»Ich … verstehe nicht ganz.«
Seitdem Asklepios seine wahre Identität preisgeben hatte, fielen Cana vielerlei Fakten auf, die sie davor nicht richtig wahrgenommen hatte. Zum einen machte er keine Atemzüge. Der Körper dieser Gestalt war nicht lebendig. Allen Anschein nach war Sauerstoff nicht notwendig.
Aber … irgendwie ist er auch nicht tot, oder? Es ist etwas dazwischen …
»Ihr alle lebt auf mir«, erwähnte er und verwirrte sie mit der Aussage umso mehr.
Wie konnte die Welt mit ihr sprechen? Je länger sie darüber nachdachte, desto mehr verknotete sich etwas in ihrem Kopf. Diesen zu entwirren, gelang ihr nicht. Überall um sie herum war die Welt. Cana betrachtete die Erdkugel niemals als etwas, womit man kommunizieren könnte.
Die Konzentration schwankte. Parallel bekam sie auf dem linken Auge mit, wie es mit den anderen Sternzeichen aussah: Sie waren im Himmel. Jetzt schienen die Luftzeichen in ihrem Vorteil zu sein. Ihnen machte der freie Fall nichts aus.
Wie ihre Familie sich weiterhin in der Luft bekämpfte, fühlte sich surreal an. Vor allem deshalb, weil sie alles gleichzeitig mitbekam.
»Jedes Lebewesen«, erhob die Welt aufs Neue die Stimme, »braucht Energie. Tiere und Pflanzen leben im Einklang mit der Natur. Ich kann sie in meiner Originalform erreichen und versorgen. Nur der Mensch hat die Fähigkeit, mit der Natur zu kommunizieren, allmählich verloren. Allein durch die Sternzeichen ist es ihnen möglich, mit mir in Verbindung zu stehen und überhaupt zu leben.«
Cana schluckte den dicken Kloß im Hals herunter. Die Aussage stach in ihrer Brust und hinterließ nichts als ein leeres Gefühl. »Willst du … willst du mir damit sagen, dass wir Sternzeichen nichts außer wandelnde Gefäße für dich sind? Hast du uns aus dem Grund erschaffen?«
Jungfrau machte aus Ranken und Blättern eine Art Fallschirm für sich und Pixo, damit er das Fallen abbremsen konnte. Dieses Konstrukt blieb nicht lange heile, denn Schütze spuckte Feuerkugeln in ihre Richtung, während er von Waage festgehalten wurde. Waage wich den Eiszapfen von Skorpion sowie den Flammen von Widder geschickt aus, als diese gleichzeitig angriffen. Der Arm von Waage war nach wie vor stark verletzt, aber er schaffte es trotz alldem, seinen Partner zu tragen.
»Ich habe euch nicht erschaffen.« Die Welt schüttelte den Kopf. Ein leichter Rauch zog mit der Bewegung auf.
Seit der Erkenntnis der wahren Natur des Schlangenträgers klang seine Stimme unechter als zuvor. Verzerrt. Zu metallisch. Monoton.
»Mir ist nicht bekannt, wodurch ihr entstand seid. Ich benutze euch, ja. Damit ich euch dirigieren kann, habe ich diese Gebilde angenommen. Aber es kostet mich immense Kraft, in dieser Gestalt zu sein. Und gebe ich diese Erscheinungsform vollends auf, kann ich nicht mehr zurück.«
Sie ballte die Hand, bis der Knöchel wehtat. Sie verlor Zeit. Es dauerte nicht mehr lange, bis ihre Familie – und auch sie – gnadenlos auf dem Boden aufklatschen würde. Aber sie wollte mehr von der Welt erfahren. Ihr Blick klebte in erster Linie an seinen Lippen.
Endlich … endlich redest du mal mit mir.
