capítulo 7
tiempo libre
Calum hat mich dazu eingeteilt, dass ich mich um die Mädchen kümmere, während er das Frühstück zubereitet. Im Normalfall bin ich für das Frühstück verantwortlich, doch ich nehme an, dass diese Umstrukturierung dazu dienen soll, dass unsere Töchter sich besser vertragen. Die Mädchen sitzen am Rand der Badewanne, sie sind mit dem Rücken zu mir gedreht, sodass ich mich ihren Haaren widmen kann. Liebevoll und vorsichtig bürste ich durch die langen blonden Haare unserer Tochter Cassidy. „Papá?“
„Tu ich dir weh?“, frage ich nach, wobei meine Bewegungen sofort stoppen.
„Nein, ich wollte dich etwas fragen.“
„Frag mich, was du möchtest, Prinzessin.“
„Können wir heute Spaghetti essen?“
„Spaghetti?“, frage ich überlegend nach. „Dann muss ich noch einkaufen.“
„Eis!“, bittet Lucía aufgeregt. „Wir wollen Eis.“
Ich grinse ein wenig. Auch wenn sie es nicht wissen, nehmen sie eindeutig Calums Essgewohnheiten an. Kurz überlege ich, ob ich eine Diskussion anfangen sollte, doch ich lasse es. Manchmal kann man ein bisschen nachgeben, immerhin ist es Sommer und Eis ist gar keine so schlechte Idee. „Alles klar, zu Mittag gibt es Spaghetti und als Nachtisch Eis.“
„Jaaa!“, freut Cassie sich aufgeregt. Ich beuge mich ein wenig vor, gebe erst Cassidy einen Kuss auf die Wange und dann bekommt auch Lucía einen.
„Zurück zu euren Haaren. Was hättest du denn gerne, Cassie?“
„Kannst du mir zwei Zöpfe machen?“ Sie hebt ihre Hände, in denen zwei hellblaue Gummibänder und auch blaue Blumenhaarspangen liegen.
„Geflochten oder nur zugebunden?“
„Gebunden.“
„Okay“, antworte ich, nehme ihr dann die Haarspangen und die Gummibänder ab. Ich lege sie neben mich auf die Kommode. Ebenso vorsichtig wie vorhin bürste ich noch einmal durch Cassies Haare. Ich ziehe einen Mittelscheitel. Cassie zeigt mir, auf welcher Höhe sie ihre Zöpfe haben möchte und ich komme ihrer Bitte nach. „Einmal umdrehen, bitte.“
Cassie dreht sich um, sie sieht zu mir auf. Ich platziere die Haarspangen an ihren Zöpfen, zeige ihr im Anschluss ihr Spiegelbild in einem Handspiegel.
„Danke, papá“, freut Cassidy sich aufgeregt. Sie steht auf, um mich fest zu drücken. „Das ist genau so, wie ich es wollte. Du kannst das einfach am allerbesten.“
„Schön, dass es dir gefällt. Jetzt Abmarsch, zeig Daddy, wie hübsch du aussiehst.“
„Jaaa!“
Meine Tochter löst sich eilig von mir und schon rauscht sie aus dem Zimmer. Ich hingegen bin noch nicht befreit, meine Arbeit ist noch nicht getan. Jetzt ist Lucía dran. Ich lege den Handspiegel weg und greife zu einer Sprühflasche.
Nach zwei Spritzern Haarpflege streiche ich mit den Fingern durch Lucías Haare, um die gröberen Knoten mit meinen Fingern zu lösen. „Sag mir bitte, falls ich dir weh tue, okay?“, erinnere ich meine Tochter daran, sich zu melden. Zwei weitere Spritzer Haarpflege folgen.
„Sí, wenn es weh tut, sage ich.“
„Sehr brav.“
Es dauert einige Minuten, doch ich komme gut voran, heute Morgen sind ihre Haare vergleichsweise leicht zu bändigen. Von der Kommode nehme ich einen breiten Kamm, um Lucías Locken zu entwirren. Letzte Nacht hat sie mit geflochtenen Haaren geschlafen. Es ist immer besser, wenn sie mit einem Zopf schläft, andernfalls ist es kaum möglich, ihre Lockenpracht zu bändigen, ohne meiner Tochter weh zu tun. Calum und ich haben schon oft darüber gesprochen, ob wir nicht mit Lucía zum Friseur fahren sollten, um ihre Haare ein wenig kürzen zu lassen, doch schon die Vorstellung von ‚kurzen‘ Haaren bringt Lucía zum Weinen. Folglich haben wir diesen Plan ad acta gelegt.
„Wie möchtest du heute deine Haare haben?“, erkundige ich mich nach Lucías Meinung.
„So geflochten“, erklärt sie und zieht einige Haarsträhnen über ihre Schulter.
Den Kamm lege ich zur Seite, nehme dann die schwarzen Locken in meine Hände. Vorsichtig ziehe ich die Haarpracht über Lucías Schulter. „Also möchtest du einen schrägen, geflochtenen Zopf über deine Schulter, verstehe ich das richtig?“
„Sí, das will ich. Gracias, papá.“
Mit flinken Fingern beginne ich, den Zopf so zu flechten, wie meine Tochter sich das wünscht. Mittlerweile haben sowohl Calum, als auch ich viel Übung darin, den Wünschen unserer kleinen Prinzessinnen nachzukommen. Im Handumdrehen ist auch meine zweite Tochter gestylt und bereit für den Tag. Mit einem pinken Haargummi beende ich meine Arbeit. Die Haare, die sich aus dem Zopf lösen fixiere ich noch mit schmalen, schwarzen Haarspangen, ehe ich meine Tochter hochhebe.
