CN: Alkohol, Sucht (erwähnt), Trauma (impliziert), Gewalt (impliziert), explizite Sprache
Eine Sache Vorweg:
In diesem Kapitel gibt es eine ganz besondere Überraschung!! Es handelt sich um ein Crossover mit Liebe.Macht.Schlaflos von Alissia.
Das Buch des Lebens schlug ein neues Kapitel auf, als einen Monat später langsam Ruhe im Revier einkehrte.
Die Vernehmungen der Rituals neigten sich dem Ende zu, die alten Akten waren vollkommen aufgerollt worden, sodass so gut wie alle bisher ungeklärten Mordfälle zufriedenstellend gelöst werden konnten. Fab hatte sich kaum blicken lassen, sich lieber in der WG verkrochen und seine Wunden geleckt. Cian ließ ihn gewähren, sein Kumpel brauchte ein wenig Zeit, um wieder auf die Füße zu kommen. Dafür rannte der Kriminalpsychologe mit einem breiten Dauergrinsen durch die Gegend, seit er bei Eddy eingezogen war. Also ja, er hatte nichts zu meckern, das Leben war schön.
Mit einem Pappschild bewaffnet stand Cian am Gate und wartete auf seinen Kumpel aus Deutschland. Wie versprochen, holte er heute Christopher Farrenstein, Unternehmer und Sohn des Großmoguls Henning Farrenstein des Luxus-Bäder-Imperiums der Farrenstein Group, vom Flughafen in Dublin ab. Der Kriminalpsychologe freute sich sehr darauf, den exzentrischen Mann wiederzusehen.
Sie hatten immer mal wieder wilde Zeiten miteinander verbracht, wenn Chris in der Stadt war. Der Kerl konnte feiern! Allerdings musste Cian von nun an ja leider etwas kürzer treten. Partner neben ihm winselte leise und wedelte aufgeregt mit dem Schwanz. Sogar sein Assistenzhund liebte den sarkastischen Deutschen mit der großen Klappe, der gerade mit einer fetten Sonnenbrille auf der Nase und schickem Freizeitanzug aus der elektronischen Tür in den Wartebereich für die Familienmitglieder und Freunde trat, die ihre Lieben abholen wollten. Verschmitzt hielt Cian sein gebasteltes Schild vor die Brust: Arschloch-Eskorte: Nimm mich hart ran. Er war ziemlich stolz auf diese deutschen Worte. Als Chris ihn entdeckte und das Schild las, brach er in schallendes Gelächter aus.
Der kleinere Mann kam vor ihm zum Stehen und schob sich die Sonnenbrille in das volle Haar.
"Holy Shit, wächst du noch, oder schmeißt du dir Anabolika ein, wie andere Leute Tic Tacs?"
"Kann ja nicht jeder so ein Gartenzwerg sein, wie du, Farrenstein. Wie groß bist du? So einen laufenden Meter?"
Sie schlugen ein und Cian zog Chris in eine männliche Umarmung. Der Deutsche knuffte ihn schmerzhaft und stieß ihn dann von sich, hob eine Augenbraue arrogant an.
"Zumindest stehst du gut im Futter. Schießt wohl nicht nur in die Höhe, sondern gehst auch in die Breite", setzte Chris gekonnt eine seiner sarkastischen Spitzen und traf zielsicher Cians momentanen wunden Punkt. Der Kriminalpsychologe lachte zwar und tätschelte sein winziges Wohlfühlbäuchlein, das sich seit einiger Zeit unter seiner Kleidung abzuzeichnen begann, aber es wurmte ihn, dass sich die zehn Pfund extra auf seine Hüften geschlichen hatten. Insgeheim war er Chris für seinen Seitenhieb dankbar, war es doch der Arschtritt, den er brauchte, um seinen Hintern mal wieder von der Couch zu hieven - auf der er neuerdings so gern mit Eddy kuschelte - und seine sonst tägliche Jogging-Runde wieder aufzunehmen.
