Dracos Verstand quälte ihn furchtbar. Der letzte Fluch den Potter gesprochen hatte, zeigte seine Wirkung schlagartig. Er verlor sein Gefühl von Raum und Zeit. Es blieb nur das Gefühl unerträglichen, brutalen Grauens in vollkommener Hilflosigkeit. Man hatte ihn aus den Gemächern des Lords entfernt. „Wenn Dich das Grauen überwältigt, erinnere dich daran, dass Du ein Malfoy bist. Wir sind stark und Überlebenskünstler.“ Sein Vater hatte ihn diesen Satz gelehrt, während Voldemorts Wahnsinn Malfoy Manor beherrschte. Seine Eltern lebten. Er würde tun, was immer notwendig war, um sie zu sehen.
Wie er in diese kleine Zelle gekommen war, konnte er nicht sagen. Der junge Mann nutzte die Gelegenheit sich zu orientieren, so gut es eben ging. Den heftigen Hunger versuchte er zu ignorieren. Vielleicht hatte Potter sich nun doch entschieden, ihn verhungern zu lassen? In der Zelle gab es nichts außer einer schmalen Liege, einer Toilette und einem Waschbecken. Eigentlich gar nicht so schlecht, dachte Malfoy. Wie viel Zeit wohl vergangen war? Es gab keine Anhaltspunkte in dem kahlen, feuchten Raum. Eine einzelne blaue Flamme warf ein unbeständiges Licht.
Er verdammte sich für seine Frechheit, die Astoria so schrecklich bezahlt hatte. Er hätte Potter nicht provozieren dürfen. Etwas kaltes Wasser in seinem Gesicht klärte seine Gedanken weiter. Ich muss versuchen mich mehr zusammenzunehmen. Potter hatte ein Schloss voller Geiseln, die er bedenkenlos benutzen würde. Das nächste Mal gebe ich ihm, was er will.
Dass er mich hasst, habe ich mir selbst zu zuschreiben, dachte er. Aber ich darf nicht zu lassen, dass er Astoria, Severus oder meine Eltern deswegen misshandeln lässt. Vielleicht wenn ich mich besser zügeln kann… Der Gedanke wurde jäh durch das Quietschen der Zellentür unterbrochen. Ein Schattenjäger trat ein und brachte ein Tablett mit einer Schüssel Eintopf. „Hier für Dich, Malfoy. Du sollst leider nicht verhungern. Schade eigentlich, hätte Dich gerne um Essen betteln sehen.“ Draco hielt es für klüger zu schweigen. Er wartete bis der Schattenjäger gegangen war und aß dann den Teller leer. Er hatte auf seiner Flucht bitter gelernt notfalls billiges Essen zu essen. Es machte ihm nichts mehr aus.
Severus Snape sah vom Astronomieturm in den Hof hinunter. Neidvoll dachte er an die Lupins, die gerade im Zug nach Hause saßen. Snape musste bleiben, obwohl ihn oft der Gedanke beschlich sich selbst zu verlieren. Es stimmte, was der Dunkle Lord gesagt hatte. Snape hatte eine echte Schwäche für Jungfrauen, auch wenn er sie fast nie ausleben konnte. Er hoffte, Astoria Greengrass nie wieder zu sehen. Einen Augenblick hatte er sie begehrt. Der Gedanke sie auf dem Bett zu nehmen, hatte ihn erregt. Sogar hart war er geworden. Die süßen Brüste, die sich heftig hoben und senkten, hätten ihn beinahe seine Selbstbeherrschung vergessen lassen. Selbst jetzt noch wollte er sie dominieren. Ihre Hitze spüren und sie zum seufzen und stöhnen bringen. Er schüttelte energisch den Kopf.
Er durfte sich nicht zum Sklaven seiner Leidenschaften machen, wenn es jemals eine Hoffnung geben sollte. Wenn er nicht stand hielt, hatte er versagt. Aber vielleicht hatte er bereits versagt. Der Gedanke was Potter mit Draco tat erfüllte ihn mit tiefem Schmerz. Albus Dumbledore stellte sich schweigend neben ihn. Sein Blick ging weit über das Land. „Du musst es akzeptieren. So schmerzhaft es ist. Alles was Du für Draco tun kannst, ist ihm einen sauberen Tod gewähren,. “, war das Einzige was er nach einer langen Zeit des Schweigens sagte. Dann fuhr er fort: „Dracos Tod ist unvermeidlich. Es tut mir leid, aber er hätte das Dunkles Mal Voldemorts nicht annehmen dürfen. Manche Opfer kann man nicht verhindern.“, sagte der alte Zauberer. Snape vermutete, dass es die Wahrheit war. Dennoch glaubte er seinem einstigen Mentor nicht. Irgendetwas klang falsch an den sanften Worten. „Ich werde für Draco kämpfen.“ Dann schwiegen sie wieder.