Mit Lucía auf dem Arm trete ich zum Badezimmerspiegel. Meine Tochter blickt auf ihr Spiegelbild, sie lächelt.
„Du siehst aus wie eine princesa.“
„Ich bin eine princesa“, antwortet sie freudig. Lucía schmiegt ihr Gesicht gegen meines, diese liebevolle Geste bringt mich zum Lächeln.
Ich setze meine Tochter auf der Badezimmertheke ab. Aus dem Schrank neben mir nehme ich eine Feuchtigkeitscreme, von der ich einen Klecks auf meine Handfläche gebe. Aufmerksam sieht Lucía mir zu. Sie weiß, was jetzt kommt, also zieht sie sich das Shirt ganz von alleine aus. Vorsichtig und liebevoll creme ich die Narben ein, die sie durch das Feuer auf den Fern Islands erlitten hat. Lucías Haut ist teilweise sehr stark vernarbt, vor allem ihr Arm hat am meisten abbekommen. Die Creme kann nichts retten, verbessern oder gar rückgängig machen, aber sie hilft, die Haut geschmeidig zu halten. Auch an Lucías Brustkorb verteile ich etwas Creme. Als wir die Prozedur hinter uns gebracht haben, bekommt meine Tochter einen Kuss auf die Wange, außerdem helfe ich ihr, ihr Shirt wieder anzuziehen.
„So, jetzt wird’s Zeit, dass du deinem Daddy zeigst, wie toll du aussiehst. Ich komme gleich nach.“
„Okay.“
Vorsichtig setze ich sie ab. Anders als Cassie, die gleich losgelaufen ist, verlässt meine zweite Prinzessin das Badezimmer vergleichsweise langsam.
Ehe ich bereit für das Frühstück bin, muss ich noch etwas Ordnung schaffen. Ich reinige die Bürste und spüle den Kamm kurz ab. Außerdem wische ich die ausgefallenen Haare meiner Mädchen vom Boden auf. Ein Glück, dass die beiden Calum nicht auch noch zu einem Hund oder einer Katze überredet haben. Es reicht mir vollkommen, dass wir Menschen so viele Haare verlieren. Noch mehr davon würden mich verrückt machen. Ich könnte gar nicht mehr aufhören zu putzen.
Gründlich wasche ich mir noch die Hände, ehe ich die Haarspangen und Gummibänder der Mädchen zusammen mit Kamm und Bürste in einer Kommodenlade verschwinden lasse. Auch die Feuchtigkeitscreme landet wieder an ihrem Platz im Schrank.
Nach der ersten erledigten Aufgabe des Tages lasse ich mich neben meinem marido am Esstisch sinken. Das Frühstück sieht gut aus. Calum hat Waffeln gemacht, die den Kindern offenbar zusagen.
„Willst du auch Waffeln haben?“, fragt Calum nach, doch ich lehne mit einer Handgeste ab. Ich kann es mir nicht leisten, jetzt schon etwas Süßes zu essen. Wenn ich damit anfangen würde, wäre ich in kürzester Zeit wieder auf dem Weg meine Fitnessvorsätze über den Haufen zu werfen. Mit Ende 30 ist es nicht so einfach sein Gewicht zu halten und in Form zu bleiben. Es ist gleichermaßen frustrierend, als auch motivierend einen jüngeren Mann an seiner Seite zu haben. Mir bleibt keine Wahl, ich muss mich anstrengen, um körperlich mit Calum mithalten zu können, andernfalls wirke ich neben dem Model immer ungepflegt oder als würde ich mich gehen lassen.
Ich greife zu Salat und ein wenig Vollkornbrot. Unter dem Tisch streicht Calum über meinen Oberschenkel. Ich blicke zu ihm, was ihn dazu veranlasst, sich zu mir zu beugen und mir einen kurzen Kuss zu geben. An seinen Lippen schmecke ich Puderzucker, den er auf seine Waffeln gestreut hat. Dieses süße Schleckermaul…
„Die Kinder wünschen sich für heute Mittag Spaghetti und als Nachtisch Eis“, erzähle ich.
„Oh, dann müssen wir heute nochmal los, wir haben kein Hackfleisch.“
„Ich weiß“, antworte ich.
„Was wirst du Essen?“, fragt Calum nach.
„Mal sehen. Eventuell mache ich eine kleine Portion Tomatensauce ohne Fleisch. Könnte aber sein, dass ich mir nur einen Salat oder einen Toast mache, irgendwas Einfaches auf jeden Fall. Nachdem ich gestern so viel Zeit in der Küche verbracht habe, ist mir eher danach den heutigen Tag draußen in der Sonne zu genießen. Es wird Zeit, dass ich auch ein bisschen was vom Sommer habe.“ Ich süße meinen Kaffee mit zwei Löffeln Zucker. Während ich umrühre, spreche ich weiter. „Außerdem wollte ich Robin anrufen, damit sie bald mit dem Kaninchenstall anfangen kann.“
„Ist schon erledigt“, antwortet Calum lächelnd. „Ich hab sie für heute Nachmittag zum Kaffee eingeladen. Ich hab mir schon überlegt, wo wir den Stall hinstellen. Wir brauchen einen schattigen Platz.“
Ich stimme nickend zu. „Irgendwo unter den Bäumen werden wir schon Platz finden. Das Grundstück ist ja groß genug.“
„Habt ihr gehört? Blacky und Nieve bekommen bald ihren großen Stall, dann haben die beiden wieder viel Platz zum Hoppeln“, erklärt Calum mit einem Lächeln.
