capítulo 26
educación de los niños
Der Tag nach dem Luau ist für einige bestimmt kein guter Tag, für mich hingegen schon. Letzte Nacht haben Calum und ich die Mädchen zum Auto getragen. Max war so freundlich, uns Richie abzunehmen. Der Kleine ist am Lagerfeuer eingeschlafen und war zu müde, selbst bis zum Auto zu kommen. Auch jetzt verschläft er das Frühstück.
„Soll ich nach ihm sehen?“, fragt Calum besorgt nach.
„No, lass ihn schlafen. Er braucht jede Minute Schlaf, die er bekommen kann. Wer weiß, wann er das letzte Mal so viele Stunden am Stück geschlafen hat.“
Richie soll sich ausruhen. Obwohl ich zugeben muss, dass mein Tag noch besser wäre, wenn ich seinen Hintern in seiner Leggins gesehen hätte. Vielleicht verschiebt er ja seine Yogastunde, sodass ich auch daran teilhaben kann.
„Das mit dem Schwan verstehe ich immer noch nicht, Daddy.“
„Schwäne sind zwar sehr hübsch, aber sie beißen“, antwortet Calum. Er streicht auf seinen Toast ziemlich viel Schokoladencreme. Wenn er tatsächlich einen Biss davon nehmen sollte, verklebt sein Mund, noch ehe er den Toast schmeckt. Alleine wenn ich daran denke, das zu essen, vergeht mir der Appetit.
„Willst du zu deiner Schokocreme noch ein bisschen Toast?“
„Scherzkeks“, antwortet Calum schmunzelnd. „So schmeckt das am besten. Das Toastbrot muss getoastet sein, dann kommt eine Schicht Butter darauf und dann viel Schokoladencreme.“
„Diabetes zum Frühstück, lecker“, antworte ich etwas angeekelt.
„Koste mal“, bittet Calum fröhlich. Er hält mir den Toast ins Gesicht. Schon bei dem Anblick der Masse an Schokoladencreme, die an den Seiten hinunterquillt und auf Calums Fingern verteilt ist, ist mein Verlangen nach Süßem mehr als gedeckt. Ich schiebe seine Hand aus meinem Gesicht.
„No, gracias, ich will meine Zähne noch eine Weile behalten.“
„Bleibt mehr für mich.“
„Ich will sowas auch, Daddy.“
„Ich auch“, stimmt Lucía ihrer Schwester zu.
Ich deute auf ihre Teller. „Esst euer Gemüse und euer Obst und wenn euer Teller leer ist, könnt ihr auch Diabetes haben“, antworte ich ihnen.
„Was ist ein Diabetes?“, fragt Cassie nach.
„Das ist eine Krankheit, die man bekommen kann, wenn man zu viel Zucker isst“, antwortet Calum. „Aber so schnell bekommt man das nicht, euer papá übertreibt, weil er möchte, dass ich mich gesünder ernähre.“
Ich sehe zu Calum, dessen Wangen schon mit Schokocreme beschmiert sind. Wenn ich ihn so ansehe, dann habe ich das Gefühl, dass ich der einzige Erwachsene an diesem Tisch bin.
Mein Blick wandert zu Cassie. Sie wirft ihre Tomate einfach auf den Boden, um sie nicht essen zu müssen.
„Cassie?“, ermahne ich sie streng. „Heb das sofort wieder auf.“
„Ja, aber Domingo wird das essen…“
„No, das wird er nicht. Abgesehen davon, dass ihr ihm nichts vom Tisch geben sollt, ist eine Tomate bestimmt nicht der richtige Snack für ihn. In diesem Haushalt gehen wir mit Lebensmitteln respektvoll um, wir werfen nichts auf den Boden. Heb das wieder auf, Cassie.“
„Trevor, sie ist doch nur ein Kind.“
„Und wann soll sie es sonst lernen?“, frage ich sauer. „Heb das sofort auf oder du verbringst den Tag alleine in deinem Zimmer.“
„Du bist voll gemein“, antwortet sie schmollend. Cassie steigt von ihrem Stuhl. Sie hebt die Tomate zwar auf, klatscht sie dann jedoch so sehr gegen den Tisch, dass sie aufplatzt und ihre Kerne und das Fruchtfleisch am Tisch verteilt werden. Lucía nimmt ihre Serviette und wischt über ihre Wange. Sie isst weiter, als wäre nichts passiert, doch Calum und ich sind etwas schockiert. Ich spüre, dass mein Blutdruck steigt und ich kurz davor bin, Cassie an den Haaren in ihr Zimmer zu schleifen.
Ich stehe auf, versuche dabei so beherrscht wie möglich zu sein. Wenn ich jetzt nicht aufpasse, was ich tue oder sage, kann das nur eine Katastrophe werden. Ich hole einen feuchten Lappen von der Küchenzeile und gehe damit auf Cassie zu. Sie blickt etwas ängstlich zu mir nach oben. Ihr Gesichtsausdruck deutet an, dass ich im Moment nicht gerade freundlich aussehe.
„Trevor…“, versucht Calum auf mich einzureden, doch ich lasse mir dieses Verhalten nicht gefallen.
Etwas grob nehme ich Cassidys Arm. Ich wische ihre Finger mit dem Lappen ab, lasse ihn dann gleich am Tisch liegen, um die Sauerei nach Cassies Bestrafung wieder wegzumachen.
„Komm, du gehst auf dein Zimmer“, spreche ich streng.
