Ron war noch nie in der Glücksgasse gewesen. Überhaupt kannten sie alle das magische Paris nicht. Um nicht sofort Aufsehen zu erregen, hatten sich die Jugendlichen optisch an den gehobenen ,magischen Mainstream angepasst. Ron hatte sich für eine Robe auf der Gryffindor - Kollektion für Erwachsene entschieden, außerdem für schlichte, schwarze Ledermokassins und ein graues Sweatshirt mit der Silhouette des Schwarzen Schlosses entschieden. An der Robe war der Schattenjägerpin angebracht und seinen Gürtel schmückte ein mächtiger Löwe. Er wirkte wie ein reicher Tourist.
Ginnys Outfit bestand aus einem champagnerfarbenen Umhang, der ihr bis zu den Knöcheln reichte. Die zarten Lederapplikationen zeigten feine Blütenmotiven. Der Umhang war mit einer Fibel, die ihr Harry geschenkt hatte, geschlossen. Die Fibel hatte die Form eines seltenen Blattes. Sie war aus reinem Bergkristall geschnitten, in das Schutzrunen eingearbeitet worden waren. In dem Kristall brach sich das Sonnenlicht. Ihre weichen, kniehohen Stiefel schimmerten perlmuttfarbig, in ihnen steckten schwarze Jeans. Unter dem Umhang verbarg sich eine asiatisch angehauchte Tunika, die bis zu Hüfte reichte. Hermines hatten sich ihren Freunden optisch angepasst. Man hielt sie für sehr verwöhnte Reinblutkids.
Sie bestaunten die Geschäfte, in denen französische Spezialitäten, allerlei interessante Gerätschaften und mehr oder weniger hilfreiche Artefakte angeboten wurden. Ron hielt Hermines Hand. Sie fühlte sich warm und gut an. Er liebte es, Mines Hand zu halten. In den Schaufenstern spiegelte sich das Lächeln der hübschen Hexe. Der Magier staunte noch immer darüber, dass diese kluge, liebenswerte und sexy Hexe sich für ihn entschieden hatte. Jetzt schämte er sich noch mehr, wegen des Fehltritts mit seiner Schwägerin. Er hatte schon öfter Sex mit anderen Frauen gehabt auch mit Veelas. Natürlich wusste Hermine das. Im Schwarzen Schloss blieben solche Dinge einfach nicht aus. Hermine und ihn verband viel mehr. Jeder Kampf, den sie geführt hatte, hatte sie tief verbunden. Er dachte an den Bergtroll im Mädchenklo und sein Herz ging auf. Bevor sie zurückkehrten, würde er mit Hermine über Fleur reden. Er wollte sich endlich richtig mit ihr verloben. Er wollte sein ganzen Leben mit Hermine verbringen.
Ginny stand vor einer Buchhandlung, in der auch schwarzmagische Literatur angeboten wurde. „Vielleicht gibt es hier etwas für Harry?“, meinte sie. Ron lachte fröhlich: „Du hast zu viel Umgang mit Mine. Hier gibt es bestimmt nichts, was wir nicht schon haben.“ Hermine und Ginny fielen in sein Lachen ein. Trotzdem stöberten sie durch das Geschäft. Allerdings verliessen sie es bald wieder, weil ihr Französisch einfach zu schlecht war.
Sie schlenderten weiter und fanden unweit des Buchladens eine kleine exklusive Spiritousenhandlung. Einige Kunden schauten sich nach hochwertigen Schnäpsen und Whiskeys um. Der alte Inhaber begrüßte sie freundlich, weil sie ein wenig unschlüssig vor den Regalen standen. Als er merkte, dass sie Briten waren, wechselte er ins Englische: „Wie kann ich Ihnen helfen?“, bot er höflich seine Hilfe an. Sicher die Kunden waren noch ziemlich jung, aber sie sahen nach Geld aus. „Vielleicht haben Sie einen guten Absinth. Ein Freund von uns ist ein Kenner.“, sagte Ron, nachdem er sich einen kleinen Überblick über das Sortiment verschafft hatte.
Der Verkäufer musterte seine Kunden unauffällig. Der Pin an Rons Robe fiel ihm auf und lächelnd sagte er: „Ich kann Ihnen etwas Besonderes anbieten, Monsieur. Dieser Absinth wird im Schwarzen Schloss getrunken. Möchten Sie probieren?“ Er zeigte ihnen eine schlanke Kristallkaraffe mit einer smaragdgrünen Flüssigkeit, die Hermine sofort erkannte.
„Nein, danke. Wir kennen die Sorte. Der Freund, von dem wir sprechen, trinkt ihn öfter.“ Mit einer sehr diskreten, einübten, fließenden Bewegung zeigte Ginny das Dunkle Mal. Erst jetzt verstand der Händler, wer ihm gegenüber stand. „Sie sind…“, setzte er an. Ron unterbrach ihn hastig: „Ja. Wir sind sehr enge Freunde, sozusagen Familienmitglieder.“ Er wollte nicht schon wieder Aufsehen erregen. Hermine fügte hinzu: „Wir suchen etwas Exklusives.“ „Ich verstehe. Vermutlich habe ich etwas für Sie. Etwas Besonders.“ Der Händler rief nach seinem Gehilfen, einem jungen Mann in Ginnys Alter mit verschlagenen Augen. „Mach´ Du bitte hier weiter. Ich gehe mit den Herrschaften nach hinten. Wenn Sie mir bitte folgen wollen.“
Die drei wussten, dass ihnen keine Gefahr drohte, schließlich folgten ihnen die Schattenjäger diskret.
Der Händler führte sie in eine kleine Lounge mit eleganten Ledersesseln. Er bot ihnen einen Platz an und holte aus einem großen Schrank eine bauchige Flasche mit einer waldgrünen Flüssigkeit, in der schwarze Perlen schwammen. Sacht schwenkte er die Flasche bis sich die Perlen auflösten. Jetzt schien der Inhalt fast ganz schwarz zu sein. Hermine erkannte die in Frankreich verbotene Spirituose nun. In Großbritannien war sie fast unbekannt und galt als durchaus erlaubt.
„Noire fortune“, hauchte sie fassungslos. „Genau, Mademoiselle.“, bestätigte der alte Mann. „Was ist das, Mine?“, fragten Ron und Ginny wie aus einem Mund. „Das ist Schwarzes Glück. Snape versucht schon seit längerem, es zu destillieren. Aber selbst für ihn ist das sehr schwierig. Er hatte viele Rückschläge. Es verstärkt Dunkle Verführungszauber um ein Vielfaches. Wenn man es vor dem Akt einnimmt, gibt sich der Partner vollkommen hemmungslos hin. Man kann es vor Ritualen einnehmen, die sexuelle Handlungen beinhalten, dann werden sie stärker.“
Hermine taxierte nun ihrerseits den Verkäufer. „Woher haben Sie es? “ Die Frage klang freundlich, doch Ron verstand ihre unausgesprochene Aufforderung. Blitzschnell zog er seinen Zauberstab und richtete ihn auf den Alten. „Autolegimens!“ Der abgelenkte Mann hatte Rons Okklumentik nichts entgegenzusetzen. In seinem Geist fand der Zauberer nichts Gefährliches. „Pardon,“ entschuldigte er sich lässig. „Sie verstehen sicher…“ Jetzt nickte der Mann verständnisvoll. „Sie sind interessiert, vermute ich.“ „Ja. Wir nehmen es.“, entschied Ginny. Ohne mit der Wimper zu zucken, zahlte sie den verlangten Preis.