Mein Sauhund ist in seinem langen Leben sehr weit herum gekommen. Er liebte das Reisen, egal in welche Ecke der Welt, nichts war ihm zu weit. Von diesen Reisen erzählte er mir sehr oft. So auch diese Geschichte, die ich Euch nicht vorenthalten will. In der Zeit, als diese Geschichte geschah, war das Reisen allerdings nicht so einfach wie in der heutigen Zeit. Es gab keine Flugzeuge, keine Bahn oder motorisierte Fahrzeuge, wie wir sie kennen. Man reiste zu Fuß, zu Pferde, mit der Kutsche oder im Höchstfall mit einem Schiff.
Sauhunds bester Freund Berthold kam eines Tages in seinen Geburtsort zurück. Vor Jahren war er auf Wanderschaft gegangen, da es in der Heimat für ihn keine Möglichkeiten gab, sesshaft zu werden oder eine Familie zu ernähren. Als zweitgeborener Sohn eines Bauern blieb ihm nichts anderes übrig, als woanders sein Glück zu versuchen. An einem Abend besuchte er auch den Sauhund in dessen Hütte mitten im Zauberwald.
„Wie ist es dir ergangen in den letzten Jahren“, wollte der Sauhund wissen, als sie zusammen in der Abenddämmerung vor dessen Hütte im Zauberwald saßen.
„Ich kann zufrieden sein“, erwiderte Berthold, „ich habe eine gute Frau gefunden, die mir schon drei Söhne und zwei Töchter geschenkt hat. Außerdem habe ich eine gute Anstellung am Hofe von Jakob I. gefunden.“
Der Sauhund wurde hellhörig. Den Namen Jakob I. hatte er bereits gehört. Er wusste, nach dem Tod von Elisabeth I., der jungfräulichen Königin von England, hatte er 1603 die Herrschaft über das englische Volk übernommen.
„Welche Anstellung hast du bei Hofe?“, fragte der Sauhund neugierig.
„Ich arbeite als Stallknecht und bin für die Pferde Seiner Majestät verantwortlich. Als Bauernsohn kenne ich mich mit Tieren aus, wie du weißt. Mein Verdienst ist zwar nicht sehr hoch, aber meine Familie muss trotzdem nicht in Armut leben.“ Stolz erzählte Berthold von seiner Arbeit bei Hofe. Er selber konnte eine kleine Hütte am Stadtrand sein Eigen nennen, wo er mit seiner Familie lebte. „Meine Frau hat eine Anstellung als Küchenmagd, auch die Kinder arbeiten schon mit. Am Hofe fällt auch immer genug zum Essen ab, das wir uns dann nicht auf dem Markt kaufen müssen.“
„Das hört sich ja gut an“, erwiderte der Sauhund. Ein wenig neidisch wurde er schon, da sein Jugendfreund bereits weiter in der Welt herumgekommen war als er. „Was meinst du, ob ich auch mein Glück in der Ferne suchen sollte?“
„Warum nicht, das ist immer noch besser als hier in deinem Wald zu versauern“, antwortete Berthold. „Weißt du was! Komm doch einfach mit mir. In London findet sich bestimmt etwas für dich. Notfalls lege ich beim Stallmeister ein gutes Wort für dich ein.“ Berthold war Feuer und Flamme, mit seinem Jugendfreund auf die weite Reise zu gehen. So wäre er auch in dem fremden Land nicht mehr ganz allein.
„Da muss ich nicht lange überlegen“, antwortete der Sauhund. „Ich werde dir folgen. Mehr als schiefgehen kann es nicht. Wann musst du zurück?“, wollte er dann noch wissen.
