Kapitel 4 (Weihnachten)
„Guten Morgen, meine Liebe“, begrüßte Draco Sina und trat an ihr Bett heran. Sie lag unter ihrer Decke und versank in ihren Gedanken. Sie kämpfte mit sich. Auf der einen Seite waren da die Antworten, auf die sie wartete, auf der anderen die Furcht diesem in die Augen zu schauen. In ihm sah sie den Mörder ihrer Eltern und diese Bilder zogen im Geiste an ihr vorbei. Es war wie ein nicht endender Film.
„Du hast Bedenken, stimmt es?“, durchschaute der Blonde sie gleich. Heute war der Tag, an dem sie seinem Paten einen Besuch abstatten.
„Ein Wenig“, nuschelte sie unter ihrem Zudecke hervor. „Ich bin mir nicht sicher, ob das eine gute Idee ist.“
„Mach dir da mal keine Sorgen“, beschwichtigte er sie, „ um Antworten zu bekommen, bleibt uns nichts anderes übrig als mit ihm zu reden“, der Blonde zog ihre Bettdecke beiseite, um freie Sicht auf sie zu haben. Er grinste über beide Ohren, so wie er sie erblickte. Ihre Haare standen in alle Richtungen ab, als hätte sie an einem Ballon gerieben.
„Du hast ja Recht. Aber ganz wohl fühle ich mich bei der Sache trotzdem nicht“, sie setzte sich auf und und ihre Arme ließ sie zwischen ihre Beine aufprallen. Pustend verzog sie das Gesicht. Eine andere Chance hatte sie nicht. Um antworten zu erhalten, war dies die einzige Möglichkeit. Breitschlagend kletterte sie aus ihrer Höhle, schnappte sich ihre Klamotten und verschwand. Kurz darauf erschien sie wieder und hackte sich bei Draco ein, der an dem Abstieg auf sie wartete. Blaise stand am Ende der Treppe und erwartete sie voller Geduld. Gemeinsam marschierten sie zur Halle, um dort zu frühstücken. An der Eichentür stoppte Sina und ließ ihren Blick durch den Raum wandern.
Im Gegensatz zum Vorabend sah er anders aus. Der Schmuck wurde entfernt und durch Banner ersetzt. Die runden Tische durch lange ausgetauscht. Sie ergaben vier Reihen, wo man bequem in der Mitte laufen konnte. Sie legte ihre Stirn in falten. Eine solche Anordnung kannte sie von ihrer Schule nicht. Sie sah zu der Decke, wo sie die schwebenden Kerzen erblickte. Über diesen erhaschte man einen Blick auf den Himmel. Die Sonne schien lichterfüllt und strahlte eine wohltuende Wärme aus. Genussvoll zog sie die Strahlen ein. Tief atmete sie ein und aus. Obwohl sie magisch erschaffen wurde, war da ein Gefühl der Freiheit.
„Ist alles in Ordnung?“, fragte Blaise sie besorgt, als er sie erblickte. Den Kopf hatte sie in den Nacken gelegt und ihre Augen waren geschlossen. Man hatte den Eindruck, sie würde im Stehen schlafen.
„Es ist hier alles so anders. Bei uns gibt eine solche Anordnung nicht“, sagte sie und öffnete ihr Augenlider, senkte ihr Haupt und schaute zu ihrem Freund rüber.
„Nicht jede Schule ist gleich. Aber dennoch Essen wir gemeinsam in einem Saal.“
„Und jetzt mach dir nicht zu viele Gedanken und lass uns Essen. Ich hab Mords hunger“, mischte sich Draco ein, der sich seinen Bauch rieb und begierig auf die Speisen lugte. Der braunhaarige Lockenkopf grinste und folgte ihnen zu dessen Haustisch. Auf dem Weg dorthin brannte ihr eine Frage auf den Lippen: „Warum sind eure Häuser zusätzlich in Tische eingeteilt?“
Die beiden Slytherins drehten sich zur selben Zeit um und schauten erst sie und dann sich erstaunt an.
„Wie kommst du jetzt bitte darauf?“ , fragte Draco sie und riss seine Augen auf.
„Bei uns gibt einen großen Tisch, an dem alle Schüler platz haben. Nur die Lehrer haben ihren eigenen“, erklärte sie ihre Frage und dreht sich zu dem Tischen um. Mit ihren dünnen Fingern zeigte sie auf die vier Tischreihen, die sich vor ihr erstreckten.
„Im Grunde ist es bei uns ja nicht anders. Wir sitzen auch alle in einer Halle, nur nicht an einem Tisch.“ Beide Jungs zuckten mit den Schultern. Noch immer war ihnen klar, warum sie diese Frage gestellt hatte.
