Du schulterst deinen Rucksack und bewegst dich zielstrebig auf die Baumwipfel zu, die hinter einem Wolkenhügel langsam in die Höhe wachsen. Bald erkennst du deutlich die Spitzen von Tannen, deren buschige Äste bis auf den Boden reichen – statt von Tieren abgenagt zu werden – und die somit ein undurchdringliches, dunkelgrünes Dickicht bilden.
Nicht ganz undurchdringlich: Du kannst dich problemlos durch das Nadelgewirr schieben, die Tannenäste sind weich und nachgiebig. Anderswo hätten sich die Zweige wohl ineinander verhakt und hätten die Nadeln dir die Haut aufgekratzt, doch hier ist es, als würdest du dich durch einen dickeren Vorhang wühlen.
Mutig arbeitest du dich voran, mit teils schwimmerartigen Bewegungen, während Nadeln und Äste liebkosend über dein Gesicht streichen.
Recht unvermutet stolperst du aus dem dichten, grünen Meer und stehst am Rand eines kleinen, kristallklaren Sees. Du erkennst ein paar Wildwechsel im Gebüsch und einen mit großen, unbehauenen Steinen angelegten Weg, der sich in spielerischen Windungen in das Unterholz schlängelt.
Der See ist mit Seerosen bedeckt, auf einer davon sitzt ein hübscher Frosch. Libellen kreisen über dem Teich und die Luft ist so still und friedlich, dass es schon unwirklich erscheint.
Überhaupt kommt dir das alles etwas zu perfekt vor: Die gesunden Tannen, bei denen nicht eine Nadel geknickt ist, das weiche, kurze Gras um den Teich, das saubere Wasser … als wärst du in einem Gemälde oder einem Zauberwald in einem Märchen. Fehlt eigentlich nur noch …
- … ein Knusperhäuschen. Kapitel 689:
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- … der böse Wolf. Kapitel 683:
[https://belletristica.com/de/chapters/74965/edit]
- … ein weißer Hirsch. Kapitel 688:
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