Author's Note:
Für dieses Kapitel habe ich mir "Sally" von der Autorin "Marmelade" (nicht auf Belletristica registriert) geliehen.
capítulo 5
el bastimento
Als Familie vereint machen wir einen Spaziergang in der Stadt, genau wie Calum es geplant hat. Ich habe ein Kind an der einen und das andere an der anderen Hand. Während Cassidy immer schneller werden möchte und ich sie fast schon ausbremsen muss, lässt Lucía sich viel Zeit, die neue Umgebung zu betrachten.
„¡Mariposa!“, ruft Lucía aufgeregt, als sie einen Schmetterling erblickt.
„Schmetterling“, erklärt Calum lächelnd. „Das Wort kennst du doch schon. Das ist dein Spitzname.“
„Ja, Smetterling“, wiederholt Lucía aufmerksam. Sie lässt meine Hand los, damit sie sich freier bewegen kann. Um ihre kindliche Neugierde zu befriedigen, folgt sie dem Schmetterling ein wenig „Colores sind sehr schön.“
Calum bleibt in Lucías Nähe, weswegen ich meiner zweiten Tochter meine volle Aufmerksamkeit schenken kann. Sie zieht mich ein wenig schneller Richtung Stadt. Ich folge ihr natürlich.
„Papá darf ich dich etwas fragen?“, fragt Cassie nach.
„Frag mich, was du möchtest, Prinzessin.“
„Wieso wohnen wir jetzt hier? Unser altes Haus war auch schön.“
„Weil es hier noch schöner ist. Wir können an den Strand gehen, im Meer schwimmen und wir können im Wald spazieren gehen und außerdem ist es hier nicht so laut wie in der Stadt. Ich habe hier viele schöne Erinnerungen erlebt. Vor neun Jahren hab ich hier für ein paar Monate gewohnt, damals hab ich hier auch deinen Daddy kennengelernt. Sein Auto war kaputt und er brauchte Hilfe.“
„Und du hast das Auto wieder heil gemacht?“, fragt Cassidy nach.
Schmunzelnd schüttle ich den Kopf. „No, das kann ich leider nicht, aber er hat bei mir übernachtet, weil es mitten in der Nacht war. Am nächsten Tag hat ihm dann jemand geholfen.“
„Habt ihr euch da verliebt?“
„Könnte sein“, antworte ich wage. „Dein Daddy ist damals zu mir ins Bett geklettert, um mit mir zu kuscheln.“
„Ihr habt euch bestimmt auch geküsst.“
„Sí, wir haben uns geküsst“, stimme ich ihr zu, lasse allerdings alle Details aus, die für ein Kind in ihrem Alter nicht geeignet sind.
„Das ist wie in einem Film“, meint Cassidy fröhlich. „Ihr seid ein perfektes Paar.“
„Niemand ist perfekt Cassie, wir haben alle unsere Fehler.“
„Und was ist dein Fehler?“, fragt sie weiter nach.
„Ich bin manchmal ein bisschen zu stur.“
„Du bist sehr stur, papá. Es wäre besser, wenn du nicht stur wärst, dann dürften wir mehr Kekse essen. Daddy würde das nämlich erlauben“, belehrt Cassie mich.
„Ich mache heute extra viele Churros, okay? Davon kannst du dann so viele essen, wie du willst, aber ich will dann keine Beschwerde hören, dass dein Bauch weh tut, alles klar?“
„Mein Bauch wird nicht wehtun“, erklärt Cassidy überzeugt. Sie bleibt stehen, sieht dann zu Calum und Lucía. „Ihr seid ja echt langsam! Beeilt euch mal!“
„Geht schon mal vor“, bittet Calum uns. Ich komme dieser Bitte natürlich sofort nach und führe Cassidy in den kleinen Gemischtwarenladen.
An der Theke steht Pierre, er bedient gerade eine rothaarige Frau. Sieht so aus, als würde er immer noch denselben Job machen. Manche Dinge ändern sich wohl nie.
„Das Geschäft ist ja total klein, wie der Kiosk mit den Zeitungen.“
„Aber, aber wir finden alles, was wir brauchen“, erkläre ich, streichle dann durch Cassies Haare. „Du darfst dir etwas Süßes aussuchen, aber nimm keine Kekse oder Kuchen, ich backe heute. Du hast mehr davon, wenn du dir etwas Anderes aussuchst.“
„Okay.“
„Danke, dass du das Paket für uns angenommen hast, Pierre. Es sollte eigentlich schon während der Geschäftszeiten kommen. Ich wollte Harvey mit einem neuen Modelbaukasten überraschen und das Paket gleich verstecken.“
„Kein Problem, Sally. Dazu sind Nachbarn doch da“, versichert der Ladenbesitzer freundlich.
„Oh, wenn ich schon mal hier bin. Ich würde gerne ein bisschen Saatgut für meinen Garten bestellen. Irgendwo hab ich die Liste, kleiner Moment.“
Sally? Der Name sagt mir nichts, auch ihre Stimme kommt mir nicht bekannt vor. Ich würde mich doch an ein rothaariges Mädchen erinnern. Vor 10 Jahren habe ich all meine ‚Optionen‘ durchgespielt. Sally war keine der verfügbaren Junggesellinnen. Vermutlich ist sie in den letzten Jahren irgendwann in die Stadt gezogen.
Neugierig sehe ich zur Theke nach vorne. Ich sehe Sally nur von hinten. Die rothaarige Frau sucht etwas in ihrer Umhängetasche. Ich erkenne, dass sie einen kleinen Zettel aus ihrer Geldbörse zieht.