»Nur für deine Notizen.« Sie funkelte die Welt an und machte einen Schritt auf sie zu. Diese Denkweise konnte sie weder auf sich noch auf ihre Familie sitzen lassen. »Wir sind ebenso Lebewesen, die atmen. Wir leben, kapierst du? Wir haben genauso Gefühle … verstehe mich nicht falsch. Ich bin nicht wie Schütze dagegen, meine Energie mit den Menschen zu teilen. Aber-aber das kann doch nicht unsere einzige Daseinsberechtigung sein!«
Die Emotionen krochen hoch und übermannten sie. Sie wurde lauter, was sie nicht bezwecken wollte. Allmählich wackelten ihre Beine. Wie lange könnte sie hier stehenbleiben? Stand sie denn wirklich? Ihr anderer Körper war an der Plattform befestigt und sah zu, wie ihre Familie kämpfte.
»Es wird sich alles noch zum Guten wenden, wart's nur ab«, rief Waage lächelnd. Galten die Worte ihr? Sprach ihr anderer Körper, während sie sich gleichzeitig mit der Welt unterhielt? »Wir schaffen das schon, Cana. Ach, komm schon, mache nicht so ein Gesicht.«
Das wurde ihr zu viel. Sie konnte sich nicht auf beide Gespräche gleichzeitig fokussieren. Aber die ermutigenden Worte von Lims machten etwas mit ihr: Sie schöpfte Hoffnung.
Auf der einen Seite war ihr Puls normal, wenn sie in diesem weißen Raum war. Auf der anderen Seite arbeitete ihr Herz auf Hochtouren, sobald ihre Konzentration zu ihrem anderen Körper wechselte. Es war, als gäbe es sie zweimal. Als empfand sie alles doppelt.
»Ich glaube, es wird langsam Zeit aufzuräumen«, wurde Waage lauter und wirbelte die Sternzeichen durcheinander. Selbst auf die beiden anderen Luftzeichen gab er keine Rücksicht. »Achtung! Die Wettervorhersage für heute: Es wird windig.«
»Auch wenn du die Welt sein solltest«, hauchte Cana, biss sich kurz auf die Innenseiten der Wangen, um den Emotionen Einhalt zu gebieten »Auch du hast Gefühle. All das geht nicht spurlos an dir vorbei. Da bin ich mir sicher. Höre zu, … Welt. Wenn du mir die Chance dazu gibst, werde ich einen anderen Weg finden, wo alle Lebewesen im Einklang miteinander leben können, ohne dass die Sternzeichen nach sechzehn Jahre sterben müssen.«
Die Welt starrte sie ohne Pause an. Die Gestalt bestand möglicherweise aus Nichts. Vielleicht ein Zusammenspiel von Dunkelheit, Schatten und ein Funken Licht, aber die Blicke wurden unangenehmer, je länger sie den Blickduell aufrechterhielt.
»Etliche Male waren wir an diesem Punkt. Jedes Mal die gleichen Gespräche. Jedes Mal diese Hoffnung, die du mir machst, Krebs … aber … vielleicht hat Stier recht und ihr werdet nicht jedes Mal mit der gleichen Seele geboren. Jedes Mal ein bisschen anders.«
»Was?« Sie blinzelte verdattert.
Sie spürte ein Schmerz an der Wange, als hätte eine Klinge ihr einen Schnitt verpasst. Ihr blieb manchmal die Luft weg, als würde starker Wind ihr den Atem rauben. Waage ließ ein Tornado entstehen. Ohne große Mühe zerstörte er Pixos Fallschirm. Mit dem linken Auge registrierte sie unter sich etwas Gelbes. War es Sand?
»Aber du irrst dich, Krebs. Ich habe keine Gefühle. Ich bin –«
»Das ist nicht wahr!«, platzte es aus ihr heraus. Es war Cana nicht bewusst, ob ihre Stimme aus dem Körper im weißen Raum oder aus dem, der an der Plattform gefesselt war, kam. Möglicherweise reagierten beide Körpern auf das Gefühlschaos.
Sie näherte sich der Welt. »Wenn du keine Gefühle hättest, warum ist dein Blick immer so voller Traurigkeit, Mitleid und Reue? Welt, ich glaube zu verstehen, wie du dich fühlst. Du liebst alle Geschöpfe gleichermaßen, nicht wahr? Du willst es allen recht machen, aber –«
»Das ist neu. Bist du wirklich anders als deine Vorgänger? Kannst du etwas verändern?«
Hört die Welt mir überhaupt mal richtig zu?
