Author's Note:
Für dieses Kapitel habe ich mir "Sally" von der Autorin "Marmelade" (nicht auf Belletristica registriert) geliehen.
capítulo 12
la clínica
Auf meinem Liegestuhl mache ich ein kleines Nickerchen in der Sonne. Es ist nun schon einige Tage her, dass Sebastian verschwunden ist. In Pelican Town hat sich eine trübe Stimmung breit gemacht, die ich allerdings nicht an meine Kinder heran lassen möchte.
Obwohl Lucía und Cassidy immer gerne mit Sebastian zusammen sind und es lieben mit ihm spielen, will ich neben ihnen nicht mehr über ihn oder seinen Verbleib sprechen. Emily sagt, dass es ihm gut geht, die Polizei hat sein Smartphone bis in ein Nachbardorf orten können, danach war es aus und das seit über einer Woche. Außer ein paar Zahlungen mit seiner Kreditkarte gibt es kein Lebenszeichen von ihm. Die Ausgaben sind nicht auffällig. Er hat zweimal Geld bei einer Tankstelle ausgegeben und scheinbar eine Nacht in einem Hotel verbracht, das ist alles. Sonst hat er ein wenig Geld abgehoben, allerdings nicht so viel, dass es auf ein Verbrechen hindeutet. Falls er irgendwo in einem Motel oder einer kleinen Pension untergekommen ist, hat er alles bar bezahlt. Die Polizei sieht keine Dringlichkeit in dem Fall, sie gehen davon aus, dass Sebastian einfach abgehauen ist.
Dan nimmt die Situation ziemlich mit. Ich hab ihn jetzt schon einige Tage nicht gesehen, es sieht so aus, als würde er sich mit Damian und Aiden im Haus verschanzen. Vielleicht ist er ja auch gar nicht da, sondern oben in den Bergen bei Robin. …jedenfalls habe ich ihn länger nicht gesprochen.
Ich werde aus meinen trüben Gedanken gerissen, als mein Smartphone neben mir auf sich aufmerksam macht.
Max: ‚Hey, ich kann weder Robin noch Dan erreichen. Hast du eine Ahnung, wie es meinen Kindern geht? Kein Mensch sagt mir etwas und ich bin mittlerweile ziemlich pissed auf so ziemlich jeden. Die Polizei ist auch so hilfreich wie ein Staubsauger auf einer einsamen Insel. Keiner kann mir sagen, wo mein Mann ist. Es ist Tage her, irgendwer muss ihn doch finden können. So unauffällig ist er nun auch wieder nicht, dass man ihn einfach so tagelang übersehen kann.‘
Oh Max, an seiner Stelle wäre ich mindestens genauso angepisst wie er es ist. Sollte Calum einfach so verschwinden und ich hätte keine Möglichkeit, ihn zu suchen, würde ich durchdrehen.
Trevor: ‚Es gibt nichts Neues, soweit ich weiß. Gestern war Robin kurz hier, aber sie hat nicht so viel geredet. Ich hab sie nach Dan, Aiden und Damian gefragt und sie meinte, dass es ihnen ganz gut geht, aber dass ihnen Sebastian fehlt. Ich weiß nicht, auf welchem Stand du bist, aber Sebastian hat seinen Tank gefüllt und ein paar Kleinigkeiten bei einer Tankstelle gekauft. In einem Hotel hatte er auch eingecheckt, aber nicht unter seinem Namen.‘
Trevor: ‚Der Kerl an der Rezeption hat sich an ihn erinnert, er meinte, dass Sebastian müde ausgesehen hat. Er war alleine und hat nur eine Nacht dort geschlafen.‘
Max: ‚Mir fehlt er auch und zwar wahnsinnig… Ich werde ganz verrückt bei dem Gedanken, dass ich nicht weiß, wo er ist und wie es ihm geht.‘
Max: ‚Aber danke für die Info, irgendwie hab ich mir erhofft, dass du mehr weißt als ich selbst. Mein Flug geht morgen Früh, ich hoffe, dass ich morgen Abend in Pelican Town bin.‘
Max: ‚Es könnte sein, dass ich einfach nur meine Kinder hole und dann mit ihnen nach Hause fahre. Ich weiß nicht so recht, was ich denken oder tun soll. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Sebastian einfach abhaut, ohne etwas zu sagen. Er meldet sich IMMER ab, weil er ganz genau weiß, dass ich mir Sorgen mache. Ihm muss etwas Schlimmes passiert sein, anders kann ich mir das nicht erklären. Ich hab ein schlechtes Gefühl bei der Sache. Sebastian würde sich doch abmelden, das macht er immer. Er will sichergehen, dass ich weiß, wo er ist…‘
Trevor: ‚Mal nicht den Teufel an die Wand. Wenn du morgen da bist, kommst du mit den Babys zu uns und wir reden. Du kannst auch bei uns übernachten, wenn du keine Lust auf Robin und Dan hast, das ist alles kein Problem.‘
Max: ‚Danke… Hey, ich muss weiter, ich hab noch einen Pressetermin, bei dem ich lächeln und happy sein muss.‘
Trevor: ‚Lass dich nicht unterkriegen, Max. Es wird alles gut, da bin ich mir sicher.‘
Max: ‚Dein Wort in Yobas Ohren…‘
„Mit wem schreibst du da so angeregt?“, fragt Calum mich. Er stellt ein Glas und einen mit Wasser gefüllten Krug an meinen kleinen Abstelltisch.
„Mit Max. Er kommt morgen Abend nach Pelican Town“, antworte ich, wobei ich mein Smartphone weglege.