„Bereits morgen“, kam als Antwort von Berthold. „In vier Wochen geht die Passage von Calais nach Dover. Mein Platz auf dem Schiff ist bereits sicher. Ich muss nichts zahlen, dafür muss ich an Deck helfen. Für dich wird bestimmt auch noch ein Plätzchen frei sein. Notfalls bietest du auch deine Hilfe an Deck an.“
Gesagt, getan. Bereits am nächsten Morgen machten sich die beiden Freunde auf den weiten Weg nach Calais. Berthold hatte sein Mietpferd im Hof seiner Eltern untergebracht und kam noch vor Sonnenaufgang, um seinen Freund abzuholen. Der Sauhund besaß kein eigenes Pferd. Er nahm der Einfachheit halber hinter seinem Freund auf dessen Ross Platz. So ritten sie so schnell es ging aus dem Zauberwald hinaus in Richtung Frankreich. Die Reise dauerte lange. Unterwegs begegneten ihnen viele Menschen, die den Sauhund und seinen Begleiter begafften wie Jahrmarktsgaukler. Als sie endlich in Calais ankamen, hatte der Sauhund hatte bereits Unmengen Schwielen am Allerwertesten. Seine Beine fühlten sich an, als hätte er lange auf einem Fass gesessen. So o-beinig wie nach diesem langen Ritt war er noch nie gelaufen. Ohne sich aufzuhalten, suchten sie sogleich den Hafen auf, wo wirklich ein Schiff auf die beiden Reisenden wartete. Auch für den Sauhund war noch Platz. Er musste, genau wie sein Freund, für die Überfahrt an Deck arbeiten.
Die Schiffsreise nach Dover verlief zum Glück sehr ruhig. Ein laues Lüftchen wehte. Die Segel blähten sich im Wind und trieben das Schiff unaufhörlich der englischen Küste zu. So trafen sie zum vorausgesehenen Termin in der kleinen Hafenstadt ein.
In Dover fanden sie eine Postkutsche, die sie mit nach London nahm. Nur die war von der Bequemlichkeit her auch nicht besser als die Gemeinschaftsunterkunft auf dem Schiff. Sie schwankte sogar so sehr wie ein Schiff, was allerdings nicht Grund von heftigem Seegang war, sondern die schlechten Straßen Englands. Ein Loch neben dem anderen zierten die ausgefahrenen Wege. Wich man einem aus, fuhr man in ein anderes hinein. Ein Kamel zu reiten, wäre noch bequemer gewesen als mit der Postkutsche zu fahren. Außerdem kamen die beiden schneller voran als wenn sie den ganzen Weg bis London laufen müssten.
Unterwegs wurde der Sauhund von den Menschen angesehen wie ein bunter Hund. Seine Schweinsnase, die neugierig das unbekannte Land erkundete, war bald in aller Munde.
Nach zwei Tagesreisen war endlich London zu sehen. Der Sauhund kannte noch keine so großen Städte, sondern nur seinen Zauberwald, das kleine Dorf in der Nähe des Waldes und ein paar kleinere Städte im deutschen Lande. Anstatt sich sofort zum Schloss begeben, um dort nach einer Anstellung zu fragen, wollte er erst einmal die Stadt erkunden und sich eine Herberge für die Nacht suchen. Sauhund stieg in der Nähe der Themse aus, zahlte dem Kutscher seinen restlichen Lohn und ging seines Weges. Sein Freund Berthold wollte erst einmal zu seiner Familie und hatte deshalb die Kutsche schon vor den Toren der Stadt verlassen. Dankend lehnte der Sauhund sein Angebot ab, bei Bertholds Familie zu nächtigen.
Nun, da er ganz auf sich allein gestellt war, hatte der Sauhund allerdings ein Problem. Er kannte sich in der Stadt nicht aus. Die fremden Gerüche beunruhigten ihn. Bisher war er nur den Duft des Waldes und frische Luft gewöhnt. London war für seine sensible Schweinsnase der Horror. Angeekelt hielt er sich ein Taschentuch vor die Nase, um den Gestank nach Unrat und Fäkalien nicht einatmen zu müssen.
So lief der Sauhund planlos durch die Straßen und entfernte sich immer mehr vom Zentrum, in dem er eigentlich bleiben wollte. Schon bald hatte er den Tower aus den Augen verloren. Zu sehr strömten neue Eindrücke auf ihn ein, dass er wie kopflos durch die Straßen und Gassen lief. Je weiter er sich vom Zentrum entfernte, desto unheimlicher wurde ihm die Gegend. Finstere und gruselig aussehende Gestalten lungerten an Hausecken umher und beobachteten die vorbeigehenden Passanten. Frauen in knappen Miedern boten ihre Dienste an, Liebesdienste wohl, dachte er sich. Auch einige Händler gesellten sich dazu, die versuchten, ihre letzten Waren unters Volk zu bringen.