Sie wagte einen weiteren Schritt.
»Welt?«
Die Gestalt wartete.
Dann tat sie es: Cana legte die Arme um sie. Die Umarmung schmerzte, als zapfte die Welt unbewusst Energie von ihr ab. Trotz der Schmerzen ließ sie nicht los.
»Du bist einsam, oder?«
Die Welt schwieg.
»Weißt du, Welt … ich möchte, dass du mir ein Jahr gibst. Kehre in deine Ursprungsform zurück. Entscheide dich fürs Leben und nicht fürs Töten. Und …« Sie ging auf die Zehenspitzen, weil die Welt höher schwebte. Wollte sie aus der Umarmung flüchten? Das ließ Cana nicht zu!
Obwohl die Welt das breite Grinsen nicht zu Gesicht bekommen würde, grinste Cana strahlend, bevor sie sagte: »Welt, egal, was geschehen wird, ich habe dich lieb, okay?«
Sie schnappte nach Luft, als ihr Geist plötzlich zurück im wahren Körper katapultiert wurde. Ihr war so, als hätte sie ein Schluchzen davor wahrgenommen. Schnell versuchte sie sich einen Überblick zu verschaffen. Sie befanden sich in einer Wüste. Keine Oase in Sicht. Überall sah es gleich aus. Obwohl Pixo auf seinem Symbol stand und von einer Lichtsäule umgeben war, hielten seine Eisfesseln noch. Aber die Oberfläche wurde wässriger.
»Ihr alle?«, wisperte sie und schaute von rechts nach links. Von der Welt war keine Spur zu sehen.
Wie lange war sie tatsächlich weg? Der Mond war verschwunden. Würde gleich die Sonne aufgehen?
Ihre Familie war bis auf Löwe, Widder, Steinbock und Fische allesamt von der Lichtsäule der Plattform gefangen. Was war in den paar Minuten ihrer Unachtsamkeit passiert? Es kam ihr so vor, als wäre sie Jahre weg gewesen, ohne gegangen zu sein.
»Du bist wieder normal«, sprach Stier zu ihr und seufzte tief. Er war nicht mehr ohnmächtig. Ein kleines Lächeln erschien. »Welch ein Glück.«
Sie bekam Tränen in den Augen, als sie die verbliebenen vier Kämpfenden beäugte. Fische schaffte es gerade so, sich auf den Beinen zu halten. An seinem Kopf war eine große Platzwunde. Blut klebte an seiner Kleidung. Zwar war Steinbock bei Bewusstsein, aber er schien genauso nicht mehr lange kämpfen zu können.
»Was seid ihr nur für starrköpfige Kinder«, rief Löwe, dem man die Erschöpfung kaum ansah. Lag es daran, weil er Widder für sich kämpfen ließ? »Bereiten wir dem ein Ende, Ari. Es wird Zeit.« Löwe blickte zum Himmel. Ein Sandsturm zog auf und trieb einem Sandkörner in den Mund und Augen.
»Mit Vergnügen.« Widder grinste und ging in Flammen auf.
Die Hitze machte ihr zu schaffen. Ihr Hals trocknete aus. Wie erging es erst Steinbock und Fische? Diese schwitzten und keuchten. Wassertropfen dampften in dieser Umgebung umgehend und Pflanzen verdorrten nach einer Weile. Beide waren im Nachteil. Derweil erweckten die beiden Feuerzeichen den Eindruck, diesen Ort in vollen Zügen zu genießen.
Cana bewegte sich. Zuerst langsam, dann schneller werdend. Sie wollte nicht mehr Zuschauerin sein, wie Pisan sich weiterhin verletzte. Es ging die ganze Zeit um sie, aber niemand achtete auf Cana. Sie biss die Zähne zusammen. Nahm hier jemand sie überhaupt ernst?
Verdammt! Wann löst sich das Eis denn komplett auf?
»Capyo?«
Steinbock schaute zu Pisan.