„Ich hab die blöde Tomate doch aufgehoben! Ich will auch einen Schokoladetoast!“
„No, dein Frühstück ist beendet“, antworte ich weiterhin kalt. Als Cassie sich ziert und sich an ihrem Stuhl festhält, hebe ich sie hoch. Ihre Finger lösen sich von der Lehne. Cassidy kreischt und schreit, als würde ich ihr gleich etwas antun. Ihre hohe Stimme schmerzt in meinen Ohren, doch ich trage mein Kind die Treppen hinauf. „Halt die Klappe, Cassie, dein Gebrüll hat dir noch nie etwas gebracht.“ Ich setze sie in ihrem Zimmer auf das Bett. „Du bleibst den ganzen Tag in deinem Zimmer, verstanden?“
„Du bist voll blöd!“
„Ist mir doch egal.“ Wütend schließe ich die Tür hinter mir. Ich höre, dass etwas gegen die Tür knallt. Vielleicht eine Puppe oder anderes Spielzeug, etwas Zerbrechliches war es aber sicher nicht. Ich halte die Türklinke nach oben, sodass Cassie nicht die Tür öffnen kann.
„Lass mich raus! Das ist so gemein! Ich hasse dich!“ Cassie kreischt und schreit, sie hämmert gegen die Tür.
Hab ich alles schon gehört, beeindruckt mich nicht. Das ist nicht die erste Strafe, die sie bekommt und es wird auch nicht die letzte sein.
„Was ist denn hier los?“, fragt Richie ganz verschlafen, als er die Tür des Gästezimmers öffnet. Er ist in einen Morgenmantel gehüllt, den er jedoch nicht verschlossen hat, ich kann somit also das übergroße Shirt sehen, indem er geschlafen hat.
„Nichts, leg dich wieder hin“, antworte ich ihm.
„Bei dem Lärm?“
„Denk nicht darüber nach, Cassie wollte nicht auf mich hören, ihre Strafe ist, dass sie in ihrem Zimmer bleiben muss.“
„Das klingt aber irgendwie schlimm… Ist sie okay?“
Ein weiterer Gegenstand wird gegen die Tür geworfen. „Cassie, ich habe gesagt, dass du in deinem Zimmer bleiben sollst. Schmoll auf deinem Bett oder spiel mit deinen Puppen, aber sei still. Ich will heute nichts mehr von dir hören, verstanden?“
„Ich hasse dich, geh endlich weg!“
Richie atmet tief durch. „Na dann wäre ich auch wach. Gibt’s noch Frühstück?“
„Mhm.“ Ich begleite Richie nach unten. Ich habe bereits für ihn gedeckt, falls er doch aufwacht. Mein Kleiner verschnürt seinen Morgenmantel, er setzt sich auf den für ihn angerichteten Platz.
„War das wirklich notwendig, Trevor?“
„Sí“, antworte ich meinem marido. „Wenn Cassie auf mich gehört hätte und die Tomate wie ein normaler Mensch aufgehoben hätte, wäre nichts passiert. Noch besser wäre es gewesen, wenn sie die Tomate gar nicht erst geworfen hätte.“
„Aber sie wollte Domingo damit füttern.“
„Sie hat die Tomate auf den Boden geworfen, weil sie sie nicht essen wollte. Der Rest ist erfunden, weil sie eine Ausrede braucht“, antworte ich genervt. „Calum, haben wir beide gerade dieselbe Szene gesehen?“
„Wenn du mich fragst, warst du zu streng“, antwortet Calum. „Es war nur eine Tomate…“ Da er wieder anfängt zu essen, ist das wohl sein letztes Wort.
Bevor ich mich setzen kann, lege ich jedoch die zerquetschte Tomate auf die Seite. Die werden die Kaninchen zum Fressen bekommen, zusammen mit den restlichen Überbleibseln des Frühstücks.
Mit dem Putzlappen wische ich über den Tisch, außerdem räume ich Cassies Teller weg. Das restliche Gemüse lege ich jedoch vorher auf meinen Teller.
„Also mit Essen sollte man nicht werfen, das muss sie trotzdem lernen, auch wenn Trevor vielleicht zu streng ist“, meint Richie kleinlaut.
„Richie, lass es bitte.“
„Entschuldige, Calum. Du hast da übrigens Schokolade an deiner Wange.“
„Hier?“, fragt Calum. Ich sehe ihm dabei zu, wie er mit einer Serviette über seine Wange wischt.
„Mhm und bisschen weiter rechts… Und an der anderen Wange auch.“ Richie wirkt amüsiert. „Was hast du gegessen? Schokolade mit Schokolade?“
„So ungefähr.“
„Habt ihr auch Naturjoghurt? Oh und irgendwas gegen Kopfschmerzen?“ Richie seufzt. „Dabei fällt mir ein, dass ich noch einmal nach oben muss, ich hab meine Pillen vergessen.“
„Geh ruhig, ich richte dir in der Zwischenzeit alles, was du brauchst.“
„Danke, Trevor, du bist ein Schatz.“ Richie steht auf und schon ist er auf dem Weg nach oben.
Während er seine Tabletten holt, bringe ich ihm etwas gegen seine Kopfschmerzen und stelle ein Glas Wasser auf den Tisch. In eine Schüssel fülle ich ihm etwas Naturjoghurt und aus der restlichen, noch lauwarmen Milch mache ich ihm eine Tasse Kakao. Auch er ist ein Gewohnheitstier, ein Morgen ohne Kakao ist nur halb so gut.
„Willst du noch etwas Essen, Lucía?“, erkundigt Calum sich nach unserer Tochter.