Während der Sauhund umher irrte und die neuen Eindrücke auf sich wirken ließ, saß Davina MacCallum in ihrem Zimmer und starrte auf die tief unter ihr liegende Straße. Ihre beste Freundin Finola saß neben ihr. Die beiden Damen tranken Tee und besprachen dabei die Geschäfte der letzten Tage. Finola war die Besitzerin des Etablissements, in dem Davina seit einiger Zeit wohnte. Davina kam durch Zufall ins „Castle of Pleasure“, wie das Lustschloss auch genannt wurde. Ihr Jugendfreund Gavin brachte sie hierher, um sie vor dem ekelerregenden Earl of York zu schützen, der ihr seit dem Tod ihres Mannes auf den Fersen war. Der Earl gierte nach ihr und ließ nichts ungeschehen, um Davina das Leben zur Hölle zu machen. Dass er ihrem Gemahl Ethan MacCallum bei einem Überfall auf dessen Burg hinterrücks umbrachte, genügte ihm nicht. Er wollte auch noch die Witwe seines Erzfeindes sein Eigen nennen. Der Reichtum, den sie von ihrem Mann geerbt hatte, machte sie als Heiratskandidatin noch anziehender. Mehr Schmach konnte über die Witwe nicht hereinbrechen. Sie musste sogar ihre Burg in Schottland verlassen, um dem Earl zu entkommen. Doch der schien im ganzen Land sein Netz nach ihr auszuwerfen. Erst seitdem sie im „Castle of Pleasure“ Unterschlupf gefunden hatte, wurde es ruhiger um sie. Vom Earl hatte sie nichts mehr gehört, geschweige denn, ihn zu Gesicht bekommen. Das war auch gut so, denn nicht immer konnte Gavin zur Stelle sein und ihr zu Hilfe kommen.
„Deine Idee, das Haus in ein Lustschloss umzubauen, war wirklich sehr geschäftsantreibend“, plauderte Finola munter, ohne darauf zu achten, ob ihre Freundin auch zuhörte. „Seit wir neu eröffnet haben, sind die Umsätze auf über das Doppelte angestiegen. Die Mädchen arbeiten gerne hier. Was will man mehr.“ Finola war ganz aus dem Häuschen vor Freude.
„Wie wurde der Folterkeller angenommen?“, fragte Davina ihre Gefährtin. Sie erinnerte sich an das Verlies ihrer elterlichen Burg, in das sie sich als kleines Mädchen oft heimlich schlich. Auch auf Ethans Burg gab es ein Verlies. Allerdings konnte sie nicht feststellen, dass dieses jemals genutzt wurde. Ganz im Gegenteil zur elterlichen Burg, aus deren Kerker öfter die Schreie der gequälten und gefolterten Gefangenen schallten. Noch jetzt liefen ihr bei der Erinnerung daran noch gruselige Schauer über den Rücken.
„Oh, besser als ich dachte. Was denkst du, wie viele feine Herren sich dort martern lassen“, erwiderte Finola. „Es finden doch mehr Gefallen an diesen pikanten Quälereien als wir dachten.“
„Oh, was ist das denn dort unten für ein komischer Typ?“, stieß Davina plötzlich lachend aus. Sie öffnete sogar das Fenster, um genauer auf die Straße hinunter sehen zu können, auf der sie den umherirrenden Sauhund entdeckt hatte.
Finola, die von Haus aus eine sehr neugierige Frau war, drängte sich neben Davina. „Echt, schau doch mal, was der für eine komische Nase hat. Es sieht aus als hätte er eine Schweinsnase.“ Sie kicherte erheitert, dass ihr wallender Busen beinahe aus dem üppigen Dekolleté fiel.
„Ich nehme eher an, er benötigt Hilfe“, sinnierte Davina. „Schau doch mal, er irrt hier durch die Straße und weiß wohl nicht, wohin. Wir sollten ihm unsere Hilfe anbieten. Es lauern hier zu viele Halunken herum, denen er eine willkommene Beute sein könnte.“ Die Frau stand auf, um nach unten zu gehen. Sie musste sich beeilen, um den Fremdling nicht aus den Augen zu verlieren.
