Dunkles Mondlicht drang durch die dicht stehenden Bäume des Waldes. Die kleine Sichel hätte wohl, auch wenn sie etwas größer gewesen wäre, kein Licht auf das knisternde Gras am Boden werfen können. Ein eiskalter Wind hielt den Wald eisern in seiner Kralle und nichts schien die kommende Blattleere aufhalten können. Totenstille legte sich wie ein Tuch des Todes über die Blätter und Äste und verdüsterte den wolkenverhangenen Himmel. Kein Lebenwesen schien sich heute Nacht auf die Jagd getraut zu haben.
Trotzdem regte sich hinter einem Brombeergebüsch etwas. Es bewegte die wenigen Blätter, die vor dem Wind verschont geblieben worden waren. In der Finsternis konnte man den schwarzen Pelz der kleinen Katze nur wage ausmachen, aber ihre Augen leuchteten in einem unheilvollen Grün. Der Schweif der Katze, bei der es sich eindeutig um einen Kater handelte, peitschte unruhig hin und her und wirbelte die Luft auf.
Er war nicht allein, denn eine weiche und fürsorgliche Stimme flüsterte: "Vertrau mir. Es wird ihnen gut gehen." Die Stimme klang gefestigt, aber auch in ihren Worten konnte man leichte Verunsicherung erkennen. Dann wehte der Wind einige Wolken beiseite und schmale Lichtpunkte erhellten das Gestrüpp. Eine weiße Katze, diesmal aber ein Weibchen, legte behutsam ihren Schweif auf die Schulter des Katers. Ihre Gestalt schien zu zittern und wirkte schon längst nicht mehr wie die Tapfere, die die mutigen Worte ausgesprochen hatte.
Eine weitere Stimme erhob sich, doch diesmal konnte auch das Licht des Mondes keine weitere Katze ausmachen. Trotzdem musste sie nur wenige Mäuselängen neben den Zweien sitzen. "Ich werde mich um sie kümmern", versprach sie und ein Schnurren erklang, das sich wie eine Melodie des Lebens auf die anderen Beiden auswirkte.
Schließlich nickte der Kater verklemmt und stieß unbewusst ein verzweifeltes Knurren aus. Die weiße Kätzin leckte ihm übers Ohr und war froh über seine Zustimmung, doch er vertraute der Unsichtbaren nicht, er traute SICH nicht. Wie oft schon hatte er falsche Entscheidungen getroffen und sie nachher bereut. Und diese Situation schien genau so eine zu werden. Der Schwarze erhob sich mühsam und strich langsam an der Kätzin vorbei, wobei sich ihre Felle liebevoll berührten.
"Vergiss mich nicht", flüsterte er ihr ins Ohr, "Lass sie nicht mich vergessen." Ihre Augen füllten sich mit Trauer und Wehmut und sie seufzte tief. Der Kater aber ließ sie in Ruhe, ging nicht weiter auf das Thema ein. Er drehte sich um, schlüpfte durch das Gebüsch und blinzelte traurig. Er hörte leises Maunzen hinter sich aufsteigen, das wie ein süßes Lied voller Trauer und Unsicherheit in seinen Ohren nachhallte.
Er wollte sich umdrehen, seinen Jungen ein letztes Mal über ihre Köpfe lecken, ihren Duft einatmen. Doch er konnte und durfte es nicht. Er riss sich zusammen und setzte behutsam eine Pfote vor die andere, weg von seiner Liebe, seinen Jungen und seinem Leben.
Kurze Erklärung:
Eine kleine WarriorCats-Kurzgeschichte.