Ihr werdet von mir bestimmt wieder eine Sauhund-Geschichte erwarten. Da will ich Euch mal nicht enttäuschen. Unser Sauhund hatte, wie Ihr alle garantiert wisst, ein sehr langes Leben. Somit gibt es auch sehr viel zu erzählen.
Vor langer Zeit berichtete mir unser Sauhund von einer Episode am Hofe von Ludwig XV., dem König von Frankreich und Navarro. Der König hatte bereits im zarten Alter von fünf Jahren die Regentschaft seines Urgroßvaters übernehmen müssen, da alle, die vor ihm in der Thronfolge standen, schon verstorben waren. Damals wurden die Menschen nicht so alt. Oft rafften auch Seuchen die Leute schneller dahin, als man Amen sagen konnte.
Unser Sauhund machte sich im Herbst 1755 auf den Weg nach Versailles zu König Ludwig XV. Er kam im Winter am Hof des legendären Königs an. Ludwig XV. hatte zu der Zeit bereits vierzig Jahre Regentschaft hinter sich. Der Hof residierte damals in Versailles und nicht, wie manch einer vielleicht annehmen mag, in Paris. Paris ist heute die Hauptstadt Frankreichs, im 18. Jahrhundert dagegen residierten die Könige in Versailles, das etwa 13 Meilen (ca. 21 km) südwestlich von Paris liegt.
Es war die Zeit der Maskenbälle, die sich damals großer Beliebtheit erfreuten. Unser Sauhund besuchte diese auch gerne. Während andere sich verkleiden mussten, brauchte er dies nicht zu tun. Jeder am Hofe nahm an, er reise inkognito und wolle nicht erkannt werden. Sehr oft wurde er gefragt, wer er in Wirklichkeit sei. Auf seine Antwort: „Einfach nur der Sauhund“, folgte lediglich großes Gelächter. Niemand glaubte ihm und so begann sich so manches Gerücht um den seltsamen Gesellen zu spinnen.
Eines schönen Tages besuchte er wieder einmal einen der Maskenbälle, zu dem Ludwig XV. geladen hatte. Es war ein heiterer Abend mit Tanz, Wein und Gesang. Weib, habe ich noch vergessen. Ein Abend ohne schöne Frauen war ohnehin ein vergeudeter Abend. Schon damals war unser Sauhund der Sauhund, den wir in unserer heutigen Zeit kennenlernen durften. Schöne Frauen gehörten zu seinem Leben wie Essen und Trinken. Die Frauen umschwirrten ihn wie die Motten das Licht. Warum das so war, lassen wir mal lieber außen vor. Ihr erinnert Euch bestimmt an die Hexe in der allerersten Sauhund-Geschichte. Der Gentleman, hier besser gesagt, die Dame genießt und schweigt. Mehr will ich dazu nicht sagen.
Während sich der Sauhund beim Tanz vergnügte, bemerkte er nicht, dass er schon längst mit Argusaugen beobachtet wurde. Die vielen Frauen, die um seine Gunst buhlten, verlangten ihm alles ab. Seine Füße waren schon wund von den vielen Tänzen, zu denen er von den Damen der Gesellschaft unablässig aufgeboten wurde. Doch an Ausruhen war längst nicht zu denken.
Endlich, nach gefühlten 1000 Umarmungen und Millionen von Komplimenten für die Damenwelt, schaffte er es, aus den Fängen des wild gewordenen Weibervolkes zu entfliehen und den Saal zu verlassen. Auf einem der Balkone, die zum Park hinaus führten, fand er Ruhe und Erholung. Aufatmend lehnte er sich an eine Marmorsäule und sog die frische Winterluft in seine Lungen. Er war bisher immer die gute Waldluft gewohnt. Doch hier in Versailles gab es die nicht, ganz zu schweigen von den menschlichen Ausdünstungen im Inneren des Palastes, die zu allem Elend noch mit penetrant riechenden Duftwässerchen übertüncht wurden.
