Als die drei ihre Augen wieder öffneten, befanden sie sich auf einer spiegelglatten, goldenen Oberfläche, mit den ungefähren Abmessungen eines Fußballfelds. Vor ihnen balancierte ein alter Mann mit ausgestreckten Armen auf der Mittellinie.

»Wow, incroyable!«, entfuhr es Etienne, als er die flammend roten Wolken über den purpurnen Himmel rasen sah.

Kurz änderte er mit dem Armcomputer seine Sicht. Er zoomte raus und erkannte, dass sie sich auf der Unterseite einer goldenen Pyramide befanden. Einer Art Stufenpyramide, die allerdings mit der Spitze nach unten auf einem Hühnerei stand, welches wiederum auf einem Palmenwedel ruhte. Die Palme ihrerseits wuchs auf einer Klippe oberhalb eines aktiven ... Etienne gab es auf und regulierte die Ansicht wieder. Es schien sich hier um eine Art Balanceszenario zu handeln. In Träumen war das nicht ungewöhnlich, auch wenn ihm dieses Setting recht verschroben erschien.

Maze dagegen trat neugierig einen Schritt vor. Sofort begann sich das riesige Gebilde unter ihnen zu neigen. Alle starrten den Kenianer entsetzt an. Der alte Mann in der Mitte keifte los und wedelte mit den Armen. Maze erstarrte, trat dann mit einem breiten Grinsen zurück auf seine ursprüngliche Position. Normalerweise funkelten seine entblößten Zähne dabei grellweiß in seinem schwarzen Gesicht, diesmal jedoch wurden sie von der seltsamen Beleuchtung blutrot gefärbt. Etienne schüttelte sich bei dem unheimlichen Anblick. Langsam schwenkte die Oberfläche zurück in die Horizontale.

»Hier kann ich nichts Verdächtiges erkennen«, meldete der Captain neben ihnen, nachdem er den Traum einem Scan unterzogen hatte. »Eine schwache Verbindung habe ich jedoch aufgespürt. Wir springen weiter.«

Er tippte kurz auf seinen Computer, dann verblasste  die Pyramide und die seltsamen Wolken zu Nebel. Für einen Augenblick schweben die drei im schwarzen Nichts, dann leuchteten alle Träumenden der Welt wie flackernde Sterne um sie herum auf. Es war ein unglaublicher Anblick. Etienne konnte sich daran niemals sattsehen. Auf ihn wirkte es jedes Mal so, als würden sie schwerelos durchs All gleiten.

Als der Captain seinen Refraktor auf das nächste Ziel ausgerichtet hatte, begannen sie sich über die schmale Verbindung durch die Leere darauf zu zubewegen. Dies war es vermutlich, was ihnen die Bezeichnung Traumtänzer eingebracht hatte. Wie Hochseilartisten balancierten sie über das Netz, das alle Träumenden miteinander verband, den nächsten Traum bereits vor sich. Sollten sie hier abstürzen, würden sie wie Sternschnuppen vergehen. Von ihnen würde nichts mehr übrig bleiben, das in ihre wirklichen Körper zurückkehren könnte. Ihr Geist wäre erloschen. Endgültig.