Die Sonne des strahlenden Tages näherte sich bereits den weit entfernt scheinenden Bergspitzen und deckte mit einer sanften Bewegung das Land unter ihr zu, dass es schlafe und ruhe. Die letzten Strahlen verblassten langsam und erhellten kaum noch den Boden unter ihnen. Der Wind dagegen schien sich zu sträuben, bereits die Bettdecke über sich zu ziehen und so wirbelte er noch das fallende Laub auf, um die Bewohner des Ortes am folgenden Morgen zu ärgern. Es schien ein angenehmer und warmer Tag gewesen zu sein, an dem nichts böses hatte geschehen können. Doch dem war nicht so.
Denn heute war etwas verloren gegangen, das nur wenige Jahre auf der Erde verweilt hatte. Als wäre nun die Rast vorüber und die Reise noch lang, als dass es noch länger hätte bleiben können.
Viele waren zu seinem Abschied gekommen, um Lebewohl zu wünschen. Man hatte den Kopf gesenkt, als wolle man den traurigen Anblick nicht in sich aufnehmen, den es bot. Einige schenkten ihm Blumen und gaben Wünsche auf den Weg. Manche weinten sogar, als sie das liebliche Gesicht zum letzten Mal erblickten.
Heute war ein Tag gewesen, der viele Menschen berührt und in Trauer hatte fallen lassen. Denn etwas war gegangen, hatte die Erde und seine Bewohner hinter sich gelassen, um an einem neuen Ort zu leben.
Ein Pärchen hatte am meisten geweint und zum Abschied das kleine Ding fest in die Arme geschlossen. Der Mann hatte seine Hand gehalten, um zu zeigen, dass er immer für es da wäre. Die Frau hatte es auf die Stirn geküsst, um ihre Liebe auszudrücken, die ihr nun das Herz brach. Ein Kind, noch zu klein um zu verstehen was geschah, hatte geschrien, als es die Augen erblickte, die nichts mehr ausdrücken konnten.
Heute hatte ein unschuldiges Geschöpf den Boden unter den Füßen verloren, ohne zu wissen, warum. Es hatte sich nicht mehr verabschieden können, doch ihm störte dieser Umstand kaum.
Als das Geschöpf gegangen war, hatte das Paar noch mehr geweint und das schreiende Kind an sich gedrückt, als wäre es ein Andenken das das Verlorene. Dann, nach und nach, hatten sich die restlichen Menschen entfernt, die still mit ihrer noch vollständigen Familie trauerten. Manche waren gar nicht gekommen, hatten sich gefürchtet vor dem Anblick und der unendlichen Wut und Trauer.
Niemand wusste, wie es geschehen konnte, der Arzt war untröstlich gewesen. Das lebende Kind hatte geschrien, wie es es auch in den Armen der Mutter tat, als sie dem Verlorenen zum Abschied winkte.
Der Vater, noch bei der Arbeit, hatte alles stehen und liegen lassen, doch es war bereits zu spät gewesen, als er ankam.
Die Mutter, Zuhause, doch eingeschlafen, war zu spät erwacht, als dass sie es noch retten konnte.
Nein, der Tag hatte nicht viel mehr als schönes Wetter gebracht. Aber viel genommen.
Doch das Verabschiedete verließ nun den Rastplatz und machte sich auf, in das Dämmerlicht.