„Endlich Ruhe“, stieß der Sauhund aufstöhnend und erleichtert aus. Er ließ sich ermattet auf einen der Stühle sinken. Aus dem Tanzsaal war die Musik nur noch leise zu vernehmen. Die Gespräche der anwesenden Gäste klangen gedämpft wie das Rauschen eines weit entfernten Wasserfalls. Die Stille genießend schaute er in den winterlichen Garten hinunter. Der aufgehende Mond ließ die akkurat gestutzten Bäume und Sträucher gespenstisch wirken. Der Schnee, der im Laufe des Abends gefallen war, glitzerte im Mondlicht wie funkelnde Sterne.
Auch Mademoiselle Lia de Beaumont war diesmal zum Maskenball geladen. Sie freute sich sehr darüber, endlich an einem der bedeutenden Ereignisse dabei sein zu dürfen. Lange genug hatte sie auf eine Einladung des Königs warten müssen. Sie folgte dieser nur allzu gerne.
Lia liebte es, sich im Takt der Musik zu bewegen. Ihr Leben schien nur aus Tanz zu bestehen. Seit sie sich erinnern konnte, nutzte sie jede Gelegenheit, sich ihrer Leidenschaft hinzugeben. Der Maskenball des Königs war eine gute Gelegenheit, endlich Anschluss am Hofe in Versailles zu finden.
Obwohl sie von Natur aus eine Schönheit war, baten sie bisher nur wenige Herren um einen Tanz. Lia war noch zu unbekannt in Versailles. Die Männerwelt musste erst auf sie aufmerksam werden. Die meisten, die sich für sie interessierten, waren bereits alte, greise Männer, die sich nur noch steif und plump bewegen konnten. Ganz anders war da dieser eigentümliche Herr, der mit Schweinsnase, grünem Haar und eigenartigen Augengläsern derartig hoch in der Gunst der Damenwelt stand. Bisher hatte Lia vergeblich versucht, an ihn heranzukommen. Immer wieder kamen ihr andere Damen zuvor. Doch Lia war genügsam und wartete einen geeigneten Moment ab.
Während einer Pause wollte sie nun ebenfalls etwas frische Luft schnappen. Der stickige Mief im Tanzsaal und der Schweißgeruch der anwesenden Gäste raubten ihr den Atem. So nutzte sie die Gunst der Stunde und trat auf einen der Balkone. Dass sie dort nicht alleine war, bemerkte sie auf den ersten Blick nicht.
Die frische Luft und der zuvor genossene Alkohol ließen Lia taumeln. Doch bevor sie fallen konnte, griffen starke Arme nach ihr und fingen sie auf.
„Aber, aber, nicht so geschwind“, hörte sie eine sympathisch klingende Stimme direkt über ihr. Lia blickte auf und schaute mitten in die rehbraunen Augen des eigenartigen Herrn mit der Schweinsmaske.
„Oh, Monsieur, entschuldigt, die plötzliche frische Luft, ich weiß nicht, wie mir geschah“, kam es über Lias zitternde Lippen. Als wäre er ein Geist, starrte sie ihn an. Ihr Herz schlug vor Aufregung schnell und schon verspürte sie, wie ihr eine schamhafte Röte ins Gesicht stieg. Zum Glück war es auf dem Balkon recht dunkel, sodass ihr Retter ihre überbordenden Gefühle nicht bemerken konnte.
„Habt herzlichen Dank, Monsieur“, flüsterte Lia aufgeregt.
„Beinahe wäret Ihr gefallen“, sülzte der Sauhund, „doch ich war schneller als Euer Fall. Einer schönen Dame ist ein Mann wie ich gern behilflich.“ Sein Gegenüber gefiel ihm außerordentlich und ließ seinen Jagdtrieb erwachen. Die Dame war nett anzusehen. Des Sauhunds Herz schlug sogleich höher… und nicht nur sein Herz, sondern auch etwas anderes, das sich sogleich pochend in seiner engen Hose bemerkbar machte. Ihre Gesichter näherten sich, fast berührten sich ihre Nasen.
„Mademoiselle“, flüsterte der Sauhund erregt aufkeuchend.
„Monsieur“, kam es leise über Lias Lippen.
Endlich berührten sich auch ihre Lippen. Ein erster, noch zaghafter Kuss folgte. Doch ehe der Sauhund den Kuss vertiefen konnte, riss er sich los.
„Mademoiselle, was tun wir hier“, fragte er erschrocken.
