Turilt, der vierte Rinuhiit des Segments Retoldut
Bereits als Kind hatte Sinamet sich einmal an diesen Strand geschlichen, damals, bevor sie von einem Panti erwählt worden war. Sie war die Klippen hinabgeklettert, um den Wachen auszuweichen, die den Pfad zum Strand bewachten. Vorsichtig und leise hatte sie sich in den körnigen und feuchten Sand plumpsen lassen und sich ehrfürchtig umgesehen.
Damals waren ihr die Schilfformationen im halbhohen Wasser wie Menschen erschienen, erstarrt in ihren Posen, und die in die Baumstämme geschnitzten Sitze wie Throne für Personen, die viel mächtiger als sie selbst waren.
Heute, wo sie als Panti auf dem Strand trat, fragte sie sich, ob ihr der Ort nicht vielmehr so eindrucksvoll vorgekommen war, weil sie eben das erwartet hatte. All die Geschichten darüber, dass sich hier die heiligen Sprecher der Götter versammelten, hatten ihre Erwartungshaltung geprägt. Nun in ihrer jetzigen Position kam er ihr weitaus weniger eindrucksvoll und besonders vor, auch wenn sie die Schönheit des Ortes weiterhin schätzte.
Über ihnen ragten die Klippen auf. Das schwach schimmernde Blau des Schilfes war immer wieder durchsetzt von dunklen Löchern, die in kleinere und größere Höhlen mündeten. In den oberen brüteten Vögel. Ihr Krächzen hallte über den gesamten Strand.
Der Strand selbst war nicht groß. Angespülter Sand, Erde und Kiesel bildeten auf dem festen Schilf eine dickere Schicht, die später ins Wasser überging. Näher an den Klippen standen in einem Viereck mehrere Baumstämme, in deren Holz man neben Sitzen auch kleine Figuren und Gesichter geschnitzt hatte. Zwischen den Baumstämmen befand sich eine mit Steinen eingefasste Feuerstelle, deren Flammen eine angenehme Wärme verbreiteten.
In den letzten Tagen und Denias war es zunehmend wärmer geworden, doch hier an der Küste herrschte weiterhin ein eisiger Wind.
Sinamet nickte Thijnet zu, der seinen Platz bereits eingenommen hatte. Sie selbst setzte sich neben Raheni, die sich leise mit ihrem Nebenmann unterhielt, einem jungen Panti, der im letzten Segmentjahr noch ein Schüler gewesen war. Nun hatte er den Platz seines einstigen Lehrmeisters eingenommen. Seinen Namen kannte Sinamet nicht.
Setzen durften sich nur die Panti, doch nicht wenige von ihnen hatten ihre Schüler mitgebracht, die sich hinter den Sitzplätzen ihrer Lehrmeister aufgestellt hatten. Hinter Sinamet stand Lurrved. Er hatte darum gebeten, sie zu begleiten, und die Panti hatten keinen Grund gesehen, ihm diese Bitte abzuschlagen.
Langsam kehrte Ruhe ein. Alle Panti des Stammes Castoman waren versammelt. Die Gespräche verstummten inmitten der angespannten Atmosphäre. Sinamet konnte die Fragen spüren, welche die Panti alle vereinten. Jeder von ihnen hatte unterschiedliche Herangehensweisen, wie die Zeichen der Götter zu erkennen und zu deuten waren, doch alle mit denen Sinamet bisher gesprochen hatte, bestätigten, dass etwas in der Luft lag.
Dschinak räusperte sich. Im Rat der Panti gab es keine festgeschriebene Redeordnung, doch jeder erkannte die Weisheit des Alters und der Erfahrung an. Dschinak war einer der ältesten Panti und innerhalb des Stammes Castoman weithin geachtet.
»Sinamet, du hast in deiner Funktion als Panti diese Versammlung einberufen. Berichte uns, was die Götter sprachen.«
Sinamet spürte, wie ihr Herz wild pochte. Noch nie hatte sie es gemocht, im Vordergrund zu stehen. Sie war niemand, der andere Menschen mit großartigen Worten von sich zu überzeugen wusste.
