Einleitung
Der Nachtalb ist eine moderne Bezeichnung für das Fabelwesen "Mahr", welches sich Nachts auf menschliche Körper setzte und diesen Alpträumen bescherte. "Alb" kann auch für Elben stehen, welche nichts mit dem Nachtalb gemein haben. Im Allgemeinen können die vielen Variationen des Nachtalbs, als Druckgeister bezeichnet werden.
Merkmale
Ihre Gestalt ist schwer zu fassen, doch ist den meisten Berichten über den Nachtalb eine koboldähnliche Gestalt gleich. So besitzt er, einen untersetzten humanoiden Körperbau, mit spitzen Ohren, ob er ein Fell besitzt, ist nicht überliefert, es ist anzunehmen, dass er nur wenig beharrt ist. Die Hautfarbe ist in der Regel schwarz. Eine der wichtigsten Eigenschaften des Nachtalb ist es, sich in eine andere Gestalt zu verwandeln, weshalb seine ursprüngliche Gestalt nur so schwer zu fassen ist. Mit diesen Formwandlerkräften schafft es der Nachtalb sich Zutritt zu menschlichen Behausungen zu schaffen oder dort unentdeckt zu verweilen. So kann er sich als Übernachtungsgast ausgeben, einer Katze oder einem Hund gleichen oder sogar in Gestalt eines unauffälligen Gegenstandes, wie einem Glas, erscheinen. Bei den alten Germanen nahm der Nachtalb häufiger die Form eines schwarzen Pferdes oder eines Rabenvogels an, beides Tiere, welchen die Germanen Vertrauen zu sprachen. Dem Pferd als Reittier, dem Raben, als Gesandter des Gottvater Odins. Der Nachtalb ist also in der Lage bewusst zu täuschen und die menschlichen Vorlieben für sich geschickt zu nutzen. Ebenso sind sie in der Lage ihre Form zu ändern, um so auch Schlüssellöcher oder Astlöcher zu passieren.
Da man einen Nachtalb damit vertreiben kann, in dem man seinen Namen spricht, es scheint damit wirklich ein Konstrukt eines Namen und nicht der Bezeichnung Nachtalb gemeint, vertreiben kann, muss dieser eine Ich-Erkenntnis besitzen. Ein Zeichen von Intelligenz.
Außerdem reagieren sie auf Ängste und lassen sich von Personen, welche sie fürchten, schwerer vertreiben, als von Personen mit beruhigtem Gemüt. Was in Angesicht ihrer Fähigkeit einen Alptraum zu erzeugen, nicht immer leicht ist.
Es ist nicht ganz klar, wie der Nachtalb zu anderen Fabelwesen steht, so wurde er im Mittelalter vom ursprünglichen "Mahr" zum (Nacht)Alb, was ihn zu den Alben, also Elfen setzte. Er passt hier am besten in das Konzept der Dunkelalben bzw. Dunkelelfen, da er einen grundsätzlich negativen Charakter besitzt. Dennoch gibt es auch Brüche mit dem Konzept Alben/Elfen, da diese ursprünglich als Naturgeister zu betrachten sind, während Kobolde sowohl Natur- als auch Hausgeister darstellen. Wahrscheinlich ist demnach, eine Vermischung beider Konzepte, wie bei der modernen Sirene (abgeleitet von einem griechischen Vogelwesen in Vermischung mit den Meerjungfrauen der karibischen See) vorzufinden.
Der Nachtalb als solcher zeigt ebenfalls die Vermischung zweier Konzepte, so zeigt er Eigenschaften des Nachtmahrs (Pferdeähnlicher Geist, der die Kraft der Pferde (Reisen) nutzt um in den Traum des Schlafenden zu dringen und diesen überall hin zu verfolgen. Allerdings nicht zwingend negativ, sondern er als fremde Präsenz im Traum erkennbar) und die eines Koboldwesens das den Atem beim Schlafen nimmt und somit auch für eine Schlafparalyse verantwortlich seien soll. Mit der Zeit haben sich diese Konzepte zum häutig bekannten Nachtalb verbunden.