„Das, was alle liebenden Menschen tun“, erwiderte Lia. Sie empfand den ersten Kuss wie ein zärtliches Streicheln. Noch nie hatte sie solch prickelnde Gefühle in der Nähe eines Mannes verspürt. Der Sauhund schien sie in ihren Bann gezogen zu haben.
„Wir dürfen das nicht“, riss sich der Sauhund los. „Euer Ruf… nein, das geht keinesfalls. Nie im Leben könnte ich eine so wunderschöne Dame, wie Ihr es seid, in Verruf bringen!“
„Aber…“, flüsterte Lia.
„Nein, nichts aber…, gehen wir lieber wieder hinein, ehe Gerede um uns beginnt“, wehrte der Sauhund vehement ab, so sehr es ihm auch schwer fiel. Sein Verstand im Kopf war besser als der in seiner Hose. Sich hektisch umblickend führte er seine Herzdame zurück in den Tanzsaal.
„Gewährt Ihr mir einen Tanz?“, fragte er, drinnen angekommen, mit einer tiefen Verbeugung.
Lias Herz schlug vor Freude ein wenig schneller. Gerne ließ sie sich von ihrem Galan auf die Bühne führen. Den gesamten restlichen Abend blieben die beiden ein unzertrennliches Paar, das sich im Takt der Musik über die Tanzfläche bewegte. Die neidischen Blicke der anderen Damen bemerkte Lia gar nicht. Diese schwebte auf Wolke sieben und genoss die Aufmerksamkeit des eigentümlichen Herrn, der sie in seinen Armen hielt.
Einige Tage später wurde Lia zum König gerufen. Aufgeregt machte sie sich auf den Weg zum Audienzsaal, wo sie bereits erwartet wurde. Als sie den Saal betrat, waren dort schon einige Minister und auch der Sauhund anwesend. Ludwig XV. saß entspannt und süffisant lächelnd auf seinem Thron und schaute Lia an, die vor ihm stand und ihn fragend anblickte.
„Ehe Mademoiselle de Beaumont vor Neugier platzt, will ich das Geheimnis unserer außerordentlichen Zusammenkunft lüften“, begann Ludwig XV. nach einer Weile. „Ich bitte aber vorher alle hier Anwesenden um Stillschweigen über unsere heutige Besprechung“, sprach der König weiter, worauf alle durch Nicken ihre Zustimmung kundtaten.
Bevor nun doch noch Fragen aufkommen konnten, fuhr er fort: „Wie jedem von uns bekannt ist, paktiert die Zarin Elisabeth von Russland mit England. Somit sind die Zarin und auch England unsere, also Frankreichs Feinde. Nun zu Eurer Mission“, er befahl Lia und den Sauhund an seine Seite. „Ihr, Mademoiselle de Beaumont und Ihr, Monsieur von Wolfshausen, werdet zu Elisabeth von Russland reisen und Euch am Hof der Zarin einschleichen.“
Ehe der Sauhund Bedenken einwerfen konnte, übernahm Ludwig XV. erneut das Wort: „Findet heraus, wie der Stand der russisch-englischen Verhandlungen und die russische Heeresstärke ist. Genauere Anweisungen erhaltet Ihr in einer privaten Audienz.“
Die Freude, mit Mademoiselle Lia eine Reise antreten zu könne, stand dem Sauhund ins Gesicht geschrieben. Dass Lia ein Geheimnis in sich barg, konnte er zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal erahnen, auch nicht, dass König Ludwig XV. davon Kenntnis hatte und es ihm bewusst verschwieg.
Bereits am nächsten Tage fuhren die beiden in der königlichen Kutsche nach Calais, um sich dort nach St. Petersburg einzuschiffen. Details erspare ich Euch lieber, die Ereignisse in St. Petersburg sind viel interessanter.
Lia fand in St. Petersburg schnell Anschluss am Hofe der Zarin. Diese selbst schien von Anfang an einen Narren an der jungen Französin gefressen zu haben. Während Lia sich mehr im Dunstkreis der Zarin aufhielt, um dort mehr über ihre Pläne zu erfahren, bewegte sich der Sauhund unter den Offizieren des russischen Heeres. Dort steckte er seine Schnüffelschnauze in Dinge, die ihn eigentlich gar nichts angingen. So fand jeder auf seine Art und Weise heraus, was da geplant wurde.