Weil sie das Gefühl hatte, dass es richtig war, erhob sie sich. Nur wo sollte sie beginnen?
Zögernd begann sie zu sprechen: »Panti. Wie die meisten von euch wissen, diene ich im Stamm Nithel.« Sie blickte in die Gesichter der Versammelten. Noch hatte sie ihre Aufmerksamkeit. »In diesem Winter ist die Flamme des Dorfes, über das ich wache, erloschen.« Ein leises Raunen ging durch die Menge. Sie alle verstanden, dass das ein schlechtes Omen war. »Zugleich schenken die Götter mir Träume, die alle von einem Unheil sprechen, das über uns kommen wird.« Wieder zögerte sie. Es war die eine Sache, es mit Thijnet zu teilen, dem sie vertraute, und eine völlig andere, ihre Gedanken vor der ganzen Versammlung offen zu legen. Doch als sie Thijnets aufmunterndes Lächeln bemerkte, fuhr sie mit neuer Entschlossenheit fort. Diese Worte mussten gesprochen und Entscheidungen getroffen werden. »Schon einmal träumte ich diese Träume. Vor neun Jahren zeigten mir die Götter den Bürgerkrieg, der unser Land heute entzweit.« Ihre Stimme wurde leiser. »Nur war ich damals nicht fähig, die Zeichen richtig zu deuten und konnte in den Verlauf der Geschehnisse nicht mehr eingreifen.« Noch heute fragte sie sich manchmal, ob sie Joresch‹ grausames Schicksal damals hätte verhindern können. Es war eine sinnlose Frage, das wusste sie, und dennoch stellte sie sich diese immer wieder. »Doch das heißt nicht, dass wir heute denselben Fehler begehen müssen. Panti, ich rufe euch auf, eine Stimme der Warnung zu sein in diesen Zeiten. Vereint müssen wir stehen, um die kommenden Probleme überwinden zu können.«
»Und welche Warnung sollen wir verkünden, Panti Sinamet?«, fragte Dschinak. Es lag keine Kritik in seiner Stimme, sondern der ernsthafte Wille, ihre Worte zu überprüfen. Das ermutigte sie.
»Der Mond färbt sich rot.
Er weint weiße Tränen.
Und sie finden ihre Heimat.«
Nach diesen Worten setzte Sinamet sich wieder. Sie hatte ihre Warnung und die Worte, die jetzt gesprochen werden mussten, gesagt – mochten die Entscheidungen andere und bessere Panti als sie selbst treffen.
Unwillkürlich musste sie an Schalwa denken. Sie hatte dem Jungen eine undankbare Bürde aufgelastet, doch sie hatte keine andere Möglichkeit gesehen, um die Volksversammlung zu warnen. Tief in ihrem Inneren spürte sie, dass ihnen nicht mehr viel Zeit blieb.
Leises Gemurmel ertönte. Verwirrung herrschte. Die Worte, die sie gesprochen hatte, waren alt und nicht allen war ihre Bedeutung bewusst. Sinamet verwunderte das nicht. Selbst sie, die mehr wusste als die meisten hier, verstand zwar, auf wen sich diese Worte bezogen, doch die genauen Hintergründe kannte sie nicht.
»Bist du sicher, Sinamet, dass es diese Worte sind, auf die sich deine Träume beziehen?« … beugte sich vor.
»Ich bin mir sicher«, bestätigte sie. Zwar mochte sie die genauen Zusammenhänge nicht verstehen, doch wusste sie, dass diese existierten.
Aus dem Gemurmel der Panti hörte sie mittlerweile ein Wort deutlich heraus: Iderri.
Ein Schauer lief Sinamet über den Rücken, aber etwas in ihr drängte sie danach, erneut das Wort zu ergreifen.