"Ist das dein Gepäck?", wandte er sich an den Deutschen, der bestätigend nickte. Cian nahm die Tasche an sich und führte Christopher nach draußen zu Eddys Porsche. Er konnte sich ein Lachen nicht verkneifen, als er Christophers ungläubigen Blick sah. Cian hielt ihm galant die Beifahrerseite auf und ließ ihn einsteigen, bevor er sich hinter das Steuer gleiten ließ.
"Du hast also eine Bank ausgeraubt. Ich bin enttäuscht, C. Ich habe immer gedacht, zumindest einer meiner Kumpels stünde auf der richtigen Seite des Gesetzes. Ich habe jegliche Hoffnung in die Menschheit verloren, wenn nicht einmal rechtschaffene Bürger, wie Dr. Cian Finnigan -"
"Lass gut sein, Chris. Der Wagen gehört meiner Freundin."
"Ah, du lässt dich also aushalten."
"Ach, halt die Fresse und schnall dich an!"
Cian parkte vor dem Ol' Days und sie betraten das Pub, in dem sie sich vor Jahren kennengelernt hatten, als Christopher für die Firma seines Vaters einige Zulieferer abklapperte und auf einen Umtrunk in die Bar gestolpert war. Cian hatte hier gesessen und mit Mitch ein Fußballspiel auf dem alten Fernseher geschaut, ein Guinness in der Hand und eine hübsche Rothaarige auf den Schenkeln. Es hatte nicht lange gedauert, da hatten die beiden Männer einen Shot nach dem nächsten gekippt und Brüderschafft getrunken. Die Freundschaft bestand bis heute.
Die zwei setzten sich an die abgewetzte Bar. Plötzlich packte ihn jemand und wirbelte Cian an der Schulter herum. Hart pressten sich Lippen rau auf seine. Er schmeckte Salz und einen herben, metallischen Geschmack. War das Blut? Er stieß die Person grob und empört von sich und staunte nicht schlecht, als er Fab vor sich erkannte.
Tränenverschmiert, mit aufgeplatzter Unterlippe stand der Analyst vor ihm.
"Was zum Geier - Fab, was sollte denn das? Scheiße, was ist mit deinem Gesicht passiert!"
Der Mittzwanziger antwortete nicht, sondern drängte sich nur an ihn. Cian stieß ihn sanft zurück. Was war nur in Fab gefahren?
"Sag mir, dass du mich liebst, C! Bitte -"
"Fab, was redest du denn da? Komm schon, lass das. Willst du reden? Lass uns reden."
Doch Fab ließ nur mit einem frustrierten Aufheulen von Cian ab und wandte sich dann Chris zu, der die Szene irritiert und auch leicht neugierig verfolgt hatte.
"Fein. Dann eben du, mein Hübscher. Huh? Lust auf eine Nummer?"
Fab begann, an Christophers Gürtelschnalle zu nesteln, doch der Deutsche riss schockiert die Augen auf. Mit bestimmten Händen löste er die Finger des Analysten von seinem Gürtel und sah dem Mann in die hellen Augen. "Sorry, Mann. Aber damit zwischen uns was läuft, müsstest du dir deine Haare bis zum Hintern wachsen lassen, deine Stimme drei Oktaven in die Höhe schrauben und dich von nun an Pamela nennen."
Cian konnte es nicht fassen. Er zog seinen Freund von Chris fort und wollte mit ihm reden, denn dem jungen Mann liefen immer weiter die Tränen über die Wangen. Aber Fab riss sich los und stürmte zu den Toiletten. Mitch wurde auf sie aufmerksam. Er schüttelte den Kopf, als Cian Fab nachsetzen wollte, ihm beduetend, dem anderen etwas Zeit zu lassen, um sich zu beruhigen.
Mitch begrüßte den Deutschen mit einem Fist Bomb.