Beinahe jeden Abend trafen sich Lia und der Sauhund, um ihre Erkenntnisse auszutauschen. Mademoiselle de Beaumont hatte inzwischen einen großen Einfluss bei der Zarin erlangt und alle Freiheiten, sich nach ihrem Belieben in der Residenz zu bewegen, ohne durch Barrieren aufgehalten zu werden.
Unser Sauhund fand von Tag zu Tag mehr Gefallen an seiner Gefährtin in geheimer Mission. Nachts plagten ihn wilde Träume, die ihn immer wieder den Schlaf raubten, sobald er nur die Augen schloss. Auch am Tag lief er wie ein verliebter Gockel durch den Palast und träumte von Lia, die ihn bisher immer wieder abwies. Ständig lief er mit einem Dauerständer herum, was nicht gerade bequem war. Jeder noch so winzige Gedanke an Lia ließen seinen Frauenbeglücker anschwellen. Auch nachts kam er kaum zur Ruhe. Oftmals malte sich der Sauhund aus, wie es wohl wäre, wenn Lia unter ihm läge und die Freuden der Liebe mit ihm teilte.
Lia de Beaumont bemerkte sehr wohl das Begehren des Sauhunds. Sie begehrte ihn ebenso. Doch ihr kleines Geheimnis, das sie bisher erfolgreich vor ihm verborgen hatte, verbot es ihr, sich ihm hinzugeben. Nicht auszudenken, was passieren würde, käme er hinter ihr Geheimnis. Die gesamte Mission wäre in Gefahr, genau so wie ihr beider Leben. Noch hatte die Zarin keinerlei Bedenken ihr gegenüber, das musste unbedingt so bleiben. Dazu musste sie sich auch den Annäherungen des Sauhundes entziehen.
So vergingen Wochen und Monate. Lia hatte inzwischen großen Einfluss auf die Zarin erlangt. Oft bat Elisabeth von Russland sie um ihren Rat, obwohl Lia die weitaus Jüngere war und Elisabeth sehr viel mehr Macht als sie besaß. Sie war nur eine einfache Mademoiselle, die in der Gunst der Zarin stand.
Dadurch konnte sie die Zarin dazu bewegen, eine Koalition mit Frankreich gegen Friedrich II. von Preußen einzugehen. Genau das war der Plan König Ludwigs XV. Waren sie endlich am Ziel angekommen? Die Folge der Koalition war der Siebenjährige Krieg, der bald darauf ausbrach.
Durch einen dummen Zufall wurde die geheime Mission Lias und des Sauhunds am Zarenhof aufgedeckt, worauf die beiden in wilder Flucht Russland verlassen mussten. Auf vielen Umwegen und Gefahren erreichten sie nach drei Monaten endlich Versailles, wo sie von Ludwig XV. bereits sehnsüchtig erwartet wurden. Er hatte bereits von der Misere gehört und machte sich Sorgen um seine beiden Spione. Der König war ihnen sehr dankbar, dass sie es geschafft hatten, Russlands Macht auf seine Seite zu ziehen. Er richtete einen großen Willkommensball für sie aus. Sozusagen als Dankeschön.
Der Sauhund sah nun endlich die Zeit gekommen, seiner Angebeteten einen Antrag zu machen. Hier in Versailles musste er keine Rücksicht mehr nehmen, als Spion entlarvt zu werden. Schon lange wünschte er sich, Lia als Frau an seiner Seite zu haben. Während des ihnen gewidmeten Balls führte er sie hinaus in den Garten, um ihr seine Gefühle für sie zu offenbaren.
„Lia, Liebste“, begann er mit vor Aufregung laut klopfendem Herzen, als sie endlich den Trubel hinter sich gelassen hatten. Hand in Hand schlenderten sie durch den nächtlichen Park. An einer Hecke angekommen, hielt der Sauhund inne und schaute seine Liebste an. Zärtlich strich er mit einem Finger über Lias volle Lippen, die ihm wie rote, voll reife Kirschen vorkamen. Er zog die Frau an sich, sein Mund legte sich auf den ihrigen. „Lia“, flüsterte er wieder. Heiß schoss es ihm in die Lenden, als ihr zarter Duft nach Lavendel in seine Nase zog.