Einen Nachtalbanfall erkennt man an Atemnot und Angstzuständen, in der Regel ist der Körper unfähig sich fortzubewegen, weil der Nachtalb auf einem sitzt und mit Tritten in die Magengrube oder Brust zu den Symptomen führt.
Die Drude ist eine vor allem in Süddeutschland und Österreich in Erscheinung tretende Gestalt. Hier wird die Nachtalbengestalt, klar als Seelenwesen bezeichnet, welches sich des Nachts von seinem Körper löst und jemand oder etwas bedrücken muss. Zeitgliech besitzen diese vogelartige Füße, von denen sich das Drudenkreuz abgeleitet hat. Was im Allgemeinen als eine Verfluchung betrachtet wird. Die Person, welche eine Drude ausbildet, weiß um ihr Druden-Dasein und kann sich auch an Abmachungen zwischen dem Bedrückten und dem Druden-Ich erinnern. Eine Drude ist nur sterblich, wenn sie das geliebte Haustier der Körperperson tötet.
Druden sind meist weiblicher Natur, während Nachtalben und Drudner männliche Charakteristika besitzen.
Vorkommen
Nachtalben sind vor allem in Europa anzutreffen, in anderen Regionen der Welt existieren, wenn gleich ähnliche Geschöpfe oder dorthin abgewanderte Nachtalben. Da diese halbgeistähnlichen Geschöpfe auch für ihre Reiselust bekannt sind und sich nicht durch einen Umzug abschütteln lassen.
Lebensweise
Ernährung
Es ist unklar wovon sich der Nachtalb ernährt. In Skandinavien, wo die Grenzen zwischen einigen Fabelwesen als sehr fließend zu betrachtend sind, wird er mit Wesen in Verbindung gebracht, die Müttern Muttermilch stehlen. Allerdings scheint diese Ernährung nicht für alle Nachtalben zu gelten. Eine weitere Theorie besagt, dass Nachtalben, den Odem derer stehlen, auf denen sie sitzen, was ebenfalls eine Ernährungsform darstellen könnte.
Verhalten
Nachtalben sind einzelgängerische, nachtaktive Kreaturen, welche sich am Tage bedeckt halten. Nur wenn sie versuchen mit einer anderen Gestalt in ein Haus dringen wollen, können sie in der Dämmerung oder am Tag beobachtet werden. Sie sind von niederträchtigem Charakter, drücken die Kehle eines Menschen zu, quälen ihn und das scheinbar nur an der Freude und Lust dazu. Ebenfalls zerzaust der Nachtalb die Haare des Schlafenden.
Entstehung
Es gibt unterschiedliche Konzepte zur Entstehung von Nachtalben, so ging man früher davon aus, dass sie entstünden, wenn eine Frau eine nicht erlaubte Geburtsmethode praktizierte. Oder aber das bei sieben Töchtern mindestens eine dabei sei, die eine Drude ausbildet.
Andere Theorien gehen davon aus, dass bei der Taufe eines Mädchens gefuscht wurde (das Wasser war nicht geweiht oder es berührte nicht das Haupt) und so die Drude entstehen würde. Auch ein Unglaube der beteiligten an das Christentum, könnte eine Drude hervorbeschwören. Ebenfalls soll eine Drude entstehen, wenn ein Mädchen oder eien Frau in der Christnacht (Weihnachten) sich der Völlerei schuldig machten und zur Christmesse nicht kommen konnte. Also eine Form von Bestrafung durch sündiges Verhalten. Die letzten beiden Theorien gehen offensichtlich auf das christliche Mittelater zurück, was sich vieler heidnischer Geschichten bemächtigte und sie für sich ummünzte.
