Pünktlich zu Kassandra Lance` Auftritt standen wir dann gemeinsam mit einigen anderen Auserwählten, die als privilegiert erachtet worden waren, dem großen Star persönlich zu begegnen, innerhalb des weiträumig abgeriegelten und strengstens bewachten Bereiches hinter der Bühne. Interessiert beobachteten wir das geschäftige Treiben der unzähligen Techniker und Helfer, die in einem ganzen Tross teuer aussehender Autos und Wohnwagen vorgefahren waren und nun rund um ihren großen Star alles für den bevorstehenden Auftritt vorbereiteten.
Kassandra selbst hatten wir allerdings noch nicht zu Gesicht bekommen. Sie verfügte über ihren eigenen Hightech-Wohnwagen, und ein gestresst aussehender älterer Herr im grauen Anzug, der sich uns als ihr Manager vorstellte, hatte bei der Bedienung in kürzester Zeit bereits zweimal Champagner in den Wohn-Trailer geordert.
Na gut, sagte ich mir, ab und zu ein Gläschen von dem edlen Zeug sollte ja bekanntlich den Kreislauf anregen und war bei dem Zigeunerleben, das diese Musiker führten, sicher gut zu verkraften.
Ein Kellner rauschte heran und bot uns ebenfalls Getränke an, die er mit erstaunlicher Gewandtheit auf einem riesigen Tablett durch die Gegend balancierte.
Vor dem Bühneneingang der Künstler war ein Büfett aufgebaut, an dem „Häppchen“ gereicht wurden, wie ich sie bislang nur aus den Filmen kannte, in denen teure Partys gefeiert wurden.
„Dafür, dass Kassandra Lance erst seit ein paar Jahren im Showgeschäft aufgetaucht ist, wird hier ein ziemlicher Rummel veranstaltet“, bemerkte ich trocken.
Jessi sah mich empört an.
„Na hör mal, sie hat immerhin drei Nummer-Eins-Hits in den amerikanischen Charts gelandet. Wenn jemand so etwas zustande bringt, dann hat er`s echt geschafft!“
„Was du nicht sagst“, empörte ich mich. „Ich habe gestern in der Notaufnahme mindestens drei Leuten das Leben gerettet, aber danach kräht kein Hahn!“
„Das ist doch was völlig anderes“, behauptete Jessi und verdrehte die Augen.
„Wenn du meinst.“ Mit einer gewissen Skepsis betrachtete ich eines der unzähligen Poster von Kassandra, die überall herumhingen. Stimmlich hatte mich die Sängerin mit der etwas rauchigen Stimme ebenfalls öfter an die zurzeit sehr populäre Rihanna erinnert, doch vom Aussehen her schien sie eher eine etwas jüngere Ausgabe von Pop-Sternchen Kyle Minogue zu sein, blond und blauäugig und irgendwie… plastisch. Eins der zahlreichen "Foto Shop"-Programme hatte garantiert gute Arbeit geleistet, denn die Alabasterhaut der Dame zierte nicht das kleinste Fältchen. Ein perfektes Puppengesicht.
Ich beschloss, mir nicht weiter den Kopf über Sachen zu zerbrechen, die ich ohnehin nicht ändern konnte. Stattdessen rückte ich vorsorglich meine Prinzessinnenschärpe zurecht und blickte mich nach meinem Lieblings-Bodyguard um.
Er stand etwas abseits und unterhielt sich mit einigen seiner Kollegen. Sie durften sich eine Pause gönnen, denn die anwesende Obrigkeit schien in diesem abgeschirmten Bereich bestens geschützt.
Und dann, nach einer halben Stunde, die mir wie eine Ewigkeit erschien, gab sich der Star schließlich die Ehre. Die Tür zu dem exquisiten Wohnwagen öffnete sich und mehrere zur Crew gehörende Leute eilten mit wichtigen Mienen geschäftig heraus. Während die meisten der Anwesenden in ehrfürchtiges Schweigen verfielen und alle Augenpaare gespannt auf die Tür gerichtet waren, erschien die Sängerin endlich höchst divenhaft im Blickfeld:
„Hallo my dear friends!“, rief sie mit überschwänglicher Geste und schritt hoheitsvoll die drei provisorischen Stufen hinunter. Sie war klein, viel kleiner, als ich angenommen hatte, und sie trug ein Minikleid, das im Licht der Scheinwerfer glitzerte wie eine Discokugel. Ihr schulterlanges blondes Haar war durchgestylt bis auf die letzte Strähne. Hier wurde nichts dem Zufall überlassen. An ihren Ohren schaukelten überdimensional große, glitzernde Kreolen.
