Aus Freundschaft ward Dunkelheit, und aus Dunkelheit ward Licht.
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Die Finsternis lebte noch, doch sie konnte sich nicht mehr rühren. Ihre restlichen Diener lebten noch, doch die Macht der Schilde konnte sie zumeist von der Lichtung Trishanku fernhalten. Aber das Netz Reticulum war noch um die Lichtung geschlungen und es gab kein Entkommen. Dass die Finsternis zurückschlagen würde, wussten alle, und viele der Toten waren nicht mehr als Sterne, denn es gab keine Körper, in die sie einziehen konnten.
Es waren auch nicht alle zurückgekehrt. Pictor und viele andere saßen noch im Magen der Finsternis gefangen, aus dem es kein Entkommen gab. Lepus, der treue Bote und Spion, war fern von allen Zeugen gestorben und konnte den alten Leib nicht verlassen. Er verblieb dort, und deswegen besitzen Hasen heute kaum Mut mehr - er liegt bei Lepus in der Finsternis jenseits der Sterne.
Um ihretwillen weinten die Verteidiger bittere Tränen. Doch Hoffnung war, dass Pictor aus dem Magen der Finsternis gerettet werden könne. Was Lepus jedoch anging, so erglühte sein Licht als ein karmesinroter Stern am Himmel, unerreichbar für die Fische, welche die Seelen durch die Tore brachten, doch ein sichtbarer Trost für das Volk der Löffelohren.
Nun, nach der Schlacht, verkündete Lupus, dass er einige Änderungen vornehmen würde. Nach dem langen Kampf war der Erste Wolf erschöpft und schwer verwundet. Immerhin hatte er den Zahn Pyxis überlebt und direkt nach seiner Heilung gegen die Finsternis selbst gekämpft, was niemand sonst hätte schaffen können.
Lupus rief alle Kämpfer zu sich. Als erstes benannte er die Lichtung Trishanku um, sodass sie fortan Mimosa heißen solle, in Erinnerung an den tapferen Fuchs und den Beginn sowie das Ende des großen Krieges. Dann verkündete er, dass sie an diesem sicheren Ort ein neues Reich erbauen würden, ähnlich wie Andromeda, doch kleiner.
Unter den Verteidigern gab es zwei strahlende Lichter, die sich als letzte aus dem Kampf zurückgezogen hatten. Dies waren Sol und Lunis aus Mirfaks Rudel. Ihnen übergab Lupus die Verantwortung für das neue Reich. Ihre Kampfgefährten, Sirius, Canopus und Arktur, wurden die Verteidiger des Landes.
Doch die Titanen und ihre Kinder zogen sich größtenteils zurück. Sie hatten ihre Kräfte im Kampf erschöpft. Nun mussten sie weiterhin der Finsternis Widerstand leisten. Um zu erschaffen fehlte ihnen die Macht.
So wurde diese Aufgabe Sol und Lunis übertragen. Sie schufen ein sicheres Land, über das sie wachen konnten, und begannen, es mit allerlei Wesen zu füllen. Wer überlebt hatte von den einfachen Bewohnern Andromedas, durfte hier einziehen und in Frieden leben, behütet von den Wölfen aus Mirfaks Rudel und fernab des stummen Ringens mit der Dunkelheit. Hier herrschten bald neue Götter, die Kinder von Sol und Lunis. Von ihnen und ihren Abenteuern wird noch viel zu berichten sein, und manche der Titanen suchten sie auf, um sich daran zu beteiligen.
Doch zuvor sei Abschied von den Titanen genommen. Denn Lupus ruhte nun endlich, erschöpft vom Kampf, seinen Sohn an seiner Seite. Nach und nach kehren die anderen Titanen zurück, bis auf Pictor und Lepus, und gemeinsam konnten sie die Schilde erhalten und sich der Dunkelheit erwehren. Ihr Kampf war nun allein auf den Erhalt des Lichts ausgelegt.
Ein Sieg wäre ein Wunschtraum, wenn nicht von irgendwo eine neue Macht käme. Lupus sprach, dass sie nun durchhalten müssten, lange Zeit, ehe der Krieg sich noch einmal wandeln würde. Und mit den großen Wölfen und den großen Bärinnen, den fünf Spähern, dem Boten Pegasus und allen Kindern bis auf Pictor, den Sohn von Canis Major, hielten sie aus.
Auch die großen Helden der Andromeda blieben bei ihnen: Mimas und Erakis, Bootes mit den Jagdhunden, Aldeban, Arae. Castor und Pollux waren wieder glücklich vereint und Lynx aus dem Dunkel zurückgekommen. Die Titanen öffneten nun auch das Cepheus-Meer wieder, um der Finsternis länger standzuhalten, auch wenn seine Flammen eine große Gefahr bargen. Die Kämpfer waren geschwächt, aber vielzählig, und ihr Rudel hielt zusammen. Abwechselnd tauschten sie die Rollen, um einander zu entlasten, und so kommt es, dass die großen Titanen unserer Heimat noch hin und wieder einen Besuch abstatten, im Pelz kleinerer Wölfe.
Denn ja, jenes Reich, das im Schutze Mimosas erblühte, ist unsere Erde. Jene Tiere der Andromeda, die hierher kamen, sind die Erben der Verteidiger, die die Dunkelheit erblickt haben. Doch mit der Zeit wurden all die Tiere kleiner, um in dieser Welt, die so geringer ist als Andromeda, Platz zu finden. Nur wenige gibt es, die das Erbe jener großen Zeit in sich tragen, und von ihnen werden spätere Geschichten handeln.
Andromeda jedoch, jenes Land aus Licht, ist untergegangen. Heute gibt es nur noch die Sternwiesen, einen kläglichen Rest der einzigen Herrlichkeit, wohin die Seelen heimkehren, wenn sie dieses Land verlassen, und von wo sie, nach einer Weile, in das Reich Mimosa zurückkommen.
Die Titanen sind noch da draußen, kleiner Welpe. Und Lupus und die großen Helden sind bei ihnen. Sie schützen uns, unermüdlich, damit die Finsternis uns nicht töte. Sieh nur in den Himmel, wenn es Nacht ist und die Sterne erscheinen, und du kannst sie sehen; sie und die Dunkelheit, gegen die sie kämpfen. Sie sorgen dafür, dass wir hier sicher sind.
Aber ihr Blick ist nicht allsehend ...