„Oh, ist seine Tour schon zu Ende? Total schade, ich hätte ihn ganz gerne live gesehen.“
„Er hat Pause, seine Kinder haben demnächst Geburtstag und da wollte er dabei sein. Nach der Pause ist glaub ich noch eine Show in Zuzu City geplant… Wir könnten da sicher dabei sein, wenn du magst.“
„Das wäre toll. Ich liebe seine Musik. … Hey, gibt’s was Neues von Sebastian? Weiß Max etwas?“
Ich schüttle den Kopf. Calum reicht mir eine Tablette, die ich gleich in meinen Mund nehme, außerdem bekomme ich ein Glas Wasser, um die Tablette hinunter zu spülen.
„Wie geht’s deinem Rücken?“
„Durch die Schmerzmittel ganz okay“, antworte ich ehrlich. „Mir fehlt mein Alkohol… Ich bin ganz aufgewühlt und irgendwie nicht ganz da…“ Ich hebe meine Hand, meine Finger zittern ein wenig.
„Das ist der Entzug, mein Schatz“, antwortet Calum. Er streichelt meinen Kopf. „Es ist gut, dass es dir mies geht, du hast das verdient.“
„Wow, gracias du Arschloch.“
„Tja, niemand hat dir angeschafft, dass du Tequila trinken sollst als wäre es Wasser. Immer wenn ich stolz auf dich sein kann und du weniger trinkst, folgt eine Phase bei der du es wieder übertreibst. Es wird Zeit, dass dir das mal auf den Kopf fällt. Ich hab kein Mitleid mehr mit dir.“ Calum füllt für mich noch einmal das Glas mit Wasser. „Da, trink Wasser, das ist gut für dich. Ich hab außerdem noch einen Termin bei Harvey ausgemacht. Er soll sich deinen allgemeinen Zustand ansehen, damit es dir bei deinem Entzug weiterhin halbwegs gut geht.“
„Wie fürsorglich du bist… Das ist nicht mein erster Entzug, okay? Ich verkrafte das ganz gut. Das Zittern und die Schlaflosigkeit sind das schlimmste… Du musst mich nicht überwachen. Ich bin halbwegs in Ordnung.“
„Es tut mir leid, Trevor, aber ich muss so sein. Ich muss streng sein, ich muss dich kontrollieren und ich muss dich zum Arzt schleppen. Du bist älter als ich, du hast in deinem Leben schon viele Dummheiten gemacht. Du hast jahrelang Drogen konsumiert, du rauchst und du trinkst. Ich will nicht, dass du in ein paar Jahren zum Pflegefall wirst, weil irgendwelche Organe deinen Scheiß nicht mehr mitmachen. Ich will, dass du gesund bist und dass unsere Mädchen noch lange etwas von ihrem papá haben.“ Ich trinke mein Glas leer, sehe Calum dabei weiterhin an. Diese Standpauke ist so verdammt unnötig. Er erzählt mir nichts, dass ich nicht schon selbst weiß. „Und wenn ich dafür ein strenges, kontrollsüchtiges Arschloch sein muss, dann ist das so. Ich liebe dich und ich mache mir Sorgen…“ Mein marido nimmt mir das Glas ab. Er stellt es auf den kleinen Beistelltisch. Calum beugt sich zu mir, ich bekomme einen Kuss auf die Wange. „Mach dich frisch, ich fahre dich in ein paar Minuten zu Harvey.“
Gesagt, getan.
Es bringt nichts, mich gegen Calum zu wehren. Ich weiß, dass er Recht hat und dass er sich Sorgen um mich macht. Ich bin kein Idiot, ich weiß ganz genau, dass ich nicht immer auf mich geachtet habe. Immer wieder hatte ich die Vorsätze, mich zu ändern oder mich zu bessern, doch ich habe es nie ganz durchgezogen. Ich weiß, dass Calum Recht hat und dass es das Beste für mich ist. In meinem gesamten Leben hatte ich noch nie jemanden, der zu mir so durchdringen konnte, wie Calum es kann. Ich bin es ihm schuldig, dass ich mir zumindest Mühe gebe. Er hat es nicht verdient, dass ich ihm schon wieder so viel Kummer bereite. Dass ich Harvey einen Besuch abstatte, ist das mindeste, was ich tun kann.
Calum setzt mich bei der Klinik ab. Ich bin glücklicherweise fit genug, dass ich das alles alleine schaffe. Mein marido soll schnell wieder zu den Kindern fahren, damit sie nicht auf dumme Ideen kommen.
Ich melde mich bei Sally an. Die hübsche Ordinationsassistentin sieht mich lächelnd an. Ihre roten Haare sind heute zu einem Zopf zusammengebunden. „Wie geht es dir heute, Luciel?“, fragt Sally mich freundlich, als sie meine Karte entgegen nimmt.
„Ziemlich mies“, antworte ich wortkarg. Ich verschränke meine Arme, um das Zittern meiner Finger und Hände ein wenig zu verstecken und zu unterdrücken.
Die Rothaarige tippt auf ihrer Tastatur. „Ich hab deinen Mann und deine Töchter neulich auf dem Spielplatz gesehen. Eure Mädchen sind bildhübsche Kinder. Wer flechtet ihnen so schöne Zöpfe?“
„In den letzten Tagen hat Calum das übernommen, weil es mir nicht so gut geht. Im Normalfall wechseln wir uns ab. Jeden Morgen dieselbe Prozedur, ich hab langsam das Gefühl, dass ich eine Ausbildung zum Haarstylisten mache“, steige ich auf den Smalltalk ein, seufze dann aber. „Seit Calum mich auf Entzug gesetzt hat, bin ich nicht sonderlich zufrieden mit meinem Leben. Alles fühlt sich so stressig an. Mein Kopf kommt kaum zur Ruhe und dieses Zittern… Ich schaffe es nicht einmal, meinen Kindern die Haare zu machen…“
Sallys grüne Augen ruhen auf mir. Auf ihrem mit zarten Sommersprossen überzogenen Gesicht kann ich deutliche Besorgnis erkennen. Sie gibt mir meine Versicherungskarte zurück.