„Aber warum? Alle haben doch das gleiche Ziel und gehen auf eine Schule. Die Unterteilung der Schüler ist ja okay, ist bei uns nicht anders. Warum dann nicht wenigsten an einem Tisch essen.“ Sie legte ihre Stirn in falten und dachte nach. Hier wurde ihr klar, dass nicht alle Schulen gleich waren. Erfreut über diese Erkenntnis war sie nicht.
„Das ist durch unsere Gründer entstanden. Jedes Haus trägt dessen Namen und Werte “, erklärte Blaise, „ Sie haben die Tische nach Zugehörigkeit angeordnet. So sieht jeder, wer in welchem Haus ist.“ Der Schwarzhaarige ließ seinen Blick in der Halle umherschweifen. Langsam dämmerte es ihm. Sie sprach sie auf die Häuser an. Er wusste, dass ihre Schule sich von Ihrer Unterschied, aber das sie dies in Frage stellte, lag ihm schwer im Magen.
„Seit ihr stolz auf Slytherin?“, fragte sie gespannt auf ihre Antworten, auch wenn sie sich selbst diese beantworten könnte. In ihren Gesichtern sah sie, wie ernst sie es meinten.
„Slytherin ist ein Zuhause für uns. Wir sind eine Familie“, sagte der Slytherin und erhob sein Haupt. Zustimmend nickte der Blonde seinem Hausfreund zu und fügte hinzu: „Jeder ist stolz auf sein Haus.“ Dracos Brust schwillt an und sein Kopf schellte stolz in die Höhe. Sina lachte auf. Sie hatte eine andere Definition davon.
„Wir sind auch stolz auf unser Haus, aber gemeinsames Essen an einem Tisch ist uns Wichtig“, betonte sie mit rauer Stimme. Ihr Magen fühlte sich flau an. Das Bild was der Blonde abgab, versetzte ihr einen Stich. So hatte sie ihn nicht eingeschätzt. Als wenn er ihre Gedanken lesen konnte, schritt er auf sie zu und legte eine Hand auf ihre Schulter.
„Ja, auch wenn der Krieg vorbei ist und wir anders Denken. Wird sich an dieser Aufteilung nichts ändern. Das macht Hogwarts aus“, schloss Draco das Thema ab und versuchte sie zu beschwichtigen, „ und jetzt lass uns essen. Ich sterbe sonst vor Hunger.“ Die Hexe nickte.
Sie schlugen den Weg zu den Tischen ein. Als es sie plötzlich von den Füßen riss und sie hart auf den steinigen Boden aufschlug. Ihr Po pochte. Verwirrt schüttelte sie ihren Kopf und erhob diesen.
Sie schaute in ein gehässig dreinblickendes Gesicht. Pansy. Mit einem Grinsen auf den Lippen stand sie vor ihr. Es amüsierte sie, wie ihre Rivalin da saß. Für sie der beste Platz.
„Wage es ja nicht dich hier hin zu setzen. Du bist keine Schlange und hast nicht das Recht hier zu sitzen. Also geh wo anders hin.“´, schrie sie und ihre Mine verfinsterte sich. Die Slytherinjungs hörten einen Aufschrei und drehten sich vor Schreck um. Sina saß schmerzverzerrt auf den Steinen und schaute verwirrt auf die Person vor ihr. Sie rissen ihre Augen auf und hielten den Atem an.
„Mach das du Land gewinnst Pansy und lass Sina in Ruhe!“ ,brüllte Blaise sie an. Er untermalte dies mit einem böswilligen Blick. Sie ließ sich aber nicht beirren und rührte sich nicht von der Stelle. Das Mädchen war eine Kakerlake, welche sie vernichten wollte. Die Braunhaarige rappelte auf. Mit ihren Handflächen klopfte sie sich den Schmutz von ihrer Kleidung. Pansy holte zum nächsten Schlag aus, als Draco sie am Arm packte und sie wegzog und sich vor sie postierte. Damit verhinderte er, dass sie Sina angriff.
„Sag mal, was ist in dich gefahren?“, schaute der Blonde sie scharf an. „Erst versaust du uns einen schönen Abend und nun fängst du an auf sie los zu gehen. Bist du jetzt komplett irre geworden?“
„Halt dich da raus! Sie hat hier nichts verloren!“ ,hielt Pansy dagegen und versuchte sich, an dem Blonden vorbei zu drängeln. Der ließ es nicht zu und schritt abermals vor sie. Die Schwarzhaarige verlor die Geduld und presste ihre Hände gegen den Slytherin, um ihn zur Seite zu drücken. Dieser wehrte es ab.