Das alles war jedoch nichts im Vergleich mit ihrem außerirdischen Makeup. Es schien an ein Wunder zu grenzen, dass die Frau, deren Alter man absolut nicht einschätzen konnte, unter der dicken Spachtelschicht überhaupt noch lächeln konnte, ohne dass Risse sichtbar würden. Von wegen Alabasterhaut...
Sie mischte sich unter die auserlesene Menge ihrer VIP-Fans und reichte jedem persönlich die Hand.
Wow, sehr nobel!
Sie schwatzte hier, machte Small Talk da und schnappte sich ganz nebenbei im Vorübergehen ein volles Sektglas vom Tablett.
Na Prosit!
Bei mir angekommen, verharrte sie und las interessiert die Aufschrift auf meiner Schärpe.
„Oh very interesting… What is it, a Lich-ter-princess?“, wandte sie sich an ihren Manager, der ihr nicht von der Seite wich. Der Mann wirkte mit der Frage etwas überfordert. Er holte tief Luft und sah mich hilfesuchend an.
Okaaaay…
Ich lächelte freundlich und erklärte Kassandra Lance in ihrer Landessprache kurz und präzise mein Ehrenamt.
Wenn sie erstaunt war, so zeigte sie es nicht. Sie beugte sich vor und küsste mich Heidi-Klum-mäßig mit einem schmatzenden Laut freundschaftlich auf die Wange, wobei ihre grell geschminkten Lippen glücklicherweise meine Haut nicht berührten. Mhpuah!
Mehrere Blitzlichter fingen diesen überaus "kostbaren" Augenblick sofort ein.
„This is absolutely fantastic, my dear!“, säuselte Kassandra, nahm einen tiefen Schluck aus ihrem Sektglas und tippelte weiter.
Sie begrüßte auch Jessi, die nur wenige Schritte neben mir stand und lobte deren gewagte Frisur.
„Very pretty, really cute!“
Ich erlebte Jessi zum ersten Mal sprachlos.
Zu ihrem Glück gelang es David, diesen für meine Freundin so kostbaren Moment mit seiner Handykamera festzuhalten.
In diesem Augenblick entdeckte Kassandra ihn. Ihr gewohnheitsmäßig einstudiertes Fotolächeln wich einem sehr interessierten Gesichtsausdruck, als sie ihn sah.
Sie trat auf ihn zu und blickte ihn aus ihren großen und garantiert unechten himmelblauen Pupillen strahlend an. Er lächelte etwas überrascht zurück und die Grübchen wurden sichtbar.
Oh oh, "my dear", jetzt hat sie dich in den Krallen…
Zu meinem Ärger legte sie mit besitzergreifender Geste ihre freie Hand auf seine Brust, blickte ihn verheißungsvoll an und hauchte:
„Who are you?“
„Security“, erwiderte er erstaunlich cool.
„He`s my bodyguard“, fügte ich hastig hinzu.
“Ohhh…” Wieder schmachtete sie ihn geradezu unverschämt an und flüsterte ihm etwas zu, das ich nicht verstand. David grinste und ließ sich auch weiterhin nicht aus der Ruhe bringen. Sie hob den Zeigefinger und berührte bewundernd eines der Grübchen auf seinen Wangen.
„So cute…“
Mein Magen zog sich gefährlich zusammen und meine darin befindliche Schmetterlingstanzgruppe ballte wütend die Fäuste zum Angriff.
Ich zeig dir gleich, was niedlich ist, du mannstolle Nachtigall!“
Was bildete sich diese Frau bloß ein? Das ihr jeder Mann automatisch zu Füßen lag, nur weil sie mit mehr Glück als Verstand ein paar Nummer Eins Hits gelandet hatte?
Wütend nahm ich ebenfalls einen tiefen Schluck aus meinem Sektglas.
„Oh oh“, ließ sich Jessi neben mir mit verhaltener Stimme vernehmen.