„Werter Herr, kann ich Euch helfen?“, rief sie dem Sauhund hinterher, als sie durch die Haustür hinaus auf die Straße trat. „Werter Herr“, rief sie nochmals so laut sie konnte. „So wartet doch.“
Der Sauhund hielt erstaunt inne, hatte er richtig gehört? Nannte ihn da nicht eine gar lieblich klingende Stimme werter Herr? Er drehte sich in die Richtung, woher er die Rufe vernahm. Seine Augen fixierten eine schlanke, aber trotzdem sehr frauliche Figur, die in edle Seide gehüllt am Eingang eines Etablissements stand und ihm hinterher winkte. Sein Herz schlug bei dem graziösen Anblick sofort Purzelbäume, sein bestes Stück ebenfalls. Zum Glück war dies in einer nicht der neuesten Mode entsprechenden Hose gut verpackt. Wäre dies der Fall gewesen, könnte man sehen, welch Lanze der Sauhund auf einmal vor sich her trug. Langsam ging er auf die Frau zu. Seine Schnüffelschnauze zitterte aufgeregt.
„Mylady“, grüßte der Sauhund und verbeugte sich galant vor der Schönheit. „Ihr habt nach mir gerufen? Mit was kann ich Euch dienen? Seid Ihr in Not? Benötigt Ihr meine Hilfe?“ Fragen über Fragen purzelten aus Sauhunds Mund.
„Es sieht so aus, als würdet Ihr Hilfe benötigen und nicht ich“, erwiderte die Dame mit einem koketten Augenaufschlag. „Ihr seid fremd in der Stadt?“, fragte sie noch.
„Das ist sehr wohl richtig“, antwortete der Sauhund. „Ich kam erst heute mit der Postkutsche aus Dover an. Vorher hatte ich eine weite Reise aus meinem Zauberwald mitten im deutschen Lande bis ins französische Calais. Nun suche ich ein Quartier für die Nacht. So wie ich aussehe, stinkend und mit zerknitterten Kleidern kann ich unmöglich am Hofe Seiner Majestät nach einer Arbeit fragen.“ Der Sauhund redete und redete, beinahe wie die Waschweiber, die er aus dem Dorf kannte. Dabei wackelte seine Schnüffelschnauze aufgeregt hin und her.
Die Dame begann zu lachen, als sie des Sauhunds Schnauze ansichtig wurde. Sie stellte sich vor, das allerwerteste Teil des Unbekannten wackelt genau so. Die nicht ganz jugendfreien Gedanken in ihrem Kopf surrten umher wie ein Schwarm aufgeregte Bienen. Doch dann nahm sie sich zusammen und sagte ernst: „Da kann ich Euch helfen. Wir führen hier ein sehr ehrenwertes Haus. Gerne sind meine Damen und ich Euch zu Diensten. Natürlich nur, wenn Ihr es wollt.“ Was genau für ein Etablissement es war, in das er hier eingeladen wurde, sagte ihm die schöne Frau allerdings nicht. Auch erkannte er den Zweck des vor ihm stehenden Hauses nicht. Woher sollte er ohne richtige Kenntnisse der Landessprache auch wissen, was „Castle of Pleasure“ bedeutet. Sein Reisebegleiter hatte ihm zwar einige Begriffe der Landessprache beigebracht, doch wie sollte sich der Sauhund in der Sprache üben, wenn niemand da war, der mit ihm sprechen wollte.
„Oh, das kommt mir sehr entgegen“, erwiderte der Sauhund erfreut. „Gerne nehme ich Euer Angebot zur Übernachtung in Eurer Herberge an.“ Er trat zu Davina, ergriff ihre Hand und küsste galant deren Handrücken. Dabei schnüffelte er erstaunt deren zarten Duft, der ihm in die Nase stach. Davina musste lachen, als sie die zitternde Schweinsnase an ihrem Handrücken spürte. Es kitzelte, als würden Schmetterlingsflügel die nackte Haut berühren.
