Es war bereits Nacht geworden. Unheimliche Stille legte sich über die Dunkelheit, jeglicher Stern hatte sich hinter einer schwarzen Wolke verkrochen und auch der Mond spendete diese Nacht kein aufmunterndes Licht.
Doch ihm war diese Tatsache egal, ja er freute sich sogar darüber. In seine tiefschwarze Kleidung gehüllt stand er da. Die Jacke eng um sich geschlungen und eine Mütze tief ins Gesicht gezogen hüllten ihn seine Taten und Worte ein, wie ein roter Mantel. Doch er ignorierte sie, zu sehr war er auf das vor ihm Stehende fixiert.
Man konnte in der Dunkelheit nicht viel erkennen, doch dem Mann war auch das egal. Denn er wusste genau, was vor ihm lag.
Die prächtige Villa, die wie die Sonne, mit einem strahlenden Gelb bemalt war und ihre ganze Schönheit mit glänzenden Fenstern noch mehr zum Ausdruck bringen wollte. Sie musste jetzt düster und verlassen sein, aber der Mann wusste, dass ihre Kostbarkeiten noch immer nicht verloren gegangen waren. Er malte sich noch einmal seinen schier perfekten Plan aus. Wie lange hatte er auf diesen Moment gewartet, wie lange hatte er gedient und nie den Ruhm erhalten, den er eigendlich verdiente.
Er hämisches Grinsen umspielte seine kalten Lippen. Endlich würde er es zu dem Bringen, das er schon längst hatte werden wollen: Reich, ansehbar und mächtig.
Nur eine Kleinigkeit trennte ihn von seinen sehnlichsten Wünschen. Dieses eine Tor, das niemals offen stand. Nie in seinem Leben hatte der Mann dieses Gitter offen stehen sehen, nie hatte er seinen Blick frei auf den großen Garten richten können ohne von Eisen durchbrochen zu werden. Doch heute, heute würde er es möglich machen.
Langsam trat er näher und bei jedem seiner Schritte knirschen Steine unter seinen Füßen. Sein Herz und sein Atem beschleunigte sich, als er vorsichtig einen Stab des Tores berührte, als wäre es ein gefährliches Tier. Er schloss die Augen und ließ das Gefühl des kalten Eisens durch seine Adern fließen. Dann packte er fester zu, zog sich immer weiter hinauf, bis er am obersten Ende angekommen war. Kühler Wind fuhr ihm durchs Gesicht, genauso kalt und furchtlos, wie sein Herz.
Mit einem Schnaufen stieß er sich ab und landete auf der anderen Seite.
Doch dieser Sprung würde sein Leben verändern. Er war nun kein ehrbarer Bürger mehr, keiner, dem man hätte vertrauen können. Die Landung bedeutete fiel mehr, denn sein Leben war nun bedroht.
Bedroht durch den Einbruch, den er selbst verübt hatte.