„Die Symptome werden in den nächsten Tagen abklingen und dann wird es dir von Tag zu Tag besser gehen. Wir sind immer für dich da. Falls es dir akut schlechter geht, kannst du uns immer anrufen und wenn es sein muss auch wachklingeln“, verspricht sie sanft. „Harvey hat gleich Zeit für dich, es kann nicht mehr lange dauern. Setz dich doch bitte.“
„Gracias. …also für alles. Ich bin euch sehr dankbar für eure Hilfe.“
Ich lasse mich auf einen der eher unbequemen Stühle sinken. Sie sind zwar ein wenig gepolstert, aber mein Rücken ist immer noch nicht wieder ganz in Ordnung. Alles, was nicht weich und flauschig ist, fühlt sich nicht kuschlig genug für meinen gebrechlichen Körper an.
„Wie gesagt, kalte Kompresse und bei Juckreiz die Salbe auftragen. Sally wird dir die Salbe geben.“
„Danke Harvey“, verabschiedet sich Shane von dem Arzt.
Ich sehe zu meinem Kumpel den Bürgermeister. Er hält eine kalte Kompresse an seinen Unterarm. Die Stelle eignet sich perfekt für einen dummen Spruch.
„Was ist los Shane? Hast du dir deinen Wichsmuskel überreizt?“, frage ich grinsend, was Shane sofort zum Lachen bringt.
„Halt deine Klappe. Ich hab gehört, dass du Rückenschmerzen hast, weil du zu alt bist, um eine Kiste zu heben.“
„Oh you…“ Ich grinse immer noch. Natürlich kann ich ein bisschen einstecken, ich bin nicht sonderlich wehleidig was einen Konter auf meine Sprüche angeht. Im Gegenteil, so macht das Spielen mehr Spaß. „Im Ernst, was ist passiert, Shane?“
„Mich hat so ein Vieh gestochen. Keine große Sache, aber mein Arm ist rot und angeschwollen, Abby wollte lieber, dass Harvey sich das ansieht. Wie geht’s deinem gebrechlichen Rücken?“
„Ganz okay. Calum lässt nicht locker, er will, dass ich weniger trinke und deswegen treibt er mich jetzt durch einen kleinen Entzug. Ich darf die Schmerzpillen für meinen Rücken ja nicht mit Alkohol einwerfen.“
„Sollte man auch nicht“, stimmt Harvey mit der Meinung meines nörgelnden Liebsten überein. „Vor allem nicht, wenn man zu einer gewissen Risikogruppe gehört.“
„Ich weiß, ich weiß, ich bin ein verdammter Junkie“, antworte ich auf Harveys dezente Aussage. „Ich liebe Drogen einfach, was soll ich da machen?“
„Den Scheiß seinlassen und endlich erwachsen werden“, antwortet Shane relativ neutral. Er bekommt von Sally die ihm verschriebene Salbe. „Danke.“
Ich stehe von dem unbequemen Stuhl auf, gehe einige Schritte auf Harvey zu. „Vielen Dank für deine aufmunternden Worte, Shane.“
„Gerne. Man sieht sich Trevor.“
„Mhm.“
Shane verabschiedet sich noch von Harvey und Sally. Mit einer Handgeste leitet der Arzt mich in den Behandlungsraum. Er bittet mich, mich hinzusetzen.
„Ich sehe mir zuerst deinen Rücken an.“ Wie vor ein paar Tagen tastet Harvey mich ab. Je näher er an der schmerzenden Stelle ankommt, desto mehr verziehe ich das Gesicht. „Wie stark sind deine Schmerzen?“
„Wenn du da so rumdrückst, enorm…“
„Und im Alltag?“
„Besser… Ich nehme mich zurück und ruhe mich aus, wie du es mir aufgetragen hast. Calum hat mir so lächerliche Dehnübungen gezeigt und mich zu Yoga gedrängt. Das war furchtbar.“
„Damit hat er nicht Unrecht. Wenn du es anfangs nicht übertreibst, dann wird dir Yoga bestimmt helfen, deine Muskeln wieder zu entspannen. Wenn du dich an alles hältst, wirst du die Schmerzen ib ein paar Tagen schon wieder vergessen haben.“ Er nimmt seine Hände von mir, setzt sich dann an seinen PC und tippt auf seiner Tastatur. „Erzähl. Wie geht es dir mit deinem Entzug?“
„Naja, wie soll es mir gehen? Mit Tequila und ohne Rückenschmerzen wäre ich wieder ein angenehmerer Zeitgenosse.“
Harvey seufzt. „Wie gehen ein paar Symptome durch, okay? Ich zähle auf und du sagst mir, wie du es empfindest.“
„Okay.“
„Verstärktes Schwitzen?“
„Meistens nur nachts.“
„Übelkeit oder Erbrechen?“
„No, dagegen hat Emily mir einen Tee gebracht. Eigentlich wollte ich mir etwas aus der Apotheke besorgen, aber Calum hat mir alle Medikamente verboten, die ich nicht von dir verschrieben bekommen habe.“
„Hättest du etwas gesagt, hätte ich dir etwas mitgegeben“, antwortet Harvey ruhig. „Kommst du mit dem Tee zurecht? Verträgst du ihn gut?“
„Sí, alles okay. Er schmeckt zwar grässlich, aber ich komme damit klar. Emily meinte, dass ich zwei Tassen täglich trinken soll und daran halte ich mich.“
„Sehr gut. Als nächstes auf der Liste hätte ich das Zittern, doch das ist mir gleich aufgefallen.“
„Mhm… Ich würde sagen, dass mich das am meisten stört. Meine Mädchen haben mich schon gefragt, ob mir kalt ist oder ich krank werde…“
Harvey sieht zu mir hinüber. „Wie gehst du damit um?“
„Ich sage ihnen die halbe Wahrheit. Cassies Mutter ist an Krebs gestorben. Immer wenn Calum oder ich sagen, dass wir ‚krank‘ sind, hat sie ein wenig Angst. Das heißt, dass wir jedes Mal vorsichtig damit umgehen, wenn wir das Wort erwähnen und ihr auch erklären, um was es sich handelt und dass es nur eine Kleinigkeit ist.“ Ich räuspere mich. „Entschuldige, hättest du ein Glas Wasser für mich? Ich fühle mich so ausgetrocknet…“
Harvey nickt. Er steht auf und verlässt kurz den Behandlungsraum. Als er wieder kommt, reicht er mir einen weißen Pappbecher, der mit Wasser gefüllt ist. Ich nehme einige Schlucke zu mir, ehe ich weitersprechen kann. Harvey setzt sich wieder, sein Blick ist interessiert auf mich gerichtet.