Pierre bemerkt meinen Blick, er begrüßt mich mit einem Nicken, welches ich erwidere. Auch ich habe eine Liste für Pierre. Es handelt sich allerdings nicht um Saatgut, sondern eher um Luxusartikel, für die ich nicht extra in eine andere Stadt fahren möchte. Wie vor vielen Jahren werde ich Pierre darum bitten, mir meinen Tabakkonsum zu erleichtern, indem ich alles benötigte bei ihm kaufe.
Während meine Tochter sich aufmerksam bei den Süßigkeiten umsieht, packe ich alles, was ich heute zum Backen benötigen werde in einen Einkaufskorb.
Die Tür des Ladens öffnet sich, mein marido trägt Lucía auf den Schultern hinein. „Hallo“, begrüßt er alle anwesenden fröhlich. Auch die Frau an der Theke dreht sich um, sie wirkt ein wenig verwirrt oder auch überrascht. Anscheinend hat sie noch nicht gehört, dass es wieder Zuwachs in Pelican Town gibt.
„Also dann, Pierre, ich mache mich wieder an die Arbeit. Die Kinder warten bestimmt schon darauf, dass ich anfange zu kochen.“
„Dann lass sie nicht zu lange warten. Kinder in dem Alter kommen oft auf dumme Ideen“, scherzt Pierre mit einem Lächeln. „Wir sehen uns, Sally.“
„Bis bald“, verabschiedet sie sich lächelnd. Sie steckt ihre Geldbörse weg und greift nach einem Paket. Als sie an Calum vorbei geht, begrüßen sich die beiden kurz. Er hält ihr freundlich die Tür auf, wofür sie sich höflich bedankt. Nettes Ding und so hübsch.
„Du bist also wieder hier und hast deine Familie mitgebracht“, stellt Pierre fest. „Ich nehme an, dass das Farmerleben immer noch nichts für dich ist?“
„Um ehrlich zu sein, wird er auf der Farm ein paar Handgriffe tätigen“, mischt Calum sich sofort in das Gespräch ein. „Dieses Mal kommt er der Arbeit nicht aus. Ich sorge dafür, dass er fit bleibt.“
„Baby…“
„Nein, nicht Baby.“ Calum stellt Lucía ab. „Du darfst dir etwas aussuchen, Lucía. Vergiss nicht, dass papá galletas macht. Vielleicht suchst du dir chocolate aus. Nimm einfach, was dir gefällt, aber nur ein Stück.“
„Ein Stück“, wiederholt Lucía gehorsam. „Gracias, Daddy.“
Calum kommt auf Pierre zu, er reicht ihm die Hand. „Hi, ich stelle mich kurz offiziell vor: Ich bin Calum, der Mann von diesem faulen Hund.“
„Ay, cállate.“
„Pierre“, stellt auch der Besitzer sich vor. „Die Auswahl meines Ladens ist zwar nicht die größte, aber ich kann alles organisieren, was ihr braucht.“
Grinsend stelle ich meinen schweren Einkaufskorb ab, reiche Pierre dann die Liste. „Dieses Mal habe ich schon vorgesorgt.“
„Dein Tabak“, stellt er fest, nickt dann. „Habt ihr sonst noch Wünsche?“
„Aktuell nicht“, erklärt Calum. „Ich seh’ mich mal um, vielleicht fällt mir noch etwas ein.“ Calum gibt mir einen Kuss auf die Wange. Ich schenke ihm ein kurzes Lächeln, ehe er schon nach den Kindern sieht und auch die restlichen Waren begutachtet.
„Wie kommt’s, dass du wieder hier bist?“, fragt Pierre interessiert nach. „Ich hab gehört, du hattest Stress in Zuzu City.“
„Der Erfolg ist mir zu Kopf gestiegen, der Mediendruck ist unerträglich geworden und ein Paparazzo ist in mein Cabrio geklettert, such dir eines davon aus“, antworte ich etwas desinteressiert. „Ich glaube, dass ich langsam in ein Alter komme, wo ich es schätze, meine Ruhe zu haben. Außerdem möchte ich nicht, dass meine Töchter in so einem Umfeld aufwachsen. Ich habe lange genug meine Zeit im Rampenlicht verbracht, ich bin auf das Geld nicht mehr angewiesen. Mit Highway 89 habe ich mir nicht nur eine goldene Nase verdient, ich könnte mich komplett vergolden lassen.“
„Lass es lieber, goldene Abbilder kommen nicht besonders gut an“, meint Pierre mit einem gewissen, schadenfrohen Unterton.
„Ich denke, ich weiß, worauf du hinaus willst. Die Sache mit Lewis, richtig? Shane hat also nicht gelogen? Ich habe fest damit gerechnet, dass er mich verarscht.“
„Shane hat es dir also schon erzählt?“, fragt er nach, worauf ich nicke.