„Halt jetzt bloß die Klappe“, gab ich ebenso leise zurück. „Kein Wort!“
„Würde mir nicht im Traum einfallen!“
Endlich ließ Kassandra von David ab und ging mit einem verheißungsvollen „See you later“, weiter.
Was heißt hier, ich sehe dich später? Das kannst du getrost vergessen, Champagner-Drossel!
Aber es sollte noch besser kommen.
Ich atmete erleichtert auf, als Kassandra endlich zu ihrem Auftritt gerufen wurde.
In dem Augenblick, als sie die Bühne betrat, wurde sie schlagartig zu dem professionellen Star, den alle kannten. Sie wirbelte zu den Klängen bekannter und unbekannter Songs herum und verstand es ausgezeichnet, ihr Publikum mitzureißen. Kurz gesagt, die Frau rockte die Bühne wie keine andere.
In der Pause erschien sie völlig fertig im Backstage-Bereich.
„I need my water, soon!“, rief sie auffällig laut und betonte dann nachdrücklich: „I need it before, between and behind my songs!“
Na gut, ich glaube bis heute nicht daran, dass es wirklich Wasser war, was sie so dringend benötigte, denn sie wirkte mit jedem Glas aufgedrehter.
Außerdem schwankte sie leicht, als sie ihren Wohnwagen betrat. Dort stürzte sich sofort ein ganzes Heer von Maskenbildnern auf sie. In diesem Augenblick tat sie mir schon fast wieder ein bisschen leid.
Aber nicht lange.
Während sie nach der Pause zum zweiten und letzten Teil ihres Liveauftritts auf die Bühne trat, kam ihr Manager auf uns zu.
„Were is the Bodyguard von diese Prinzess of the Lights?“, fragte er in einem Kauderwelsch aus schwer verständlichem Denglisch und ließ seine Augen wieselflink herumwandern. Bevor jemand antworten konnte, hatte er David entdeckt.
„Excuse me! She is really sehr interested, sie wants you in her team, young man!“, erklärte er ohne Umschweife. „If you want to change your Job, call me under this number.“ Er reichte ihm eine Karte. „It`s my private number, you can call me zu jeder Zeit.“
„Warum sollte ich das tun?“, fragte David relativ unbeeindruckt.
„Because das ist one important Chance for you. Kassandra wants you as one of her personal bodyguards!“
„Wozu braucht sie denn noch einen Bodyguard?“, flüsterte ich Jessi verständnislos zu. „Sie hat doch schon ein ganzes SEK-Kommando um sich herum!“
„Im Bett, Schätzchen“, raunte meine beste Freundin zurück. „Sie hat wohl Angst, dass sie rausfällt, wenn sie so viel Wasser trinkt.“
„Sehr witzig.“
Ich musterte David von der Seite, gespannt auf seine Reaktion. Doch wie üblich ließ er sich nicht in die Karten schauen. Mit unergründlicher Miene nickte er dem Manager zu, nahm die Karte und ließ sie ganz gelassen in seiner Jackentasche verschwinden.
Mittlerweile hatte der heiße Rhythmus von Kassandras Hits auch die VIP-Gäste backstage erreicht. Fast alle ließen sich zu einem Tänzchen hinreißen. Sogar der Bürgermeister und seine Gattin bewegten mechanisch die Füße und die Hüften im Takt.
Ein Typ vom Stadtrat nahm sich ein Herz und bat Jessi um einen Tanz. Die war derart überrascht, dass sie gar nicht ablehnen konnte.
Dann wechselte das Tempo.
Kassandra präsentierte mit ihrer rauchigen Samtstimme eine langsame und sehr einfühlsame Ballade.
Ich stand da, drehte das leere Glas in meinen Fingern und kam mir seltsam verloren vor. Wie gebannt starrte ich auf die vom VIP-Bereich nur seitlich sichtbare Bühne. Meine Gedanken kreisten noch immer um die Visitenkarte in Davids Tasche.
Würde er das Angebot annehmen?
Irgendwie schien dieser Tag, der so verheißungsvoll begonnen hatte, ein einziges blödes „Angebot“ zu sein.
David war unbemerkt hinzugetreten. Sanft nahm er mir das Glas aus der Hand und stellte es achtlos neben uns ab, ohne mich dabei aus den Augen zu lassen. Er sah so verdammt attraktiv aus in dem zum Song passenden gedämpften Licht der Scheinwerfer.
