Lord Potter dachte an seine künftige Gemahlin. Flammendrotes Haar. Der Geschmack von Erdbeeren und Vanille – süß und sanft. Der Duft von Sommerblumen und wildem Mohn. Draco roch nach Meer, Sandel und Bergamotte. Danach roch er schon immer. Potter erinnerte sich noch genau, wie Malfoy ihn zusammengeschlagen hatte. Auch damals hatte er nach Meer, Sandel und Bergamotte gerochen. Weiße Schokolade und Champagner. Draco lag jetzt neben ihm auf dem breiten Bett. Der Sex mit Draco war viel besser, als er es je erwartet hatte. Seine mittlerweile wieder perfekt manikürten Finger strichen über Potters Hals und Brust.
Lord Potter vermisste Ginevra tatsächlich etwas mehr als Ron und Hermine. Zum Ende des Oktobers vermisste er seine Freunde meistens. Er spielte mit Dracos blonden Haaren. „Steh´ auf und zieh Dich an. Ich will mit Dir in die Winkelgasse.“ Eigentlich hatte Malfoy keine Lust mit Lord Potter in der Öffentlichkeit gesehen zu werden. Im Schwarzen Schloss hatte er sich an das Sklavenband um seinen Hals gewöhnt. Aber in der Winkelgasse, wo ihn jeder sehen könnte, wäre seine Schmach für viele sichtbar. Er zog sich lustlos an, wendete einen Reinigungszauber an, um sich zu erfrischen und wartete auf weitere Befehle.
Potter hatte sich eine sehr teure, schwarze Samtrobe angezogen, deren Stil dem von Snape nicht unähnlich war. Auf der Rückseite der Robe prangte ein goldener Löwe, der mit einem Phönix spielte. Seine ebenfalls schwarzen Hosen saßen wie angegossen. Er trug schwarze Stiefel mit schlichten, goldenen Ornamenten. Er setzte sich den breiten, Goldreif auf, den er sonst nur bei offiziellen Anlässen wählte. Auch an seinem rechten Handgelenk trug er einen schmalen Goldreif, der mit einem auffallenden Rubin besetzt war. Den Rubin hatte er von seinem Vater geerbt und ihn später in Gold fassen lassen. Lord Potter sah erhaben und mächtig aus. Offensichtlich wollte seine Lordschaft Aufsehen erregen, dachte Draco leicht bitter.
Als Sklave durch Winkelgasse zu gehen, erschien ihm keinesfalls verlockend. Potters Blick glitt unzufrieden über Draco. Er zog seinen Zauberstab und richtete ihn auf Malfoy. Intuitiv ging dieser in Abwehrhaltung. „Laß den Unsinn gefälligst, Draco. Stell´ Dich gerade hin.“ Potters Stimme duldete keinen Widerspruch. Er tippte mit dem Zauberstab auf das Sklavenband und murmelte „Finite Incantatem“. Das Halsband fiel auf den Boden. „Besser.“, sagte Harry ohne erkennbare Regung. „Ich denke, Du bist auch ohne Halsband gehorsam. Enttäusch´ mich besser nicht. Du würdest es bedauern.“ „Danke, Mylord.“ Malfoy konnte es nicht fassen, Harry hatte ihm dieses entsetzliche Ding abgenommen. Das änderte nichts an seinem Status, aber er war nicht mehr offen ersichtlich.
Sie benutzten einen Kamin in die Winkelgasse. Sobald sie die Einkaufsmeile erreichten, starrten sie alle an. Kurz vor Halloween strömten die Menschen in die Geschäfte, um Festtagseinkäufe zu erledigen. Potter schritt die Straße langsam herab. Zauberhafte Zauberscherze hatte geöffnet, weil die Zwillinge eine Angestellte engagiert hatten. Bis zu ihrer Rückkehr würde noch einige Zeit vergehen. Die Verkäuferin erschrak, als der Dunkle Lord das Geschäft betrat. „Guten Tag. Ich hätte gerne vier Paar Langziehohren, Universalfärbemittel und 1 Paket Valentinspralinen.“, sagte er ruhig zu ihr. Schon bei „guten Tag“ erbleichte die arme Frau. Hecktisch suchte sie die gewünschten Dinge hervor und legte sie auf den Tresen. In ihrem Gesicht breiteten sich Stressflecken aus. Draco biss sich auf die Lippen, um nicht laut loszulachen. Potter legte ein paar Galeonen auf den Tisch und drückte Draco seine Einkäufe in die Hand. Draco zauberte sie klein und steckte sie in seine Tasche.
