Der Origorúso, auch Oriogorúho und Orio-goruhu genannt, ist ein Menschentier, ein Oger aus der Folklore der Kiwai-Inselbewohner von Papua-Neuguinea. Sein Name leitet sich von der Tatsache ab, dass er seine Nahrung roh (orío) verzehrt (orúso). Bei Suguma und Poópoó könnte es sich ebenfalls um Synonyme dieser Kreatur handeln.
Merkmale
Ein Origorúso hat sehr kurze Beine und stützt sich beim Gehen auf seine Hände. Die Augen und Ohren sind überproportional groß, sein Maul ist höhlenartig und zeichnet sich durch hervorstehende Eckzähne aus, welche an das Gebiss eines Keilers erinnert. Seine Ohren rollt der Origorúso während der Aktivitätszeiten zusammen, damit sie ihn nicht behindern.
Seine Finger sind mit langen Krallen bewaffnet. Männliche Origorúso haben zwei Penisse. Ein Origorúso kann ein lautes Grunzen oder Brüllen von sich geben, aber auch normal mit Menschen sprechen.
Das Volk der Bina bezeichnet seinen Oriogorúho als weiblich und rein nachtaktiv.
Der Poópoó sieht dem Origorúso sehr ähnlich, trägt aber am ganzen Körper Noppen (Po) und könnte daher eine eigene Art darstellen.
Vorkommen
Origorúsos leben unter der Erde oder in großen Bäumen. Sie sind auf Neuguinea endemisch und nur für einen kleinen Teil des südwestlichen Papua-Neuguineas bestätigt.
Lebensweise
Ernährung
Origorúso ernährt sich räuberisch und macht auch Jagd auf Menschen.
Verhalten
Nachts liegt ein Origorúso auf einem seiner übergroßen Ohren und benutzt das andere als Decke.
Fortpflanzung
Manchmal können Menschen unter den richtigen Bedingungen zu Origorúsos werden. Eine Kiwai-Frau im Kindbett verwandelte sich, nachdem sie von ihrem Ehemann beleidigt wurde, in einen Origorúso, der den Ehemann unerbittlich verfolgte.
In einem anderen Fall wurde ein Mann zu einem Origorúso, weil er mit diesem gemeinsam regelmäßig Fleisch gegessen hatte.
Kulturelle Bedeutung
Gefährlichkeit
Sie überfallen Dörfer, um Menschen zu entführen und zu essen. Manchmal betritt ein Origorúso ein Dorf und verschlingt alle Bewohner eines Hauses, bevor er das Dorf wieder verlässt.
Medizinische Nutzung
Fragmente von Origorúso-Knochen stellen wirksame Kampfmittel dar und werden Hunden verabreicht.
Mythologie
Die List
Ein Origorúso pflegte jeden Tag ein Kind in einem Dorf zu entführen und es zu fressen, bis ein vom Kampf Versehrter auf die Idee kam, an einem Kind eine Schnur zu binden. Als der Mann einschlief, zog der Origorúso an dem Kind, zog dadurch an der Schnur und alarmierte so den schlafenden Wächter. Dieser alarmierte das Dorf und alle flohen - bis auf einen Mann, eine Frau und ihr Kind. Diese besänftigen das Untier, indem sie es mit Schweinen bewarfen. Der Origorúso fraß sie auf und schlief ein. Nachdem er eingeschlafen war, ließen die drei eine Kokosnussschale voller Läuse zurück, welche die Mutter von ihrem Kind gesammelt hatte. Die Läuse vernahmen den Ruf des Origorúso, als dieser erwachte und hielten das Untier fest, sodass auch die zurückgeblieben fliehen konnten.
Rohes Fleisch
Ein Mann, der eine Zeit lang mit einem freundlichen Origorúso zusammenlebte, schlief in dessen Ohren, aß mit ihm rohes Fleisch. Eine Zeit lang lebten sie so in friedlicher Harmonie, doch dies änderte sich, als die Ohren des Mannes genauso groß wurden wie die des Origorúso.
"Du bist im Bett, ich bin im Bett; Du hast Matte, ich habe Matte", sagte der Origorúso fröhlich, dass er nun einen Gefährten hatte, der ihm ähnlich war. Doch der Mann war erschüttert und rannte davon, er versteckte sich in seinem Haus in seinem Dorf. Der Origorúso geriet darüber in Rasche und belagerte das Dorf. Mit ihm kamen andere Origorúsos, die schrecklichen útumos, die Geister enthaupteter Männer, und andere abscheuliche Geister. Sie forderten den Mann, eher würden sie das Dorf nicht in Frieden lassen. Man übergab den Wesen den Flüchtling und er wurde sofort von ihnen zerrissen und verzehrt.
Taxonomische Stellung
Origorúso gehört zu den Ogerartigen Kreaturen und demnach in die Klasse der Säugetiere (Mammalia). Als Oger zählt er zu den Hominoiden, seine Gestalt lässt ihn an einen Karnabo entfernt erinnern, möglicherweise besteht hier eine Verwandtschaft.
Nachweise
- Beaver, W. N. (1920) Unexplored New Guinea. Seeley, Service & Co. Limited, London.
- Kirtley, B. F. (1963) The Ear-Sleepers: Some Permutatios of a Traveler’s Tale. The Journal of American Folklore, 76(300), pp. 119-130.
- Landtman, G. (1917) The Folk-tales of the Kiwai Papuans. Acta Societatis Scientiarium Fennicae, t. XLVII, Helsingfors.
- Landtman, G. (1927) The Kiwai Papuans of British New Guinea. MacMillan and Co. Limited, London.