„Tanz mit mir“, sagte er leise, aber bestimmt.
„Du bist im Dienst“, gab ich zu bedenken.
„Ich habe dir gesagt, ich küsse nicht im Dienst“, erwiderte er ungerührt. „Von tanzen war nie die Rede.“
Ohne eine Antwort abzuwarten zog er mich in seine Arme und wir begannen uns in stillem Einvernehmen im Takt der Musik zu bewegen.
Ich löste mich nur ungern aus seinen Armen, als das Lied zu Ende war. Er spürte mein Zögern und sah mich fragend an.
„Was ist los?“
„Wirst du Kassandras Angebot annehmen?“
Er lachte leise.
„Ach, daher weht der Wind.“
Ich wollte mich beschämt abwenden, doch er hielt mich fest und zwang mich mit sanftem Druck, seinem Blick standzuhalten.
„Was glaubst du wohl?“
„Sie will dich.“
„Was du nicht sagst!“
„Einmalige Chance! Du brauchst nur nett zu sein, und voila... du hättest einen echten Star im Bett!“
Er stutzte und lächelte dann bedeutungsvoll.
„Was zum Geier soll ich denn mit einem Star? Ich will eine wunderschöne und leidenschaftliche Frau - und die habe ich bereits gefunden“, sagte er, während er die Visitenkarte aus der Tasche zog, in kleine Stücke zerriss und einfach fallen ließ.
„Besser?“
Ich nickte sehr erleichtert.
„Ja...“
Er beugte sich vor, als wollte er mich küssen, hielt jedoch Zentimeter vor dem Ziel inne.
„Verdammte Prinzipien!“
„Später“, flüsterte ich und strahlte ihn glücklich an.
Er strahlte zurück.
„Ich nehme dich beim Wort, Prinzessin!“
Das erste Wurfgeschoss schlug ohne jegliche Vorwarnung ein.
Es war eine Glasflasche, die nur wenige Zentimeter neben uns an der Wand zu Kassandras Wohnwagen klirrend in tausend Scherben zerbarst.
Alle im VIP-Bereich in unmittelbarer Nähe stehenden Leute fuhren erschrocken zusammen, einige duckten sich instinktiv.
Dann folgte das nächste und übernächste Wurfgeschoss…
Wir begriffen in Sekundenschnelle, dass das kein Zufall sein konnte. Einige Frauen begannen hysterisch zu kreischen und irgendwer schrie gellend um Hilfe.
Sofort stellte sich David schützend vor mich. Die anderen Security-Leute versuchten sich ebenfalls in aller Eile um ihre Schutzbefohlenen zu kümmern, die zum Teil erschrocken auf dem Boden kauerten oder planlos auseinanderliefen.
Ein lautes Motorengeräusch ließ alle aufhorchen.
Im nächsten Augenblick durchbrach ein alter zerbeulter Geländewagen den Außenzaun des VIP-Bereiches und kam mit aufheulendem Motor zwischen den aufgestellten Stühlen und Tischen zum Stehen. Sektgläser fielen klirrend um, die kostbaren "Häppchen" verteilten sich auf dem Boden, wo sie von panisch herumirrenden Leuten achtlos zertreten wurden. Erneut flogen Geschosse durch die nun offene Stelle im Zaun, Flaschen, Steine und Erdklumpen, während der Jeep laut aufjaulend den Rückzug antrat.
Wie aufgescheuchte Hühner versuchten sich die Anwesenden irgendwo zwischen den Wohnwagen und Autos in Sicherheit zu bringen.
Die Bühnenshow ging indessen unbeirrt weiter, vorn schien man auf Grund der Lautstärke der Musik bisher noch nichts von dem Angriff bemerkt zu haben.
Geistesgegenwärtig versuchte mich David die Stufen hinauf in Kassandras Wohnwagen zu ziehen, was ihm auch fast gelungen wäre, als ihn plötzlich eines der Geschosse mit voller Wucht traf. Eine Flasche oder ein ähnlicher schwerer Gegenstand, irgendetwas knallte ihm an den Kopf und er ging sofort in die Knie.
Mit einem entsetzten Aufschrei versuchte ich ihn zu halten, doch es gelang mir nicht.
