Links von den beiden war eine Tür mit der Aufschrift „SINA“.
Draco schloss daraus, dass dies das Zimmer von ihr war. Hinter ihnen waren zwei weitere Türen, welche aber keinen Hinweis auf dessen Nutzen hinwies. Die Sicht in die Tiefe wurde durch zwei Büsche versperrt. So sah Draco nichts vom unteren Bereich. Zeit diesen in Augenschein zunehmen, hatte er nicht. Im selben Moment öffnete sich links von ihm die Tür und ein junges Mädchen trat hinaus. Dieses steuerte zielstrebig das Fenster an und lugte währenddessen immer wieder auf ihre Armbanduhr, als würde sie auf etwas warten. Gebannt schaute die junge Sina nach draußen, als sie plötzlich zuckte und ihre Gesichtszüge angsterfüllt zusammen zogen. Ihr verhalten wies auf, dass sie etwas fixierte. Draco ahnte, was er zu sehen bekommt, als er ein paar Schritte auf das Mädchen zuging und sich neben sie platzierte. Er folgte ihrem Blick und erblickte eine in Schwarz gehüllte Person. Diese hatte die Kapuze des Umhangs über seinen Kopf gestülpt. So erkannte der Blonde nicht, um wen es sich handelt. Erst als die Gestalt den Zauberstab erhob, erhaschte Draco einen Blick auf diesen. Mit zusammengekniffenen Augen inspizierte er den Stab und zog scharf die Luft ein. Er wusste, wem sie gehörte.
„Severus“, flüsterte Draco und presste die Lippen aufeinander, um keinen Laut von sich zu geben. Es verschlug ihm die Sprache seinen Paten hier zu sehen. Als dann zwei grüne Blitze aus dessen Stab schossen, war ihm klar, warum Sina ihn hasste. Sie glaubte, er habe ihre Eltern umgebracht. Davon war Draco nicht überzeugt. Er kannte seinen Paten lange genug, um ihm so was nicht zu zutrauen. Zwar hatte Snape damals, für ihn, den Schulleiter, in Absprache, getötet, aber dies war kein richtiger Mord. So weit er wusste, hatte der Getränkemeister nie jemanden auf dem Gewissen. Daher war er der festen Überzeugung, diese Aktion hatte einen anderen Grund. Sein Blick fiel wieder auf das junge Mädchen. Er ahnte, wie es in ihr aussah. Doch mehr interessierte es ihn, wie Sina selber die Situation verkraftete, da sie diese Szene abermals durchlebte. So drehte er sich zu ihr um und schaute in ein entsetztes Gesicht. Mit schnellen Schritten stampfte er zu Sina, legte seine Hände auf ihre Schultern und rüttelte sie ein wenig. Doch statt ihre Aufmerksamkeit zu bekommen, wandelte sich ihr Ausdruck in ein Schockierendes. Der Blonde verstand im ersten Moment nicht, weshalb sie binnen Sekunden sich so veränderte. Um der Sache auf den Grund zugehen, folgte er ihrem Blick.
„Was ist los, Sina?“, im letzten Moment sah er, wie zwei Lichtkegel auf die Kleine zuflogen und in ihr verschwanden. Das Mädchen fiel durch den Aufprall nach hinten über. Draco sprang aus Reflex auf und sprintete zu ihr, um sie aufzufangen. Doch diese glitt durch seine Hände hindurch, wie ein Geist. Da wurde ihm klar, dass die Aktion unnötig war. In Erinnerungen waren Gegenstände und Menschen unantastbar.
„Was bei Salazar war das?“, sprach Draco den Gedanken laut aus. Er hatte keine Ahnung, was das war. Solch eine Erscheinung hatte er bis heute nie gesehen.
Sina strebte zu einer Antwort an, als im unteren Teil des Hauses sich eine Tür öffnete und eine weibliche Stimme nach jemanden rief. Diese wurde durch den Knall, den der Zauber verursachte, geweckt.