„Schokotoast.“
„Schaffst du einen ganzen oder willst du einen halben Toast haben?“, hakt Calum nach.
„Ganzen“, antwortet Lucía fröhlich. „Gracias.“
Wenigstens isst eines der Mädchen ihr Gemüse. Als ich Richies Essen an den Tisch stelle, nehme ich mir ein paar Sekunden, um Lucía einen Kuss auf die Wange zu drücken und ihren Kopf zu streicheln. So schwer ist das doch nicht. Alles, was man auf dem Teller hat, isst man auf und wenn man keinen Hunger mehr hat, dann lässt man es stehen. Calum und ich sind ohnehin ihre persönlichen Müllschlucker, da muss niemand Essen auf den Boden werfen. Wenn ich Cassie nicht vermittle, dass sich das nicht gehört, wird sie es nie lernen. Je früher desto besser…
Nun komme ich dazu, endlich meine Melone zu essen. Ich spieße ein Stück auf meine Gabel und esse weiter. Calum reicht Lucía eine Portion Diabetes-Toast und Richie setzt sich neben mich und schluckt eine Handvoll Chemie. Abwechslungsreicher kann ein Frühstück wohl kaum sein.
…
Zusammen mit Lucía bastle ich eine Raupe aus Toilettenpapierrollen. Jetzt verstehe ich auch, wieso Calum sie aufheben wollte, denn gesagt hat er es mir nicht, nur dass ich sie nicht wegwerfen darf.
„Darf Cassie mitmachen?“, fragt Lucía schüchtern. Sie ist gerade dabei die halbierte Toilettenpapierrolle zu bemalen.
„Naja, eigentlich habe ich sie bestraft. Denkst du, dass sie ihre Lektion gelernt hat?“
„Sí, Cassie hat gelernt. Sie soll mitmachen. Dann macht es viel mehr Spaß.“ Lucía lächelt mich an, ehe sie ihren Pinsel in Wasser taucht und im Anschluss eine neue Farbe verwendet. Dieses Mal befeuchtet sie die Farbe Lila.
Gerade als ich aufstehe, kommt Calum zu mir auf die Veranda. Da er sich in die Sonne gelegt hat, ist er leicht bekleidet. Seine Augen werden von einer Sonnenbrille verdeckt. Egal, was er von mir möchte, in dem Outfit bekommt er es definitiv. Man kann seinem beinahe nacktem marido nichts abschlagen. Schon gar nicht, wenn er so heiß aussieht…
„Wir müssen reden. Cassie ist jetzt seit zwei Stunden in ihrem Zimmer und ich finde, dass sie ihre Lektion gelernt hat. Es ist Sommer, lass sie nicht da oben schmoren. Max hat angerufen und er will, dass wir später vorbeikommen. Ich hatte gestern Spaß und ich will hier nicht rumsitzen, nur weil du unserer Tochter Hausarrest gegeben hast.“
„Okay“, stimme ich ihm zu. „Ich hole sie raus und dann basteln wir zusammen, vorausgesetzt sie hat aufgehört mich zu hassen. Und später packen wir unsere Sachen und gehen rüber zu Dan.“
Calum seufzt. „Das hat sie nur so gesagt… Cassie hasst dich nicht wirklich, Trevor.“
„Da bin ich mir manchmal nicht mehr so sicher. So oft wie ich sie schon bestraft habe, denke ich schon fast selbst, dass ich es auf sie abgesehen habe. …aber sie benimmt sich manchmal so unmöglich.“
Zur Aufmunterung bekomme ich einen Kuss. Ich versuche, etwas Abstand zu ihm zu halten, da ich sonst vielleicht nicht meine Finger von seinem Sixpack lassen kann.
„Blödsinn. Du machst das gut. Es gibt immer einen guten Cop und einen bösen Cop, du bist eben perfekt für die Rolle des bösen Cops.“
„Das heitert mich auf… Du siehst übrigens heiß aus“, mache ich ihm leise ein Kompliment.
„Danke, Sweetie. Jetzt hop, hop, geh nach oben und lass die Prinzessin aus dem Turm.“
„Noch ein Kuss?“
„Den bekommst du, wenn du mit Cassie zurück bist“, entgegnet Calum. Er fasst an meine Schultern und dreht mich um. Ich bekomme einen Klaps auf den Hintern, damit ich wohl schneller tue, was er sagt. Er kennt mich schlecht, ich hetze mich nie.
Bevor ich hinaufgehe, trinke ich noch ein Glas Wasser und toaste eine Scheibe Toast. Falls Cassidy mich hasst, könnte der Toast ein Friedensangebot sein. Immerhin wollte sie unbedingt so eine Zuckerbombe zum Frühstück essen. Vielleicht hat sie ja die letzten Stunden gehungert und ihr Magen knurrt… Anderseits laufe ich auch Gefahr, dass Cassie mich mit dem Diabetes-Toast bewirft. Für den Fall bleibt sie dann doch den ganzen Tag in ihrem Zimmer und ich spiele den Torwächter, während Calum sich amüsiert.
Mit einem Teller, auf dem der Diabetes Toast zusammen mit einer Serviette Platz findet, gehe ich nach oben. Ich klopfe an Cassies Tür und öffne sie gleich im Anschluss.
„Geh weg, ich hasse dich.“ Cassie sitzt mit ihrer Lieblingspuppe auf dem Bett, sie verschränkt sofort ihre Arme, als sie mich erblickt.
