Die Düsternis setzte sich wie feiner Staub auf meine Haut und bedeckte mich an den etlichen Stellen meines Körpers. Sie hatte sich auf meine Brust gesetzt, um mir die Luft zum Atmen zu nehmen. Für immer. Und diesmal war ich bereit, mich ihr hinzugeben.
Die Luft, so ruhig wie ein verlassener See, wirbelte durch meine Lunge und gab mir das, was ich am Wenigsten brauchen kann. Sie gab mir Hoffnung, die mir so oft genommen wurde. Und ich frage mich, wie sie mich diesmal wieder einholen konnte.
Es ging mir gut. Ich hatte ein Leben, eine Familie, genügend zu Trinken und zu Essen. Doch das half nicht, um die Leere in mir zu vertreiben. Ich fühlte nur noch diese Ungewissheit, diese Schuld, dass ich nicht glücklich sein konnte. Ich wusste, dass es vielen Menschen noch schlechter ging als mir, doch es half mir nicht, wenn ich das gesagt bekam. Es zog mich nur weiter in die Tiefe. Weil ich nicht glücklich sein konnte, selbst wenn ich dies alles besaß.
Dieses Gefühl ist wie ein Schlummertrunk. Es versetzt dich in eine Lage, aus der du nicht mehr entkommen kannst, bis du sie besiegt hast. Ich habe es versucht, mehrmals und viel öfter, als ich es verkraftet hatte. Doch immer, wenn ich das Licht am Ende des Tunnels sah, erkannte ich nur, dass es ein Zug war, der mich überrollen würde. Und er hatte mich überrollt und würde es wieder tun. Ohne auch nur mit der Wimper zu zucken.
Das Gefühl des Schlummertrunks gibt dir etwas, das du nicht abschalten kannst. Ruhelosigkeit am Abend, wenn du im Bett liegst, du dir Gedanken dazu machst, was Jahre vorher passiert war.
Es gibt dir Müdigkeit, wenn du in deinem Zimmer sitzt, einsam und verlassen, weil du niemanden sehen willst. Doch schlafen kannst du nicht, denn da ist noch dein Kopf. Dein Gehirn, das dir in Erinnerung ruft, dass du nichts bist auf dieser Welt. Ein Mensch, der irgendwann sterben wird und Jahre später niemand mehr deinen Namen kennen wird. Das ist das Schicksal unser aller.
Du besitzt einfach dieses Gefühl, das dir einredet, dass du ein Nichts bist. Jemand, den niemand vermissen wird, wenn du nicht mehr da bist. Du kannst nicht einmal sagen, ob deine Freunde weinen würden, wenn ihnen die Nachricht überbracht werden würde. Es ist die Ungewissheit, ob du akzeptiert wirst oder hinter deinem Rücken darüber geredet wird, wie hässlich du mal wieder aussiehst. Und du kannst nichts dagegen machen. Einfach nichts.
Es ist wie ein Schlummertrunk, der dir vorgaukelt, dass du müde bist. Dass du einschlafen willst, um nie wieder aufwachen zu müssen.
Es ist dieses Gefühl, das nicht mehr von dir kontrolliert werden kann. Das dir in einer Sekunde alles entreißen wird.
Aber du kannst nichts dagegen tun.