»Ich habe einen Plan. Du –«
Ehe er zu Ende gesprochen hatte, schlug Ari mit seiner Feuerfaust in Pisans Gesicht und hinterließ verkohlte Haut. Es zerriss ihr das Herz, wie er ein paar Meter weit flog. Ein Teil von ihr hoffte, dass der Sand den Aufprall abfederte, während der Rest nur noch Leere fühlte.
»Pi … san«, flüsterte sie.
Obwohl der Schlag wehtun musste, stand ihr Partner klapperig auf. Er streckte beide Handinnenflächen vor sich und feuerte Wasserblasen ab. Diese trafen Ari nicht ansatzweise. Sah Pisan nicht mehr richtig? Das Blut floss offenbar in die Augen.
Widder startete eine weitere Attacke.
Ich muss etwas tun!
Schnell erschuf sie eine Eisschicht unter ihm, als er in ihrem Angriffsradius war. Ihr Seelenverwandter rutschte aus und fiel hin. Das war seine Rettung.
»Cana …«, hauchte er, ohne sich umzudrehen. »Danke …«
Die Wasserblasen mit einem Eiskern flogen zum Himmel. Hitze und Kälte verschmischten sich und wurden zu einer Einheit. Die Atmosphäre veränderte sich. Wind zog auf und fegte den Sandsturm in einer anderen Richtung.
»Du raffiniertes kleines Fischchen«, hörte sie Zwillinge grinsend sagen. Er lehnte sich Arme verschränkend zurück, als genoss er die Show. Alle anderen beobachteten das Geschehen, ohne von Canas Fluchtversuche mitzubekommen.
Dicke graue Wolken entstanden über ihnen. Der Wind gab die Sicht auf den Himmel frei. Dieser färbte sich orange. Die Nacht war bald Geschichte.
Steinbock lief plötzlich ohne ersichtlichen Grund auf Löwe zu. Dieser ließ sich nicht beeindrucken. Was passierte hier? Sie hörte eine elektrische Spannung in der Luft. Mitten in der Wüste fing es an zu regnen.
Wie aus dem Nichts fuhr ein Blitz in Capyo, was ihm nichts auszumachen schien. Er hob die Faust beim Rennen.
»Mit Elektrizität könnte er ihm echten Schaden zufügen«, murmelte Stier, setzte die Hand an der Wand der Lichtsäule ab und beobachtete jede Bewegung seines Partners.
Gerade, als Steinbock zuschlagen wollte, hielt er im letzten Augenblick inne. Ari schoss zwischen ihnen.
Nein! Feuer ist zu gefährlich für ihn!
Er war zu weit weg, sodass ihre Kräfte ihn nicht erreichten, um ihn zu beschützen.
Verdammt, was jetzt?
Aus dem Boden schoss eine Wasserfontäne hervor, die Capyo vor Widders Attacke in letzter Sekunde schützte. Sofort schaute Cana zu Fische. Vor ihm war ein tiefes Loch, wo er das Wasser reinließ. Das war Capyos Rettung.
»Warum hat dieser Idiot gezögert?«, brüllte Schütze und tritt mit voller Wucht gegen seine Lichtsäule. »Das war seine Chance, Mann!«
»Liony hat sich kein Millimeter bewegt«, bemerkte Jungfrau an. »Die Attacke hätte ihm ordentlich wehtun können, aber er hat darauf vertraut, dass ihm nichts passieren würde. Unglaublich dieser Kerl. Er ist unberechenbar.«
Als hätte Löwe ihn reden hören, schritt er gelassen auf Capyo zu. Seine Fingerspitzen fingen Feuer. Die andere Hand behielt er entspannt in der Hosentasche. In der Zwischenzeit verschwand die Elektrizität aus Steinbocks Körper und ging in den Boden über. Der Himmel klärte auf. Der Platzregen verschwand, wie er gekommen war.
»Du solltest«, erhob Löwe die Stimme, »wenigstens so fair sein und Fische berichten, dass du nur mit halber Kraft kämpfst.«
Capyo senkte den Blick. Fische runzelte die Stirn.
»Ich weiß alles über jeden«, sprach Löwe weiter. »Ich weiß, dass du Gefühle für Widder hast, Steinbock. Du kannst ihm nicht wehtun und genau das ist der beste Schutzschild, den ich haben kann. Manchmal ist die Seelenverwandtschaft mehr Fluch als Segen, nicht wahr?«
Ein Raunen der Sternzeichen ging umher.