„Ich habe Cassidy erklärt, dass ich mich verletzt habe und dass ich sie auch deswegen nicht so knuddeln und drücken kann, wie ich es sonst immer tue. Es ist gar nicht so leicht, wenn ich meine Töchter nicht spontan hochnehmen kann. Niemals hätte ich gedacht, dass mir das so fehlen könnte.“ Ich nehme einen weiteren Schluck zu mir. „Von dem Entzug haben wir aber nicht gesprochen. Sie würden das noch nicht verstehen und ich will auch gar nicht, dass sie das alles wissen… Klar, ich trinke gerne… aber wenn ich es so betrachte, dann ist das nichts, worauf ich stolz sein könnte oder etwas, das ich an die große Glocke hängen will… Es ist eben ein Teil von mir, ich trinke schon sehr lange und ich weiß nicht recht, wie ich das alles hinbekommen soll.“
„Wenn du möchtest, kann ich dir Adressen für Selbsthilfegruppen geben“, schlägt Harvey vor. „Die Frage ist nur, ob du überhaupt aufhören willst, zu trinken. Ohne deinem Willen funktioniert keine Therapie, egal wohin ich dich überweise.“
Ich zucke mit den Schultern. „Keine Ahnung… Vielleicht, vielleicht auch nicht. Was ich aber weiß ist, dass ich nicht mehr in diesen Maßen trinken will. Calum hat Recht, wenn ich schon morgens anfange, dann wird das über den Tag verteilt mehr, als ich trinken sollte… …vielleicht ist das auch einfach eine kulturelle Sache, verstehst du? Auf den Fern Islands werden Gras oder Alkohol nicht als Problem oder Suchtmittel angesehen. Man setzt sich schon tagsüber zusammen und trinkt das eine oder andere Glas Tequila. Man isst, man raucht, man unterhält sich. Das gehört alles irgendwie zusammen, wenn man unter Freunden oder Familie ist. Jeder trinkt, es gibt kaum Ausnahmen und nur weil die Allgemeinheit in dieser Umgebung es anders handhabt, bin ich derjenige mit dem Problem…“
Harvey nickt. „Ich verstehe. Dein Tequila ist also wie die Zigarette in Gesellschaft, aber was ist mit dir persönlich? Wann trinkst du?“ Er hat mich ertappt. Ich lasse meinen Kopf in meinen Nacken zurücksinken, richte meinen Blick dann aber wieder zu Harvey.
„…wenn ich meine Ruhe haben will… oder wenn ich etwas verarbeiten muss… aus Langeweile… eigentlich immer und aus jedem Grund…“
Harvey räuspert sich, ehe er weiterspricht. „Alkoholkonsum einzuschränken ist schwerer, als ihn ganz abzusetzen, vor allem, wenn man so viele Trigger hat wie du. Wenn du weiterhin trinken möchtest, kannst du das tun, aber du musst deinen Sturkopf dazu einsetzen, deine Grenzen zu beachten. Tausch dich mit Shane aus, er hat es geschafft. Er trinkt seit Jahren nur noch in Gesellschaft oder zu besonderen Anlässen.“
Nun bin ich derjenige, der nickt. „Calum hilft mir dabei, er sorgt dafür, dass ich meine Grenzen nicht vergesse.“
„Das ist die beste Voraussetzung. Ein unterstützendes Umfeld ist sehr wichtig, wenn man mit einer Sucht zu kämpfen hat.“ Harvey lächelt wieder ein wenig. „Ein paar Symptome hätte ich noch für dich. Bist du bereit?“
„Mhm.“
„Schlafstörungen?“
„Sí, aber ich hole den Schlaf stückchenweise nach. Sobald es mir besser geht, lege ich mir wieder einen normalen Schlafrhythmus zu, aber im Moment…“
„Was machst du, wenn du nachts nicht schlafen kannst?“
„Duschen oder ein Bad nehmen. Ich schwitze nachts wahnsinnig viel. Tagsüber fällt mir das nicht so stark auf, weil ich meistens in der Sonne liege und dadurch ohnehin schwitze, aber nachts…“ Ich nehme noch die letzten Schlucke des Wassers zu mir, stelle dann den leeren Becher ab. „…danach setze ich mich meistens raus auf die Veranda und trinke Tee, genieße die Stille der Nacht… wie auch immer…“
„Hast du auch Angstzustände oder depressive Verstimmungen?“
„No, Angstzustände nicht. Ich merke schon, dass ich ein wenig verstimmt bin, aber ich ruhe mich oft aus, trinke Wasser, esse regelmäßig und nehme ein wenig Abstand zu meinen Kindern, damit ich in einem schwachen Moment nicht irgendetwas Falsches sage. Ich will sie damit nicht belasten und ich weiß, dass es in ein paar Tagen besser wird. Am schlimmsten ist wie gesagt das Zittern… Schon bei meinen anderen Entzügen, in der Klinik und im Krankenhaus hatte ich dieselben Symptome. Ich komme ganz gut klar, nur das Zittern ist für mich persönlich die größte Belastung…“ Harvey nickt, ich merke, dass er mir aufmerksam zuhört und es tut gut, diese Gedanken endlich loszuwerden. Ich weiß genau, dass er mich nicht verurteilt, ich bin in guten Händen. „…es kommt mir vor, als wäre es das Aushängeschild, das mich zum Junkie deklariert. Die Meinung der anderen interessiert mich nicht, aber… ich will nicht, dass man es mir so deutlich ansieht, verstehst du, was ich meine?“