Minerva McGonagall begrüßte ihren Gastgeber direkt nach ihrer Ankunft in seinem Thronsaal. Sie dachte an die Begegnung auf dem Bahnhof von Hogsmeade. Die weichen grünen Augen des Jungens, der immer ihrem Herzen sein würde, hatten nichts gemein mit den harten Smaragden im Gesicht des Dunklen Lords. „Minerva, mein Liebe, willkommen im Schwarzen Schloss. Ich hoffe, Du hattest eine angenehme Reise.“, empfing sie Lord Potter. Die drei unbesetzten Herrschersitze umgab nun eine Art magischer Schleier, der die Halle noch seltsamer erscheinen ließ wie gewöhnlich. Hermine und Ginny gingen irgendwo im Schwarzen Schloss ihren Angelegenheiten nach. Davon gab es viele. Auch wenn Lord Potter die Ansicht vertrat, Ginny müsse einfach nur schön sein und ihn bewundern, übernahm sie sehr viel Verantwortung. Dracos Verpflegung stammte zum Beispiel von ihrer direkten Anordnung.
Die Professorin erinnerte sich an die Freude, die hier in dieser Halle sooft regierte. Sie dachte an Harrys glückliches Gesicht – damals als sie ihm heimlich seinen ersten Nimbus2000 geschickt hatte. Fred und George Weasley mit ihren Streichen und die stolzen Slytherins, die miteinander tuschelten. Ihr Herz tat weh.
„Mr. Potter. Danke der Nachfrage. Die Reise verlief eher ereignislos. Es ist immer etwas Besonderes hierher nach Hogwarts zu kommen.“, sagte sie süffisant lächelnd. Sie nannte ihn nie Lord Potter. Er ließ es ihr durchgehen. „Ah. Der berühmte Gryffindormut. Erfrischend, Minerva, absolut erfrischend.“, gab er grinsend zurück und weidete sich am Erschrecken seiner Lehrerin. So eben brachten seine Gefolgsleute Draco in den Thronsaal. Sie warfen ihn vor ihren Herrn. „Meinen neuen Sklaven muss ich Dir sicher nicht vorstellen. Draco, begrüße unseren Gast und zeig uns, was Du bereits gelernt hast.“, befahl er. „Guten Tag, Professor McGonagall.“, sagte Draco leise mit vor Scham geröteten Wangen. Gehorsam berührte er mit der Stirn den Boden. Minerva hatte ähnliche Szenen im Schwarzen Schloss bereits einige Male gesehen, trotzdem ertrug sie das servile Verhalten von Malfoy nur schwer. „Sehr gut, Sklave und jetzt komm hierher, Du darfst neben mir knien.“ Draco riss sich zusammen, wollte er doch Lord Potter nicht schon wieder reizen. „Ja. Mylord.“, hauchte er und tat wie ihm geheißen. Warum nur hatte ihn Severus nicht einfach getötet? Schon so kurz nach ihrer Ankunft hatte Minerva das dringende Bedürfnis Lord Potter mit einem gepflegten Avada Kedavra zu töten. Allerdings wusste sie, wie aussichtlos diese Idee war. Dieses Bedürfnis nähme im Laufe ihres Aufenthaltes zu. Auch dessen war sie sich vollkommen bewusst.
Außerdem dachte sie auch an ihren letzten Besuch in der Winkelgasse. Die meisten Menschen konnten sehr ruhig und beschützt ihrem täglichen Leben nachgehen. Das Konkordat sorgte für Sicherheit und Freiheit der Zauberwelt. Nur sehr wenige zahlten den Preis dafür. Lord Potter hielt die dunkle Seite der Macht gut in Schach. Jene die sich schwarzer Magie bedienen wollten, wussten das sich seinen Regeln zu unterwerfen hatten. Die Geschöpfe der Nacht blieben im Zaum. Nur diejenigen, die Harry damals das Opfer abverlangt hatten, mussten mit ihrer Schuld leben. Sie hatten einen Freund geopfert. Irgendwie erschien Minerva gerechtfertigt, selbst dafür gerade zu stehen. Ob Lord Potter nun Jagd auf Todesser machte oder das Ministerium sie nach Askaban schickte, wo lag der Unterschied? Sie entschuldigte sich höflich und zog sich in ihr Quartier zurück.
Ziemlich schnell schmerzten Draco in der unbequemen Haltung alle Glieder. Dazu kam die Kälte, die von den Steinplatten ausging. Potter fuhr unzufrieden durch die Haare seines Schoßtiers. Sie fühlten sich nicht so seidig an, wie er erhofft hatte. Überhaupt sagte ihm der Zustand des Spielzeugs nicht richtig zu - abgemagert, mit tiefen Ringen unter den Augen und diese besondere Aristokratie, die von ihm ausgegangen war, fehlte. Mine hatte Recht gehabt. Malfoy machte erst richtig Spaß, wenn er wieder etwas besser in Form war. Er sollte die Chance bekommen sich Privilegien zu erarbeiten, die man ihm später wieder leicht nehmen konnte.