Lautlos glitt die weiße Gans über das Wasser der Quelle. Für einen Moment hielt sie inne, starrte in Richtung des Fremden, der in einem Feld aus Blausternen und Buschwindröschen am Ufer saß, dann schwamm sie weiter.
Sie sah die Bilder von lange verflossenen Momenten nicht, welche das Wasser dem Mann, dem hier einst der Name Lurrved verliehen worden war, offenbarte.
Er dagegen seufzte tief, wie er den König auf einem Feld aus Rot betrachtete, der in die Knie sank, den Blick gen Himmel richtete und schrie: „Man sagt, ihr habt die Macht, von Flüchen zu befreien.“
Die Stimmen schienen überall um ihn herum zu kommen, umgaben ihn und Dunkel ging von ihnen aus.
„So ist es“, wisperten sie, „ein Enkel deines Blutes ist es, den du dir ersehnst und ein Enkel deines Blutes wird es sein, den du erhalten sollst.“
„Ein Enkel.“ Tränen rannen über die Wangen des Königs. „Für den Preis, den ihr verlangt.“
Sie lachten und ihr Gelächter war wie Donner und Fluten, wie Krankheit und Sterben. „So sei dein Eid.“
„So ist mein Eid“, erwiderte der König, der soeben sein Königreich dem Dunkel preisgegeben hatte, ohne es zu begreifen.
Sorgenvoll schüttelte Lurrved den Kopf. Menschen gaben sich so leicht der Verzweiflung hin und folgten Versprechungen, die sie ins Dunkel führten.
Er dagegen sah die Gestalten in ihren dunklen Gewändern und das, was sich dahinter verbarg. Aber sie sahen auch ihn mit ihren Augen aus Feuer und plötzlich kreischte die Gans auf, erhob sich mit raschen Flügelschlägen und stürzte auf ihn zu.
Lurrved sprang auf, rief etwas in einer lange vergessenen Sprache, und ergriff das Schwert, das sich zwischen seinen Händen formte. Die Gans hätte ihn dennoch fast erwischt, erst im letzten Augenblick wich er zurück und schlug ihr mit einem Hieb den Kopf ab. Wo ihr Körper und ihre Federn den Boden berührten, verdorrte das Gras und Blumen sanken leblos in sich zusammen.
Die Zeichen, in denen Sinamet den Willen ihrer Götter zu deuten versuchte, bespielte längst ein anderer. Und er war Lurrved nicht freundlich gesinnt.
Es war Zeit.
Ohne sich umzublicken, ging Lurrved weiter, vorbei an Sinamets Hütte und in Tals hinab.
Er war ein Bote, dessen Botschaft noch nicht überbracht und ein Krieger, dessen Kampf noch nicht geschlagen war.
Und der Krieg war schon unter ihnen.
Sie sahen ihn nur noch nicht.