„Dann können sie wieder laufen“, freut Lucía sich lächelnd.
„Und papá ist nicht mehr so genervt von dem Dreck“, gibt auch Cassie ihren Senf hinzu. Sie hat mich verstanden. Braves Kind.
Wird Zeit, dass wir diese Viecher endlich aus dem Haus bekommen…
Niedlich sind sie ja, das stimmt schon, aber dass sie immer ihren Dreck aus dem Käfig werfen, ist kein Zustand, den ich länger dulden kann.
…
Obwohl der Liegestuhl immer wieder meinen Namen ruft und ich unbedingt seinem Ruf nachkommen und die Sonne genießen möchte, bin ich mit dem Auto auf dem Weg in die Stadt. Die wenigen Meter nicht zu Fuß zurück zu legen, nervt mich, doch ich kann das, was ich von Pierre kaufe nicht in der prallen Sonne tragen. Einerseits würden das Hackfleisch und das Eis den Weg nicht überleben, anderseits habe ich vor, Calums Lieblingsschokolade zu kaufen, um sie als Geheimzutat für meine Muffins zu nutzen. Wenn ich ihm diese süßen Köstlichkeiten zubereite, dann wird mein marido mich für immer und ewig lieben. Meiner Meinung nach sagen Taten viel mehr aus, als Worte es jemals könnten. Außerdem geht Liebe bekanntlich durch den Magen. Bei einem Schleckermaul wie Calum kann man somit nichts falsch machen. Vielleicht habe ich ja das Glück, dass er sich diese Sache mit der verbalen Romantik aus dem Kopf schlägt und sich lieber an Süßigkeiten und Blumen erfreut.
Den Einkauf bei Pierre bringe ich schnell hinter mich. Abgesehen von den Zutaten, die ich für das heutige Mittagessen brauche, kaufe ich wie geplant Schokolade und noch die eine oder andere Nascherei, mit der ich die Muffins verzieren kann. Mein Baby wird sich auf jeden Fall über die Süßigkeiten freuen.
Nicht einmal eine halbe Stunde später verstecke ich die Schokolade frech in meinem Kleiderschrank. Wenn ich sie offen liegen lassen würde, wäre die Überraschung ruiniert und Calum würde die Schokolade schneller essen, als ich sie gekauft habe.
„Was machst du da, Sweetie?“
„Ich suche eine kurze Hose, damit ich mich in die Sonne legen kann“, lüge ich glaubhaft, da ich das ja auch tun wollte.
„Machst du später trotzdem etwas zu essen?“, fragt er nach.
„Hast du schon wieder Hunger?“, stelle ich eine Gegenfrage. „Du hast deine Waffeln ja kaum verdaut.“
„Also bis jetzt hab ich noch keinen Hunger, aber ich liebe deine Spaghetti.“ Ich drehe mich zu meinem marido. Er trägt kein Shirt, sondern lediglich eine kurze Hose. Der Anblick bringt mich augenblicklich zum Grinsen. „Warum grinst du so dreckig?“
„Weil du scharf bist und ich liebe Scharfes“, antworte ich lasziv.
Calum lächelt ein wenig. „Ach, ist das so?“ Er kommt die wenigen Schritte, die uns trennen auf mich zu. Ich bekomme einen Kuss auf die Wange. Der Kuss berührt mich nicht besonders, weil ich schon dabei bin, Calums Sixpack anzufassen. Seine warme Haut unter meinen Fingern zu spüren macht mich immer ein bisschen scharf.
„Soll ich dich ein wenig eincremen? Nicht, dass deine schöne Haut einen Sonnenbrand bekommt.“
„Wenn ich dafür etwas mit dir anstellen darf, ja.“
Da ich etwas Versautes erwarte, stimme ich sofort nickend zu. Calum fasst an mein Shirt, er ist dabei mich auszuziehen. Ich hebe meine Arme, um diesen Vorgang zu beschleunigen. Kaum landet mein Shirt auf dem Boden, legt mein marido seine Hand an meinen Brustkorb. „Sweetie, du bist ein sehr schöner Mann…“, spricht Calum mit einem Ton, der mir gar nicht zusagt.
„Oh no… Was willst du?“
Auf seinem Gesicht legt sich dieser bestimmte, fiese Gesichtsausdruck. Es ist der Gesichtsausdruck, der mir verrät, dass er vor hat mich zu quälen und zwar nicht auf eine gute, sexuelle Weise.
