Eigentlich erzähle ich nur Geschichten vom Sauhund, die er vor langer Zeit erlebt hat. Diesmal allerdings habe ich mich von Sunny breitschlagen lassen, meiner Gepflogenheit abtrünnig zu werden. Daher gibt es nach langer Zeit eine Episode aus unserer gemeinsamen Vergangenheit. Dass die auch noch zum Thema „Dumm gelaufen“ passt, ist reiner Zufall.
Der Sauhund und ich sind recht experimentierfreudig. Es gibt nichts, das wir nicht ausprobieren würden und vor dem wir zurück schrecken. Dass das auch mal nach hinten losgehen könnte, kam uns in unserem jugendlichen Übermut gar nicht in den Sinn.
Wie Ihr wisst, bin ich, nun ja, man könnte es auch so ausdrücken, nicht gerade ein Fliegengewicht. Manche würden sagen, Wuchtbrumme. Ich nenne es sexuelle Schwungmasse. Damit muss man schon ab und an aufpassen, dass man sich durch diese Schwungmasse nicht selbst in Gefahr bringt.
Oft waren der Sauhund und ich in den Wäldern unterwegs. Dabei achteten wir nicht nur auf die Natur. Die war oft nur zweitrangig. Mehr interessierte es uns, Orte zu finden, an denen wir auch ungehindert unseren Trieben nachgehen konnten. Auf einem unserer Spaziergänge kamen wir auch einmal in Alberts Holz. Das ist ein ganz besonders heiliger Ort. Nicht unbedingt für uns selbst, sondern für einen gemeinsamen Bekannten, der sich dort immer mit seiner heimlichen Bumsfreundin zu einem Stelldichein traf. Aber um diesen Albert soll es heute nicht gehen. Das werde ich Euch vielleicht ein anderes Mal erzählen.
Der Sauhund und ich waren also in Alberts Holz unterwegs, wie das kleine Wäldchen unter der örtlichen Bevölkerung genannt wurde. Wir spazierten Hand in Hand durch das Gehölz. Die Vöglein zwitscherten, Eichhörnchen flitzten an den Baumstämmen hoch und runter. Sogar ein Specht war zu hören, wie er voller Inbrunst seine Arbeit tat.
Endlich fanden wir ein heimeliges Plätzchen für unsere Schmusestunde. Ein Bächlein plätscherte lustig vor sich hin. Darüber spannte sich eine kleine Holzbrücke. Natürlich wollte der Sauhund darüber hinweg auf die andere Seite. Ich sah der Sache nicht ohne Argwohn entgegen. Mein Kampfgewicht würde das zarte Brückchen bestimmt zum Einbrechen bringen.
„Ach komm schon“, lockte mich der Sauhund, „sei kein Frosch. So eine Brücke wird dir doch keine Angst einjagen.“
„Nein, nein. Besser nicht“, erwiderte ich. „Schau dir doch mal die dünnen Bohlen an. Die halten mich nie im Leben aus.“ Der Sauhund lachte und kam flinken Fußes zurück an meine Seite.
„Setzen wir uns lieber hier an die Seite des Brückchens und beobachten die Natur“, versuchte ich den Sauhund von seinem gewagten Vorhaben abzubringen. „Schau doch mal, dort sind zwei Häschen.“ Ich zeigte mit dem Finger in die Richtung, in der ich wirklich zwei niedliche Hasen entdeckt hatte.
Der Sauhund schaute natürlich und fing an zu grinsen.
„Hi, hi, hi“, begann er zu lachen, „was machen die denn?“
„Umsonst heißt es nicht Rammler“, erwiderte ich, nun auch grinsend.
Der Sauhund schüttelte nur mit dem Kopf. Die Sache schien ihn nachdenklich zu machen.
„Apropos rammeln. Wir könnten eigentlich auch mal wieder…“, sagte er auf einmal.
„Was meinst du?“, fragte ich.