Obwohl Lia sich dagegen sträubte, keuchte sie erregt auf, als der Sauhund sie an sich zog und sein geschwollenes Glied gegen ihren Schoß presste. Doch je mehr sie sich dagegen wehrte, desto erregter wurde sie. Sie konnte es nicht mehr verhindern, dass ihr „Geheimnis“, schwoll und gegen Sauhunds Oberschenkel klopfte. Erschrocken riss sich Lia los. Doch der Sauhund hatte es bereits bemerkt.
„Lia, was war das?“, rief er aus.
„Entschuldigt, Monsieur… Ich kann nicht“, kam es über ihre zitternden Lippen. „Es geht nicht… Ich bin…“
„Ihr seid ein Mann?“, erkannte der Sauhund und vollendete Lias Satz. Mit einem Male war ihm klar, warum sie ihn immer wieder abgewiesen hatte. Hatte er sich ihre Gefühle, ihre Empfindungen lediglich eingebildet? Eine Welt brach für ihn zusammen. Sollte diese Frau wirklich so verschlagen sein und ihn die ganze Zeit hinters Licht geführt haben?
„Monsieur, entschuldigt. Ich wollte das nicht“, versuchte die falsche Frau sich zu erklären. „Der König brachte mich dazu, um mehr vom Zarenhof zu erfahren. Bitte, glaubt mir doch!“
Der Sauhund konnte die Worte nicht mehr hören. Er wollte nur noch weg. Weg von der Frau, die in Wahrheit gar keine war und die seine Gefühle so mit Füßen getreten hatte.
„Geht! Geht mir aus den Augen!“, fuhr er sie aufgebracht an. Er spie seine Worte aus, als wären sie Gift. Als er sich umdrehen und im Dunkel verschwinden wollte, hielt Lia ihn zurück.
„Bitte, hört mich doch an“, rief sie ihm entgegen. Ihre Stimme zitterte, Tränen traten aus ihren Augen. Hatte sie ihn so sehr verletzt, dass er nie wieder etwas mit ihr zu tun haben wollte?
„Lasst mich los, sonst vergesse ich mich“, schrie der Sauhund sie an. Hass schlug ihr aus seinen traurigen Augen entgegen. „Mit einer Missgeburt wie mir kann man ruhig ein falsches Spiel treiben. Das ist doch so! Gebt es ruhig zu.“ Er drehte sich um und verschwand im Dunkel des Gartens. Lia stand wie eine Statue auf dem Weg und starrte ihm nach, bis er verschwunden war. Tränen der Trauer rannen über ihre Wangen. Ihre große Liebe war von ihr gegangen, durch ihre eigene Schuld.
Erst spät zog sich Lia in ihr Gemach zurück. Sie verbrachte eine unruhige Nacht. Am nächsten Morgen machte sie sich, inzwischen wieder in Männerkleidern, auf die Suche nach dem Sauhund. Doch der war wie vom Erdboden verschluckt. Niemand wusste, wo er sich aufhielt, auch ihr Auftraggeber Ludwig XV. nicht.
Anmerkung der Autorin:
Mademoiselle Lia de Beaumont hieß in Wirklichkeit Chevalier d´Éon, der sich zum Scherz als Dame verkleidet, an einem Maskenball am Hof von Versailles, einschlich. König Ludwig XV., der als sehr lüstern bekannt war, fand Gefallen an der „schönen Dame“. Als er über ihr wahres Geschlecht aufgeklärt wurde, kam ihm die Idee, den „Geschlechtswandel“ des Chevaliers diplomatisch zu nutzen und diesen als Frau verkleidet an den Hof der Zarin Elisabeth von Russland zu schmuggeln. Der Chevalier soll wirklich dorthin gereist sein, um als Frau verkleidet zu spionieren. Der historische Hintergrund dieser Geschichte soll Wirklichkeit sein. Nur die Person des Sauhunds und sein Werben um die angebliche „Lia“, die habe ich eingeschmuggelt.
© Salika von Wolfshausen / 08.08.2016