„Deine Brust. Es wird mal wieder Zeit, dass ich dich enthaare. Wenn wir zu lange warten, dann tut es nur noch mehr weh.“ Ich rolle mit den Augen. Calum regt mich auf. Es ist nun mal so, dass ich auf Grund meiner Latino Gene ein wenig behaarter bin, als er es ist. Ich könnte mich damit abfinden, doch er tut es nicht. Er will, dass ich so haarlos bin wie ein Baby. „Hey, sieh mich nicht so an. Du bist derjenige, der die Laser-Enthaarung nicht wollte.“ Ich hebe nur meine Arme, um ihm zu zeigen, wie egal mir dieses Thema ist, doch das ist ihm nicht genug. „Sweetie, ich will, dass du alles aus dir rausholst. Du siehst toll aus und mit ein bisschen Hilfe siehst du perfekt aus. Wie mit den Klamotten, ich weiß immer, was dir hilft, noch besser auszusehen. Ich
will dich mit Stolz vorzeigen können, bitte. Ich will dich nicht zwingen oder verändern, ich will dir helfen, ich liebe dich doch.“ Mein Seufzen zeigt meinem marido, dass er gewonnen hat. Ich gebe auf, weil er niemals nachgibt. Wenn ich mich gegen die Haarentfernung wehre, wird er sich immer wieder beschweren, bis ich genau das tue, was er sich einbildet. Schlimmstenfalls wird er mir den Sex verweigern und das muss ich vermeiden.
Liebevoll lege ich meine Hände an sein Gesicht. Ich führe seine Lippen an meine, wir geben uns einen sanften Kuss. „Okay. Heute Abend darfst du mich quälen. Brust, Schultern und Rücken, aber du bleibst mit deinem Wachs von meinem Intimbereich fern, sonst trete ich dir in den Arsch.“ Ich lasse von Calum ab, drehe mich dann von ihm weg, um meine kurze Hose aus dem Schrank zu nehmen.
„Und deine Achseln. Deine Haare kitzeln mich, das ist mir unangenehm, wenn ich mich an dich kuschle.“
Bei dem Gedanken, bekomme ich sofort Schmerzen. Es gibt Stellen, die man maximal rasieren sollte und die Achseln sind auf jeden Fall solche Stellen. „Wenn du einen haarlosen Kerl willst, such dir einen Krebskranken“, murmle ich vor mich hin. Calum gibt mir einen Klaps auf den Hintern.
„Entweder du lässt dich von mir enthaaren oder ich schleife dich doch zu der Laserbehandlung und du weißt, dass du viele, viele Termine brauchen wirst.“
„Ich tu ja schon, was du von mir willst. Entschuldigung, dass ich mich nicht darüber freue, dass du mir heißes Wachs auf den Körper schmierst, nur um mir dann die Haare auszureißen. Ich könnte mir für unsere Zweisamkeit angenehmeres vorstellen, als unnötige, schmerzhafte Körperpflege. Du tust immer so, als wäre ich ein verdammter Bär, dabei trimme, rasiere und zupfe ich schon mehr, als ich will, nur um es dir Recht zu machen und dich zufrieden zu stellen. Es ist echt schwer, mit jemandem mitzuhalten, der Körperpflege betreibt, als wäre es eine abartige, einnehmende Religion.“
„Ach, halt doch die Klappe…“
Sichtlich angepisst verlässt Calum das Zimmer. Natürlich ist er grantig, wenn ich ihm meine Meinung zu diesem lächerlichen Thema sage. Dieser Sturkopf verträgt keine Widerworte. Und für diese Zicke habe ich heute Blumen gekauft…
Ich ziehe meine Jeans aus und ersetze sie durch eine lockere, kurze Hose. Meine grün gefärbten Haare binde ich zu einem Zopf zusammen, außerdem setze ich mir eine Sonnenbrille auf. Mein Weg führt mich in die Küche, ich will nach draußen und mich wenigstens ein bisschen entspannen, bevor ich koche und dann später von meinem marido gequält werde.
Calum steht neben der Kaffeemaschine, obwohl er mich nicht ansieht, merkt er, dass ich die Küche betrete. „Du hast mir Blumen mitgebracht…“, stellt er leise fest.
„Ich hab dir schon lange keine mehr gekauft und dachte, dass das eine nette Geste ist. Ich wollte, dass du siehst, dass es mir wirklich ernst damit ist und dass ich mir mehr Mühe geben möchte. Ich liebe dich, Calum und ich will, dass du es weißt, auch wenn ich manchmal ein Arschloch bin.“
Calum atmet durch, er dreht sich zu mir, lehnt sich dann rücklings an die Küchentheke. In seiner Hand liegt die kleine Karte, in der ich eine Liebesbotschaft hinterlassen habe. „Sorry. Ich bin wohl ein bisschen… zickig gewesen.“
„No, Baby, es ist okay. Wenn es dir unangenehm ist, dass ich ein behaarter Penner bin, dann bitte reiß mir alle Haare aus. … nur Finger weg von meinem Kopf.“
„…aber an deine Augenbrauen darf ich ran, oder?“
„Du machst mich fertig“, antworte ich schmunzelnd.
Calum tritt grinsend auf mich zu. Ich werde liebevoll geküsst. „Danke für die Blumen, Sweetie.“
„De nada, mi corazón.“
…
Ich komme tatsächlich noch dazu, mich ein wenig in die Sonne zu legen. Anstatt mich auf meiner Sonnenliege zu entspannen, verbringe ich passiv etwas Zeit mit meinen Kindern. Sie spielen im Schatten, während ich wenige Meter neben ihnen etwas Sonnenlicht tanke.
„Papá? Schläfst du?“, fragt Cassie mich.