„Sieh mal, was ich für dich habe.“ Ich zeige meiner Tochter den Toast und stelle ihn gleich auf ihrem Schreibtisch ab.
„Wieso bist du immer nur zu mir so gemein? Lucía musste noch nie auf ihr Zimmer gehen.“
Mir entkommt ein Seufzer. Die unendliche Geschichte. Ich lasse mich neben Cassie auf das Bett sinken und lege einen Arm um sie. „Naja, du hast mit Essen geworfen und als ich dich gebeten habe, es aufzuheben, hast du die Tomate mit Absicht zerquetscht. Das gehört sich nicht. Essen ist kostbar.“
„Wir können neues Essen kaufen.“
„Das stimmt schon, aber man soll trotzdem schätzen, was man hat. Nur weil Daddy und ich viel Geld haben, heißt das nicht, dass man damit verschwenderisch umgehen kann. Bei deiner Mami hattest du doch auch nicht so viel, erinnerst du dich?“
„Ja, schon...“
„Ich hab dich lieb, Cassie und ich würde mich freuen, wenn du deinen Toast essen würdest und dann mit mir und Lucía etwas bastelst. Außer du hasst mich noch, dann muss ich mir etwas überlegen, damit du mich nicht mehr hasst.“
„Ich hasse dich nicht, papá.“ Cassie klettert auf meinen Schoß und ich lege sofort meine Arme um sie, damit ich sie drücken kann. Sie bekommt Küsse auf die Stirn und auf ihren Kopf. Irgendwie war das einfacher, als ich dachte. Die Auszeit hat unsere beiden Gemüter abgekühlt.
Cassidy löst sich aus meiner Umarmung, um ihren Toast zu essen. Sie setzt sich auf ihren Schreibtischsessel und ich höre bereits das Knuspern des getoasteten Brotes.
„Wenn du damit fertig bist, bring bitte den Teller in die Küche und wasch dein Gesicht und deine Hände.“
„Okay.“
„Lucía und ich basteln draußen auf der Veranda, es wäre schön, wenn du mitmachen würdest.“
„Ja, das will ich“, antwortet Cassie fröhlich.
Ich stehe von ihrem Bett auf und trete noch einmal auf Cassie zu. Sie bekommt einen Kuss auf die Schläfe, außerdem streiche ich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Mit einer Haarspange von ihrer Kommode befestige ich die Strähne, sodass sie ihr nicht ins Gesicht fällt und in die Schokoladencreme hängt. Genüsslich isst Cassie von ihrem Diabetes-Toast. Sie sieht dabei nicht besser aus als Calum beim Frühstück.
In weiser Voraussicht lasse ich die Tür zu ihrem Zimmer geöffnet, als ich es verlasse. So minimiere ich das Risiko, dass sie mit ihren schmutzigen Fingern Schokoladenfingerabdrücke hinterlässt. In der Küche werde ich bereits von Calum erwartet, er steht bei der Kaffeemaschine und macht eine Portion Milchschaum für seinen Cappuccino.
„Und?“
„Sie hasst mich nicht mehr und isst gerade eine Portion Diabetes-Toast“, antworte ich ihm. Aus dem Küchenschrank nehme ich eine Tasse.
„Super. Jetzt hast du dir deinen Kuss verdient, bin gleich fertig.“
„Machst du mir auch Kaffee?“
„Mhm.“
Calum hantiert mit der Düse der Kaffeemaschine. „Sag mal, hast du keine Angst, dass du dir heiße Milch auf dein Sixpack spritzt?“
Im Gesicht meines Liebsten zeichnet sich ein Grinsen ab. „Es ist so eklig, aber ich sage es trotzdem: Soll das eine Anspielung sein?“
„No, Baby, du weißt, dass ich ihn nicht rausziehe. Ich verspritze meine Ladung ungerne.“
„Ewww… Ich wusste, dass das eklig wird. Wieso habe ich etwas gesagt? Wieso halte ich nie meine Klappe?“, beschwert Calum sich angewidert. „Es wundert mich, dass du keine Gridballmannschaft an unehelichen Kindern hast, wenn ich so drüber nachdenke.“
„Wer weiß, vielleicht hat mich nur noch keine der Frauen gefunden“, antworte ich gleichgültig. „Ich habe eigentlich immer ein Kondom benutzt.“
„Ja klar… Und den Tripper hast du dir auf einer Toilette geholt.“
„Das könnte sogar möglich sein“, antworte ich überzeugt.
„Ja, wenn du irgendwen auf der Toilette geknallt hast, haha, wie witzig. Mein Mann ist ein sexsüchtiges Schwein.“ Calum bereitet seinen Cappuccino zu. Ich sehe ihm dabei auf die Finger. Mir wäre es zu aufwendig jedes Mal Milch aufzuschäumen und mit Kaffee und Kakao ein Muster in meinen Schaum zu zeichnen, doch für Calum ist es wichtig. Wahrscheinlich gehört das zu seinem Kaffee Ritual. Als er damit fertig ist, wischt er über die Düse zum Aufschäumen der Milch.
Wortlos nimmt er meine Tasse und betätigt einen Knopf. „Wieso so still? Hast du keinen Konter mehr?“
„No, ich bin widerlich und ich verdiene so einen wundervollen Mann wie dich gar nicht. Du siehst ausgesprochen süß aus, wenn du dich auf deinen Kaffee konzentrierst.“ Calum lächelt, als er auf mich zukommt. Er lehnt sich für einen sanften Kuss zu mir hinunter. „Ich würde dich so gerne anfassen, aber dann will ich Sex.“
„Oh, macht dich das hier heiß?“, versucht Calum mich zu ärgern. Er greift nach meiner Hand und legt sie an seine Brust. Langsam lässt er sie über seinen Bauch hinunter gleiten.