„Wenn du einen erfahrenen Psychologen aufsuchen willst, dann kann ich-“
„No. Ich weiß deine Bemühungen zu schätzen Harvey, aber ich will, dass das alles ein absehbares Ende hat. Ich will nicht von Termin zu Termin laufen und schon gar nicht in Zuzu City. Ich will hier in Pelican Town bleiben. Ich will endlich zur Ruhe kommen, den Paparazzi ausweichen und endlich wieder mein Leben genießen können. Ich will mich ausruhen und all diesen Trubel um mich eine Weile auf Eis legen… Wenn mich jemand zu einem Therapeuten gehen sieht, stehe ich doch sofort wieder in den Schlagzeilen eines Promo Klatschblattes…“
„Mir ist klar, dass du das nicht hören willst, aber meiner Meinung nach würde dir eine Therapie gut tun. Ich sehe und höre, dass du viel hast, das dich belastet und es wäre besser, wenn du es mit einem Spezialisten besprechen würdest. Wenn du das nicht willst, ist das natürlich auch in Ordnung, ich bin der Letzte, der einen Patienten zu etwas zwingt, wenn er noch nicht bereit ist. Ich bin bemüht, jedem einzelnen von euch zu helfen. Und ich will auch dir helfen.“
„Das tust du“, sage ich mit einem Lächeln. „Es hat mir schon geholfen, das alles loszuwerden. Ich fühle mich bereits jetzt besser, gracias.“
Ich stehe auf, lasse mich allerdings gleich wieder zurücksinken, als ich einen ziehenden, seltsamen Schmerz in meinem unteren Rücken spüre.
Harvey springt sofort von seinem Stuhl, um mir zu Hilfe zu kommen. „Ganz ruhig. Hast du Schmerzen?“ Wortlos deute ich an die schmerzende Stelle. „Die Nieren… Ich seh mir das per Ultraschall an. Es könnte eine kleine Verkühlung sein, schlimmstenfalls aber ein Nierenstein oder ein Schaden durch deinen ungesunden Lebensstil.“
„Klasse, das hat mir noch gefehlt… Calum hat mich vorhin erst belehrt, dass er nicht möchte, dass ich ein Pflegefall werde. Es ist natürlich klar, dass sich ausgerechnet schon eine Stunde später eine Niere verabschiedet.“
„Noch steht keine Diagnose fest. Bleib ganz ruhig, Trevor. Es gibt viele harmlose Gründe für Schmerzen im Nierenbereich. Ich sehe mir das an.“
Die Untersuchung zeigt keine besonderen Ergebnisse. Dadurch, dass ich erwähnt habe, dass ich mich so ausgetrocknet fühle, hat Harvey eins und eins zusammen gezählt und daraus geschlossen, dass mir Flüssigkeit fehlt und sich das nun durch meine Niere bemerkbar macht. Die Therapie dagegen ist ein Beutel NaCl, also Kochsalzlösung, die ich intravenös zu mir nehme. Lecker.
Gelangweilt liege ich in einem der Krankenbetten. In meinem linken Arm steckt ein Zugang durch die mir die Flüssigkeit gegeben wird. Sally ist so freundlich, meinen marido zu informieren. Er soll wissen, dass ich noch eine Weile hier bleibe. Ich muss hier liegen, bis die Infusion durchgelaufen ist.
Müde blicke ich auf den Beutel, der an einem Metallständer hängt. Ich beobachte, wie die farblose Flüssigkeit vor sich hin tropft.
„Brauchst du irgendetwas?“, erkundigt sich Sally nach meinem Wohlbefinden.
„Alles okay, gracias.“
„Sag unbedingt Bescheid, wenn du irgendwas brauchst. Ich hab deinen Mann schon erreicht, er holt dich ab, sobald wir hier fertig sind.“
„Wie lange wird das noch dauern?“, frage ich nach. „Der Beutel wird ja kaum leerer… Ich will raus in die Sonne…“
Sally blickt zu dem Beutel. „Noch eine ganze Weile, tut mir leid.“
„Das kann man wirklich nicht beschleunigen?“
„Das müsste Harvey machen, ich kann das nicht entscheiden. Aber die Ruhe ist gut für dich. Ich habe Früchtekuchen gebacken. Willst du vielleicht ein Stück? Wartezeit zu überbrücken ist immer leichter, wenn man etwas zu essen hat.“
Sallys Aussage bringt mich zum Schmunzeln. „Calum isst auch oft aus Langeweile.“ Mein Blick wandert zu dem gut gefüllten Beutel nach oben. „Ich schätze, dass das für diese endlose Geschichte hier eine gute Taktik ist.“ Als ich wieder zu Sally sehe, erblicke ich dieses warme, freundliche Lächeln. Harvey hat mit seiner Frau großes Glück. Sally ist ein wahrer Goldschatz.