„No, was willst du, Cassidy?“
„Ich hab da was. Das tut weh.“ Ich setze mich auf und sehe zu meinen Kindern. Lucía liegt auf dem Bauch, sie malt eine Seite in ihrem Malbuch aus. Meine zweite Prinzessin streckt mir schmollend ihren Arm entgegen. Natürlich komme ich ihr zur Hilfe, auch wenn ich nicht sehe, was ihr Problem ist. Ich setze mich neben sie und nehme ihren Arm in die Hand. „Da.“ Sie zeigt auf einen kleinen, fast schon winzigen, schwarzen Punkt, den ich nur erkenne, als ich meine Sonnenbrille kurz anhebe.
„Das ist eine Zecke, Cassie. Finger weg, ich bin gleich wieder da.“
„Na gut.“
Sie bekommt einen Kuss aus die Wange, ehe ich weiterspreche: „Es ist nichts Schlimmes, ich mach sie gleich weg.“
„Danke, papá.“
Bevor ich ins Haus gehe, setze ich meine Sonnenbrille wieder auf. Ich gehe nach drinnen, wo ich Calum erwische, wie er Junkfood in sich stopft. Ertappt sieht er mich an. Sieht so aus, als müsste ich gleich anfangen zu kochen, damit mein Liebster nicht verhungert. Er steckt seine Hand zurück in die Chipstüte, kaut dabei vor sich hin.
„Du hast da Chipskrümel an deiner Wange“, ziehe ich ihn auf, gehe aber schon wieder an ihm vorbei.
„Ich war joggen und jetzt hab ich eben Hunger…“
„Hauptsache du isst den Mädchen nicht die restlichen Kekse weg.“
„Machst du Essen?“
„Sí, aber vorher muss ich Cassie verarzten!“, rufe ich aus dem Badezimmer.
Calum öffnet die halb geöffnete Tür. „Verarzten? Was ist passiert?“
„Eine Zecke hat sich an ihrem Arm festgesaugt. Wir müssen die Mädchen wohl jeden Abend nach ihrem Bad untersuchen.“
„Ich hasse Zecken. Sie ergeben keinen Sinn. Kein Tier kann sie fressen und außerdem sind sie nur dazu da, um uns zu quälen und eklige Krankheiten zu übertragen.“
„Das hast du gut erkannt, Baby. Kannst du schon mal Wasser auf den Herd stellen? Dann kann ich gleich anfangen zu kochen.“
„Klar. Hauptsache, ich bekomme schnell etwas zu essen.“
Dieses verfressene Ding.
Mit nach draußen nehme ich eine Pinzette, ein Desinfektionsspray, ein Taschentuch und ein Kinderpflaster mit Herzmotiv. Schon als ich bei der Decke ankomme, streckt Cassie mir wieder ihren Arm entgegen.
„Was ist eine Zecke?“, fragt meine Tochter. Ich setze mich zu ihr und schiebe die Sonnenbrille auf meinen Kopf, sodass ich die Zecke wieder finden kann.
„Ein winziger Parasit, der sich an Menschen und Tieren festsaugt und sich von ihrem Blut ernährt“, erkläre ich sachlich.
„Was? Das Ding trinkt mein Blut?“, fragt Cassie panisch. Sie schüttelt ihren Arm. „Mach es weg, mach es weg.“
Kinder…
Wieso sind sie immer so überdramatisch?
„Cassie, halt still. Dieses Ding saugt ganz wenig Blut, das merkt man gar nicht“, erkläre ich weiterhin ruhig, doch da fängt meine Tochter schon an zu schluchzen.
„Das Ding trinkt mein Blut.“ Ich greife nach Cassies Arm und halte sie fest. Für ihren kindlichen Blödsinn habe ich einfach keine Nerven. Ich hasse es, dass Logik bei Kindern so gut wie nie funktioniert. „Aua, papá, du tust mir weh.“
„Ich hab dir gesagt, dass du still halten sollst“, ermahne ich sie streng. Mit der Pinzette ziehe ich die Zecke aus Cassies Haut. Ich lege mein Werkzeug in das Taschentuch und bin wenige Sekunden später dabei, meine Tochter zu verarzten. Cassie schluchzt, als ich einen kleinen Spritzer des Desinfektionssprays auf ihre Haut sprühe. „Hör auf zu weinen, es ist nichts passiert.“ Ich lasse Cassies Arm los, mein harter Griff hinterlässt einen Abdruck auf ihrer Haut, der allerdings recht schnell wieder verschwindet. „Entschuldige, falls ich dir wehgetan habe, Prinzessin.“ Vorsichtig klebe ich das rosa Pflaster auf die kleine Rötung des Zeckenbisses. „Wenn man die Zecke nicht richtig entfernt, kann sich die Wunde entzünden und das tut dann schrecklich weh. Deswegen ist es so wichtig, dass du still hältst.“
Schluchzend wischt Cassie sich über die Augen. Schuldbewusst ziehe ich meine Tochter zu mir. Ich schaukle sie ein wenig und gebe ihr sanfte Küsse auf den Kopf. „Es tut mir leid, Cassie. Soll ich deinen Arm küssen? Dir hilft es immer, wenn Daddy dein Aua küsst, vielleicht hilft es auch, wenn ich das mache.“ Cassie nickt, ich hebe ihren Arm vorsichtig an, verteile dann sanfte Küsse an ihrer Haut. Als meine Tochter kichert, weiß ich sofort, dass die Schmerzen wieder vergessen sind. Liebevoll drücke ich ihr einen letzten Kuss auf die Wange. „Ich hab dich lieb, Prinzessin.“
„Ich hab dich auch lieb, papá.“
„So, jetzt musst du mich aber gehen lassen, euer Daddy hat schon wieder Hunger und bevor er euch die letzten Kekse wegisst, muss ich ihm ganz schnell etwas zu essen kochen.“
„Beeil dich, papá! Daddy darf nicht unsere Kekse essen!“, feuert Cassidy mich eilig an.
