CN: Mord (erwähnt), körperliche Gewalt (erwähnt), sexuelle Gewalt (impliziert)
"Wieso muss ich denn das Opfer spielen?“, entrüstete sich Eddy und fuhr sich durch ihren langen Pferdeschwanz.
Cian grinste anzüglich und ließ seine Augen einmal an ihr auf und ab wandern. Eddy wand sich unter diesem heißen Blick. Schnell sah sie in die Gesichter der anderen Teammitglieder und suchte nach Hinweisen, dass jemand etwas vermuten könnte. Doch bis auf Fab, der spöttisch eine Augenbraue erhoben hatte, schienen alle nur sehr erpicht darauf, endlich die Runde Faktenhören und Bachsagen starten zu können.
"Weil du dem Opfertypus nun einmal am ähnlichsten bist, Eddy. Nun stell dich nicht so an und schwing deinen Hintern zu mir hier her“, forderte Cian sie auf.
"Was soll das heißen? Nur weil ich blond bin, oder was? Mary-Ann ist doch auch blond!“
"Aber nicht Mitte zwanzig, mit langen Beinen und unverschämt attraktiv. Ich bitte dich nicht ein weiteres Mal.“
Widerstrebend begab sie sich zu Cian, der sie freche angrinste und ihr gegenüberstellte. Zu ihrer Überraschung kramte der Kriminalpsychologe zunächst eine Sanduhr aus seinen Utensilien hervor und stellte sie vor Mary-Ann auf den Tisch.
"Wie lange kann sich ein Mörder Zeit lassen, um in der Öffentlichkeit einen Mord zu begehen, wenn er das höchstmögliche Risiko der Entdeckung eingeht und die maximale Bedürfnisbefriedigung erlangen möchte?", fragte Cian provokant in die Runde.
"7,46332 Minuten", kam es ohne Zögern von ihrem Analysten.
"Das ist - präzise - Fab - danke. Runden wir es auf siebeneinhalb Minuten auf. Ich habe da den Verdacht, dass wir eine Überraschung erleben werden."
"Welche?", wollte Eddy neugierig wissen und erntete von ihrem Chef nur ein diabolisches Grinsen.
"Okay. Also dann beginnen wir mal. Mary-Ann, ich möchte, dass du die Sanduhr immer umdrehst, sobald sie durchgelaufen ist und die Zeit ansagst. Eine Umdrehung ergibt eineinhalb Minuten. Der Täter beginnt mit einem Blitzangriff, korrekt?“, überging Cian stattdessen ihre Frage.
Zustimmendes Gemurmel. Cian trat mit einem schnellen Schritt auf Eddy zu und ihr Herz machte einen Sprung und schlug dann doppelt so schnell weiter. Ihre Wangen wurden heiß, als er plötzlich so nah vor ihr stand.
"Ich beginne mit einem Schlag in ihr Gesicht.“
Cian deute einen Fausthieb an und tippte an ihre Stirn.
"Dann arbeite ich mich von oben nach unten vor“, seine Stimme klang kratzig, als er weiter ausführte und Eddys Körper reagierte ganz automatisch auf Cians.
"Zunächst kommen die Augen dran, damit sie mich nicht ansehen kann, denn sie könnte mich mit ihren hinreißenden Augen verzaubern“, hauchte er und strich sanft mit seinen Daumen über Eddys Lider, die sich schlossen. Cian lehnte sich ihr dabei ganz dicht entgegen und so konnte sie seinen warmen Atem auf ihrem Gesicht spüren.
"Dann schlage ich ihr die Zähne ein, denn sie könnte mich mit ihren süßen Worten verführen. Das muss ich verhindern.“
Eddy nahm nun wahr, wie Cians Fingerknöchel über ihre vollen Lippen fuhren.
"Erste Umdrehung, eineinhalb Minuten", kam es von Mary-Ann.
"Aber das ist nicht so einfach, oder?“, stutzte Cian nun und wandte sich damit an die Gruppe.
"Nein. Vermutlich hast du einen Schlagring getragen“, mutmaßte Fab aus dem Hintergrund und in Eddys verwirrtem Kopf blitzte kurz der Gedanke auf, woher Fab sich mit soetwas auskannte.