„Dann tretet bitte ein“, sprach Davina zum Sauhund. Sie machte die Tür frei, damit der ins Haus gehen konnte. Doch ganz Gentleman ließ er der Dame den Vortritt. Als er den Flur betrat, schaute er sich interessiert um. Der Flur war mit Kerzen erhellt, die auf kristallenen Leuchtern befestigt waren. Schon der Eingangsbereich sah sehr edel aus. Gleich neben der Haustür befand sich der Zugang zum Gemeinschaftsraum des Etablissements. Davina bat ihn dort hinein. Auch dort war alles mit Kerzen erleuchtet. Bequeme Chaiselongues luden zum Ausruhen ein. Das diffuse Licht ließ das Ambiente heimelig anmuten.
Der Sauhund nahm auf einem der Diwane Platz. Sofort strömten die Damen des Etablissements herbei und versuchten, die Aufmerksamkeit des eigenartigen Gastes auf sich zu ziehen. Wogende, in knappe Mieder gekleidete Busen lachten ihm entgegen. Die Röcke der Frauen waren ausladend. Die Kleider schienen alle aus feinstem Stoff geschneidert. Aufgeregt plapperten die Mädchen auf den Gast ein, der gar nichts verstand. Die ihn noch nicht gängige Landessprache war ein Grauen für seine Ohren.
„Aber, aber, meine Damen“, rief eine weitere Frau aus, die eben den Raum betreten hatte. „Lasst unseren Gast doch erst einmal ankommen.“ Sofort stoben die Mädchen auseinander wie eine aufgeregte Horde gackernde Hühner.
„Willkommen im „Castle of Pleasure“, begrüßte ihn die Frau. „Mein Name ist Finola“, stellte sie sich vor. „Ich bin die Eigentümerin dieses Hauses. Es freut mich, Euch hier als Gast begrüßen zu dürfen.“ Der Sauhund sprang auf und erwiderte Finolas Gruß genau wie vorhin bei Davina.
„Mylady, vielen Dank für die herzliche Begrüßung. Mein Name ist Sauhund von Wolfshausen“, erwiderte der Sauhund und küsste Finolas Handrücken. Auch bei ihr vernahm er den süßen, aufregenden Duft der Verführung. Das gesamte Etablissement schien nach Verführung zu riechen. Die sensible Nase des Gastes nahm ihn in sich auf wie den Duft einer Blumenwiese.
„Ihr seid bestimmt müde von der langen Reise“, sagte Finola. „Davina berichtete mir bereits von Ihnen und hat sich um Euer Quartier bemüht. Wenn Ihr mir folgen würdet, dann führe ich Euch sogleich dorthin.“
„Oh, ja, Mylady“, antwortete der Sauhund, „ich bin sehr müde, doch auch schmutzig. Ein warmes Bad täte mir ebenfalls gut.“
„Natürlich. Ich lasse Euch einen Bottich und heißes Wasser auf Euer Zimmer bringen. Hilfe beim Bad sei Euch ebenso gewiss.“
Finola schwebte mit wiegenden Hüften vor dem Sauhund die Treppe hinauf und den Gang entlang bis zu der Tür, die in sein Zimmer führte. Der ihr folgende schaute gierig auf den einladenden Hintern, der da so verführerisch vor ihm auf und ab wackelte. Dass seine Gedanken dabei Purzelbäume schlugen und er sich vorstellte, wie die Dame unter ihrer Kleidung wohl aussah, machte das Ganze auch nicht leichter. Der Sauhund musste sich sehr zusammenreißen, nicht über die begehrenswerte Frau herzufallen. Ehe er sich weiter Gedanken machen konnte, waren sie auch schon angekommen.
Die Frau betrat den ihm zugewiesenen Raum zuerst. Als der Gast eingetreten war, machte sie ihn mit der Örtlichkeit bekannt, die beim Sauhund Wohlgefallen auslöste. Doch dann ließ sie ihn allein, nicht ohne auf das bald folgende Abendessen in der Runde der Damen aufmerksam zu machen.
Aufatmend ließ sich der Sauhund auf das bequeme Bett fallen. Weiche Kissen empfingen ihn, es roch nach frisch gestärkten Laken und sauberer Wäsche. Da fiel ihm ein, er selbst war schmutzig und staubig von der langen Reise nach London. So entledigte er sich flugs seiner Kleider und legte sich nackt auf das Bett. Es dauerte nicht lange, da klopfte es an seiner Tür. Nach einem kurzen „Herein“ traten zwei Mädchen ins Zimmer. Sie trugen einen Bottich, den sie vor dem Kamin aufstellten. Ein weiteres Fräulein kam mit Eimern voll Wasser, das sie in die Bütte schüttete. Nachdem sie auch noch ein duftendes Öl ins Wasser gaben, baten sie den Gast, in der Wanne Platz zu nehmen.