…
Während ich vor der Klinik auf Calum warte, stehe ich ein bisschen in der Nachmittagssonne. Ich lasse mich von ihr erwärmen und auftauen. In Harveys Klinik war mir ein wenig zu kalt. Aus Langeweile gehe ich etwas auf und ab. Das schwarze Bett, welches an Pierres Laden hängt, zieht meine Aufmerksamkeit auf sich. Hier gibt es immer Neuigkeiten Rund um Pelican Town.
Die kleine Jas bietet ihre Dienste als Babysitterin an. Kaum denke ich an das Mädchen, trifft mich die Erkenntnis, dass die ‚kleine Jas‘ nun 18 oder sogar 19 Jahre alt sein müsste. Rein technisch gesehen wäre es legal, sie zu verführen… …doch es gibt da mindestens zwei Männer, die mir dafür mein ohnehin schon geschädigtes Rückgrat brechen würden.
Den dummen Gedanken schüttle ich wieder ab, als ich eine Mitteilung sehe.
‚Dan und ich möchten euch für euren Beistand danken. Sobald wir etwas Neues von Sebastian hören, werden wir es euch sofort wissen lassen. Die nächsten Filmabende im Community Center lassen wir allerdings ausfallen. Wenn Sebastian wieder zurück ist oder wir zumindest sicher wissen, dass er in Sicherheit ist und es ihm gut geht, werden wir wieder eher in Stimmung zu sein, eine Veranstaltung zu planen. Falls irgendjemand von euch etwas von unserem Sohn hört, wären wir sehr dankbar, wenn ihr es uns wissen lässt. Wir sind für jeden Hinweis, sei er noch so klein, überaus dankbar.‘
Die Notiz ist per Hand geschrieben und in einer Klarsichthülle an das schwarze Brett gepinnt. Unter Robins Unterschrift finden sich noch zwei Telefonnummern, die vermutlich zu Dan und Robin gehören.
Sebastian…
Es gibt immer noch keine Neuigkeiten. Ich habe all seine Social Media Seiten abonniert, ich sollte also sofort informiert werden, falls er von sich aus etwas von sich hören lässt. Das kleine Zuckerstück hält es doch sonst nicht so lange aus, eine Pause von seinen Social Media Aktivitäten zu haben. Es ist zum Haare raufen.
Vielleicht ist ihm ja doch etwas passiert?
Ich meine… Emily sagte, dass es ihm gut geht, aber kann man sich darauf wirklich verlassen? Immerhin hat sich seine Spur vor ein paar Tagen verloren.
Falls Sebastian… nein, wenn Sebastian zurückkommt, wird Dan ihn bestimmt an die Leine nehmen oder ihm zumindest eigenhändig einen verdammten GPS-Chip in die Haut pflanzen, damit er sein Kind niemals wieder verliert. Zuzutrauen wäre es ihm.
Auf den Hauptplatz fährt ein Wagen. Er hält nur wenige Meter neben mir. Durch die Frontscheibe sehe ich meinen marido. Calum trägt kein Shirt, allerdings kann ich deutlich sehen, dass er das Leder des Sitzes mit einem Handtuch abgedeckt hat.
„Hey Süßer. Wie viel für eine Stunde?“, fragt er, als er die Scheibe hinunterlässt.
„Ich werde dich so heiß verwöhnen, dass du nach mehr als einer Stunde betteln wirst, Baby“, antworte ich frech.
„Klingt geil, spring rein.“ Ich öffne die Beifahrertür, Calum beugt sich zu mir, um mich zu küssen. „Wie geht’s dir?“, fragt er nach, als er eine kleine Runde macht, um umzudrehen und wieder zurück zu fahren.
„Naja, ich soll noch mehr trinken, also Wasser. Durch das vermehrte Schwitzen verliere ich zu viel Flüssigkeit, die ich aber nicht aufgeholt habe, das hat meine Nieren beleidigt. Es ist aber kein langfristiger, Schaden, es geht mir gut.“
„Okay, dann achte ich darauf, dass du mehr trinkst. Gibt es ärztliche Anweisungen?“
„Das Übliche. Wenn es Fruchtsaft ist, dann sollte ich ihn mit viel Wasser aufspritzen. Keine Kohlensäure, keine künstlichen Limonaden und ich soll lieber Tee anstatt Kaffee trinken, sollte das für mich machbar sein.“
„Verstehe.“
„Aber du streichst mir meinen Kaffee nicht auch noch… oder? Sonst weiß ich nämlich nicht mehr, ob mein Leben noch lebenswert ist.“
„Nein, nein, das tue ich nicht“, versichert Calum mir lächelnd. Wir kommen bereits wieder auf der Farm an. „Das wäre unmenschlich. Ich hab dir schon zu viel weggenommen.“
„Weißt du, was mir am meisten fehlt?“, frage ich nach.
„Dein Gras?“, fragt Calum mit einem dezent genervten Unterton. Sein Blick setzt diesem Unterton noch die Krone auf.
„Sex. Mir fehlt Sex.“
„Aber dein Rücken… Ich will nicht, dass es schlimmer wird, Trevor.“ Calum legt seine Hand an meinen Oberschenkel. „Heute Nacht werde ich dich ganz zart und vorsichtig verwöhnen, okay?“
„Zart und vorsichtig…“, gebe ich schmunzelnd von mir. „Nicht mal mein erstes Mal war zart und vorsichtig.“
„Tja, entweder du lässt dich darauf ein oder du bist auf deine eigene Hand angewiesen.“
„Und was ist mit deiner Hand? Du hast sogar zwei davon, egal welche du verwendest, ich finde beide gut“, antworte ich nun grinsend.