„Fuck… und wie…“
Calum gibt mir einen sanften Kuss auf die Wange. „Wenn du brav bist, darfst du noch mehr anfassen.“
Mein Liebster lässt mich stehen, er nimmt seinen Cappuccino und geht nach draußen. Fuck, wie gerne hätte ich ihn einfach gegen den Esstisch gedrückt und-
„Papá!“, freut Cassie sich. Ich verdränge sofort alle unanständigen Gedanken. Meine Tochter drückt mir ihren Teller in die Hand. „Ich wasche mir noch die Hände.“
Den Teller stelle ich in die Spüle, dann hebe ich Cassie aber gleich hoch, um sie auf der Theke abzusetzen. „Mach das lieber hier, sonst machst du noch alles schmutzig.“ Meine Tochter bekommt Seife, außerdem drehe ich den Wasserhahn auf.
„Entschuldige, dass ich die Tomate kaputt gemacht habe.“
„Es ist okay, Cassie. Blacky hat sie gegessen. Solange du verstehst, wieso ich wütend war und dass es nicht okay ist, mit Essen zu spielen, ist alles Schnee von gestern.“
Cassie wäscht sich die Hände. Mit einer Serviette wische ich einen großen Schokoladenklecks von ihrer Wange, bevor sie sich noch das Gesicht wäscht.
Vielleicht bekomme ich das mit der Kindererziehung doch besser hin, als ich dachte. Sobald Cassie sauber und trocken ist, trage ich sie nach draußen auf die Veranda. Ich setze sie neben Lucía ab. Lucía reicht ihrer Schwester sofort einige der halbierten Toilettenpapierrollen, die ich mit weißem Papier beklebt habe.
„Wir basteln eine Raupe“, erkläre ich meiner Tochter. Ich zeige ihr, wie ich das meine, indem ich einige der Rollen aneinander lege. „Hier vorne kleben wir dann das Gesicht fest und schon habt ihr eure Raupe.“
„Cool“, antwortet Cassie interessiert. Sie nimmt eine der Rollen und sieht kurz zu den Rollen, die Lucía bereits mit ihrem Pinsel in verschiedenen Farben bemalt hat.
„Deine Raupe wird sicher schön.“
„Gracias“, antwortet Lucía leise.
Ich stütze meinen Kopf an meiner Hand ab und sehe meinen Töchtern zu. Ihre Finger sind klein und wirken so fragil und trotzdem sind sie flink genug, um die Rollen zu halten und die Pinsel zu schwingen. Ich war nie der typische Kindermensch, aber trotzdem möchte ich diesen Part meines Lebens nicht vollständig missen. Aktuell ist es mir zu viel, aber das heißt nicht, dass ich Cassie und Lucía nicht liebe. Im Gegenteil: Ich liebe sie sehr, sonst wäre ich schon längst wieder single und würde Calum die Verantwortung für die beiden übertragen.
Ich brauche einen Job, das wird es vermutlich sein. Vielleicht brauche ich auch mehrere kleine Jobs, damit mich der Alltag und die damit verbundene Langeweile nicht einholen können. Es könnte aber auch sein, dass ich einen verdammten Drink brauche. Fest steht jedenfalls, dass mir etwas wichtiges fehlt, ohne dem ich nicht ganz ich bin.
…
Den Nachmittag verbringen wir wie abgemacht bei Dan im Garten. Die Mädchen schwimmen zusammen mit Richie und Calum trinkt zusammen mit Dan das eine oder andere Glas Whiskey. Auch Max ist dem Alkohol nicht abgeneigt. Der einzige, der nicht einmal eine Flasche ansehen kann, ist Sebastian. Außerdem meidet er die Hitze. Er beschäftigt sich im Haus mit seinen Kindern.
Den Alkohol auf dem Tisch zu sehen, weckt in mir wieder das Verlangen, mitzutrinken. Der Geruch des Alkohols ist eine weitere Verlockung, der ich kaum widerstehen kann, also ziehe ich mich zurück. Ich betrete das gut klimatisierte, offene, helle Wohnzimmer, indem Sebastian mit Damian und Aiden spielt. Er sitzt auf dem Boden, das Lachen eines Kindes ist zu hören.
„Oh nein, Quaki ist wieder weg. Wo ist er denn hin verschwunden? Wird er für immer weg bleiben?“, spricht Sebastian dramatisch. „Nein, da ist er ja. Quaaaaak. Quak. Quak.“ Die Kleinen lachen, auch Sebastian kichert. „Ich hab euch so, so, sooo lieb. Ihr seid das Beste, was mir jemals passiert ist und ich gebe euch nie, nie, nie wieder her. Meine kleine süße Sonne und mein kleiner knuffiger Mond.“ Ich kann hören, wie Sebastian seine Kinder mit Küssen übersäht. Die Zwillinge lachen und quietschen. Die Liebe, mit der Sebastian seine Kinder umsorgt, dringt durch meine harte Schale und hinterlässt ein ehrliches Lächeln auf meinen Lippen.
„Oh Zuckerstück, immer wenn ich denke, dass du nicht süßer sein könntest, legst du noch eine Zuckerrübe oben drauf“, spreche ich ihn an.
