Theseus konnte nicht schlafen. Seitdem er wusste, dass die Ladys und der Lord zurückgekommen waren, freute er sich einfach. Lord Weasley nahm ihn öfter mit nach Hogsmeade oder nach London. Er kannte coole Spiele und brachte ihm Zauberschach bei. Außerdem war er nicht so streng, wie Lord Potter. Der Junge geisterte unruhig durch das Zimmer. Von den Ereignissen um Draco hatte ihm niemand etwas erzählt. Nur Professor Snape hatte dem Schüler gesagt, dass er ihn derzeit unterrichten würde. Draco sei derzeit verhindert. Auch damit war Theseus einverstanden, denn er lernte bei dem Tränkemeister wirklich viel.
Schließlich entschloss er sich zu einem Besuch in der Küche. Er bekam bestimmt noch einen Lavendeltee. Der schmeckte nicht richtig, half ihm jedoch beim Einschlafen. Er zog sich seinen Hausmantel über den schicken Pyjama, den Lord Potter ihm geschenkt hatte. Manchmal wünschte er sich, Lord Potter wäre wirklich sein Vater. Er konnte sich nicht mehr an seine Eltern erinnern. Seine Hausschuhe fühlten sich warm und kuschelig an. Auf dem Korridor begegnete er der todtraurigen Minerva McGonagall. „Was machst Du denn um diese Zeit hier draußen?“, sprach sie ihn ganz Lehrerin an. Gleichzeitig dachte sie, wie unsinnig es war, dass Kind am Vorabend seines Todes so etwas zu fragen. Vermutlich warnten ihn seine Zauberergene vor der drohenden Gefahr. „Heute Abend kann ich gar nicht schlafen. Ich hole mir einen Lavendeltee. Professor Snape sagt, das hilft. “, antwortete er unbefangen. Sie zwang sich ein Lächeln ins Gesicht: „Stimmt. Lavendeltee hilft, wenn man nicht schlafen kann. Weißt Du was, trinken wir gemeinsam einen Lavendeltee.“ Ich nehme meinen mit Schuss, fügte sie wortlos hinzu.
In der Küche trafen sie so spät nur noch Dobby an. Der Hauself kümmerte sich sofort um sie. Er brühte intensiv duftenden Tee auf. In den Tee von Minerva gab er einen kräftigen Schluck Feuerwhiskey, dann zog er sich diskret zurück. „Warum Sie sind so traurig, Madam?“, erkundigte sich Theseus mitfühlend. Minervas Kehle schnürte sich fest zu. Sie trank hastig einen Schluck Tee und verbrannte sich dabei auch gleich die Zunge. Sie entschied dem Kind die Wahrheit zu sagen, wenn auch nicht die vollständige Wahrheit. „Der hübsche Garten mit dem wir Lady Weasley überraschen wollten, wurde von jemandem zerstört. Niemand kann ihn mehr in Ordnung bringen. Also hat Lord Potter morgen früh kein Geschenk für Lady Weasley. Sie wird sicher sehr enttäuscht sein.“ Die Erklärung erschien ihr nah genug an der Wahrheit. „Dann müssen wir es Lord Potter sagen. Er kann ihn sicher in Ordnung bringen. Er ist der größte Zauberer von uns allen.“ Dieses kindliche Vertrauen überforderte Minerva ziemlich. Sie forderte das Kind auf den Tee zügig auszutrinken und dann ins Bett zu gehen.
Der Junge gehorchte wie immer, wenn eine Autorität etwas befahl. Er fand nicht in den Schlaf. Wenn der Garten das Geschenk für Lady Weasley war, konnte Lord Potter ihn nicht in Ordnung bringen? Lord Potter würde es zumindest versuchen. Er bestand darauf, dass die Dinge funktionierten. Theseus bewunderte ihn dafür. Die Mitternacht war längst vorübergezogen, als sich der Junge aus seinem Zimmer stahl.
Er huschte die langen Flure hinauf zum Potter Turm. Kurz bevor er die Privaträume erreichte, überlegte er, was er den Schattenjäger an der Tür sagen sollte. Er durfte Lord Potter eigentlich nicht stören. Andererseits ging es um etwas Wichtiges - das Geschenk für Lady Weasley für Halloween. Genauso wie Theseus es erwartet hatte, fragte der diensthabende Schattenjäger: „Was willst Du hier? Du sollst die Lords und Ladys nicht stören. Warum bist Du eigentlich nicht Bett?“ Der Junge nahm seinen Mut zusammen und antwortete mit fester Stimme: „Ich muss Lord Potter sofort in einer wichtigen persönlichen Angelegenheit sprechen.“ Diese Formulierung hatte er mal von Severus Snape gehört. Bei dem Tränkemeister hatte es funktioniert. Der Schattenjäger lachte den Jungen laut aus. Theseus wollte Lord Potter auf jeden Fall sprechen. Er würde den Dunklen Herrn keineswegs belästigen wollen. Also wiederholte er den Satz mit viel Nachdruck. Der Schattenjäger lachte lauter, als sich das Porträt hinter ihm aufschwang.
Lord Potters kühle Stimme ließ den Schattenjäger sofort erstarren. „Was ist hier los? Ich erwarte um diese Zeit Ruhe im Schloss.“ Theseus verbeugte sich genauso, wie Draco es ihm beigebracht hatte. „Mylord, ich wollte Euch im Vertrauen wichtigen persönlichen Angelegenheit sprechen.“ Der dunkle Lord fragte nur nach: „Um was geht es genau?“ „Lady Weasley, Mylord.“, antwortete Theseus selbstverständlich. Wenn Lord Potter über Theseus Erscheinen überrascht war, zeigte er es nicht: „Geh´ herein. Wir sprechen gleich über diese Sache.“ Der Junge ging durch das Loch. „Ich erwarte informiert zu werden, wenn mich jemand in einer privaten Angelegenheit sprechen will.“ Der Dunkle Lord verlieh seiner Ausführung mit einem deutlichen Cruciatus Nachdruck. Dann folgte er dem Kind.