"Was kann ich dir bringen, Christopher? Deine Rückkehr in den Schoß der unheiligen Bruderschaft der Verdammten und Gequälten muss ja gebührend gefeiert werden", forderte der Bartender.
"Na wenn du das so siehst, Mitch, dann mach mir einen Old Fashioned. Aber bitte den guten Stoff von eurer grünen Insel."
Mitch zog seinen Zylinder und verbeugte sich sarkastisch vor dem Deutschen. Cian bestellte ein Club Soda, ließ Christopher damit entrüstet schnauben. Als Cian ihm unaufgefordert eine Münze in die Handfläche schnippte, starrte der andere Mann einige Sekunden nur darauf.
"Wie lange bist du jetzt trocken?", fragte Chris an Cian gewandt und sah dem Iren in die schokoladenbraunen Augen, die so klar waren, wie seit Jahren nicht mehr.
Cian nahm die Münze der Anonymen Alkoholiker wieder an sich und rieb sie zwischen Dauem und Zeigefinger.
"Zweiundfünfzig Tage."
Chris nickte. Cian schwieg.
"Gut für dich, Mann. Gut für dich."
Überraschung darüber, dass kein zynischer Kommentar folgte, veranlasste Cian dazu, Christopher zu mustern. Doch er konnte nichts, als ehrliche Freude für seinen Kumpel in den blaugrauen Augen erkennen.
"Ah, da ist sie ja", lenkte Cian von dem ihm immer noch unangenehmen Thema ab und deutete zum Eingang des Pubs.
Chris drehte seinen Kopf und Cian lachte, als er sah, wie dem Mann der Mund offen stand. Beth trug ein sexy Minikleid, abgerundet durch hohe Stilettos. Ihre Haare waren zu einem umwerfenden Lockengebilde frisiert, wie es nur Frauen mit ihrem Selbstvertrauen tragen konnten.
"Wer ist diese Göttin der Savanne?", staunte Chris ehrfürchtig.
"Das, mein lieber Freund, ist mein Dankeschön für deine Dolmetscherdienste. Ihr Name ist Annabeth Bates. Sie ist Model."
Chris grinste.
"Sie ist vierundzwanzig."
Chris stöhnte.
"Sie ist nicht auf der Suche nach einem festen Freund, sondern nach etwas Spaß und einem Mann, der ihr den bieten kann."
Jetzt fing der Deutsche beinahe an zu sabbern. Beth hatte sie entdeckt und winkte ihnen fröhlich zu, als sie mit wiegenden Hüften durch den Raum schritt. Christopher drehte sich zu Cian um.
"Du hast mich fürstlich entlohnt, Kumpel. Wir sind quitt."
Er wollte Beth gerade seine Aufwartung machen, als sich ein schraubstockartiger Griff um seinen Arm festzog und er Cians heißen Atem an seinem Ohr spürte.
"Ich weiß, du bist ein Playboy, Chris. Aber du bist kein Arschloch, das die Frauen behandelt, wie Dreck und sie zu etwas zwingt, dass sie nicht wollen." Er schob dem anderen Mann einige Kondome über den Tresen, die Chris mit einem Augenverdrehen einsteckte.
"Beth ist etwas Besonderes und sie ist mir wichtig. Solltest du ihr das Herz brechen, dann zertrümmere ich dir deine Kniescheiben. Ich hoffe, wir verstehen uns."
Cian entließ Chris aus seinem Klammergriff und klopfte ihm freundschaftlich auf die Schulter, sodass der Deutsche es bis in die Knochen spürte.
"Hi, ich bin Beth", säuselte die Schönheit mit rauchiger Stimme.
Chris schluckte trocken. Cian grinste.
"Habt Spaß, Kinder", zwinkerte er den beiden schelmisch zu, bevor er sich erhob, um sich mit Mitch zu unterhalten.
Fab wollte nicht reden? Oh, da hatte er sich aber die falschen Freunde ausgesucht.