„Ich hätte niemals gedacht, dass diese Geschichte tatsächlich wahr ist“, antworte ich grinsend. „Es ist so unwirklich. Wer tut so etwas?“
„Es ist alles wahr. Lewis hat Geld veruntreut, unfassbar viel Geld. Die Stadtkasse war jahrelang leer, weil er alles in Gold investiert hat, um eine Statue von sich selbst anzufertigen.“
„No, es ist unmöglich, dass das passiert ist“, lache ich ungläubig. „Ihr habt euch doch zusammengeschlossen, um mir diese Geschichte aufzutischen. Das ist nie und nimmer passiert. Ihr wollt mich verarschen, weil mein letzter Aufenthalt nicht gerade glatt lief.“
„Wenn ich es dir doch sage“, meint der Mann hinter der Theke überzeugt. „Such es im Internet. Sein Projekt ist aufgeflogen, als die Statue geliefert wurde. Er ist zurückgetreten und hat die Stadt eilig verlassen. Shane hat seinen Posten übernommen. Anfangs waren alle skeptisch, doch Shane macht das ausgesprochen gut. Im Gegensatz zu anderen Menschen in politischen Ämtern hat Shane sich nie um sein Image gekümmert, er wollte etwas bewegen und das hat er tatsächlich getan.“
Schmunzelnd sehe ich Pierre an. „Und was ist mit seinem Haus? Also dem von Lewis?“
„Das steht aktuell zum Verkauf, wer weiß, vielleicht bekommen wir ja noch etwas Zuwachs in den nächsten Monaten. Platz hätten wir genug. Pelican Town wird immer attraktiver, wir haben neue Events, einiges wurde umstrukturiert.“
„Wartet erst mal ab, ob ihr unsere Familie verkraftet, bevor ihr euch noch mehr Neulinge dazu holt“, scherze ich grinsend. Wie auf Stichwort kommt Lucía angelaufen, sie hält eine Packung rosa Marshmallows hoch. Rosa. Die Farbe passt perfekt in ihr Beuteschema. „Willst du die weil sie rosa sind oder weil du sie wirklich essen willst?“, frage ich nach, da ich weiß, wie sehr Lucía auf rosa und lila steht. Immer wenn sie sich etwas aussucht ist zumindest die Verpackung in einer dieser Farben.
„Essen“, antwortet sie freudig. Ich nehme ihr die Marshmallows ab, lege die Tüte auf den Tresen.
„Das ist übrigens unser kleines Monster Lucía und da drüben vermutlich irgendwo zwischen Schokoladetafeln vergraben ist unser größeres Monster Cassidy.“
„Lucía? Das ist ein ungewöhnlicher Name.“
„Ich wollte einem Kind aus meiner Heimat eine Chance geben“, antworte ich, sehe dann zu meiner Tochter hinunter. Sie klammert bereits wieder an mir. Liebevoll streichle ich durch ihre schwarzen Locken. „Es ist nicht immer einfach mit zwei Kindern, aber das ist es wert.“
„Du hast dich sehr verändert, Trevor. Zum Positiven, wenn ich das sagen darf.“
„Bilde dir nichts darauf ein, Pierre. Ich bin nur nett, weil meine Kinder anwesend sind“, antworte ich, zwinkere ihm dann zu. Er seufzt. Unsere letzten Begegnungen waren nicht unbedingt reibungslos. Anscheinend erinnert er sich so gut daran, wie ich es tue. Damals wurde mir ans Herz gelegt, dass ich Unruhe in die Stadt bringe. Ein wenig stimmt das schon, doch dieses Mal können sie die Unruhe, die ich mit mir trage, verkraften.
„Sweetie, ich hab alles“, erklärt Calum, als er mit einem Einkaufskorb voll mit Süßigkeiten und Knabbereien zu mir kommt.
Kopfschüttelnd betrachte ich den Inhalt. „Du bist so ein gutes Vorbild für unsere Kinder.“
„Ich esse das ja nicht vor ihnen…“, antwortet er schmollend.
„Sondern im Bett, ich weiß… und dann hab ich überall deine Krümel, die mich die ganze Nacht in den Hintern pieken.“
„Sweetie, hör auf. Ich beschwere mich bei dir auch nicht über deine Genussmittel und da gäbe es viel, über das ich mich aufregen könnte.“
„Ich sag nichts mehr“, antworte ich geschlagen. „Du hast Recht.“
Mit Lucía an meinem Bauch geklammert kämpfe ich mich regelrecht zu dem Gemüse. „Das Gemüse ist hoffentlich immer noch Bio?“
„Aber natürlich“, antwortet Pierre.
„Bekomme ich das hier?“, fragt Cassie laut, als sie mir eine riesige Tafel Schokolade zeigt.
„Die ist zum Backen“, antworte ich. „Es gibt bestimmt auch normale Schokolade, die schmeckt ja auch viel besser.“
„Aber die anderen Tafeln sind so klein.“
„Dann nimm zwei“, antwortet Calum, während Pierre gerade die ersten Lebensmittel scannt.
„Papá, ich will auch zwei“, antwortet Lucía eilig.
„No. Calum, wir haben uns ausgemacht, dass die Kinder sich eine Nascherei aussuchen dürfen. Ich backe Kuchen und Kekse und außerdem mache ich Churros… Sie bekommen viel mehr Zucker, als sie sollten. Irgendwann ist genug.“
„Ihr habt euren papá gehört.“ Cassie nimm eine kleine Schokoladentafel und bring sie bitte zur Kassa“, schlägt sich Calum schnell auf meine Seite.
„Na gut…“, lenkt Cassidy zum Glück ohne weitere Widerworte ein.
Es dauert noch ein paar Minuten, bis ich Obst und Gemüse für heute Abend zusammengesucht habe. Mein marido übernimmt die Rechnung, wir teilen den Einkauf auf, sodass jeder von uns die Hälfte trägt. Auf dem Rückweg jammert Calum ein wenig, während die Kinder unbeschwert voranlaufen.
„Beim nächsten Mal fahre ich mit dem Auto… Mir egal ob das nur gefühlte 50 Meter sind… zu Fuß ist das ja eine Qual“, beschwert er sich immer weiter. „In Zuzu City war das viel praktischer. Das machen wir nie, nie wieder. Bis man zu Fuß zu Hause ist, ist man ja schon wieder zu müde zum Essen, geschweige denn zum Kochen. … Wie in einem Dritte-Welt-Land, wo man kilometerweit gehen muss, nur um sich Dreckwasser aus dem Fluss zu holen.“
Um einem Streit zu entgehen, mache ich mich nicht über meinen marido lustig, auch wenn ich es wirklich, wirklich möchte. Calum ist kräftig, gut gebaut und trainiert. Wenn er laufen geht, stört ihn die Distanz auch nicht weiter. Und nachdem er Gewichte gestemmt hat, erzählt er mir oft, wie viele Wiederholungen er geschafft hat und wie sein Training vorangeht. Ich weiß genau, dass er mir imponieren will, doch es zeigt sich wieder einmal, dass sein Training nur dazu da ist, dass er gut aussieht. Was aber auch okay ist, er sieht immerhin zum Anbeißen aus.
