Nachdenklich spielte Tom mit einer Locke von Hermines Haar. Sie hatten sich die ganze Woche über gemieden, um nach außen den Eindruck zu untermauern, dass es nicht mehr gut zwischen ihnen stand. Jene Schüler, für die sie dieses Theaterstück aufführten, waren mit berechenbarer, langweiliger Vorhersehbarkeit darauf hineingefallen.
Er saß auf seinem Bett, den Rücken angelehnt, während Hermine ihren Kopf auf seinem Schoß gebettet hatte. Ihre Augen waren geschlossen und trotz ihrer eingerollten Haltung konnte er sehen, dass sie völlig entspannt war. Sie hatte ihm gerade von ihrem Gespräch mit Abraxas berichtet, er hatte sie für ihre Handlungen gelobt, und nun schien sie zufrieden und erleichtert.
Mit einem kleinen Seufzer ließ er ihre Haarsträhne von seinen Fingern gleiten. Sie erinnerte ihn an eine Katze. Obwohl er selbst keine besaß, hatte er bei anderen Schülern gesehen, dass diese Tiere im höchsten Maße misstrauisch waren. Wenn sie sich einmal auf dem Schoß ihrer Besitzer niedergelassen hatten, den Rücken zu dem Menschen gedreht, und leise schnurrend eingeschlafen waren, erschien es ihm stets wie ein Wunder. Sie waren so klein und zierlich, misstrauten allem und jedem, und trotzdem vertrauten sie ihren Besitzern soweit, dass sie verwundbar und entblößt bei ihnen einschlafen konnten.
Vertraute Hermine ihm inzwischen in selbem Maße?
Sie ließ sich auf seine Pläne ein, befolgte seine Anweisungen, sprach aber dennoch oft offen aus, dass sie anderer Meinung als er war. Üblicherweise wurde solches Verhalten wohl als Vertrauen interpretiert. Tom wusste nicht, ob es wirklich der Fall war. Er hatte sich noch nie zuvor in seinem Leben Gedanken darum gemacht, ob ein anderer Mensch ihm vertraute.
Gewiss, er hatte sich die Loyalität seiner Freunde gesichert, und stets auf ihre Verschwiegenheit gesetzt. Er wusste, dass jene, die er eingeweiht hatte, seine Zukunftsvision teilten, und dass sie daran glaubten, dass er die Macht hatte, die Vision Wirklichkeit werden zu lassen. Aber es war ihm egal, ob sie ihm vertrauten. Im Gegenteil, er hatte es stets als Vorteil angesehen, dass sie ihm nicht vollständig vertrauten. Dass ein Teil von ihnen sich immer fragte, ob er sie nicht töten oder zumindest foltern würde. Dieser letzte Hauch von Angst garantierte ihm ihre Loyalität.
Vor wenigen Monaten noch hatte er gehofft, Hermine Dumbledore mit Hilfe von Angst zu brechen und gefügig zu machen. Und sie hatte Angst vor ihm gehabt, so viel Angst wie sonst keiner. Dennoch hatte er sie nie gebrochen. Ihre Angst war verschwunden. Er hatte selbst einiges dazu beigetragen, dass sie keine Angst mehr vor ihm hatte. Aber woher kam das Vertrauen? Würde sie ihm immer vertrauen?
„Mein Herz“, murmelte er sanft, um sie nicht zu abrupt aus ihrer Ruhe zu wecken.
„Mh?“, kam ihre unwillige Reaktion. Sie hatte die Augen geöffnet, sich aber ansonsten kein Stück bewegt.
„Wir haben nie wieder versucht, dein Innerstes zu erkunden“, sagte er leise, während er ihr über eine Wange strich.
Ihr Kopf zuckte herum, so dass sie direkt zu ihm hochschauen konnte: „Du willst es wieder versuchen?“
Für einen Moment schaute er sie einfach nur an, blickte in ihre Augen, bis er sicher war, dass er ihre Emotionen darin lesen konnte. Überraschung. Unsicherheit. Neugier. Wie würde sie auf seine nächste Frage reagieren? Unbewusst leckte er sich über die Lippen.
„Vertraust du mir?“
Ihre Augen weiteten sich ein wenig. Ihre Lippen öffneten sich, als wollte sie augenblicklich darauf antworten, doch dann schloss sie ihren Mund wieder. Mehr Überraschung. Ihre Lippen, die vorher so voll gewirkt hatten und sanft aufeinander gelegen hatten, waren nun zu einem dünnen Strich verzogen. War sie wütend? Plötzlich merkte Tom, dass sein ganzer Körper angespannt war. Warum machte es ihn nervös, diese Frage zu stellen?
Wut stieg in ihm hoch. Wenn sie ihm nicht vertraute, konnte sie es einfach sagen, statt ihn schweigend aus ihren leeren Augen anzustarren. Sie wussten doch beide, dass sie sich nicht vertrauen konnten, warum sprach sie das also nicht einfach aus?