Alles, was ich mit nach draußen genommen habe, packe ich schnell in meine Hosentasche, ehe ich mich schon auf den Weg mache, mich um die kulinarischen Bedürfnisse meiner Familie zu kümmern.
Nach dem Essen werde ich mich aber auf jeden Fall noch einmal in die Sonne legen. Besuch hin oder her, ich will Sonne tanken und endlich ein wenig zur Ruhe kommen. Wenn man Kinder hat kommt einem ja immer irgendetwas dazwischen, aber meinen Besuch kann ich gerne ein wenig ignorieren und ein Nickerchen in der Sonne machen. Calum wird das alles schon regeln.
…
Ich spüre, dass mich jemand anstupst. Es fühlt sich so an, als würde Yoba mir meine Ruhe schlicht verwehren. Es ist mir nicht gegönnt, dass ich abschalte. Das Stupsen in meinem Gesicht hört nicht auf, ich spüre aber deutlich, dass es keine Kinderfinger sind.
„Hey du. Wach auf. Sieh dir meine Babys an. Sie sind süß.“
Murrend lege ich einen Arm um meine Augen. „Geh weg, Sebastian. Ich weiß, wie deine Babys aussehen.“
„Aber sie sind supersüß. Du musst sie dir ansehen.“
„Ich weiß, dass sie süß sind, verpiss dich.“
„Pscht. Keine Kraftausdrücke vor Damian und Aiden. Sie sind beeinflussbar“, bittet Sebastian mich. An seiner Stimme erkenne ich deutlich, dass er das nicht besonders ernst meint, sondern nur zu mir gekommen ist, um mich zu nerven.
„Ich zähle bis drei, wenn du dann nicht weg bist, trete ich dir in den Arsch, Zuckerstück.“
„Tz… Als ob. Bis drei zu zählen ist das Leere-Drohungen-Ein-Mal-Eins des Eltern Daseins.“
Müde greife ich zum Beistelltisch. Ich ertaste meine Sonnenbrille, setze sie dann auf meine geschlossenen Augen. „So, ich bin wach, was willst du?“
„Ich hab letztens meine Churros da gelassen, als ich betrunken zu Dad nach Hause gestolpert bin.“ Ich setze mich auf und blicke in Sebastians Gesicht. Es ist ziemlich hell, doch mit Sonnenbrille ist es erträglich. Auch das Zuckerstück versteckt seine Augen hinter einer Sonnenbrille. „Ich muss mit den Kleinen in den Schatten gehen, hauptsächlich, weil ich auch schon schmelze.“ Mit einem Arm schaukelt er den Zwillingskinderwagen ein wenig. „Kommst du mit?“
„Von mir aus.“
Etwas Abseits im Schatten einiger Bäume breitet Sebastian eine Decke aus. Er hebt erst Damian und dann Aiden aus dem Kinderwagen. Beide werden auf der Decke abgesetzt.
Während Sebastian eine Tasche auf seinen Schoß zieht, begrüße ich die Zwillinge.
„Hey ihr kleinen Monster. Wie geht’s euch?“ Beide Jungs werden von mir gestreichelt. Sebastian greift nach Aiden und hebt ihn auf seinen Schoß. Er drückt dem Jungen einen Kuss auf die Wange, ehe er ihm eine Trinkflasche in seine kleinen Hände gibt. Auch Damian bekommt etwas zu trinken.
„Was tut sich bei dir, Trevor?“, erkundigt Sebastian sich ruhig.
„Nicht viel. Cassie hat geweint, als ich ihr erklärt habe, was eine Zecke ist. Sie hat Panik bekommen, als ich ihr gesagt habe, dass das Ding sich von ihrem Blut ernährt.“
„Manchmal kann man die Wahrheit auch einfach bei sich behalten, Trevor“, antwortet Sebastian schmunzelnd.
