Sie übersah eine Holzstrebe der Tribüne und rammte sie frontal. Der Aufprall riß sie vom Besen. Sie schlug dumpf auf dem Boden auf. Sofort wendete Draco den Besen. Er senkte sich hektisch zu ihr. Sein Denken setzte aus. Ginevra lag ohnmächtig auf der kalten Erde. Er zerrte seinen Umhang von den Schultern und legte sie sacht darauf. Dann brüllte er, so laut er konnte, nach Hilfe. Er beherrschte einige Heilzauber, war aber viel zu aufgeregt um sie anzuwenden. Sie stöhnte leise, was ihn beruhigte, denn sie war bei Bewusstsein. Um die Heil-und Schutzkraft seines Ringes wissend, zog er das Erbstück auf. Er redete sacht auf sie ein und schob den Ring auf ihren kleinen Finger. Sie schmiegte sich an ihn. Er rief noch einmal mit aller Kraft nach Hilfe. Niemand hörte ihn. Scheinbar flogen die anderen zu hoch.
„Ginny, Du musst wach bleiben.“, befahl er der Verletzten bettelnd. Er könnte es nicht ertragen, wenn sie ernsthaft verletzt wäre. Trotz der heftigen Kopfschmerzen fühlte sich Ginny in Malfoys Armen gut. Er roch gut. Sie erkannte den Duft von Meer, Sandel und Bergamotte.
„Küss mich, Malfoy.“, verlangte sie unerwartet. Sie war schön. Seine Sehnsucht, sie tatsächlich zu küssen, beherrschte ihn nicht völlig. „Das darf ich nicht, Mylady.“, wich er aus, sich auf seine Rolle besinnend. „Ihr seid Lord Potters Lady. Er würde mich töten.“ Mittlerweile schienen die Kopfschmerzen nicht mehr wichtig. „Wenn ich ihm sage, dass Du ungehorsam warst, wird er dich auch töten.“, drohte sie. Ihre Lippen schienen so zart rosig. Sie öffnete den Mund leicht. Draco war alles egal. Er konnte sein Begehren nicht mehr zügeln. Eine tiefe Sehnsucht nach dem Geruch von wildem Mohn und Sommerblumen ergriff Draco. Feuerrotes Haar und schneeweiße Haut. Sanft senkte er seinen Mund auf sie. Sie schmeckte weiße Schokolade und Champagner.
Er küsste anders als Harry. Zärtlich und behutsam erforschte er ihren Mund. Harry Küsse waren wild und kalt zu gleich. Hier empfand sie nichts als Liebe. Sie bemerkten nicht, dass sie beobachtet wurden. Es tat gut sich einander zu verlieren. Diesen einen Moment vollkommenen Glücks unterbrach Lord Potters kühle Stimme. „Störe ich?“
Der Dunkle Lord schlenderte unter der Tribüne auf sie zu. Draco wollte etwas sagen, um Ginny zu verteidigen. Er war bereit die volle Verantwortung zu übernehmen. Potter winkte ab. Er ließ sich zu den beiden hinab. „Ist alles in Ordnung, Ginevra? Ich hörte Dracos Schrei.“ „Du bist da. Es ist gut. Ich habe es ihm befohlen. Bitte bestrafe ihn nicht.“, flüsterte sie. Harry konnte nicht sagen, weshalb er die Situation genoss. Ginny und Draco küssend zu sehen, löste eine Welle von Wohlgefühl aus. Jeden anderen Mann hätte er sofort getötet. Harry stellte sich vor, wie sie einander liebten. Leidenschaftlich, zärtlich – geradezu magisch.
Aber Malfoy gehörte dazu. Sie gehörten zusammen – alle drei. Eine Triade. Seine Triade. Er strich eine Strähne hinter ihr hübsches, kleines Ohr. „Es hat mir gefallen. Ein guter Befehl. Aber jetzt bringen wir Dich erst mal ins Warme. Prinzessin.“ Er hob Ginnys federleichten Körper hoch. Draco zauberte die drei Besen klein. Er hatte keinerlei Angst vor Harry. Er glaubte ihm. Dem Dunklen Lord fiel der Ring an Ginnys Hand sofort auf. Der Ring gehörte dort nicht hin. Er wirkte stab – und wortlose Magie, der Ring glitt auf den anderen Ringfinger. Jetzt hatten die Dinge wieder ihre Ordnung.
Sie kamen hinter der Tribüne hervor. Die Anderen waren noch immer in ihr Duell verstrickt. Obwohl es Ginny schon viel besser ging, trug Potter sie fürsorglich in den Krankenflügel. Madame Pomfrey verordnete etwas Bettruhe, wie sie es immer tat. „Es ist tatsächlich okay, Herr?“, fragte Malfoy seinen Lord verwirrt. „Wenn Du ein Y anhängst sicher.“ „Ein Y, Mylord?“ Draco blieb irritiert stehen. „Nun mein Name lautet Harry. Weißt Du noch? Versuch es mal.“ Grüne Augen blieben unbelebt und kühl. „Ihr meint…Ich soll Euch beim Vornamen nennen, Herr?“
„Y…Harry – wie gesagt. Ich wiederhole mich nicht gerne.“ Er zog Draco locker an sich. Der Andere erwiderte leise: „Okay, Harry.“ Sie küssten sich hart. „Mein Prinz.“, stöhnte Harry entzückt in Dracos Ohr. Er biß sanft ihn das Ohrläppchen. „Mein Lord.“, hauchte Draco, während er sich an Harrys Gürtel zu schaffen machte. „Eines noch, “ unterbrach ihn der Dunkle Lord. „Wir warten bis zur Hochzeit auf Ginny.“ Draco stimmte aus tiefem Herzen zu: „Vor ihr war nichts und nach ihr wird nichts sein.“ Dann soll es so sein, ertönte eine Stimme durch Raum und Zeit.