Sebastian dreht sich zu mir. „Oh, hey Trevor. Ich hab dich gar nicht reinkommen hören.“
„Na? Was machst du mit deinen Kleinen? Sie lachen ja wie Weltmeister“, frage ich ihn, dabei setze ich mich gleich zu ihm auf den grauen, weichen Teppich. „Hey ihr Kleinen.“ Ich begrüße Aiden und Damian, indem ich ihre winzigen Hände streichle. Der Kleine mit der Sonne auf dem Shirt hält meinen Finger fest. Aiden geht es deutlich besser, seit Emily mit ihrem Tee geholfen hat. Er lacht mich fröhlich an. Seine blauen Augen strahlen. Er ist zu süß, um wahr zu sein.
„Also“, beginnt Sebastian mit seiner Erklärung. „Das ist Quaki.“ Sebastian hält einen Stofffrosch hoch. Mit seinen Fingern bewegt er den Kopf des Frosches hin und her, es wirkt, als würde der Frosch mich interessiert mustern. Das Spielzeug sieht abgenutzt und alt aus, wahrscheinlich hat Sebastian schon als Kind damit gespielt. „Das Spiel heißt ‚Wo ist Quaki?‘ und das spielt man so.“ Aufmerksam sehe ich Sebastian zu. „Quak. Quak.“ Er stupst die Zwillinge mit dem Frosch an, sie versuchen nach ihm zu greifen. Sowohl Aiden, als auch Damian lachen, sobald sie angestupst werden. Sieht so aus als hätten sie großen Spaß mit ihrem kleinen Daddy. Schnell versteckt Sebastian den Frosch hinter seinem Rücken. Er legt seine Hände an sein Gesicht. „Oh nein, er ist weg. Wo ist Quaki?“ Genauso schnell, wie er ihn versteckt hat, holt er ihn wieder heraus und überrascht seine Söhne. „Quak, quak. Quak, quak.“ Wieder stupst er seine Kinder mit dem Frosch an. Das Lachen der Zwillinge erfüllt das gesamte Wohnzimmer. Sebastian dreht sich zu mir. „Und so funktioniert unser Spielchen. Babys sind sehr leicht zu beeindrucken.“
Ich muss lachen, als Sebastian mich so neutral ansieht. Für seine Kinder lächelt und blödelt er, doch ich bekomme den neutralsten und nichtssagendsten Blick, den er parat hat.
„Das scheint ein sehr spaßiges Spiel zu sein, dein Blick passt nur gar nicht dazu.“
„Ich bin ein bisschen müde“, antwortet Sebastian. Er sieht zu seinen Kindern und zieht sofort eine Schmolllippe. „Ja toll, jetzt kann ich deine Windel nochmal wechseln. Danke, Damian.“
„Wann hast du sie zuletzt gewickelt?“, frage ich nach, als ich den Geruch ebenfalls bemerke.
„Noch nicht so lange her, aber Damian macht das gerne, kaum ist die Windel sauber, muss er noch einmal nachlegen“, antwortet Sebastian. Er hebt Damian hoch und verzieht das Gesicht. „Puh, du bist so ein Stinktier. Pfui. Was hast du zu futtern bekommen? Faule Eier? Du kleiner, frecher Stinker. Du freches Stinktier. Puh, wie du stinkst.“ Das Zuckerstück kitzelt seinen Sohn ein wenig, Damian lacht, trotz voller Windel. „Passt du kurz auf Aiden auf? Ich bin gleich wieder da.“
„Was tust du, wenn ich es nicht mache?“
„Dir die Schuld geben, sollte ihm etwas passieren“, antwortet Sebastian trocken und macht sich auf den Weg zur Treppe. Damian hängt lachend auf Sebastians Schulter. Das Zuckerstück geht hinauf und somit verschwinden die beiden aus meinem Sichtfeld.
Ich sehe wieder zu dem Kleinen und nehme Aiden auf meinen Schoß, dabei gehe ich sicher, dass ich ihn halte, damit er nicht hinunterfällt. Ich greife zu einer bunten Rassel und schüttle sie, um Aidens Interesse zu wecken. Mein Plan geht schnell auf, denn Aiden greift nach dem Spielzeug. Er brabbelt etwas, das ich nicht ganz verstehe, es klingt aber nach einem ‚Dada‘, was er damit aussagen möchte, ist mir allerdings schleierhaft. Aufgeregt schüttelt Aiden die Rassel, doch dann fällt sie auf den Boden. Der Kleine versucht sie zu erreichen, doch ich halte ihn fest, weil er sonst auf die Nase fallen würde. Ein bisschen schadenfroh bin ich zwar, weil er sie mit seinen kurzen Armen nicht erreichen kann, aber ich lasse meine Arschloch-Seite nicht gewinnen und reiche Aiden die Rassel erneut. Er schüttelt das bunte Spielzeug wieder, das Geräusch macht ihn sichtbar und auch hörbar fröhlich. Aiden quietscht und lacht. Er ist wirklich leicht zu beeindrucken.