…
Bevor ich anfange zu kochen und zu backen, hilft meine Familie mir dabei, die Küche zu putzen. Calum übernimmt die oberen Kästen, ich putze den Kühlschrank und natürlich den Herd und den Backofen und unsere Kinder beschäftigen sich jeweils mit einem unteren Fach der Küchentheke.
„Ihr wisst schon, dass ihr nicht helfen müsst, oder?“, fragt Calum die Mädchen, als er seinen Lappen ausspült.
„Aber das macht Spaß“, erklärt Cassie freudig.
„Okay, wie ihr wollt, aber wenn ihr nicht mehr wollt, könnt ihr rausgehen und spielen.“
„Ja, ich weiß.“
Ich wische über die geschlossene Kühlschranktür.
„Sweetie, hier oben ist kaum Staub… Kann es sein, dass die Küche blitzblank geputzt wurde, bevor wir hier her gekommen sind?“, fragt Calum skeptisch nach.
Ich verkneife mir ein Grinsen, da ich ganz genau weiß, dass die Küche und das gesamte Haus vor meiner Ankunft geputzt wurden. „Selbst wenn, ist auch egal. Wer weiß, wie gründlich das gemacht wurde. Ich bewahre meine Lebensmittel hier drinnen auf.“
„Wir lassen uns doch eine neue Küche anfertigen…“, erklärt Calum genervt, da er meinen Putzwahn noch nie verstanden hat.
„Sí, das schon, aber bis wir sie haben, müssen wir mit dieser Küche Vorlieb nehmen und ich werde garantiert nicht aus Kartons kochen, sondern meine Lebensmittel in einer geputzten Küche aufbewahren.“
Calum atmet tief durch. „Okay, okay, ich verstehe schon. Du willst alles sauberer als sauber haben und bist erst zufrieden, wenn du dich in dem polierten Holz spiegeln kannst.“
„Mhm, ungefähr das sollte unser Standard sein.“
„Manchmal könnte ich dich wirklich…“, antwortet Calum, den Rest murmelt er in sich hinein, damit die Kinder es nicht mitbekommen.
„Was könntest du papá, Daddy?“
„Ich könnte ihn küssen, weil ich ihn so sehr liebe“, antwortet Calum wie automatisiert. Wenn es um solche neugierigen Kinderfragen geht, dann findet Calum immer schnell eine Antwort.
„Dann küss ihn doch“, fordert Cassie ihn auf. Calum sieht zu mir, ich halte ihm meine Wange hin. Mein marido beugt sich zu mir, um meine Wange zu küssen.
„Papá? Fertig!“, freut Lucía sich. Sie hebt ihre Arme, in der einen Hand hat sie einen Schwamm, beide Unterarme sind mit Schaum bedeckt.
„Das… hast du toll gemacht“, mache ich meiner Tochter ein unüberzeugendes Kompliment. Cassies Fach sieht ähnlich aus, viel Schaum, aber vermutlich nicht gut geputzt. „Ihr habt das beide super gemacht.“ Lächelnd sehe ich zu meinen Töchtern hinunter. „Aber ich denke, dass ihr beiden genug geputzt habt. Wascht euch die Hände und dann geht raus spielen, das macht doch viel mehr Spaß, als hier in der Küche zu sitzen.“
Die Mädchen tun, was ich ihnen sage. Sie waschen sich brav die Hände und verschwinden dann nach draußen.
„Ihr klettert nicht über den Zaun!“, rufe ich ihnen nach. „Bleibt ja auf dem Grundstück!“
„Ja, papá!“, ruft Cassie laut.
„Du wolltest sie loswerden, richtig?“, fragt Calum grinsend.
Ich nicke eifrig. „Und wie ich sie loswerden wollte. Sie machen selbst beim Putzen Unordnung, das macht mich total verrückt.“
„Du bist krank…“ Calum schüttelt verurteilend den Kopf. „Such dir endlich Hilfe, Trevor. Das ist nicht normal.“
…
Den ganzen Tag stehe ich in der Küche und mache Unordnung in meiner scheinbar unendlichen Back- und Bratorgie. Dass wir heute geputzt haben ist nicht mehr zu sehen.
Wie versprochen backe ich Mandelkuchen und mache eine große Ladung Churros. Natürlich vergesse ich auch nicht die mit Schokolade überzogenen Butterkekse, die meine Töchter so sehr lieben.
Obwohl es normalerweise üblich ist, die Churros beim Essen in geschmolzene Schokolade zu tauchen, erspare ich mir diese Sauerei wie so oft, indem ich auch sie ein wenig mit Schokolade glasiere.
Immer wieder muss Calum die Mädchen aus der Küche scheuchen, da mir die Beiden ständig im Weg sind und um Süßigkeiten betteln. Zusätzlich strapazieren sie meine Nerven, indem sie mir nicht nur meine Bewegungsfreiheit nehmen, sondern auch ständig bei meiner heißen Pfanne oder Backblechen herumschwirren. Dass sie sich verletzen könnten, sehen meine Töchter nicht so deutlich, wie ich.