„Na rammeln“, antwortete der Sauhund frei heraus.
„Wir sind doch keine Karnickel“, tat ich absichtlich empört. Natürlich wusste ich, was mein Sauhund im Schilde führte. So schnell wie er die Idee ausgesprochen hatte, setzte er sie in die Tat um. Er sprang auf mich, dass ich keine Sekunde Zeit hatte, mich zu wehren. Wie ein nasser Sack plumpste ich auf den Rücken und der Sauhund auf mich.
„Soll ich dein wilder Rammler sein?“, fragte er, noch breiter grinsend. Ohne auf eine Antwort zu warten, begann er, mich naggisch zu machen. Schnell lag ich nackt, wie Gott mich schuf, vor ihm. Sein großer Zeiger zeigte schon 12 Uhr an. Meiner Lümmelgarage gefiel das, ohne Frage. Die individuelle Lümmelhärtung fiel somit für mich aus. Nur an der Flutschverbesserung musste noch ein wenig gearbeitet werden. Dabei ließ sich mein Sauhund natürlich nicht lumpen. Schnell war meine Lümmelgarage auf Vordermann gebracht und einsatzbereit.
Flink war des Sauhunds Stecker in meiner Anschlussbuchse versenkt und das wilde Gevögele, nein Gerammle, ging los. Er wollte es heute ja dem Rammler nachmachen.
Mir gefiel es und bald ertönte neben des Sauhunds Brunstgeschrei mein zartes Stöhnen durch des Waldes Idyll. Doch irgendwie waren da auch noch andere Geräusche, die da gar nicht dazu passten. Ich versuchte, dem Sauhund Einhalt zu gebieten, um der Sache auf den Grund zu gehen. Doch der war hin und weg in seinem Liebestaumel und reagierte nicht.
Ich hörte es knarzen und knarren. Es klang ganz garstig. Plötzlich knirschte es auch noch. Ich spürte, wie das Brückchen begann, sich zu bewegen… und zwar abwärts.
„Hör auf!“, schrie ich den Sauhund an, „Die Brücke gibt nach!“ Doch der hielt immer noch nicht ein. So schubste ich ihn von mir weg und sprang auf. Die ruckartige Bewegung brachte das Ganze noch mehr dazu, ungebremst der Erdanziehung zu folgen. Während es mir im letzten Moment gelang, mich mit einem gewagten Sprung ans Ufer zu retten, plumpste mein Liebster ins kühle Nass. Leider fiel die Landung nicht gerade sanft aus.
„Aua, Scheibenkleister“, hörte ich den Sauhund schimpfen. Sein grünes Haar hing nass und wirr um seinen Kopf, ein Brillenglas war angekratzt, jedoch war das noch nicht alles. Humpelnd kroch er aus dem Wasser, sein Knie blutete ein wenig. Auch seine linke Hand hatte einen leichten Knacks abbekommen, was er aber nur als „ein wenig flügellahm“ abtat.
„Hee, wo sind unsere Klamotten hin?“, rief ich auf einmal aus. Nirgends konnte ich sie entdecken. Erst nach genauerem Suchen konnte ich meine Milchbeutelhalter im Wasser entdecken. Alles andere war auf Nimmerwiedersehen verschwunden.
Der Sauhund lachte laut auf. „Die können wir bestimmt irgendwann in der Nordsee auffinden.“
So blieb uns nichts anderes übrig, als nackt zurück zu unserer Hütte zu laufen. Für die Hasen, Wildschweine und Rehlein bestimmt ein lächerlicher Anblick, so gänzlich ohne schützendes Fell.
„Ach ja, außerdem, wer abrutscht, darf noch einmal“, rief ich dem Sauhund entgegen, als wir zu Hause angekommen waren. Flugs rannte ich ins Schlafzimmer. Mein Rammler, der sich das nicht noch einmal sagen lassen wollte, folgte mir natürlich auf dem Fuß…
© Salika von Wolfshausen / 14.08.2016