Widder schaute von seinem Partner zu Capyo, im stetigen Wechsel, bis er bei Steinbock letztendlich stehenblieb. Ganz gleich, wie lange er ihn anstarrte, Steinbock wich seinen Blicken aus.
»Ernsthaft jetzt? Du bist in mich verschossen? Geht's dir noch gut?«
Löwe seufzte. Sein Körper glühte. Rotorange Funken tänzelten um ihn herum. Diese wurden von Feuerschlangen abgelöst, die sich um seinen Körper schmiegten. »Jetzt beende ich es hier ein für allemal. Sei nicht traurig. Wenn all das vorbei ist, hört der Schmerz teilweise auf. Ihr werdet alles vergessen.«
Wollte er sie umbringen? Die Attacke, die er vorbereitete, besaß eine explosive Kraft. Pisan schleifte sich vergebens zu Steinbock, um ihn zu unterstützen.
Nein, du begibst dich damit nur in Gefahr!
Ich.
Muss.
Etwas.
Unternehmen.
JETZT!
Cana holte tief Luft und schrie: »Ich bin auch noch da!«
Ehe Löwe sein Feuermeer auf die beiden Sternzeichen losschickte, brachte sie die Plattform mit dem Wasser und Eis in Bewegung. Das Wasser bekam durch die richtige Kälte eine geleeartige Konsistenz, wodurch es ihr vereinfacht wurde, die Plattform in Bewegung zu bringen.
Wie ein Riesenrad brachte sie die Scheibe zum Drehen, um die Attacke mit der flachen Seite abzufangen und wie ein Schutzschild für beide zu fungieren. Ihr wurde schwindelig, aber sie gab nicht nach.
Die Plattform, die sich erhitzte, fiel nach der letzten Umdrehung herunter. Die anderen Sternzeichen sammelten sich aufgrund des Schwindelanfalls. Sie mussten gerade nichts außer Sterne sehen.
Mit einem Ruck befreite Cana sich vom geschmolzenen Eis und landete direkt auf Löwe, den sie mit sich auf dem Boden riss.
»Liony, siehe mich endlich an!«, befahl sie brüllend, fasste ihn an den Kragen und schüttelte ihn durch. Ihre Stimme wurde brüchiger. »Ich bin auch noch hier, verdammt! Ich. Bin. Hier!«
Dieser starrte sie mit geweiteten Augen an und regte sich nicht unter ihr. Sein Kehlkopf ging auf und ab. Irgendwann schloss er die Augen, während er die Arme neben sich ausbreitete.
Es schien, als gingen sie Stück für Stück unter. War es Treibsand?
Der erste Sonnenstrahl wärmte ihren Rücken auf und brachte sie abrupt zum Schweigen. Sofort drehte sie sich um.
Das Urteil naht schon? Mist!
Blass geworden stellte sie fest, dass Pisan in der Mitte der Plattform saß. Neben ihm versuchte Steinbock seine Wunden zu heilen.
»Weg da!«, schrie sie.
Sich an die Worte von der Welt erinnernd, rannte sie auf sie zu. Wie ein Sensenmann tauchte die Welt hinter Pisan auf. Unter sich erschuf sie Eis, um zu gleiten. Ihre Sinne waren aufs Äußerste geschärft. Sie geriet in einem Tunnelblick.
Die schattenartigen Tentakeln schossen in Pisans Richtung. Hatte die Welt nach all den Unterhaltungen ihre endgültige Entscheidung getroffen? War alles vorherbestimmt? Gab es keinen anderen Weg?
Cana kam an.
»Durchbreche diesen endlosen Teufelskreis, Welt!«, schleuderte sie ihr entgegen und stieß ihre Liebsten rechtzeitig zur Seite. Für einen Bruchteil einer Sekunde vernahm sie einen Schrei und wurde gnadenlos … durchbohrt.
…
Die Zeit war lahmgelegt. Es gab keinen Schmerz.
Oder Geräusche. Und auch …
Kein Loch.