Wir stürzten beide.
„Hilfe!“, rief ich panisch. In diesem Augenblick fiel mir glücklicherweise der Name seines Kollegen ein.
„Steeeeve!“ schrie ich, so laut ich konnte, die Arme um David geschlungen, der sich benommen den Kopf hielt. Etwas Warmes rann über meine Hände. Blut… sein Blut!
Erst jetzt sah ich die Platzwunde an seiner Stirn.
Es schien mir fast wie ein Wunder in all dem Lärm und Durcheinander, aber Steve hatte mich gehört. Gemeinsam zogen wir David aus dem Gefahrenbereich und brachten uns fürs Erste hinter dem Wohnwagen in Sicherheit.
„Nur die Ruhe, Alter“, versuchte Steve seinen verletzten Kollegen zu beruhigen. „Verstärkung ist schon unterwegs.“
Und tatsächlich hörten wir aus der Ferne bereits Polizeisirenen, die sich schnell näherten. Trotzdem flogen noch immer unkontrolliert gefährliche Wurfgeschosse durch die Gegend. Angstschreie der anwesenden Besucher mischten sich mit dem wütenden Gebrüll irgendwelcher unbekannter Angreifer.
„Bring sie hier raus, Steve“, hörte ich Davids Stimme.
Sein Kollege nickte.
„Klar, sobald die Sanitäter da sind.“
„Nein… sofort!“
„Ich gehe nicht weg!“, protestierte ich und umklammerte verzweifelt Davids Schultern. Seine Kopfwunde blutete stark und er wirkte unnatürlich blass.
"Verdammt, Caiti, hör auf mich! Wenigstens dieses eine Mal!"
Inzwischen war die Show abgebrochen worden.
Es folgte ein unbeschreibliches Chaos, von dem wir hinter Kassandras Wohnwagen nur einen Teil mitbekamen. Die Polizei öffnete unter größtmöglichen Sicherheitsvorkehrungen den Nebeneingang für den herannahenden Krankenwagen.
„Los jetzt, bring Cait sofort in Sicherheit!“, brachte David unter größter Anstrengung hervor.
Steve orderte die Sanitäter über sein Sprechfunkgerät zu unserem Versteck. Sobald sie eintrafen, winkte er sie heran und erklärte kurz, was passiert war. Dann packte er mich am Arm und zog mich mit sich fort.
„Nein!“, schrie ich panisch und versuchte mich loszureißen. „Daaaavid!“
„Keine Sorge, er ist in guten Händen“, beschwichtigte mich Steve und hielt mein Handgelenk mit eisernem Griff umklammert. „Sei vernünftig, Cait! Komm schon!“
Er hielt den Einsatzkräften, die den Nebeneingang sicherten, seinen Ausweis unter die Nase, und wir wurden sofort durchgelassen. Die bereitstehenden Beamten verwiesen uns an einen der Streifenwagen und gaben uns Deckung, während wir in geduckter Haltung zu dem Fahrzeug eilten.
„Wir brauchen deine Adresse, Caitlin!“, sagte Steve, als wir losfuhren.
In meiner Sorge um David versuchte ich noch immer irgendetwas aus dem Fenster heraus zu erkennen, doch überall sah man nur Blaulicht und panisch herumirrende Leute.
„Ich kann nicht nach Hause“, erklärte ich verzweifelt und versuchte mühsam ein Schluchzen zu unterdrücken. „David hat meinen Wohnungsschlüssel!“
„Und deine Eltern?“
„Sind selbst auf dem Fest unterwegs!“ In diesem Augenblick wurde mir klar, was das bedeutete. "Oh mein Gott, hoffentlich ist ihnen nichts geschehen!"
„Der Angriff galt höchstwahrscheinlich nur dem VIP-Bereich", versuchte Steve mich sofort zu beruhigen. „Ich bringe dich in unsere Wohnung. Dort bist du erst einmal sicher.“ Ohne auf mein Einverständnis zu warten, nannte er dem Fahrer des Einsatzwagens seine Adresse.
Resigniert ließ ich mich in die Polster fallen und vermochte nun die Tränen nicht länger zurückzuhalten. Steve legte mir beruhigend die Hand auf den Arm.
„Mach dir bitte keine Sorgen, David ist zäh, der wird schon wieder!“