sich drückt. „Vor allem wenn man ständig aufeinander hockt. Da geht man sich manchmal ein wenig auf die Nerven. Das heißt aber nicht, dass ich dich weniger gern habe oder dass ich gemein zu dir bin.“
„Ich weiß, dass du es gut meinst, aber manchmal ist dein Beschützerinstinkt sehr einengend. Dass du mir nicht einmal zutraust, dass ich es schaffe, mit ein paar rauen Wellen umzugehen, ist erniedrigend.“ Ich atme tief durch. „Du musst mich für vollkommen unfähig halten.“
Killian legt seine Hand an mein Kinn und dreht meinen Kopf zu sich. „Du denkst doch nicht ernsthaft, dass ich dich für unfähig halte, oder?“ Ich zucke leicht mit den Schultern. Killian lässt seine Hand sinken. Er legt sie auf meinen Oberschenkel. „Du bist ein cleveres Mädchen, Ilaria. Du hast das mit dem Lesen verdammt schnell hinbekommen. Du strengst dich auch beim Gitarre spielen an, auch wenn ich dich da vielleicht etwas zu sehr ablenke.“ Er zwinkert mir zu. „Du nimmst alles erstaunlich schnell auf, wenn ich dir etwas erkläre und ich bin beeindruckt von der Freude, mit der du an alles herangehst. Du hast einen positiven Einfluss auf mein Leben.“ Killian zieht einen Mundwinkel hoch. „Ich habe dich gerne bei mir. Sehr gerne. Und nichts liegt mir ferner, als dich einzuengen oder dir etwas zu verbieten. Ich möchte nur, dass du in Sicherheit bist, weil du mir sehr wichtig bist.“ Killian drückt meine Schulter. „Fühlst du dich besser?“
Ich lächle ein wenig, doch dann meide ich Killians Blick wieder und seufze. „Bedingt.“
Für einen Moment sitzen wir schweigend nebeneinander, doch dann hebt Killian mich auf seinen Schoß. Er legt seine Arme um mich und drückt mich fest.
„Sag mir, was ich tun kann, um dich wieder aufzuheitern.“
„Ich will, dass du mir den Strand zeigst und ich möchte, dass du mir vertraust“, fordere ich selbstsicher, aber dennoch ruhig. „Ich kann mit dem Meer umgehen. Mein Volk ist für das Leben im Ozean geschaffen. Wir sind robust. Wir trotzen starkem Wellengang und auch Stürmen. Ein unbekanntes Gewässer ist nichts, das uns einschüchtert.“
Killian hört mir zu, doch je mehr ich spreche, desto stärker verengen sich seine Brauen. „Und wenn dir etwas passiert? Ich kann dich schwer aus dem Wasser ziehen, dich über meine Schulter werfen und zum nächsten Krankenhaus tragen.“ Er räuspert sich. „Ich wüsste nicht, was ich tun soll, wenn du dich verletzt.“
„Dann verbietest du es mir weiterhin, vollkommen egal, was ich sage?“
„Das Wort verbieten klingt, als wäre ich ein Arschloch.“ Seine Mimik verrät, dass Killian nach wie vor verstimmt ist. „Ich will dich nicht kontrollieren, das ist überhaupt nicht meine Art, aber wenn dir etwas passiert, würde ich mir das niemals verzeihen. Ich fühle mich nicht wohl bei dem Gedanken, dich dort schwimmen zu lassen. An ungefährlichen Stränden ist es kein Problem, aber die Felsen machen mir Sorgen.“
Ich nicke. „Ich verstehe, was du meinst. Schade ist es trotzdem.“
Wieder schweigen wir uns einen Moment an, doch dann ergreift Killian das Wort ein weiteres Mal: „Möchtest du noch mit mir spazieren gehen? Oder soll ich dich lieber alleine lassen?“
„Ich möchte trotzdem spazieren gehen“, antworte ich ihm. Nun wirkt auch Killian wieder etwas lockerer. Ich lehne mich ihm entgegen und gebe ihm einen sanften Kuss, dabei streichle ich seine Wange. „Vielleicht kann ich dich ja doch noch überzeugen.“
Killian schnaubt amüsiert. „Viel Glück, ich kann ziemlich stur sein.“
„Und ich kann sehr überzeugend sein.“
༄ ♫ ༄
Killian hält meine Hand, als wir den steinernen Weg des Parks entlang gehen. Heute Abend ist es etwas kühler, doch dank meinem Hoodie und meiner Jacke ist mir nicht kalt. Dass Killian und ich nicht miteinander reden, macht mir zu schaffen, auch wenn wir uns nach unserem Streit eigentlich wieder vertragen haben.
Manchmal habe ich das Gefühl, dass Killian mich glücklicher macht, als ich es jemals war, doch dann gibt es immer wieder diese Momente, in denen ich zweifle. Heute ist ein Tag voller Zweifel. Es ist schwer, mich nicht von meinen Gefühlen leiten zu lassen.