"Mhm. Okay. Ich habe also einen Schlagring mitgebracht. Damit schlage ich ihr die Zähne ein und sie ist dann auch still. Ich nehme das Messer zur Hand, das ich – wie alles andere – mitgebracht habe. Ich mache drei saubere Schnitte. Am Hals.“
Cians Zeigefinger fuhr federleicht über ihre Hauptschlagader knapp unter ihrem rechten Ohr. Eddy erschauerte.
"An ihrer Seite.“
Ein Streicheln an ihrer Hüfte und ihre Knie gaben leicht nach. Cian fing sie auf und zog sie an sich. Eddy hoffte, dass die anderen im Raum annahmen, sie spiele ihre Rolle des Opfers einfach sehr überzeugend.
"Und an der Innenseite ihres Oberschenkels.“
Cian fuhr auch an dieser Stelle langsam und genüsslich entlang und lachte grummelnd, als Eddy leise seufzte.
"Aber warum dort?"
„Weil es dich antörnt. Auch, wenn du es gar nicht willst. Gegen die Reaktion deines Körpers und deine Triebe kommst du nicht an“, war wieder Fab zu vernehmen. Seine Stimme klang leicht erstickt. Susanna stimmte ihm zu und führte etwas zu Sexualstraftätern aus, dass Eddy nur am Rande mitbekam.
"Drei Minuten sind um."
"Gut, weiter. Ich lege sie ab, lasse sie zu Boden gleiten. Ich schneide ihre Klamotten auf, um mein Ritual zu beginnen.“
Cian deutete an und knöpfte die obersten zwei Knöpfe ihrer Bluse auf und erst jetzt riss Eddy ihre Augen auf und blickte in seine. Er zwinkerte ihr verspielt zu.
"Aber vielleicht zappelt sie noch oder wehrt sich. Vielleicht nervt es mich auch, dass sie mich noch immer erregt. So oder so, raste ich an dieser Stelle jedes Mal aus und bringe es zu Ende. Ich packe ihr Haar."
Cian wickelte sich Eddys Pferdeschwanz um die Faust und zog leicht daran.
"Doch ich komme dir in die Quere und störe dein Ritual", vernahm Eddy Schwarz' Stimme und sah, wie der junge Polizist nun zu ihnen trat.
"Viereinhalb Minuten."
"Ich kümmere mich schnell und präzise um dich."
Mit gezielten, angedeuteten Schlägen auf Schwarz' Kehlkopf, ging Cian auf den Polizisten los und dieser ließ sich theatralisch röchelnd zu Boden fallen. Die Gruppe lachte belustigt.
"Sechs Minuten."
"Dann schlage ich ihren Kopf dreimal so fest ich kann auf den Boden oder einen Stein. Bis ihr Schädel bricht. Ich beende das Ritual. Doch eigentlich sollte es reichen. Das tut es nicht. Sie erregt mich noch immer. Das macht mich rasend. Ich kann es nicht ertragen, also greife ich mir mein Messer und schände sie. Demütige sie.“
Zart fuhr Cian langsam mit der flachen Hand die Innenseite ihres Oberschenkels hinauf und stoppte kurz vor ihrer Mitte. Eddy keuchte leise. Cian erhob sich und löste den Bann.
"Dann beginne ich mit dem Reinigungsritual -“
"Sieben Minuten", ließ sich Mary-Ann vernehmen, die das letzte Sandkorn der Sanduhr beim Herabrieseln beobachtete.
Eddy setzte sich auf und genau wie die anderen, blieb sie stumm. Wie konnte das sein?
"E-es kann nicht sein. Es kommt nicht hin", meinte Fab mit gerunzelter Stirn.
Eddy sah, wie Cian mit verschränkten Armen und lächelnd am Whiteboard lehnte.
"Nein. Wenn es nur ein Täter war. Dann kann er es unmöglich in dieser Zeitspanne geschafft haben, den Ritualmord vollumfänglich auszuführen, wie wir sehen. Ich denke, es ist an der Zeit, noch ein weiteres Mal mit Ian Mulligan zu reden", kündigte der Kriminalpsychologe an.