Als der Fesselleger Andromeda betrat, erkannte niemand die Gefahr.
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Es begab sich, dass ein Reisender von jenseits der Berge kam; und da die Titanen die Zukunft nicht sehen konnten, hielten sie ihn für einen wie viele, die zu diesen Zeiten in den Lichtebenen Schutz suchten.
Sein Name war Auriga, und er war ein weiterer Mensch. Wie Indus war er ein begnadeter Jäger und begann, nachdem ihm gewährt worden war, zu bleiben, viele Fallen auszulegen und Tiere zu fangen.
Hier begann ein Streit darüber, wo der Mensch im Geflecht der Sternwiesen seinen Platz haben sollte. Viele Tiere beschwerten sich, dass der Fesselleger unfair jagen würde. Mit seinen Fallen konnte er weit schnellere und weit stärkere Tiere erlegen, und so gesellte er sich mit Bären und Wölfen an die Spitze der Nahrungskette, obwohl er so viel schwächer und langsamer war.
Doch schlimmer noch: Der Fesselleger konnte den Pelz der von ihm erlegten Tiere tragen, um ihre Seelen an sich zu binden. So gefangen musste die Seelenkraft ihm dienen, statt zu den Tieren zurückzukehren.
"So kann es nicht weitergehen!", forderten die Hirsche, die Hasen und die Füchse. Als der Fesselleger begann, selbst Wölfe und Bären zu jagen, sprachen die Tiere geschlossen bei Lupus vor.
Der Erste Wolf ließ ein Gericht im Alkeswald einberufen. Alle drei Menschen mussten herkommen: Bootes, der Diener der Bärinnen, Indus, der stillschweigende Jäger, und Auriga, der Fesselleger.
Die Tiere versammelten sich nun und diskutierten. Der Mensch stellte sie vor eine Herausforderung, denn jeder der drei war so anders. Bei Bären konnte man sich darauf verlassen, dass sie alle stark waren, und bei Hasen darauf, dass sie alle flink waren, aber der Mensch ließ sich nicht so leicht einordnen.
Da gab es Bootes, den Bärenhüter. Er war ein treuer Diener von Ursa Major und Ursa Minor, ein guter Freund von Kornephorus und hatte, mit dem Schutz der beiden Jagdhunde, sein großes Herz bewiesen. Wären alle Menschen wie er, würden sie zuverlässig an der Seite der Titanen stehen, und ihre große Empathie überall verbreiten.
Indus dagegen war ein Jäger geblieben. Er folgte seiner Beute zu Fuß, mit simplen Werkzeugen. Er fügte sich in das Geflecht der Natur ein, ein schwächerer Jäger, der von Bären und Wölfen besiegt werden konnte. Wären alle Menschen wie er, wäre nichts Besonderes an ihnen in diesem Reich.
Doch nun war Auriga erschienen. Er war listiger als ein Fuchs und konnte Werkzeug verwenden, um jede Schwäche zu überwinden. Die Macht des Fessellegers war beängstigend und alle Tiere drängten danach, ihm die Fesseln zu verbieten. Wären alle Menschen wie er, vielleicht, ja, vielleicht hätte Lupus sie alle aus Andromeda vertrieben, da er die Gefahr erkannt hätte.
Doch das Gericht entschied nach langem Hin und Her anders. Denn was für Auriga galt, würde auch für Bootes und Indes gelten, und für alle anderen Menschen der Lichtweiten, denn die Gesetze galten stets für alle Tiere einer Art.
Schließlich sagte Lynx, dass er diese Entscheidung nicht treffen konnte. Corvus entschied, dass Auriga die Fesseln aufgeben müsste. Da man ihm das Wissen nicht mehr nehmen konnte, wurde ihm und allen Menschen verboten, mit Fallen Tiere zu jagen, um sie zu töten. Auch Bootes und Indus mussten sich diesem Spruch beugen. Besonders Indus hatte viele Vögel mit einfachen Fallen gefangen und sah sich nun im Nachteil, obwohl er niemals zu viel Beute gemacht hatte. Doch er schwieg über seinen Grimm und so konnte die Dunkelheit unentdeckt in ihm gären.
Auriga hingegen begann nach dem Richtspruch, andere Möglichkeiten auszuschöpfen. Nun fing er die Tiere lebendig und hielt sie gefangen, um sie später zu töten oder von ihren Eiern oder ihrer Milch zu zehren. Statt tödlicher Fallen baute er Häuser und Zäune, Karren und das Joch; und damit begann er, das Land zu gestalten und ihm Erdfrüchte abzuringen, um nicht mehr auf die Jagd angewiesen zu sein.
Ihm fielen weniger Tiere zum Opfer, und so wurde sein Tun geduldet. Immerhin wollte Lupus, dass alle Wesen in Andromeda leben konnten, sicher vor der Finsternis und ohne Einschränkungen ihres ureigenen Wesens.
Nun, selbst so mächtige Wesen wie die Titanen können Fehler begehen. Sie waren nicht anders als jeder Wolf, und sie konnten sich täuschen. Noch war ihnen nicht bekannt, wie die Natur des Menschen war - dass sie nämlich nicht alle von den gleichen Instinkten gesteuert wurden - und so konnten sie keinen gemeinsamen Richtspruch für alle drei finden. Ausgerechnet Bootes ist es, den ich als Grund aufführen muss, dass Indus und Auriga im Reich des Lichts verbleiben durften, und mein Herz blutet, dass ich dem großen Helden, dem Bärenhüter, diese Schuld aufbürden muss. Lasst uns dies eine Lehre sein, dass auch die Größten von uns unabsichtlich neue Dunkelheit herbeiführen können.