„Dir geht doch irgendetwas durch den Kopf“, stellt Killian fest. „Normalerweise siehst du dir alles um uns herum an. Heute siehst du nur stumm auf den Boden.“ Ich richte meinen Blick auf Killian. Er sieht mich eindringlich an. „Was ist los?“
„Ich habe viele Dinge im Kopf.“
Killian zieht an meiner Hand. Wir verlassen den Weg und nehmen auf einer der ausgeblichenen Holzbänke platz. „Erzähl mir, was los ist.“
„Ich habe über meine Gefühle nachgedacht. Und ich habe mich gefragt, wie du mich siehst.“ Ich mache eine vage Handgeste. „Abgesehen von unserem Streit.“ Ich sehe von meinen Schuhen auf, direkt in Killians eisblaue Augen. „Was bin ich für dich?“
Der Mensch wirkt überrumpelt. Er öffnet erst die Lippen, schließt sie aber gleich wieder und sieht sich um. Killian reibt sich den Nacken. „Ich weiß nicht, was ich darauf antworten soll, Ilaria.“
„Du bedeutest mir viel, Killian.“ Ich greife nach seiner Hand und verhake unsere Finger miteinander. „An manchen Tagen habe ich das Gefühl, dass du alles bist, was ich mir jemals gewünscht habe.“
Killian dreht sich wieder zu mir, er mustert mich. „Und an den anderen Tagen?“
„An den anderen Tagen mache ich mir Gedanken darüber, ob du dasselbe empfindest. Du glaubst nicht daran, dass es so etwas wie einen Seelenverwandten gibt. Für mich ist das allerdings ein wichtiger Teil meiner Kultur.“
Der Mensch zieht seine Brauen hoch. „Mit der Seelenverwandtschaft hast du mich einfach auf dem falschen Fuß erwischt. Ich wollte nicht respektlos sein.“ Killian räuspert sich, er wirkt nervös. „Ich bin nicht besonders gut darin, meine Gefühle mit Worten auszudrücken, aber das heißt nicht, dass ich nichts für dich empfinde. Wenn ich mir Sorgen um dich mache, dann heißt das nichts Anderes als, dass du mir wichtig bist.“
Ich nicke leicht, sehe aber dann wieder zu Boden.
Eine innige Verbindung zu einem Menschen aufzubauen scheint unendlich kompliziert zu sein. In Killians Augen zu lesen ist so verdammt schwierig. Einerseits erkenne ich so viel, anderseits bleibt mir noch viel mehr verborgen. Killians Gefühlswelt ist ganz anders als meine. Er spürt nicht, dass wir miteinander verbunden sind. Vielleicht sind wir es auch gar nicht? Vielleicht habe ich mich einfach geirrt? Vielleicht ist Killian nicht mein Seelenverwandter. Vielleicht empfinde ich nur so starke Gefühle, weil mich diese Welt und auch die Menschen faszinieren. Im Moment ist alles nur noch verwirrend. Ich bin mit meinen Gefühlen vollkommen überfordert.
„Du bist enttäuscht“, stellt Killian leise fest.
Nickend stimme ich ihm zu: „Ja, das bin ich.“
Killian lässt meine Hand los, er reibt sich über das Gesicht, dann atmet er tief durch. „Gott, wieso mache ich mir das Leben immer so schwer?“ Ich sehe Killian fragend an. „Ich liebe dich.“
Meine Augen weiten sich, als Killian die Worte ausspricht. Für eine Sekunde bin ich mir nicht sicher, ob ich mich nicht doch verhört habe, doch dann lächle ich ihn an. Das Klopfen meines Herzens wird schneller. Ich kann deutlich fühlen, wie warm mir wird, als ich in Killians Augen sehe. Die gemischten Gefühle, die es mir schwer gemacht haben, klar zu denken, verschwinden. Zurück bleibt nur noch ein warmes, wohliges Gefühl. Das Gefühl, dass ich immer bekomme, wenn ich in Killians Armen liege.
„Ich liebe dich auch, Killian.“
Bevor er noch etwas sagen kann, drücke ich meine Lippen gegen seine, doch das scheint ihn nicht zu stören. Ganz im Gegenteil. Killian brummt wohlig in den Kuss. Er löst sich von mir und klopft auf seinen Schenkel. Dieser wortlosen Einladung komme ich natürlich liebend gerne nach. Von Glücksgefühlen erfüllt, klettere ich auf Killians Schoß. Er legt sofort seine starken Arme um mich, um mich am Rücken und am Hintern zu stützen. Lächelnd streiche ich über seinen Brustkorb.
„Du solltest dich langsam an den Gedanken der Seelenverwandtschaft gewöhnen, Killian.“
„Hm?“, fragt er mich etwas irritiert.
„Deine Gefühlswelt wird nie wieder dieselbe sein, aber lass dich davon nicht verschrecken.“
Killian legt seine Stirn in Falten. Wenn er das nicht bald sein lässt, wird sein Gesicht für immer in dieser Position verharren. „Mir passiert aber jetzt nichts, oder?“
„Nein, nein.“ Ich schüttle den Kopf. „Nein. Es ist alles so, wie es sein sollte.“
Killian zuckt mit den Schultern. „Im Moment bin ich einfach nur erleichtert, dass ich endlich meinen Mund aufbekommen habe.“ Er zieht einen Mundwinkel hoch. „Und du lächelst endlich wieder. Du siehst so hübsch aus, wenn du lächelst.“
Ich streiche mit meinen Händen über Killians Brust hinauf bis zu seinen Schultern, wo ich sie ruhen lasse. Eigentlich möchte ich mich für das Kompliment bedanken, doch Killian verwickelt mich in einen Kuss. Erst ist er sanft, jedoch wird er schnell fordernd und fast schon grob. Als ich einen Klaps auf den Hintern bekomme, löse ich mich amüsiert von Killians Lippen. Der Mensch lässt sich jedoch nicht aufhalten. Seine Küsse an meinem Hals bringen mich dazu, leise zu lachen. Killians Bart kitzelt mich, wie er es sooft tut.
Gerade, als ich mich wieder etwas entspanne und anfange, Killians Küsse zu genießen, höre ich eine männliche Stimme hinter uns rufen: „Ey, nehmt euch ein Zimmer!“
Auch Killian scheint das zu hören, denn er lacht gegen meinen Hals. „Ich denke, dass wir seinen Rat annehmen und nach Hause gehen sollten. Was meinst du?“
„Ich halte das für eine ausgesprochen gute Idee.“