Calum leckt sich über die Lippen. „Ich hab da etwas Besseres im Sinn, Sweetie und du wirst es lieben.“ Mit einem verführerischen Blick streicht Calum über meinen Brustkorb. Er lässt seine Finger von meinem Oberkörper bis zu meinem Schritt wandern. „Du wirst nach mehr als einer Stunde betteln.“
„Ich hoffe du hältst, was du versprichst.“
…
Unsere Kinder sind auf dem Spielplatz. Calum hat dafür gesorgt, dass die Mädchen jemanden zum Spielen haben. Er meinte irgendwas von anderen Kindern… ich hab nicht genau zugehört, weil ich versucht habe, mich in der Badewanne zu entspannen, außerdem hat die Tür zwischen uns seine Stimme ziemlich gedämpft…
Mein marido führt mich ins Schlafzimmer. Er bittet mich, mich auf den Bauch zu legen. Diese Bitte irritiert mich ein wenig, da ich eigentlich davon ausgegangen bin, dass ich jetzt ein wenig von ihm verwöhnt werde.
Ich lege mich auf den Bauch, Calum klettert zu mir ins Bett. Er streicht über meine nackte Haut, auch mein Hintern wird ein wenig gestreichelt.
„Das ist aber… naja sehr sanft… von Streicheleinheiten werde ich garantiert nicht kommen und ich hatte vor zu kommen.“
„Sei bitte still und genieß es.“
„Ich könnte es genießen, wenn du mir vorher einen runter holst. Wenn ich nicht mehr so einen Druck habe, kannst du mich so viel streicheln wie du magst. Von mir aus kümmere ich mich wirklich selbst darum, aber es wird unerträglich, ich kann mich kaum noch konzentrieren, Calum.“
Calum gibt mir einen sanften Klaps auf den Hintern. „Gut, dann Planänderung: Dreh dich um, dann sauge ich dir das Hirn durch deinen Penis raus…“
„Romantisch“, antworte ich schmunzelnd. Ich drehe mich zur Seite und dann auf den Rücken.
„Als ob dein eiskaltes Herz für Romantik empfänglich wäre. Ich wollte dich gerade mit einer Massage verwöhnen.“ Er deutet auf meinen Nachttisch. Meine Augen folgen seinem Finger und kommen bei einer kleinen Flasche Massageöl an. „Erst wollte ich dich massieren und dir dann noch mehr Erleichterung verschaffen.“
„Oh…“
„Aber…“ Calums Enttäuschung ist wie weggeblasen. Er macht das Beste daraus. „Wenn ich gleich damit anfange, dir den innerlichen Druck zu nehmen, schaffen wir es vielleicht, dass ich dir die doppelte Freude verschaffen kann…“
Mein marido beugt sich über mich, ich bekomme einen liebevollen Kuss von ihm, den ich nur zu gerne erwidere. Verlangend lege ich eine Hand in seinen Nacken. Wenn ich diese verdammten Schmerzen nicht hätte, würde ich Calum jetzt über das Bett beugen und ihm zeigen, wie viel Druck sich wirklich schon in mir angestaut hat.
Als wir den Kuss lösen, sieht Calum mich an. Ich habe ihn schon so oft betrachtet, oft so lange, dass ich mir selbst dabei komisch vorgekommen bin, doch trotzdem… trotzdem kann ich meine Augen nicht von ihm lassen. „Ich liebe dich, Baby.“
Calum schmunzelt. „Wolltest du nicht eher ‚Te amo‘ sagen? Du sagst immer ‚Te amo‘, echt ungewohnt.“
„Ich liebe dich“, wiederhole ich mich. „Ich liebe dich so sehr, dass ich nicht mehr klar denken kann, sobald ich in deine wunderschönen Augen sehe. Du verzauberst mich. Auch wenn es unbeabsichtigt ist, ist alles, was du tust so elegant, so geschmeidig. Jede deiner Bewegungen ist wie ein Tanz, der mich herausfordert, dir nahe zu sein. Ich kann nicht aufhören, dich anzusehen. Es ist mehr als nur dein Aussehen, es ist deine Ausstrahlung, die mich so unfassbar gefangen nimmt und mir den Verstand raubt.“ Ich streiche über Calums Wange. „Mir ist vollkommen klar, dass ich einen Menschen wie dich nicht verdient habe und trotzdem sind wir zusammen. Es ist magnetische Anziehung, perfekt gemischte Chemie… Ich liebe dich und ich werde dich für den Rest meines Lebens lieben. Und egal wie oft ich dich ansehe, deine Anwesenheit löst immer noch dasselbe Gefühl wie damals aus. Ich bin aufgeregt, glücklich und unendlich dankbar, dass ich dich habe.“
Calum sieht mich an. Ich kann deutlich sehen, dass seine Pupillen sich ein wenig geweitet haben. Nach einem tiefen Atemzug klettert er auf meine Hüfte. Er beugt sich über mich und verwickelt mich in einen stürmischen Kuss, den er allerdings schnell wieder löst. Er küsst meinen Hals, die plötzliche Lust, die ich ihn ihm entfacht habe, irritiert mich ein wenig.
„Okay, weitere Planänderung, ich ficke dir das Gehirn raus.“
„W-Was?“, frage ich ein wenig belustigt. „Calum, mein Rücken…“
„Du darfst nachher die restliche Packung Schmerzmittel einwerfen. Du wirst sie definitiv brauchen, wenn ich mir dir und deinem Hintern fertig bin.“
„Cal-“ Er erstickt meine Beschwerde mit einem weiteren Kuss. Die restlichen Bedenken verabschieden sich schnell. Es ist ohnehin schon so schwer, an etwas Anderes außer Sex zu denken.