Der Sauhund, gar nicht schüchtern, ließ sich von der Anwesenheit der Damen nicht beirren. Nackt, wie er war, erhob er sich vom Bett und ging ohne schützendes Laken zum Bottich. Seine Männlichkeit, die stets dicker als ein Besenstiel war, hing schlaff an ihm herunter. Doch die Schönheit der Mädchen schien ihn zum Leben zu erwecken. Nach und nach erhob er stolz das Köpfchen, der Schaft wurde härter. Bald stand sein Liebesgerät in voller Pracht von ihm ab.
Verlegen kichernd wandten sich die Damen ab. Trotz ihrer Kenntnisse über die männliche Anatomie war es für sie nicht alltäglich, dass sich ein Gast so gänzlich ohne Scheu und ohne einen Fetzen Kleidung am Leib unter ihnen bewegte.
„Wollt Ihr mir nicht behilflich sein?“, fragte der Sauhund die kichernden Frauen. „Entkleidet Euch, damit Eure kostbaren Kleider nicht nass werden“, befahl er mit zuckersüßen Worten. Schnell waren sie an seiner Seite und halfen ihm, in die Wanne zu steigen. Wohlig warm war das Wasser. Der Sauhund genoss es, darinnen zu liegen. Doch mit Ruhe war nichts. Warme Lappen wurden mit Seife eingerieben und er selbst damit abgerieben. Das brachte seine Lanze erneut dazu, sich zu erheben. Das Wasser im Badebottich war nicht sehr hoch, so stand das Köpfchen seines Liebesgerätes oberhalb der Wassergrenze und schaute neugierig heraus. Eines der Mädchen entdeckte es und griff danach. Fest umschloss ihre kleine Faust den harten Schaft.
„Oh“, konnte der Sauhund nur ausstoßen. Aufstöhnend streckte er sich der massierenden Hand entgegen. Sein Blick wurde glasig, die Schweinsnase erzitterte erregt. Es schien beinahe so, als würde der Hexe Zauber auf einmal versagen.
Das Mädchen schien sich gut auszukennen. Es erkannte die Vorboten eines vorzeitigen Ergusses und unterließ weitere erregende Tätigkeiten mit ihrer Hand. Doch der Sauhund wollte mehr. Schnell fasste er den Busen der Frau und knetete einen der Wonnehügel. Festes Fleisch in seinen Händen verwandelten sich bald in erregt bebende Berge. Die anderen Damen sahen dem Treiben zu, doch noch griffen sie nicht ein. Allerdings währte der Frieden nicht lange. Sie alle wollten auch so herrlich verwöhnt werden. Eines der Mädchen kam zum Sauhund in die Wanne, schwang sich über seinen Steifen. Flugs verschwand der in ihrer Lustgrotte. Die andere streckte dem Sauhund ihre Intimität hin, so nah, dass er sozusagen mit der Nase draufstoßen musste. Flugs streckte er seine Zunge aus, versenkte diese zwischen den dargebotenen Lippen und ließ die Frau in himmlischen Höhen schweben.
Der Sauhund gab, was er konnte. Drei Frauen auf einmal waren auch für einen begabten Liebeskünstler wie ihn kein Pappenstiel. Doch auch die Damen zeigten ihm, wie sehr sie die Kunst des Liebesspiels beherrschten. Diesmal versagte der Hexe Zauber wirklich. Nach bereits einer halben Stunde verließen ihn die Kräfte. Erschöpft sank er in das inzwischen abgekühlte Wasser. Dem Sauhund wurde aus dem Zuber geholfen, er wurde abgetrocknet, was nicht ohne Kichern und Begutachten diverser Körperstellen abging. Danach wurde er ins Bett verfrachtet und liebevoll zugedeckt. Ermattet entschwebte der Sauhund schnell in einen traumlosen Schlaf.
An ein Abendessen war nun nicht mehr zu denken.
