Draußen brach Eiseskälte über den Tag herein, der noch mit Sonnenstrahlen begonnen hatte. Der Himmel war wolkenbedeckt und hielt sich in einem schlichten Weißton. Langsam lösten sich einige kleine Flocken aus der Wolkendecke und schwebten zu Boden, wo sie abrupt anfingen zu schmelzen. Es dauerte nicht lange, da war der Boden feucht und aufgewühlt, aber nur an wenigen Stelle hatten sich die Kristalle angesetzt. Ruhe herrschte im Wald, nur das leise Heulen des Windes war zu hören.
Aber irgendwo auf einer Lichtung inmitten Sträuchern, Steinen und Ästen lag eine hellbraune Katze. Gut geschützt unter Hecken und Stauden, die ungewöhnlicherweise zu einem festen Bau zusammengewachsen waren, lag sie. Ihre Augen hielt sie fest geschlossen und immer wieder duchfuhr sie ein Zittern, das jedem den Atem rauben konnte, der sie so sah. Ihr angeschwollener Bauch hob und senkte sich angestrengt, sodass man bei jedem Atemzug befürchten musste, es wäre ihr letzter.
Doch niemand war bei ihr, bis eine gräuliche Katze durch den Eingang aus Flechten und Efeu trat, den man bis soeben nicht entdeckt hatte. Kräuterbüschel baumelten aus ihrem Maul, das sie beim Anblick der gebärenden Kätzin fallen ließ und sofort zu ihr eilte.
"Hab keine Angst", flüsterte sie mit weicher Stimme und versuchte die werdende Mutter aufzumuntern.
Einige Zeit dauerte es, bis die Hellbraune die Geburt ihrer Jungen hinter sich gebracht hatte. Doch nun lagen drei Bündel im Moos, das den Boden bedeckte. Zwei davon glichen ihrer Mutter wie ein Ei dem anderen, bloß das Dritte war schneeweiß. Es stach aus der Gruppe heraus, wie ein Dachs zwischen unzähligen Katzen, doch das Junge störte sich davon nicht.
"Zwei Männchen und ein Weibchen. Wie willst du sie nennen?", fragte die gräuliche Kätzin und untersuchte die Frischlinge vorsichtig. Die hellbraune Kätzin überlegte kurz und blickte gen Himmel. Eine dünne Schneedecke hatte sich auf den Ästen und Blättern gebildet, doch nur wenig konnte von der erstickenden Wärme, die im Bau herrschte dadurch verloren gehen. Dann wandte sie sich der Heilerin zu und sprach: "Die Beiden hier, werden Fuchsjunges und Windjunges heißen." Sie deutete auf die genannten Jungen, bevor sie mit klirrend kalter Stimme fortfuhr: "Und das ist Flockenjunges."
Etliche Monde waren seit der Geburt der drei Geschwister vergangen. Stürme, Feuer und Kriege hatten den Weg steinig und verhängnisvoll gemacht. Zwei der Drillinge hatten den Tod gefunden, nur das Weiße hatte überlebt. Und nun stand es da. Mit hochgerecktem Schweif und geschwellter Brust, so stolz, als wäre es niemals mit dem Tod konfrontiert worden. Seine Augen leuchteten und sprühten vor Energie.
"Flockenpfote. Du hast unserem Clan im Kriege treu zur Seite gestanden und ich denke, ich spreche im Danke aller hier anwesenden Katzen, dass du nun bereit bist, eine Kriegerin zu werden." Die Worte kamen von einem kräftigen, schwarzen Kater, der auf einem Stein Platz genommen hatte. Unter ihm hatten sich alle Katzen des Clans versammelt, um die neue Kriegerin willkommen zu heißen.
"Vom heutigen Tage an, Flockenpfote, wird dein Name Flockentanz sein." Der Anführer sprang hinab und Flockentanz leckte zaghaft über seine Schulter.
Dann erhob sich nach kurzen Zögern Gejubel, das sich auf alle Katzen auswirkte und niemand anders konnte, als einzustimmen. Nur eine der Katzen saß daneben. Kein Laut entwich ihren Lippen und ihr Schweif peitschte unruhig hin und her. Ihr Fell hielt sich in einem hellbraunem Ton und mit Trauer betrachtete sie ihre Tochter, die dem Tod so nahe stand, wie ein Baum dem Wald.