Ich komme kaum dazu, irgendetwas zu tun, denn mein marido übernimmt die gesamte Führung. Es ist nicht so, dass ich den passiven Part hasse, es ist eher so, dass ich schlicht gerne den Ton angebe, mir das aber in dieser wortwörtlichen Position kaum möglich ist.
Die Küsse meines Liebsten wandern von meinem Brustkorb über meinen Bauch, bis zu meiner Hüfte. Mein Liebeshungriger marido lässt sich nicht lange Zeit, er nimmt mein erigiertes Glied sofort in den Mund, um mich zu befriedigen. Erregt stöhne ich auf. Calum saugt mit einer Kraft, die ich nicht erwartet hätte, auch sein Tempo ist verdammt ungewöhnlich. Es wirkt fast, als könnte er es nicht erwarten, dass ich komme.
„Oh Baby… fuck…“
Calum verausgabt sich richtig, um mich schnell zu meinem Höhepunkt zu bringen. Als er sich ausgiebig meiner Eichel widmet, ist es nicht mehr auszuhalten. Calum nimmt meinen Penis tiefer in den Mund, was mir endgültig den Rest gibt. Stöhnend ergieße ich mich in seinem Mund. Ich bewege meine Hüfte ein wenig, doch dann bleibe ich still liegen. Die plötzliche Erleichterung übermannt mich.
Noch nie hat mich ein Blowjob so intensiv in Ekstase gebracht und es hat sich schon oft jemand mit meinem besten Stück vergnügt.
Schwer atmend bleibe ich liegen, die Ruhe wird mir allerdings nicht länger als wenige Sekunden gegönnt. Ich werde auf meinen Liebsten aufmerksam, als er sich alle Klamotten regelrecht vom Leib reißt. Er zieht mich fast schon grob an den Beinen auf seine Oberschenkel.
„Calum-Calum… Baby, warte kurz…“, bitte ich schwer atmend. „Mein Rücken…“
„Sei still.“
Er widmet sich bereits seinem Penis, ich spüre seine Härte an meinem Oberschenkel, kurz darauf spüre ich seine Finger in mir. Calum ist ein wenig unbeherrscht. Er wirkt, als hätte sich auch bei ihm so viel Druck angestaut, dass er ihn unbedingt auf der Stelle loswerden möchte. Wenige Atemzüge später zieht er seine Finger wieder aus mir, nur um mit seinem Penis einzudringen.
Calum zieht mich an seine Hüfte. Er stöhnt genüsslich auf, als er tiefer in mich eindringt. Es zieht zwar ein wenig, doch ich konzentriere mich auf meine Atmung, um meinen Unterleib schnell wieder entspannen zu können.
Es dauert nicht lange, schon kann ich mich mit dem Rhythmus anfreunden. Mit geschlossenen Augen genieße ich Calums Stöße. Er stößt hart und kräftig zu, immer wieder stacheln seine Bewegungen mich an. Meine übereifrige Libido wird ein weiteres Mal entfacht. Mein marido hält sich an mir fest, meine Haut schwitzt unter den Berührungen seiner heißen Hände. Ich versuche erneut, es hinaus zu zögern, doch mein Schwanz ist mittlerweile wieder so hart, dass ich meiner Lust nachgeben muss. Ich lege meine Hand an meinen Penis und beginne damit, mir einen runter zu holen.
Das Zimmer ist mit unserem angeregten Stöhnen und unserer beschleunigten Atmung erfüllt. Das Blut in meinem Kopf rauscht, ich spüre meinen angestrengten Herzschlag an meinem Hals, bis hinauf zu meinen Schläfen.
Ich komme in meiner Hand, ergieße mich über meine Finger, auch an meinem Bauch kann ich das warme Sperma spüren. Calum stöhnt erregt auf, er zieht mich noch einmal kräftiger zu sich und erhöht das Tempo. Es fühlt sich an wie der letzte Endspurt, ein weiteres heiseres Keuchen ertönt, schon spüre ich, dass Calum in mir kommt. Die Bewegungen stoppen plötzlich, mein marido verweilt in mir. Er streicht über meinen Oberschenkel und küsst meine Haut einige Male.
„Ich liebe dich so sehr, Trevor… so unfassbar…“ Er atmet schwer. „Fuck… das war der beste Sex… seit langem…“
Geschafft öffne ich meine Augen, mein Blick bleibt an die Decke gehaftet. „Du hast ja auch kein Kondom benutzt…“
„Ist doch egal… Für den Sex…“ Meine Haut wird noch einige Male geküsst. „…mach ich die Sauerei gerne weg…“
Calum zieht sich aus mir zurück. Die eben besagte Sauerei fühlt sich für mich allerdings weniger angenehm an. Klar, dass es ihn als aktiven Part nicht besonders zu Herzen geht, dass wir auf Verhütung verzichtet haben. Ich hingegen muss jetzt dringend auf die Toilette und unter die Dusche. Oh Yoba, wie sehr ich eine Dusche brauche. Das Bad vorhin hätte ich mir eigentlich schenken können.
Mein marido klettert wieder neben mich. Er zieht mich in seinen Arm und verwickelt mich erneut in einen gierigen Kuss. Ich bin sicher, dass er viel Spucke einsetzen würde, wenn er noch welche übrig hätte…
Vorsichtig drücke ich Calum von mir. „Ich muss ins Badezimmer…“
„Okay. Ich mach hier bisschen sauber.“ Verkrampft gehe ich die wenigen Schritte zur Badezimmertür. „Wie geht’s deinem Rücken?“
„Besser als meinem Arsch“, antworte ich, was meinen Liebsten zum Lachen bringt.
„Tut mir leid, nächstes Mal nehme ich wieder ein Kondom, versprochen.“
„Du kannst mich mal.“
„Geh duschen, ich schulde dir noch eine Massage“, winkt er meine Beschwerde sichtbar glücklich ab.