Am nächsten Morgen erwachte der Sauhund ausgeruht und erfrischt. Er stand auf und suchte seine Kleider. Doch die waren nirgends zu entdecken. Gerade wollte er die Tür öffnen und auf dem Flur nach einem der Mädchen vom gestrigen Abend rufen, da wurde angeklopft. Davina kam herein und hielt ihm seine Kleider entgegen.
„Die werdet Ihr bestimmt schon suchen“, sagte sie zum Sauhund, der nackt, wie Gott ihn schuf, mitten im Zimmer stand. Auch diesmal keine Spur von Scham. Davina blieb kühl, doch der Anblick des nackten Mannes mit seinem imposanten Anhängsel ging trotzdem nicht spurlos an ihr vorbei. Ihr Blick glitt unaufhörlich tiefer und verweilte an Sauhunds Frauenbeglücker. Die Damen des Hauses hatten ihr bereits im Vertrauen erzählt, was sich am gestrigen Abend im Zimmer des Gastes abgespielt hatte. Ein wenig neidisch hatte sie es sich angehört. Sie verspürte ein Kribbeln, das sie schon immer, wenn sie sich mit ihrem Gemahl liebte, überwältigte. Doch diesmal war es nicht so intensiv wie bei ihrem Gemahl. Das lag wohl daran, dass sie gedanklich immer noch mit diesem verbunden war. Noch war sie nicht bereit für seinen anderen Mann. Schnell legte sie die Garderobe auf das Bett.
„Eure Kleider. Ich habe sie reinigen und aufbügeln lassen. Ich erwarte Euch nachher in der Küche zum Frühmahl“, sprach sie schnell und verschwand aus dem Zimmer. Ein wenig verwirrt schaute der Sauhund der Frau nach. Sie lief so schnell von dannen, dass er nicht einmal dazu kam, ihr seinen Dank auszusprechen. Da er aber Hunger hatte, ließ er es auf sich beruhen und zog sich lieber an, um das Frühstück nicht zu verpassen. Wenig später saß er umringt von jungen, plappernden Frauen am Tisch in der Küche und ließ sich das Essen schmecken.
Das Hauptgespräch war natürlich der Sauhund, der gar nicht wusste, wem er zuerst antworten sollte, so prasselten die Fragen auf ihn ein. Erst Finola gelang es, die gackernde Hühnerschar zur Ruhe zu bringen.
„Alle der Reihe nach. Es wird genug Zeit sein. Unser Gast wird bestimmt noch lange bleiben und eure Fragen beantworten“, rief sie aus. „Ihr beehrt uns doch noch einige Zeit?“, fragte sie dann mit einem Blick auf den Sauhund.
„Nun ja“, begann dieser, „eigentlich bin ich nach London gekommen, um am Hofe Jakob I. eine Anstellung zu bekommen. Mein Freund Bertold arbeitet dort seit ein paar Jahren als Stallknecht und wollte mir behilflich sein.“
Erstaunt wurde der Sauhund angeschaut. Das hatte keine der Damen erwartet. Der Fremdling wollte also an den Hof und dort arbeiten.
„Wo ist denn Euer Freund geblieben? Ihr kamt gestern Abend mutterseelenallein hier an“, fragte Davina neugierig.
„Er wollte erst zu seiner Familie, die vor den Toren Londons wohnt, ehe er seinen Dienst wieder antritt“, erwiderte der Sauhund wahrheitsgemäß.
Davina und Finola sahen sich an. Wie es schien, hatten beide die selben Gedanken im Kopf. Seit das Etablissement umgebaut wurde, fehlte eine männliche Hand im Haus. „Kommst du mal kurz“, sagte Finola zu ihrer Freundin und stand auf, um auf den Flur hinaus zu gehen. Davina folgte ihr. Von draußen war nur ein Flüstern zu hören. Nach einiger Zeit kamen die beiden Frauen zurück.
„Wie wäre es“, begann Finola nach einiger Zeit zu sprechen, „wenn Ihr hier bei uns im Haus arbeitet? Wir sind hier nur Frauen, ein männlicher Helfer täte uns gut. Eine Frau kann nicht alle Arbeiten machen.“
Nun war es am Sauhund, vor Stauen den Mund aufzureißen. Dieses Angebot kam sehr unverhofft.