»Den Legenden nach sind diese Worte Teil einer Voraussage, die eine Panti kurz vor dem Anlanden der Iderri auf Callinger aussprach«, erklärte sie. »Die Geschichte hat uns den Namen der Panti nicht überliefert, doch wurde sie als die Einsame Warnerin bekannt. Sie warnte ihr Volk und wurde von ihnen verbannt, nur dass ihre Worte wenige Segmente später zur Wirklichkeit wurden. Und wir alle wissen, wie verlustreich der darauffolgende Krieg war.« Eigentlich waren es mehrere, dicht aufeinander folgende Kriege gewesen, welchen die Historiker den Namen Ubandur-Kriege gegeben hatten, weil die Iderri über die Wasserstraße von Ubandur in Callinger eingefallen waren. Es war der verlustreichste Konflikt überhaupt gewesen, der ganze Landstriche auf Jahrzehnte hin entvölkert und das politische System Callingers für immer verändert hatte. Aber die unerwarteten Feinde hatten die einst zerstrittenen Stämme auch geeint und das heutige Königtum begründet.
»Woher weißt du das, Sinamet?« Raheni wirkte verwirrt und misstrauisch zugleich.
»Ich bin weitaus länger Panti als du, Raheni«, entgegnete sie mit fester Stimme, »und habe viel Wissen in Jahrzehnten gesammelt, in denen du noch nicht geboren warst.«
Diesem Argument konnte die viel jüngere Frau wenig entgegnen. Die Ablenkung erkannte sie nicht. Sinamet konnte ja schlecht zugeben, dass sie den exakten Wortlaut der Verheißung aus einem alten Buch, das sie in einer der zahlreichen Bibliotheken Iderras entdeckt hatte, entnommen hatte.
Wieder erhob Dschinak seine Stimme. »Ich stimme Sinamet zu. Wir dürfen an dieser Warnung nicht vorbeigehen, bis wir nicht geprüft haben, von wem sie spricht. Auch ist sie nicht die Einzige, die die Stimme der Götter vernimmt.« Seine Stimme zitterte. Der alte Mann wirkte gebrochen inmitten einer Stärke, die Sinamet nicht verstand. »Während sie träumt, deute ich die Zeichen des Himmels. Ich weiß nichts von einem roten Mond, doch bald wird das Sternbild des Callinger erneut am nördlichen Himmel erscheinen. Vier Generationen haben die Götter es vor unseren Augen verborgen, soll es uns doch ein Wegweiser in tiefster und größter Not sein, so wie uns Callinger einst gegen die Heere der Iderri anführte. Sein erneutes Auftauchen zeigt mir, dass wir an einem Scheideweg der Zeiten stehen.«
Er neigte den Kopf und schwieg erneut.
Nacheinander ergriffen weitere Panti das Wort. Übereinstimmend berichteten sie alle von Zeichen der Götter, ob es nun Träume, Naturphänomene oder Erkenntnisse waren, sie alle deuteten auf etwas Bevorstehendes hin. Darauf einigte der Rat sich bald. Umso härter wurde die konkrete Ausgestaltung bestritten.
»Einst mögen die Iderri unsere Feinde gewesen sein«, mischte ausgerechnet Thijnet sich in die Diskussion ein, »doch seit dem Frieden von … leben wir nebeneinander. Weshalb sollten sie sich ausgerechnet jetzt gegen uns wenden? Wir führen keinen Krieg mehr mit ihnen.« Das entsprach der Wahrheit. Die Iderri hatten sich im Frieden von ..., der die Ubandur-Kriege beendet hatte, der callingischen Königsherrschaft gegen einige Zugeständnisse unterworfen. Sie lebten als weitgehend unabhängiges Volk in den unwirtlicheren Gegenden Nord- und Mittelcallinger. Im Laufe der Jahrhunderte hatte es immer wieder kriegerische Auseinandersetzungen zwischen den Völkern gegeben. Der letzte größere Konflikt war zwar nur siebenunddreißig Segmentjahre her, doch seitdem war es friedlich geblieben. König Jekar, Schedmasals und Schedelas Vater, hatte einen erneuten Frieden zwischen den beiden Völkern erzwungen.
»Aber wenn das die Warnung der Götter ist?«, warf Rahenis Nebenmann ein.
»Bisher war es allein Sinamet, die auf einen Zusammenhang mit den Iderri hinwies«, entgegnete Thijnet, ohne sie anzublicken. »Was ist, wenn sie die Zeichen falsch deutete? Wir brauchen Gewissheit.«
Sinamet wusste nicht, was sie von seiner Aussage halten sollte. War es wirklich Thijnet, der ihr mit seiner Argumentation in den Rücken fiel? Sie wünschte sich, das Gefühl der Verletzung einfach ignorieren zu können.