Kulturelle Bedeutung
In alten Überlieferungen soll der Nachtalb auch ein Krankheitsüberträger sein, welche mit Atemnot oder Angstanfällen einhergehen. Auch der plötzliche Kindstod oder das Sterben im Schlaf, wird mit den Nachtalben in Verbindung gebracht. Ebenfalls soll Vieh, welches am Morgen verendet in der Scheune aufgefunden wurde, des Nachts heimgesucht worden sein. Da man sich vor einer derartige Gefahr schützen wollte, gab es unterschiedliche Methoden Nachtalben und andere Druckgeister fernzuhalten, so sollte es helfen, ihren Namen laut auszusprechen. Auch die Zahl fünf mehrfach um sich zu scharren, soll helfen Druden fernzuhalten. Das Zauberzeichen Drudenfuß (auch Drudenkreuz), sollte genau aus dieser Zahlregel Druden abwehren und war ebenfalls das Zeichen der Steinmetze (Steine wurden ebenfalls häufiger von Druden bedrückt, es liegt nahe, dass hier ein Zusammenhang besteht). Der fünfeckige Stern ist einer der bekanntesten zauberzeichen und steht u.a. auch für das menschliche. Erblickt ein Druckgeist dies, eilt er zwangsläufig in seine menschliche Gestalt zurück oder sucht sich ein anderes Opfer. Hühnergötter (auch Drudensteine) sollen ebenfalls Druden abwähren. Hierfür wurden sie in den Dachstuhl des Hauses aufgehangen.
Ein Drudenmesser hat auf seiner Klinge neun Halbmonde und Kreuze eingestanzt. Indem man das Messer hochwirft, soll in Kombination mit der Drude (häufig im Zusammenhang mit dem Messer auch Windsbraut genannt) durch einen Wirbelwind vom Körper des bedrückten heruntergewirbelt werden. Eine Drude lässt sich entarnen, in dem man ihr befihelt, dass sie sich am nächsten Morgen etwas leihen oder zum Essen vorbei kommen soll, sie wird an diesen Befehl gebunden und am nächsten Morgen als erstes an die Tür des bedrückten klopfen (wenn man sie bittet zur Mittagsszeit zu erscheinen, erscheint sie auch erst gegen Mittag), der ehemalls Bedrückte muss sie dann dazu bewegen, dass die Drude ihn nicht mehr heimsucht.
Der Ritt als Mahr oder Drude war in christlicher Gesetzgebung unter Strafe gestellt und wurde mit denselben Strafe wie eine fleischliche Untreue bestraft.
Der Nachtalb in den Schweizer Alpen als Toggel, Toggeli oder Schrättli (Luzernisch) bezeichnet. Seine dortige Eigenart zu anderen Nachtalben, ist, dass man ihn verwirren kann, in dem man die Schuhe verkehrt herum vors Bett stellt. Ein Messer mit offener Klinge nach oben, in die Wand steckt oder, wenn es um den Schutz des Viehs geht, sollte man eine Sense mit Dengel nach oben, an die Tür lehnen.
Johann Heinrich Füssli RA (1741 - 1825) malte das Gemälde "Der Nachtmahr" in verschiedenen Variationen (1781, 1802). Sie zeigen beide die Opfer des Nachtalbs mit typischen Merkmalen einer Schlafparalyse wie einer belasteten Atmung, Muskel-Lethargie und Halluzinationen. In beiden Gemälden kommt es zu einer Vermischung aus Nachtalb (Koboldartigem Wesen) und Nachtmahr (nächtliche Pferderscheinung). Auch andere Künstler setzten sich mit dem Nachtmahr auseinander, wie Nikolaj Abraham Abildgaard im gemälde "Mareridt" von um 1800, welches ebenfalls einen Nachtalb und typische Zeichen einer Schlafparalyse aufweist, allerdings keine Verweise auf einen Zusammenhang oder eine Vermischung mit dem pferdeartigen Nachtmahr liefert.
In der Pop-Kultur tritt der Nachtalb immer wieder auf, meist als eine Randerscheiningung. So tritt er bei Walter Moers in "Prinzessin Insomnia & der alptraumfarbene Nachtmahr" und "Die 13½ Leben des Käpt’n Blaubär" auf. Es findet sich auch ein Nachtmahr in Ivar Leon Mengers Hörbuch-Trilogie "Monster 1983" aus dem Jahr 2015, wo das Wesen freier interpretiert, aber als solches noch deutlich zu erkennen ist. Zudem basiert das Pokémon Darkrai wahrscheinlich auf einem Nachtalb, was u.a. an seiner Fähigkeit "Alptraum" ersichtlich wird. In der moderne wurde dem Nachtalben, insbesondere dem Nachtmaren-Charakter, angedichtet, dass man sich seiner, mit Magie, bedienen könnte und so von anderen deren Träume aufzusuchen.