Ein Baby auf dem Arm zu halten ist immer wieder seltsam für mich. Meine Eltern haben mich jahrelang dazu gedrängt, mir so schnell wie möglich eine Frau zu suchen und ihnen Enkelkinder zu schenken. Meine Babys im Arm zu halten, konnte ich ihnen zwar nicht ermöglichen, doch Lucía und Cassie werden von ihnen so geliebt und verwöhnt, wie sie es bei meinen leiblichen Kindern getan hätten. Ich bin mir zwar nach wie vor sicher, dass ihnen leibliche Enkelkinder lieber gewesen wären, aber so sehr wie sie Calum als Schwiegersohn in ihr Herz geschlossen haben, würden sie ihn nie gegen eine leibliche Familie tauschen. Mamá würde mir den Arsch aufreißen, wenn ich ihr jemals sagen würde, dass Calum und ich uns scheiden lassen. Das Grauen kann und will ich mir gar nicht erst vorstellen. Wahrscheinlich wären sie sogar auf Calums Seite und sie behalten ihn als ihren neuen Sohn, während sie mich vor die Tür setzen, als wäre ich ein ungezogener Hund.
Ich sehe Aiden an. Er hat die Rassel im Mund, seine Augen ruhen jedoch auf meinem Gesicht. Er blinzelt kaum. Seltsam sind Babys ja schon. Was so der Kleine wohl so denkt? Ich weiß, was es für Eltern eine Herausforderung sein kann, wenn Kinder einem nicht sagen, was sie stört oder was sie möchten.
Bei Lucía ist das oft sehr nervenaufreibend, weil sie sprechen könnte, es aber nicht macht. Vielleicht hätte ich mehr Feingefühl dafür entwickelt, wenn ich unsere Mädchen schon kurz nach ihrer Geburt bekommen hätte. Dann würde es mir vielleicht leichter fallen, die Gefühle meiner Kinder nachzuvollziehen, weil ich von Anfang an mehr darauf eingegangen wäre. Naja, wer weiß, ob ich nicht von Anfang an noch mehr Fehler gemacht hätte. Vorsichtig streichle ich durch Aidens dunkle Haare. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass ich bei Kindern einfach nicht gut ankomme, liegt vermutlich daran, dass ich ein Arschloch bin und Kinder nur nette Menschen mögen.
„Na mein Kleiner? Du und Damian hattet wirklich großes Glück, dass ihr in diese Familie gekommen seid. Wahrscheinlich hättet ihr es nicht besser treffen können. Sebastian und Max sind liebevolle Menschen und sie haben so sehr darum gekämpft, ein Baby zu bekommen. Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie schwer es Sebastian getroffen hat, als die erste Mutter ihr Baby doch nicht hergeben wollte. Naja, dafür habt ihr zwei jetzt das Vergnügen, Sebastian auf die Palme zu bringen.“ Ich streichle Aidens Wange. „Tu mir den Gefallen und ärgere ihn aber nicht zu sehr, sonst muss ich mir wieder sein Geheule anhören, alles klar?“ Ich hebe meine freie Hand. „Los, High Five.“ Aiden legt seine winzige Hand grobmotorisch an meine. Er ist jedoch nicht daran interessiert, mit mir einzuschlagen. Er greift nach meinem Daumen und hält ihn fest.
Kurze Zeit später kommt Sebastian mit dem frisch gewickelten Damian zurück. Damian bekommt viele Küsse von seinem Daddy. Er lacht und strahlt, als er von Sebastian geknuddelt wird.
„Ich hoffe, dass er brav war.“
„Das war er“, antworte ich.
„Wer redet mit dir, ich habe Aiden gemeint“, zieht Sebastian mich auf. Er setzt sich wieder neben mich und begrüßt Aiden mit einem zarten Winken. „Bei ihm weiß ich, dass er brav ist, bei dir hoffe ich es.“
„Sei nicht frech zu mir, sonst stehle ich deine Kinder.“
„Ach, davor habe ich keine große Angst, du wirst sie spätestens in der ersten Nacht zurückgeben, wenn sie durch Weinen dein Sexleben stören“, winkt Sebastian ab.
„Wie oft passiert euch das?“, hake ich nach.
„Oft. Max ist in ein paar Tagen wieder weg und wir hatten weniger Sex als wir geplant hatten. Wenn es nach ihm ginge, würden wir den ganzen Tag im Bett verbringen, aber wir haben die Kleinen, also geht das nicht.“
„Dann gib deinem Dad die Kinder und lass dich von Max verwöhnen“, schlage ich das Offensichtlichste vor. „Es muss ja auch nicht den ganzen Tag sein. Aber ein paar Stunden Liebe und Sex würden dir gut tun. Es wartet eine Durststrecke auf dich.“
„Du verstehst das nicht, du hast keine Babys.“
„Damit kannst du rechthaben. Ich verstehe es nicht.“ Ich sehe Aiden an. Der Kleine nimmt die Rassel in den Mund, sein Kinn ist mit Spucke beschmiert. „Und das verstehe ich auch nicht. Wieso müssen Babys alles, was sie finden in den Mund nehmen?“ Sebastian hat ein Tuch in Griffweite, womit er das Gesicht seines Sohnes schnell wieder säubern kann.
„Damit lernen sie alles kennen. Die nutzen noch alle Sinne, aber das kennst du doch. Ich will nicht wissen, was du alles schon im Mund hattest, um es kennenzulernen.“ Sebastian lächelt seinen Sohn an, als dieser wieder sauber ist. „Und schon ist Aiden wieder sauber, ist das nicht toll Aiden?“
Ich verkneife mir sämtliche Antworten über Max’ Körper und was ich nicht alles an ihm kennengelernt habe, um Sebastian nicht zu verärgern. Stattdessen streichle ich durch Aidens weiche Haare.