Jemand legte ihr die Hand auf die Schulter. Sinamet zuckte zusammen. Lurrved. Sie hatte seine Anwesenheit fast vergessen, doch jetzt vernahm sie erneut seine starke Präsenz und spürte, wie ihr Herzschlag ruhiger wurde. Sie drehte sich zu ihm um.
»Lass mich mit ihnen sprechen«, bat er.
»Bist du sicher?« Der Rat der Panti war nicht die Stammes- oder Volksversammlung. Jeder durfte vor ihm sprechen, sofern die Götter es wollten.
Er nickte.
Sinamet war sich nicht sicher, was Lurrved bezweckte, aber sie war sich sicher, dass sie ihm vertraute. Es erschien ihr manchmal so irrational. Die Art, wie sie ihm begegnet war und wie er ihr Leben ein Stückweit verändert hatte, mit jedem neuen Tag. Die Götter hatten ihn zu ihr gesandt, aber vielleicht auch zu ihrem Volk.
Ohne weiter zu zögern, ergriff sie mit neu gewonnener Stärke das Wort. Zunächst ging ihre Stimme in der ausgebrochenen Diskussion unter, doch schließlich verstummte das Gespräch.
»Sinamet?« Dschinak hatte sich in der Diskussion kaum beteiligt und so war er einer der ersten, der ihren Redewunsch erkannte.
Sie räusperte sich. »Jemand, der kein Teil unserer Gemeinschaft ist, bittet darum, sprechen zu dürfen.«
»Wer ist es?«
Sinamet nickte ihrem Begleiter zu. »Lurrved, tritt vor.«
Er stand auf. Jemand zischelte. Wieder kam das Wort Iderri auf und erneut wurde Sinamet bewusst, wie sie sich an Lurrveds Andersartigkeit gewöhnt hatte. Sie hatte ihm einem Namen ihres Volkes gegeben, obwohl sein Aussehen verdeutlichte, dass er kein Teil dessen war. Er stammte vom Kontinent. Das hatte sie immer gewusst und doch irgendwie vergessen, weil es nicht relevant gewesen war.
Sinamet, die das Gefühl hatte, ihn verteidigen und sich erklären zu müssen, wollte das Wort ergreifen, doch Lurrved kam ihr zuvor.
»Lurrved ist mein Name«, stellte er sich mit ruhigem Tonfall vor, »und ich bin kein Iderri.«
»Wer bist du dann?«, warf jemand ein.
»Nur ein Bote.« Er stand dem mächtigsten Organ des Stammes Castoman gegenüber, die mit der Stimme der Götter sprachen und über sein Schicksal entscheiden konnten, doch seine Gelassenheit entwaffnete sie. Niemand erhob das Wort gegen ihn oder verbat ihm, zu sprechen. Sie waren noch skeptisch, überrascht und neugierig zugleich.
Unwillkürlich musste Sinamet lächeln. Ja, die Götter hatten ihn wirklich entsandt. Sie verstand nur nicht, wieso er ausgerechnet bei ihr aufgetaucht war. Bewusstlos in einer heiligen Quelle, bevor er anfing, sie mit ihren vergrabenen Erinnerungen zu konfrontieren. Aber sie verstand so vieles nicht an ihm. Er war ein Rätsel, zu facettenreich für ihr Bewusstsein.
»Volk der Puidan, Stamm Castoman. Ich habe eine Botschaft zu überbringen. Aus diesem Grund stehe ich heute vor euch.«
Eine Botschaft? Sinamet beobachtete ihn aufmerksam. Erfuhr sie jetzt endlich, wer er wirklich war? Und wenn er wirklich keine Erinnerungen an sein voriges Sein besaß, wie konnte er dann von einer Botschaft wissen?