Sie kamen zu Madame Malkins, die wesentlich weniger verängstigt reagierte. „Herzlich Willkommen, Lord Potter. Mr. Malfoy. Was kann ich für Sie tun?“, begrüßte sie beide lebhaft. Draco dachte an sein erstes Treffen mit Harry Potter genau hier bei Madame Malkins. Lord Potter schenkte ihr eines seiner seltenen Lächeln: „Mr. Malfoy benötigt dringend eine angemessene Garderobe. Er hatte längere Zeit keine Gelegenheit sich passend zu kleiden.“ Madame Malkin schätzte Lord Potter vor allem als Kunden. Das Schwarze Quartett kaufte hier viele teure Outfits. Aus diesem Grund gingen auch viele andere dunkle Magier hierher.
Allerdings überraschte es sie, dass er ausgerechnet mit dem jungen Malfoy auftauchte. Es war allgemein bekannt, dass Lord Potter die Malfoys zu seinen persönlichen Gefangenen gemacht hatte. Auf Draco Malfoy hatte er tatsächlich ein märchenhaftes Kopfgeld ausgesetzt gehabt. Nun wollte er den Malfoyerben einkleiden. Sie würde sich da nicht einmischen, zumal es ein gutes Geschäft werden würde. „An was hatten Sie gedacht, Lord Potter? Eine Schattenjägerausstattung?“ Es gab eine Grundausstattung, die jeder Schattenjäger sich bei Bedarf abhängig seiner Stellung auf Rechnung des Schwarzen Schlosses aushändigen lassen konnte.
Lord Potter schüttelte den Kopf. „Mr. Malfoy ist mein aktueller Favorit. Ich will, dass man das sehen kann. Bitte ziehen Sie ihn mir an, Madame Malkin. Sie kennen meinen Geschmack.“ Die Schneiderin nickte verstehend. Einige Male hatte Lord Potter bereits seine männlichen oder weiblichen Mätressen eingekleidet, von daher hielt sich ihre Überraschung in Grenzen. Sie nahm ihren Kunden einen Schritt zur Seite. „Wie viel möchten Sie ausgeben, Mylord?“, fragte sie um jedes Missverständnis auszuschließen. Potter taxierte Malfoy noch einmal. „Für den Anfang dürften 5.000€ genügen. Berücksichtigen Sie ruhig seinen Geschmack. Mr. Malfoy ist ziemlich stilsicher. Ich steh´ auf seinen Style. “, antworte Potter leise. Das Geschäft war viel besser, als Madame Malkins erwartet hatte. 5.000 Galeonen waren 25.000 britische Pfund. Selbst für ein so nobles Geschäft wie Madame Malkins war das ein gewaltiger Umsatz. „Bar wie immer?“, fragte Lord Potter. Sie nickte. Er warf ihr ein wenig arrogant den Beutel mit Gold zu. Sie zählte nicht nach, Lord Potter zahlte den Preis immer.
In der Zwischenzeit hatte Draco sich in dem Geschäft umgesehen. Es hatte sich nichts verändert. Überall lagen edle Tuche und Stoffe in breiten Ballen ordentlich aufgereiht. Unzählige Spitzen, Knöpfe, Schnüre und Schnittbücher hatten in den breiten Regalen ihren Platz gefunden. Draco liebte es von schönen Dingen umgeben zu sein. Er fühlte sich wohl. Harry kaufte ihm eigene Sachen, obwohl er nur ein Sklave war. Malfoy verstand diesen Meinungsumschwung nicht, würde sich aber auch nicht den Spass nehmen lassen. Ein Hauself servierte Lord Potter ein Glas Feengold und brachte ihm den aktuellen Tagesprophet. Natürlich wusste Madame Malkin, dass sich der Dunkle Lord nicht für Mode interessierte. Potter trank das Feengold und hing seinen Gedanken nach.