„Das ist wirklich ein sehr zu überlegendes Angebot“, entgegnete der Sauhund. „Kann ich ein wenig Bedenkzeit bekommen? Oder sind noch mehr Bewerber da, für die Ihr Euch entscheiden könntet?“
„Keine weiteren Bewerber“, sagte Finola darauf, „doch überlegt es euch trotzdem in Ruhe, ehe Ihr Euch entscheidet.“
„Gut, das ist schön“, antwortete der Sauhund. „Ich werde nachher meinen Freund Berthold am Hofe treffen. Ich bespreche mich kurz mit ihm und dann teile ich Euch meine Entscheidung mit.“
„Ich erwarte Eure Antwort mit Spannung“, sagte Finola lächelnd. Sie war sich ihrer Sache sehr sicher. Ihr neuer Hausgehilfe war gefunden. Kurze Zeit später verließ der Sauhund das Haus und marschierte schnurstracks zum Hof. Diesmal verlief er sich nicht. Finola hatte ihm den Weg genau beschrieben. So kam er ohne Umwege an. Am Hofe suchte er Berthold in den Stallungen. Doch niemand kannte einen Stallknecht namens Berthold, der ursprünglich aus dem deutschen Lande kam. Der Sauhund konnte es nicht fassen. Hatte ihn sein Jugendfreund an der Nase herumgeführt? Auch seine Suche vor den Toren der Stadt brachte nichts. Niemand kannte einen Berthold. So machte sich der Sauhund auf den Weg zurück ins „Castle of Pleasure“. Auf sein Klopfen öffnete Davina die Haustür.
„Da seid Ihr ja wieder“, begrüßte sie den Sauhund mit dem schönsten Lächeln, das sie hatte.
„Ja, da bin ich wieder“, erwiderte der Ankommende. „Und ich bleibe auch gleich.“
„Wie? Wirklich?“, rief Davina freudig aus. „Ihr bleibt bei uns?“ Sie war außer sich vor Freude, dass sie vergaß, den Sauhund ins Haus zu lassen. Erst Finola, die ihren Freudenschrei von der Küche aus gehört hatte, riss sie aus ihrem Taumel.
„Nun lasse den ehrenwerten Herrn doch erst einmal ins Haus“, erinnerte sie ihre Freundin, die immer noch freudestrahlend an Sauhunds Hals hing und ihn abknutschte. Der Sauhund sah schon aus, als würde er an Atemnot sterben.
„Aber natürlich“, wich Davina endlich errötend von seiner Seite und ließ ihn ins Haus. In der Küche am großen Tisch erzählte der Sauhund von den Vorkommnissen des Tages und wie sehr enttäuscht er von Berthold, seinem Jugendfreund, war. Doch die Anstellung im „Castle of Pleasure“ ließ ihn wieder lächeln. Auch die anderen Mädchen freuten sich ungemein, als die frohe Botschaft sie erreichte. Man war sich schnell einig und der Sauhund begann seinen Dienst im Freudenhaus. Dass da nicht nur die Gäste Freude hatten, sprach sich schnell in der Stadt herum. Der Sauhund musste des Öfteren seine Künste nicht nur bei den Frauen beweisen, die im „Castle of Pleasure“ arbeiteten und lebten.
So lebte der Sauhund mehrere Jahre in London. Berthold, seinen Jugendfreund, sah er nie wieder. Auch nicht, als ihn die Sehnsucht nach zu Hause zurück in seinen Zauberwald im deutschen Lande zog. Er kehrte auf dem selben Weg zurück, wie er nach London gekommen war. Fast nichts hatte sich verändert, nur dass er diesmal nicht neugierig von den Menschen begafft wurde. Sein Ruf eilte ihm voraus. Jeder, der seinen Weg kreuzte, wollte ihm die Ehre erweisen. Doch der Sauhund war trotz des verdienten Geldes immer ein einfacher Mann geblieben, der mit seinem Reichtum nicht protzte.
Die Damen des „Castle of Pleasure“ blieben auf Ewig in seiner Erinnerung, bis zu dem Tag, als er mir die Geschichte erzählte. Ich schrieb sie nun für Euch auf, damit auch Ihr Euch daran erfreuen könnt.
© Salika von Wolfshausen / 06.08.2015