„Dann hätte mein Tag aber kein spannendes Highlight gehabt. Sonst war ich nur einkaufen und hab gekocht… Alltag eben.“
„Klingt doch gut. Das ist doch die Ruhe, die du wolltest, richtig?“, fragt Sebastian nach. Er sieht die ganze Zeit auf den Jungen in seinem Arm. „Oh nein. Ich kenne den Blick.“ Eilig nimmt Sebastian Aiden den Trinkbecher ab, legt seinem Kind dann schon ein Tuch an das Kinn. Als Aiden anfängt zu spucken, wischt Sebastian sein Kind wieder sauber. „Ich liebe dich wirklich sehr, Aiden, aber das mit dem Essen und Trinken musst du langsam lernen. Du wirst in meinen Armen verhungern, wenn du so weiter machst. Ich mach mir Sorgen, wenn du nichts bei dir behältst.“
Im Gegensatz zu Aiden, der von Sebastian bemuttert wird, wirkt Damian definitiv selbstständiger. Er stellt seine Flasche ab, streckt sich dann schon nach Sebastians Tasche. Ich beschließe, dem kleinen Monster zu helfen und öffne die Tasche für ihn. „Was willst du denn haben, Damian?“, frage ich wohlwissend, dass er mir nicht antworten wird. Ich greife in die Tasche und reiche dem kleinen quietschvergnügten Kind einen Schlüsselbund mit großen Plastikschlüsseln. Freudig schüttelt Damian das Spielzeug, ehe er den großen gelben Schlüssel in den Mund nimmt, um ihn mit allen Sinnen kennenzulernen. Auf eine schräge, seltsam unhygienische Weise sind Babys schon recht niedlich. Es könnte sein, dass ich eine spannende Erfahrung verpasst habe. Lächelnd streichle ich durch Damians dunkle, kurze Haare. Er quietscht vergnügt, schüttelt den Schlüssel dann erneut.
Sebastian ist damit beschäftigt, Aiden wieder mit Tee zu versorgen. Dieses Mal hält er den Schnabelbecher selbst fest und sorgt dafür, dass Aiden immer wieder kleine Schlucke zu sich nimmt und Pausen beim Trinken macht.
„Wie lange geht das schon so, dass er alles wieder loswird?“
„Keine Ahnung. Seit er bei uns ist, würde ich sagen. Sozusagen seit seiner Geburt? Max und ich waren in den letzten Monaten bei sechs verschiedenen Kinderärzten und mehrmals im Krankenhaus, um Aiden ansehen zu lassen. Körperlich ist mit ihm angeblich alles okay, im CT war nichts zu sehen und trotzdem spuckt er immer wieder. Bei so heißem Wetter hab ich Angst, dass er dehydriert. Ich hab’s mit Wasser versucht, habe unzählige Teesorten ausprobiert und sie sogar ein wenig gesüßt, weil ich dachte, dass er den Geschmack vielleicht nicht mag. Egal, was ich probiere, Aiden spuckt immer wieder alles aus, was er zu sich nimmt.“
„Hm…“ Ich blicke zu Damian, dann zu Aiden. „Er macht aber sonst eigentlich einen normalen Eindruck. Er wirkt nicht so, als würde er zu wenig Nahrung zu sich nehmen.“
Sebastian nickt. „Ich war heute Morgen bei Harvey. Er hat sich Aiden angesehen und auch gesagt, dass er mit Größe und Gewicht im Normalbereich liegt. Vielleicht mache ich mir zu viele Sorgen… Aber wie könnte ich anders reagieren? Er macht das immer und immer wieder und das jeden verdammten Tag.“ Sebastian lässt Aiden wieder einige Schlucke des Tees zu sich nehmen. „Ich mache mir Sorgen, Trevor. Er ist mein Baby… Mein kleiner, süßer Sonnenschein und ich liebe ihn.“
Ich lächle, als ich Sebastian dabei beobachte, wie er Aidens Bauch massiert. „Es ist nachvollziehbar. Auch wenn ich es nicht so durchkommen lasse, wie du es tust, mache ich mir auch Sorgen um meine Kinder und zwar mehr als ich sollte. Das gehört wohl irgendwie dazu.“
„Ein Dad zu sein ist wirklich schwerer, als ich dachte“, gesteht Sebastian seufzend. „Apropos schwer… Ich glaube, dass da jemand eine volle Windel hat. Nicht wahr, Aiden?“
„Viel Spaß“, sage ich schadenfroh, doch Sebastian geht nicht darauf ein. „Ich werde mich mal bei Calum nach den Fortschritten erkundigen. Hoffentlich hat er mit deiner Mum nicht nur geplaudert, sondern auch ein bisschen gearbeitet.“
„Vorhin haben sie zumindest über den Kaninchenstall geredet. Ob da schon was fix ist, weiß ich nicht.“
„Ich werde das mal eruieren. Brauchst du irgendwas?“
„Kaffee wäre super“, erklingt Sebastian dankbar.
„Churros?“
„Muss ich darum wirklich bitten?“, fragt er nun grinsend.
„No. Du bekommst Churros. Die sind gut für deine Figur.“
…
Calum übernimmt jede weitere Arbeit an diesem Tag, sodass ich in der Abendsonne eine Zigarette genießen kann. Zu meiner Zigarette trinke ich ein Glas Tequila. Mit einem leichten Pullover bekleidet absorbiere ich die letzten Sonnenstrahlen dieses Tages. Es tut gut, die gesamte Verantwortung abgeben zu können. Calum hilft mir dabei, wieder runter zu kommen.
Hinter mir höre ich ein Rascheln im Gebüsch, doch ich bin zu faul, mich umzudrehen. Ich bin sicher, dass es sich dabei um einen Vogel oder vielleicht einen Igel oder ein ähnliches kleines Tier handelt.
Bei dem Gedanken an Tieren komme ich auf eine Idee.
Vielleicht ist Marnie ja so nett und erlaubt es, dass ich mit den Mädchen ihren Hof besichtige. Sie könnten Hühner füttern und eine Kuh aus nächster Nähe sehen. Schafe und Ziegen haben sie bereits auf den Fern Islands und im Streichelzoo betrachten und streicheln dürfen, aber Kühe kennen sie nur aus der Ferne.