Möglicher Ursprung
Ein möglicher Ursprung im Nachtalb könnte dem Versuch, dass Phänomen Träumen zu erklären. Insbesondere jenen Träumen, in denen wir schlechte Erinnerungen verarbeiten, oder dem Erklärversuch, wie es zu einer Schlafparalyse kommt. Über die Zeit haben sich diverse Elemente zu einem mehr oder wenigen homogenen Nachtalb entwickelt, der heute als Nachtalb bekannt ist.
Es gibt große Ähnlichkeiten zum Incubus, einem Dämonenwesen aus Mesopotamien, dass deutlich erotischer agiert und häufig seine Opfer zum Geschlechtsakt zwingt oder verführt. Auch in anderen Regionen der Welt wird von ähnlichen Wesen oder ähnlichen Herangehensweisen berichtet. Es scheint demnach konvergent Erklärungsversuche für die Schlafparalyse mittel mystischer Wesen gegeben zu haben.
Dies wurde im 13 und 14 Jahrhundert in Frankreich aufgegriffen, wo man zwischen Incubus (männlichem Auflieger) und Succubus (weiblichem Unterlieger) in den Hexenprozessen unterschied.
Quellen
https://de.wikipedia.org/wiki/Nachtalb
https://de.wikipedia.org/wiki/Elfen
https://de.wikipedia.org/wiki/Kobold
Woldemar Cubasch: Der Alp. Habel, Berlin 1877
Catharina Raudvere: … mara trað hann. Maragestaltens förutsettningar i nordiska förkristna själsförestillingar. In: Nordisk Hedendom. Et symposium. Odense 1991. S. 87–102.
Moritz H. Strahl: Der Alp. Sein Wesen und seine Heilung. Enslin, Berlin 1833
Carl-Herman Tilhagen: Mara. In: Kulturhistorisk leksikon for nordisk middelalder. Band 11, Kopenhagen 1966, Sp. 343–345.
Ivar Leon Menger: Monster 1983, Audible 2015–2017
Hugo Hepding: Über den Alpdruck. In: Hessische Blätter für Volkskunde. 23/1924, S. 56.
Maria Hornung: Die mündlich tradierte Volkserzählung im Österreich unserer Zeit und in den altösterreichischen Sprachinseln. In: Rainer Wehse (Hrsg.): Märchenerzähler, Erzählgemeinschaft. (= Veröffentlichungen der Europäischen Märchengesellschaft, Band 4), Kassel 1983, ISBN 3-87680-331-4, S. 36 ff.
Otto Lauffer: Geister im Baum. In: Harry Schewe (Hrsg.): Volkskundliche Gaben: John Meier zum siebzigsten Geburtstage dargebracht. Berlin/ Leipzig 1934, S. 104–120.
Leander Petzoldt: Kleines Lexikon der Dämonen und Elementargeister. 3. Auflage. Beck, München 2003, ISBN 3-406-49451-X, S. 53–54.
Kurt Ranke: Trude (Trute). In: Eduard Hoffmann-Krayer, Hanns Bächtold-Stäubli (Hrsg.): Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens. Band 8. De Gruyter, Berlin (1937) 1987, Sp. 1173f
Franz Xaver Schönwerth: Sitten und Sagen 1, Augsburg 1857, drittes Buch, § 11.
https://fabelwesen.fandom.com/wiki/Nachtalb
http://www.wuide-dragn.de/index.php?id=15
https://de.wikipedia.org/wiki/Schlafparalyse
https://zamonien.fandom.com/de/wiki/Nachtmahr
https://www.pokewiki.de/Darkrai
https://de.wikipedia.org/wiki/Incubus_(D%C3%A4mon)
https://de.wikipedia.org/wiki/Toggel
https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Nachtmahr_(Abildgaard).jpg
https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Johann_Heinrich_F%C3%BCssli_053.jpg
https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:John_Henry_Fuseli_-_The_Nightmare.JPG