»Fahrt fort, Lurrved.« Dschinak machte eine einladende Geste. »Wer dich auch entsandte, sei uns Willkommen.«
War es denn nicht offensichtlich, wer Lurrved entsandt hatte? Sinamets Götter lebten im Himmel, den Flüssen und die mächtigsten hatten sich in den größten und wichtigsten Bäumen des Landes niedergelassen. Doch es gab immer wieder Geschichten, dass sie sich Menschen bemächtigten oder dass niedere Götter für einen Augenblick menschenähnlich wurden, um ihrem Volk Botschaften zu überbringen. Lurrveds Ankunft war von Zeichen begleitet worden und zugleich ein Zeichen für sich. Sinamet spürte, wie sich in ihr Aufregung und zugleich Bestätigung ausbreiteten. Wenn selbst die Götter die Notwendigkeit sahen, in die Geschicke der Menschen einzugreifen und ihnen von Angesicht zu Angesicht zu begegnen, musste die Lage ernst sein – so wie sie es vorhergesehen hatte.
Lurrved fuhr fort. »Dschinak, du sprachst zurecht von dem Wiederauftauchen des Sternbilds des Callinger. Denn die Zeit ist gekommen, dass das Volk der Puidan erneut vereint wird, so wie Callinger es selbst einst tat.« In dem Kreis der Panti herrschte fast vollkommene Stille. Auf Rahenis Lippen waren selbst die Gebete verstummt und die ewigen Stimmen der Streiter schwiegen in Eintracht. Nur die Vögel schrien über ihnen im Wind und die Wellen tanzten leise brausend auf dem Strand. Sinamet selbst war der Ehrfurcht des Moments ergeben. Ich hätte ihn so viel fragen müssen, dachte sie verwirrt und überwältigt. Und immer wieder die Frage Wieso ich? Sie war nur eine alte Panti, die sich vor neun Jahren in die Berge zurückgezogen hatte, um ihre Schuld im Dienst der Gemeinschaft abzutragen. Sie hatte nicht erwartet und es nie gewollt, Anteil an Momenten zu haben, die so viel größer waren, als sie begreifen konnte. Für sie war ihr Leben abgeschlossen gewesen. Doch bei Lurrveds Worten konnte und wollte sie die Träume, die an die Oberfläche ihres Wesens zurückkehrten, nicht mehr fortschicken, auch wenn sie mit dem Schwur ihres selbstauferlegten Exils fochten. »Stamm Castoman, ich rufe euch auf, erneut euren Platz in der Geschichte eures Volkes einzunehmen.« Seine Rede glich ein wenig einer Beschwörung, doch es lagen weder ein Flehen noch eine Bitte darin. »Einst wart ihr es, die ein zerstrittenes Volk einten. Nicht, weil ihr die größte militärische Macht oder Gold und Reichtümer besaßt. Ihr wart der kleinste Stamm, unbedeutend und schwach, aber doch geeint in dem Wissen um das, was ihr ward. Das verhalf euch, in eurer Schwäche groß zu werden.
Stamm Castoman sucht das, was dem Volk der Puidan verloren ging und hört nie auf in eurer Suche nach mehr Verständnis für die Welt, die euch umgibt.« Er sah Sinamet an. »Erinnert euch an meine Worte.«
Dann war er fort. Von einem Augenblick auf den nächsten war die Stelle, wo er zuvor noch gestanden hatte, leer. Und Lurrved war gegangen, so wie er gekommen war – ohne ein Wort der Erklärung.
Das Schweigen herrschte auch nach seinem Verschwinden für kurze Zeit vor, als ob die Panti die Geschehnisse noch nicht verstanden hatten. Dann begannen sie zögernd erste Fragen zu stellen. Wer hatte er ihn geschickt? Was hatten seine Worte zu bedeuten?
Sinamet hörte ihnen nur am Rande zu. In ihrem Inneren verspürte sie einen Stich der Traurigkeit. Irgendwo hatte sie immer gewusst, dass er gehen würde, doch die Plötzlichkeit, mit der er es getan hatte, überraschte sie.
Kein einziger der Panti von ihnen begab sich auf die Suche nach Lurrved. Immerhin so viel verstanden sie. Er war fort.
Aber seine Worte hatte er ihnen gelassen. Und einen Auftrag.
Sinamet zwang sich zu einem Lächeln.
Es gab viel zu tun.