„Sweetie?“
„Hm?“
Calum kommt von hinten auf mich zu, bleibt dann vor mir stehen. „Entschuldige, dass ich dich in deiner Chillzeit mit Arbeit belästige.“ Er hebt einen Plan hoch. „Ich hab diesen Kaninchenstall bestellt.“ Er blättert kurz auf die nächste Seite. „Und das ist der Außenbereich. Robin wird tief graben müssen und den Außenbereich unterirdisch mauern, damit keine Raubtiere sich in das Gehege graben können und die Kaninchen sich zwar eingraben, aber keinen Fluchttunnel graben können. Der Zaun wird sehr stabil und auch von oben mit Maschendraht gesichert, dass auch keine Greifvögel die Kaninchen von oben entführen können.“
„Klingt gut, aber anderseits auch so, als würde der Spaß ewig dauern“, stelle ich fest, ehe ich einen tiefen Zug meiner Zigarette nehme.
„Es soll doch alles ordentlich gemacht werden“, meint nun Calum, wo ich nickend zustimme. „Sie macht das auch alles nicht alleine, sie wird sich dafür Unterstützung holen.“
„Alles klar. Sonst noch was?“
„Wir haben auch über die Küche gesprochen. Ich will-“
„Das klingt wundervoll, Baby“, würge ich ihn lächelnd ab.
„Ich hab doch noch gar nichts gesagt…“
„Ich liebe es, wenn du deinen Willen bekommst, weil deine Augen dann vor Glück strahlen. Hast du dir überlegt ob wir das Haus behalten oder uns doch ein größeres bauen?“
„Wir brauchen kein größeres Haus, Sweetie. Dadurch, dass es in den letzten Jahren aufgestockt wurde, haben wir ja eigentlich genug Platz. Die Mädchen haben oben ihre Zimmer und wir haben sogar noch ein Gästezimmer. Oh und Robin übernimmt auch den Umbau des Kellers, fällt mir gerade wieder ein. Wir bekommen eine Sauna und einen Fitnessraum, das heißt, dass du das freie Zimmer neben dem Wohnzimmer als dein Arbeitszimmer nutzen kannst. In Obergeschoß bleiben die Zimmer der Mädchen und das Gästezimmer. Mehr brauchen wir nicht, würde ich sagen.“
„Das hast du dir toll überlegt. Du bist super.“
Calum lächelt breit. „Danke, Sweetie.“ Er beugt sich zu mir und wird von mir mit einem Kuss belohnt. „Ich störe dich mal nicht weiter.“
„Du störst nicht. Von mir aus könntest du ruhig ein bisschen kuscheln kommen.“
Calum lässt die Pläne sinken, er setzt sich mit dem Gesicht zu mir auf meinen Schoß. Ich lasse meine Zigarette im Aschenbecher liegen, der Geschmack von Gras liegt auf meiner Zunge. Ich bin ein wenig durstig.
„Du siehst müde aus“, meint Calum. Er streichelt meine Wange, ich bekomme einen zarten, liebevollen Kuss.
„Naja, obwohl ich eigentlich nur in der Sonne gammeln wollte, wurde ich ständig belästigt. So wie du mich jetzt belästigst.“
„Du hast grade gesagt, dass ich dich nicht störe“, antwortet Calum schmollend. „Und du hast gesagt, dass ich mich um die Renovierung kümmern soll und das tue ich. Ich wollte dich auf den neuesten Stand bringen, damit du mitreden kannst, bevor irgendwas in Arbeit ist. Die Küche ist zum Beispiel eher dein Reich, da solltest du auch mitreden.“
„Mir ist egal, wie sie aussieht, Sweetie. Die Aufteilung wie sie jetzt ist, ist recht praktisch. Wäre nett, wenn wir das beibehalten, sonst ist mir wirklich alles Recht, ich bin sicher, dass du das gut hinbekommst.“
„Gut, dann dürftest du nicht unzufrieden sein. Wir bekommen übrigens wieder eine Kücheninsel und statt dem Einbaukühlschrank wieder ein großes doppeltüriges Standgerät mit großen Fächern für dein Gemüse und Eiswürfelspender. Die Arbeitsfläche ist aus-“ Ich unterbreche Calum, indem ich ihn zu mir ziehe und in einen Kuss verwickle. Unsere Lippen bewegen sich auf einander, doch dann löst Calum unseren Kuss. „Alles klar, ich höre auf.“
Lächelnd sehe ich meinen marido an. Er küsst meine Wange, ehe er von meinem Schoß klettert. „Ich mache das Essen von heute Mittag warm. Ich dachte, dass ich dir einen Toast mit Käse und Tomaten mache und dazu einen Salat, wäre das okay?“
„Das wäre perfekt, muchas gracias.“
Mit einem weiteren kurzen Kuss verabschiedet Calum sich, ehe er mir wieder meine Freizeit zurückgibt.
Ich entzünde meine Zigarette erneut, nehme gleich einen tiefen Zug. Es folgt ein Schluck Tequila. Der Alkohol hilft mir zwar zu entspannen, allerdings wird mein Durst nicht gelöscht.
„Baby?! Kannst du mir Wasser bringen?!“
„Ja-ha!“, trällert Calum von der Veranda aus.
So lässt es sich eindeutig leben…
Wenn ich bis zum Abendessen nicht gestört werde, dann ist das der beste Tag seit langem.