Ein Glück, dass Calum so kräftig ist, denn es fällt ihm leicht, die Mädchen einfach wieder mit nach draußen zu nehmen. Ein bisschen nutzt sein Training im Alltag also doch.
„Du? Machst du auch mal eine Pause?“, fragt Calum, als er zu mir in die Küche blickt.
„Ich hab noch ziemlich viel Teig übrig, kann noch ein wenig dauern. Aber wenn die Churros fertig sind, ist auch der Kuchen fertig. Denkst du, dass die Kekse reichen? Die sind ja immer schneller gegessen, als ich sie gebacken habe.“
Calum lacht ein wenig. „Trevor, du übertreibst immer, wenn du Essen machst. Wir sind vier Leute, nicht hundert.“ Ich blicke kurz zu meinem marido, er hält eine gedrehte Zigarette zwischen seinen Fingern. „Du brauchst eine Pause. Ich löse dich ab.“
„Gracias, Calum, aber ich bin grade mittendrinnen. Ich hab heute so viel Energie, das sollte ich nutzen, bevor ich wieder zum faulen Kiffer degradiere.“
„Okay, aber bevor du zum faulen Kiffer wirst, trete ich dir in den Arsch.“
„Als ob…“, antworte ich leise.
„Wie war das?“, fragt Calum strenger nach. „Hast du mir etwas zu sagen?“
„No, nada, te amo, mi corazón.“
„Ja, das will ich auch meinen.“
Im Normalfall kusche ich nicht sofort, wenn Calum etwas strenger wird, doch ich will es nicht riskieren, dass er mir tatsächlich in den Arsch tritt. Calum ist nicht nur etwas größer als ich, sondern auch nach wie vor um einiges kräftiger, als ich es je sein werde. Wenn er mir in den Arsch tritt, dann tut das weh und das will ich vermeiden.
Ich komme kaum dazu, die Küche zu verlassen. Mein marido erinnert mich daran, dass es langsam Zeit wird, das Abendessen zuzubereiten. Er möchte mir zwar unter die Arme greifen, doch in dem Chaos, das ich den gesamten Nachmittag veranstaltet habe, ist kaum Platz für einen zweiten Menschen.
„Dein Smartphone läutet“, unterbricht Calum mich noch einmal.
„Wer ist dran?“, frage ich, als ich gerade dabei bin, etwas Gemüse zu schneiden.
„Zuckerstück.“
„Kannst du rangehen? Wenn er weint bist du bestimmt ein besserer Gesprächspartner, als ich es bin.“
„Oh-kay? Geht’s ihm nicht gut?“
„Er ist ein bisschen gestresst.“
„Verstehe. … Hey Sebastian, Calum hier. Trevor steht gerade in der Küche…“
Calum steigt die Verandatreppen hinunter, um in Ruhe telefonieren zu können. Langsam spüre ich, dass ich tatsächlich eine Pause brauche. Die Zigarette, die Calum für mich gedreht hat, geht mir nicht mehr aus dem Kopf. Ich kann sie beinahe meinen Namen rufen hören.
Ich lege das Messer weg, wasche mir die Hände und stelle den Reis auf den Herd. Bis der Reis fertig ist, dauert es ohnehin noch ein wenig, also kann ich mir ein bisschen Zeit nehmen, mich zu entspannen.
Vorfreudig mache ich es mir auf der Veranda bequem. Ich lasse mich in meinen Sessel sinken und spüre sofort, dass mein Körper müde wird. Immer wenn der Stress von mir abfällt bricht die Müdigkeit über mich hinein. Als ich noch diesen Kraftschub hatte, ist mir alles leicht von der Hand gegangen, jetzt bin ich schon ziemlich erledigt und geistig schon fast im Bett.
„Sebastian kommt heute Abend auf einen Drink vorbei“, erklärt Calum fröhlich, als er mein Smartphone auf den Tisch legt. „Ist… alles okay?“
„Sí, alles gut, ich werde nur grade ein bisschen müde. Wie geht’s dem Zuckerstück?“
„Also er klang sehr gut. Ruhig, freundlich und als wäre er sehr gut drauf. Von Stress keine Spur.“
„Yoba sei Dank… Als ich hier angekommen bin, war er total fertig und konnte kaum aufhören zu weinen.“
„Hm…“
Ich zünde mir die von Calum gedrehte Zigarette an. Die Entspannung setzt sofort nach dem ersten Zug ein, zumindest der Placebo Effekt wirkt jetzt schon. Um mir noch ein bisschen zusätzliche Entspannung zu verschaffen, stellt Calum sich hinter mich. Er legt seine Hände an meine Schultern und beginnt mich zu massieren. „Du warst heute richtig fleißig, Sweetie.“
„Ich hoffe, dass es sich ausgezahlt hat? Schmecken die Kekse?“
„Was fragst du mich das? Die Mädchen haben…“
„Calum, der Teller ist leer.“
„Ja, okay, ich geb’s zu, ich hab den einen oder anderen Keks zu meinem Kaffee gegessen. Sie sind übrigens superlecker.“
„Und der Kuchen?“, frage ich nach.
„Ich mag ihn ganz gerne, aber ich fände ihn mit Schokolade besser, aber Cassie hat ein Stück gegessen und sie sagt, dass er der beste Kuchen aller Zeiten ist.“
„Wenn du möchtest, kann ich dir demnächst einen Schokoladenkuchen machen… Du kannst dir ja ein Rezept raussuchen und ich backe dir den Kuchen, den du haben willst.“
Ich lasse meinen Kopf nach vorne sinken, als Calum sich meinem Nacken widmet. Seine massierenden Bewegungen versetzen mich in eine andere Welt. …es könnte aber auch das Gras sein.