„Daniel“, ihre Stimme klang erschrocken und angstverzerrt. Kurz darauf öffnete sich eine weitere Tür und wieder waren Schritte zu hören.
„Was ist los, Maria?“, fragte er mit verschlafener Stimme.
Selbst war durch den Knall hochgeschreckt.
„Ich weiß es nicht. Da war dieser Knall und ich vermute das hier jemand eingebrochen ist“, flüsterte Maria.
„So wie es aussieht, denke ich nicht, dass hier jemand anderes ist außer uns dreien ist. Aber wenn es dich beruhigt, dann schauen wir uns um“, beschloss Daniel, während er sich einen Überblick verschaffte, „ du am besten hier unten und ich schau oben nach.“
So marschierten beide los. Daniel stieg die Stufen nach oben und entdeckte sogleich seine am Boden liegende Schwester. Trotz des jungen Alters wirkte er erwachsen, stellte Draco fest, als er ihn erblickte. Was daran lag, dass er sich um Sina kümmerte, wenn die Eltern unterwegs waren.
Währenddessen stapfte Maria durch die Haustür ins Freie. Sie schaute sich im Vorgarten um. Da sie die Tür offenließ, hörte man ihre Schritte. Da die Einfahrt mit Kies ausgestattet war.
Daniel kniete sich neben Sina und strich ihr durchs Haar.
„Sina, Kleines. Was ist passiert?“, in seiner Stimme hörte man die Besorgnis heraus. Das Mädchen war noch stark benommen und sprach im Flüsterton, „ Mum, Dad“. Still flossen die Tränen aus ihren Augen und liefen über ihre Ohren ins Haar. Daniel verstand nicht, was sie ihm damit mitteilte, bis er einen Aufschrei von draußen wahrnahm. Der Stimme nach, kam diese von Maria. So sprang er auf, schaute kurz zu seiner Schwester, welche nickte und rannte die Stufen nach unten. Daniel lief zum Ort des Geschehens und stoppte abrupt, als er die Haushälterin erreichte.
„Maria, was ist ....“, weiter kam er nicht. Denn der Anblick seiner regungslosen Eltern verschlug ihm die Sprache. Draco, der die Szene vom Fenster aus beobachtete, blieb ein Kloß im Hals stecken. Wenn er sich vorstellte, selbst in so einer Situation zu sein, wird ihm heiß und kalt. So was zu erleben wünscht sich keiner.
Der blonde sah wie, Daniel langsam zu dem Wagen schritt und kurz darauf einen Schrei losließ.
„Mum Dad, NEIN“, immer näher trat an das Auto heran, um sich zu vergewissern, dass seine Augen ihn nicht betrogen. Doch je länger er hinsah, umso mehr hatte er Gewissheit. Sie waren Tod. Kurz darauf ploppte es um ihn herum und einige Auroren tauchten auf. Sie schoben Daniel bei Seite und fingen mit der Aufklärung des Falles an. Ohne weiter auf die beiden zu achten, unterhielten sie sich angeregt über den Fall.
„Du hast den Tod deiner Eltern gesehen und weil Snape hier war, glaubst du er war es!“, schlussfolgerte Draco. Sina nickte leicht mit dem Kopf.
„Weiß dein Bruder davon?“, diesmal schüttelte sie ihr Haupt, „ehrlich Sina, du solltest ihm reinen Wein einschenke und die auch die Sache mit den Lichtkegeln erwähnen. Vielleicht weiß er ja, was das war“, der blonde holte tief Luft, ehe er weiter sprach, „und ich glaube nicht, dass mein Pate deine Eltern getötet hat. Seine Anwesenheit muss einen anderen Grund gehabt haben. Welchen wir herausfinden werden.“
Sina war nicht davon überzeugt, das Snape nicht der Täter war. Sie wusste, was sie gesehen hatte und das war in ihren Augen eindeutig.