„Sag mal, stört es dich gar nicht, dass Max jetzt draußen sitzt und du hier bei den Kleinen bist?“
„Nein, gar nicht, ich hab ihm gesagt, dass er rausgehen soll“, antwortet Sebastian mir. Er setzt Damian wieder auf den Boden. Der Kleine findet sofort eine Beschäftigung. Er greift nach einem Schlüsselbund mit verschieden farbigen Plastikschlüsseln und schüttelt ihn. Danach steckt er, wie sein Bruder, das Spielzeug in den Mund. „Ich hab beim Luau zu viel getrunken, bin also nicht besonders fit. Max ist aber ziemlich aufgedreht und das ist mir jetzt mit meinem dicken Kopf ein bisschen zu viel. Wir haben nicht gestritten oder so, aber bevor er sich hier bei mir langweilt, soll er nach draußen gehen. Du weißt ja, wie gerne er unter Menschen ist. … Das bringt mich allerdings zu einer Frage: Wieso sitzt du lieber hier mit mir und den Babys, anstatt draußen zu kiffen? Ich bin sicher, dass du lieber draußen wärst. Du könntest dich ja auch in die Sonne legen.“
„An sich hast du Recht, aber ich brauche Abstand zum Alkohol. Wenn ich ihn sehe und vor allem rieche, dann will ich auch ein Glas haben und das wäre vielleicht nicht so gut.“
„Gestern warst du aber ziemlich standhaft. Ich glaube ich hatte zeitweilig zwei oder drei Drinks vor mir stehen, weil ich ohne Unterbrechung weitersaufen wollte. Mir wird wieder schlecht, wenn ich daran denke.“ Sebastian verzieht sein Gesicht. „Bäh…“
„Mhm… dummerweise beginnt der Kampf jeden Tag wieder aufs Neue. Schon morgens nach dem Frühstück zu meiner zweiten Zigarette will ich einen Drink. Wenn meine Kinder mich nerven, will ich mich zurückziehen, noch einen Drink zu mir nehmen und eine Zigarette rauchen. Oder nach dem Sex“, erzähle ich. „Nach dem Sex will ich nicht kuscheln, sondern einen Drink und meine Zigarette.“
„Pff nach dem Sex kein Kuscheln, du Monster. Da wärst du bei mir an der falschen Adresse.“
„Dich will ich ohnehin nicht, das wäre wie Sex mit einer Leiche. Du bestehst aus Haut und Knochen, außerdem bewegst du dich nicht. Keine Ahnung wie Max das aushält.“
„Tz, geh lieber eine rauchen, du A-R-S-C-H.“ Sebastian boxt gegen meinen Oberarm. „Außerdem bin ich verdammt gut im Bett. Max sagt, dass er nie wieder jemand anderen will.“
„Naja… Was soll er denn sonst sagen? Er ist mit dir verheiratet, was Anderes bleibt ihm nicht übrig“, ziehe ich Sebastian auf. Mit fiesem Blick nimmt er mir sein Baby weg.
„Du verdienst es nicht, Aiden zu halten, er ist zu toll für dich, du fieser Fiesling. Los, geh weg.“
„Du hast Recht, ich sollte eine rauchen gehen.“
Ich verabschiede mich bei den Zwillingen, indem ich ihre Köpfchen streichle, Sebastian grinse ich noch an. „Willst du mitkommen, deine Nikotinreserven aufladen?“
„Nein danke, ich packe die Babys dann in ihren Laufstall und mache mir einen Smoothie mit vielen Vitaminen, um meinen Kopf wieder aufzulockern.“
„Mit einer Tablette wärst du schneller“, antworte ich überzeugt.
„Dazu brauche ich ja den Smoothie“, meint Sebastian. „Der ist fruchtig und lecker und da kann ich die blöden Tabletten gleich wieder vergessen.“
„Lass es dir schmecken.“
„Danke, ebenfalls.“
Kaum verlasse ich das Haus und betrete ich die Terrasse, bekomme ich von der Hitze beinahe einen Schlag ins Gesicht. Dans Haus ist eindeutig zu kalt, aber ich bin sicher, dass das eher Sebastians Schuld ist.
„Oh Trevor, du kommst zum perfekten Zeitpunkt“, werde ich von Max begrüßt. Er steht auf und rückt seinen Stuhl zurecht. „Ich wollte dir etwas zeigen, aber ich musste mir vorher Mut antrinken, weil ich weiß, wie kritisch du sein kannst.“
„Falls es dein Penis ist, den kenne ich schon und da gibt es nichts zu kritisieren, Max“, antworte ich ihm frech.
Mein marido rollt mit den Augen, ich hätte mir denken können, dass er diese Aussage nicht so prickelnd findet. Wenn er davon jedoch immer noch überrascht ist, wird er sich wohl nie mit meiner Persönlichkeit abfinden. „Trevor, man muss nicht alles verbalisieren, das man sich denkt“, erklärt Calum relativ gelassen. Er greift zu seinem Glas und trinkt es aus. „Bekomme ich noch einen Drink, Dan?“
„Aber sicher doch“, antwortet der Angesprochene gastfreundlich. Er legt seine Zigarette in den Aschenbecher und steht auf.
„Nein, nein, bitte rauch sie fertig, es hat keine Eile.“
Dan greift wieder nach seiner Zigarette und macht es sich gemütlich. „Ich bin gleich fertig.“
„Lass dir Zeit“, spricht Calum sanft. „Wir haben ja alle keinen Stress.“
Ich sehe wieder zu Max. „Also? Was wolltest du mit zeigen?“
„Komm mit.“ Er packt mich am Arm und zieht mich von der Terrasse.
Wenn er mich dazu entführen muss, ist es garantiert sein Penis.
Ich freue mich darauf.