„Gracias, Calum, das tut so gut.“
„Egal, was dein sturer Kopf sagt, ich helfe dir in der Küche.“ Mein marido lässt von mir ab, er beugt sich zu mir, um meine Wange zu küssen. „Genieß deine Zigarette, ich mach da drinnen ein bisschen Ordnung.“
„Du bist ein wahrer Engel, Calum.“
„Ich weiß, du solltest echt netter zu mir sein.“
Calum betritt das Haus, ich sehe ihm kopfschüttelnd nach. „Gracias, Baby!“
„De nada, mi amor.“
Er ist süß, wenn er Spanisch spricht. Zu süß. Wenn er doch nur die Ausdauer hätte, ein wenig mehr zu lernen.
Aus dem Inneren des Hauses höre ich Geklapper von verschiedenem Geschirr. Es klingt, als würde mein marido den Geschirrspüler einräumen.
„Bitte iss nicht alle Churros auf, während du da drinnen aufräumst! Und Pfoten weg von der Glasschüssel, die gehören dem Zuckerstück.“
Es dauert ein bisschen, bis Calum mir antwortet. „Tz. Für wie verfressen hältst du mich?!“
„Du hast gerade einen davon runtergewürgt, um mir antworten zu können, richtig?“, frage ich grinsend.
„Nein. … Doch.“
Ich wusste es.
Er kann zu Süßigkeiten nicht nein sagen, das ist Calums größte Schwäche.
In Frieden genieße ich meine Zigarette. Ich bleibe noch einige Minuten draußen sitzen, ehe ich zu Calum in die Küche trete. Ertappt hört er auf zu kauen, als ich ihn dabei ‚erwische‘ wie er einen Keks in seinen Mund steckt.
„Fie finb fo lecker.“
Lächelnd sehe ich Calum an. Er hält den Blickkontakt aufrecht und fängt langsam an zu kauen.
„Ich freue mich immer, wenn dir mein Essen schmeckt.“
Calum nickt. „Du solltest wieder öfter backen. Mir haben deine Kekse so sehr gefehlt.“
„Hast du deswegen so viel Müll gekauft?“, frage ich und deute auf das oberste Fach der Küche. In der Ecke hinter einer Schranktür versteckt sich Calums Junkfood-Vorrat.
Er nickt. „Ja… und weil ich gerne zwischendurch etwas nasche. Ich will nicht warten müssen, bis die Kekse fertig sind.“
„Ich weiß, Baby. Verdirb dir nicht den Appetit. Das Essen wird bald fertig sein.“
Calum klaut noch einen Keks, ehe er noch eine Schüssel in den Geschirrspüler stellt und gleich im Anschluss einen Tab einlegt.
Das Kochen dauert glücklicherweise nicht mehr lange. Ich serviere vegetarische Paella für meine Familie. Normalerweise brate ich dazu noch Fleisch an, doch ich bin heute nicht mehr in der Stimmung Extrawünsche zu erfüllen. Glücklicherweise haben weder Calum, noch die Kinder etwas daran auszusetzen.
„Daddy hat alle Kekse aufgegessen“, verpetzt Cassie Calum frech. „Du musst neue backen, papá.“
Ich werfe meinem marido einen vielsagenden und verurteilenden Blick zu. Natürlich hat er den Mädchen die Kekse weggegessen. Ich wusste es. Calum hingegen wirkt nicht beschämt oder besonders betroffen. „Es sind noch Kekse da, keine Angst, ich hab welche in Sicherheit gebracht, weil ich ja weiß, wie gerne euer Daddy Süßes isst“, antworte ich Cassie.
„Galletas lecker“, stimmt auch Lucía zu.
„Warum sagst du nicht einfach Kekse? Du nervst echt voll, Lucía...“
„Hey. Hör auf, Cassie, wir haben darüber geredet“, ermahnt Calum unsere Tochter streng.
„Sie soll endlich normal reden“, beschwert Cassie sich weiter. „Sie ist so blöd und das nervt echt.“
„Cassie, halt die Klappe“, bitte ich sie genervt.
„Trevor“, bekomme nun ich meine wortlose Standpauke von meinem marido.
Ich hebe beschwichtigend meine Arme. „Vielleicht sollten wir einfach alle die Klappe halten und essen?“ Lucía kichert, doch als ich sie ansehe, versteckt sie sich hinter ihren Händen. „Was ist so witzig, princesa?“
„Ich kann nicht gut sprechen. Soll ich nicht mehr sprechen?“, fragt Lucía schüchtern.
Die Frage unserer Tochter erschüttert Calum ein wenig. „Was? Nein, nein, mein Schatz. Bitte sprich mit uns. Es ist nicht schlimm, wenn du Fehler machst. Wir helfen dir“, ermutigt Calum sie lächelnd. „Dir haben die Kekse geschmeckt. Wie hat dir der Kuchen geschmeckt?“
„Sehr gut. Paella ist auch lecker. Papá kann gut kochen, das Essen schmeckt immer gut.“
Stolz streichle ich Lucías Kopf. „Na bitte, es geht doch. Danke für dein Kompliment, princesa.“
Cassidy widmet sich schmollend ihrem Essen. Nicht nur ich, sondern auch Calum merkt, dass sie schon wieder eingeschnappt ist. Mein marido macht mich mit einem sanften Tritt gegen mein Bein darauf aufmerksam, dass es meine Sache ist, dieses Schmollen zu unterbinden.
„Du Cassie, wie viele Kekse durftest du essen, bevor Daddy alle aufgegessen hat?“, frage ich nach. Es vereint ja bekanntlich, wenn man einen ‚gemeinsamen Feind‘ hat.
„Fünf oder so“, antwortet sie leise. „Daddy hat gesagt, dass wir spielen sollen und als ich mir noch einen Keks holen wollte, waren alle weg.“
„Wow, Calum, du bist so ein dickes Kind“, ziehe ich ihn auf.
„Ich wünschte, du wärst noch fett, dann könnte ich dir jetzt in den Bauchspeck kneifen und dich ärgern“, kontert Calum grinsend. „Außerdem bereue ich nichts, du sagst selbst, die Mädchen sollen nicht so viel Süßes essen.“
„Sí, das waren meine Worte, aber das heißt nicht, dass du alle Kekse in dich stopfen sollst. Die Kekse sind für die Mädchen gedacht, du hast dir ja genug Junkfood ausgesucht.“
„Ja… Ich weiß… aber ich kann nichts dafür, dass deine Kekse süchtig machen.“ Calum zuckt mit den Schultern. „Wenn ihr beide euren papá ganz lieb fragt, dann bekommt ihr nach dem Essen bestimmt noch einen Keks und die esse ich euch garantiert nicht weg. Versprochen.“
„Ja! Kekse!“, freut Cassie sich lächelnd.
Lucía wirkt ein wenig abwesend, aber ich bin sicher, dass sie aufmerksam zuhört, so wie sie es immer macht. Ich beobachte sie dabei, wie sie in ihrem Salat herumstochert. Mit ihrer anderen Hand legt sie eine Cherrytomate neben ihren Teller auf die Serviette. Danach folgt noch eine zweite und eine dritte. Normalerweise isst sie die sehr gerne, also verstehe ich nicht ganz, was sie da macht. Doch anstatt nachzufragen, blicke ich Richtung Küchenzeile. Das Chaos zu beseitigen wird noch ein wenig dauern, doch es hat sich ausgezahlt. Meine Familie ist mit dem süßen Gebäck zufrieden, also bin ich es auch. Trotzdem juckt es mich bereits jetzt in den Fingern, all den Dreck wieder zu beseitigen.
Ich blicke zu Calum, der sich gerade Salat nachnimmt. „Nur dass du gleich Bescheid weißt, nur weil die Mädchen nachher noch was Süßes bekommen, heißt das nicht, dass du auch noch Kekse bekommst.“
„Tz…“ Calum hebt seinen Kopf, um mir arrogant auszuweichen. „Ich hab selbst Kekse, ich bin nicht auf dich angewiesen.“
„Te amo.“
Als ich meinem marido meine Liebe bekunde, dreht er sich lächelnd zu mir. Er legt seine Hand an meinen Unterarm, lächelt mich dabei etwas an. „Ich übernehme den Abwasch und mache dir einen Drink, sobald die Mädchen im Bett sind.“ Ich hauche Calum einen Kuss zu, er beugt sich zu mir, um mir einen richtigen Kuss zu geben. Mir kommt der Gedanke in den Sinn, dass Calum heute Nacht eventuell ein wenig liebevoller sein könnte, als er es letzte Nacht war. Auch wenn ich Sebastian sonst gerne um mich habe, wünsche ich mir fast, dass er absagt, damit ich mich mit Calum im Schlafzimmer einschließen und über ihn herfallen kann.
Nach dem Essen bekommen die Mädchen noch ein paar Kekse als Nachspeise. Wie immer vor dem zu Bett gehen dürfen die Beiden noch eine halbe Stunde alleine spielen. Calum hilft mir, in der Küche wieder Ordnung zu machen. Ich beuge mich gerade vor, um den Tisch abzuwischen, schon steht mein marido hinter mir. Er hält mich an der Hüfte fest und schmiegt sich an mich. Fühlt sich doch fast so an, als wäre ich nicht der einzige, der sich nach körperlicher Nähe sehnt.
„Ich wünschte, ich könnte dich jetzt ausziehen und gleich hier in der Küche rannehmen“, raunt Calum, was mich zum Grinsen bringt. Als ich mich aufrichten möchte, will Calum mich wieder zurück Richtung Tischplatte drücken, doch ich wehre mich, sodass er gleich nachgibt.
Ich drehe mich um und dränge Calum Richtung Kühlschrank. Der Putzlappen in meiner Hand landet irgendwo auf der Theke, sodass ich beide Hände für meinen marido frei habe. Calum lehnt sich an die Kühlschranktür, seine Hände wandern an meine Hüfte und meine Seite. Eine meiner Hände ruht auf seinem Brustkorb, die andere neben seinem Hals an der Tür des Kühlschranks. Wir sehen uns in die Augen.
„Ich schätze, dass du mit mir ein bisschen um diesen Platz streiten musst.“
„Wenn es darum geht, streite ich gerne mit dir, Sweetie.“ Calum beugt sich zu mir, um mich in einen Kuss zu verwickeln. In mir wächst das Verlangen nach ihm immer weiter, es wird schon fast unerträglich, ihn nur zu küssen. Meine Lippen lassen von Calums ab, nur damit ich seine Wange und anschließend seinen Hals küssen kann. Bedürftig nach Nähe schmiege ich mich an ihn. Er legt seine Arme um mich, ich spüre seine Streicheleinheiten.
Calum lacht ein wenig. „Wie lange steht ihr zwei neugierigen Nasen da schon?“, fragt er, was mich dazu bringt, mit meinen Küssen aufzuhören. Auch unsere Töchter kichern und lachen.
„Wir wollen eine Geschichte hören“, bittet Cassie. Ich drehe mich Richtung Treppe, die von der Küche aus ins obere Stockwerk führt. Meinen Kopf bette ich gleich wieder an Calums Schulter. Ich will nicht, dass er geht, doch ich weiß ganz genau, dass er der Bitte unserer Töchter nachgehen wird und dass der Abend für mich gelaufen sein könnte. Schweren Herzens lasse ich von meinem marido ab. Er formt lautlose Entschuldigungen mit seinen Lippen, doch das macht es nicht besser.
Calum lässt sich nach oben entführen. Um mich nicht zu sehr von diesem Ärgernis ablenken zu lassen, greife ich nach dem Putzlappen, um meinen Frust genau wie den Dreck wegzuschrubben.
…
Während Calum den Mädchen eine Geschichte vorliest, putze ich nicht nur die Küche, sondern kümmere mich auch darum, selbst wieder sauber zu werden. Unter der Dusche baue ich meinen angestauten Druck alleine ab. Meine Gedanken sind dabei nur bei meinem marido. Es fühlt sich nicht so gut an wie erhofft, um ehrlich zu sein bin ich einfach nur wütend auf mich selbst, weil ich mir nicht das genommen habe, was ich haben wollte und gebraucht hätte…
Mit einer Flasche Tequila und einem Glas setze ich mich auf die Veranda. Auch Calum war heute fleißig. Es ist mir noch gar nicht aufgefallen, aber er hat die Lichterkette mit den bunten Lampions aufgehängt, die zuvor unsere Terrasse geziert hat. Er weiß, wie sehr ich solche Sachen liebe. Ich liebe alles, was mich an Sommer, Sonnenschein und meine Heimat erinnert. Ich zünde die Kerze auf dem Tisch an, nehme dann noch einen großen Schluck meines Tequilas.
Calum lässt sich mit einem Drink neben mich sinken. Als er das Glas abstellt, bin ich mir sicher, dass er sich einen Old Fashioned gemacht hat, das ist seit vielen Jahren sein liebster Drink.
„Es nervt mich auch manchmal, aber wir sind Eltern, Trevor… Wir können nicht mehr so flexibel sein, wie wir es gerne wären.“
„Yo se…“ Ich nicke. „Ist ja auch egal…“
„Klingt nicht, als wäre es egal.“
„Ist es aber. Es ist meine eigene Schuld, dass es nicht mehr so läuft, wie ich es mir wünsche. Durch die Mädchen habe ich nachgelassen. Ich weiß es selbst. Ich bringe dir keine Blumen, ich überrasche dich nicht mehr… mir fehlt meistens einfach die Zeit dafür und dabei hast du es verdient, weil du so wunderbar bist…“ Ich schüttle den Kopf. „Du weißt, wie gerne ich es mir gemütlich mache und du hast sofort dafür besorgt, dass ich nicht hier draußen im grellen Licht sitzen muss… Und ich nenne dich dick, weil du meine Kekse so gerne isst…“
Calum beugt sich zu mir, er gibt mir einen sanften Kuss auf die Wange, ehe er anfängt zu sprechen. „Du bist nur so deprimiert, weil ich dich schon ein paar Tage nicht mehr richtig verwöhnt habe. Ich war wegen der Organisation und dem Packen meistens zu müde, aber morgen nehmen wir uns Zeit für einander, okay? Vielleicht kann uns jemand die Mädchen abnehmen und ihnen ein bisschen die Gegend zeigen und wir beide sehen uns das Schlafzimmer gründlich an.“
„Das klingt gut“, antworte ich lächelnd.
Calum verwickelt mich in einen Kuss, doch kaum öffne ich meine Lippen, um den Kuss zu intensivieren, werden wir durch mein Smartphone unterbrochen.
Mein marido löst sich von mir, er richtet sich wieder auf und greift nach seinem Glas.
Ich nehme mein Smartphone an mich. Auf dem Display steht ‚Zuckerstück‘, Sebastian ruft mich an.
„Hola Zuckerstück“, begrüße ich ihn grinsend.
„Hey, ich bin in ein paar Minuten da.“
„Trifft sich gut, dass du heute kommst, morgen wären vielleicht keine Churros mehr da, weil Calum sie verdrücken würde.“
Calum funkelt mich an, als würde er mit seinem Blick erreichen wollen, dass mein Kopf explodiert.
„Churros?“, fragt Sebastian erschrocken. „Ich hab ewig keine Churros mehr gegessen.“
„Dann beeil dich, bevor mein marido dir alles wegisst.“
„Ach, halt doch die Klappe“, beschwert Calum sich, wonach ich einen kleinen Schubs bekomme.
„Ich beeile mich. Bis gleich“, verabschiedet Sebastian sich.
Grinsend lege ich das Smartphone auf den Tisch. Calum gibt mir einen weiteren Schubs. „Du bist so ein Arsch. Vor einer Minute hattest du noch ein schlechtes Gewissen, weil du mich verarscht hast.“
Mein Grinsen wird zu einem ehrlichen Lächeln. „Du siehst im Kerzenlicht wunderschön aus, Calum.“ Ich nehme seine Hand in meine, küsse dann seinen Handrücken. „Ich liebe dich wirklich sehr, Calum, aber du kannst nicht abstreiten, dass man Junkfood besser vor dir verstecken sollte.“
Als sich unsere Blicke wieder treffen, nickt Calum ein wenig. „Ja, stimmt schon… Ich meine, wenn das Zeug nicht so lecker wäre, dann würde ich es ja gar nicht mögen und niemand müsste sein Essen vor mir verstecken.“
„In letzter Zeit sage ich es dir viel zu selten, aber ich liebe dich wirklich sehr Calum und ich verspreche, dass ich mir wieder mehr Mühe geben werde.“
Er lächelt mich an. „Und ich verspreche, dass ich wieder versuche ein wenig abzuschalten, anstatt dich zu vergraulen… Es tut mir leid, dass du auf der Couch geschlafen hast. Du hast mir gefehlt.“
„Du mir auch…“