„Beantworte meine Frage!“, herrschte er sie an.
Am liebsten hätte er sie von seinem Schoß gestoßen, doch er befahl sich, nach außen hin ruhig zu bleiben. Sie befand sich in einer unterlegenen Position. Das gab ihm die Kontrolle über die ganze Situation. Es war nur richtig, dass sie unter ihm lag.
Ihre Mundwinkel wanderten einen Millimeter hoch. Ihre Augen funkelten. Sie lachte ihn aus. Überraschung war aus ihrem Blick verschwunden, und nur noch ein wissendes Grinsen übrig. Angespannt ballte Tom seine rechte Hand zur Faust, während seine linke kurz unter ihrer Kehle zum Liegen kam. Sie würde sehen, was sie davon hatte, ihn auszulachen.
Statt nervös zu werden, legte Hermine jedoch einfach ihre Hand auf seine und strich mit ihrem Daumen über seinen Handrücken. Zu keinem Zeitpunkt wandte sie den Blick ab. Ihre braunen Augen schauten ihn offen an.
„Natürlich vertraue ich dir“, sagte sie schließlich. Sie sprach jedes Wort sorgfältig aus, schaute ihn dabei ohne zu blinzeln an und hörte nicht auf, seine Hand zu streicheln. Es lag Wärme in ihrer Stimme.
„Natürlich?“, warf Tom sofort zurück. Er hatte kühl klingen wollen, doch er hörte selbst, dass es eher wie ein Krächzen geklungen hatte. Zorn ergriff von jeder Faser seines Seins Besitz.
Als hätte sie die Gefahr gespürt, die von ihm ausging, setzte Hermine sich endlich auf. Sie ließ zu, dass seine linke Hand weiterhin auf ihrem Schlüsselbein lag. Beinahe schien es ihm, als lehnte sie sich in den Griff hinein. Sie schwang ein Bein über seine und kam auf seinen Oberschenkeln zum Sitzen, ihre Hände auf dem Holz der Bettlehne hinter ihm abgelegt.
„Natürlich.“ Sie wiederholte das Wort betont. „Ich war noch nie so offen zu einem Menschen wie zu dir. Ich habe noch nie zugelassen, dass meine hasserfüllten Gedanken irgendjemandem zu Ohren kommen. Ich habe noch nie zuvor erlaubt, dass ein Mann mich so berührt, wie du es getan hast. Wie kann ich dir nicht vertrauen?“
Toms Herz begann heftiger zu klopfen. Es war, als könnte er seinen Herzschlag im ganzen Körper spüren. Unwillkürlich wurde sein Griff um ihre Kehle fester. Mit zusammengekniffenen Augen grub er tiefer: „Also hast du keine Angst vor mir?“
Das Grinsen war von ihren Lippen verschwunden, doch noch immer konnte Tom nichts als Offenheit in Hermines Blick lesen, als sie antwortete: „Es wäre töricht von mir, keine Angst zu haben. Aber ich vertraue darauf, dass du mir nichts Böses willst. Dass du mich nicht umbringen willst. Und sollte sich das ändern“, ihre Stimme wurde leiser und zum ersten Mal senkte sie den Blick. Fasziniert beobachtete Tom, wie sie schluckte, sich über die Lippen fuhr, und dann wieder zu ihm schaute, um fortzufahren: „Sollte sich das ändern, wäre es meine Schuld. Wenn ich dich verärgere, habe ich etwas falsch gemacht. Und dann verdiene ich deine Bestrafung.“
Die Welt um ihn herum kam zum Stillstand. Alles, was er sehen konnte, war Hermines Gesicht wenige Zentimeter von seinem entfernt. Alles, was er spüren konnte, waren ihre Schenkel und ihr sanftes Gewicht auf seinem Schoß. Nichts anderes existierte, während er ihr in die Augen schaute und sie in seine.
Hermine zwinkerte und damit war der Bann gebrochen. Ein nie gekanntes Triumphgefühl schoss durch seinen Körper und plötzlich hatte er sich vorgebeugt, seine Hände in ihrer Lockenmähne vergraben, und sie in einen wilden, heißen, feuchten Kuss gezogen. Er hörte ihr Stöhnen, als sie sich nach vorne lehnte, um förmlich mit seinem Körper zu verschmelzen. Sie gehörte ihm. Nur ihm. Nicht einmal mehr sich selbst, sie gehörte nur noch ihm.
Er öffnete den Mund und nur einen Atemzug später folgte sie, ließ zu, dass er mit seiner Zunge tief in sie drang, sie erkundete, sie schmeckte. Heiße Erregung packte ihn und forderte Erlösung, unnachgiebig und drängend. Wild beugte er sich vor, zwang sie rückwärts, bis sie zurückfiel und er über ihr kniete. Er ließ von ihrem Mund ab, um seine Hose öffnen zu können, doch für keinen Moment wandte er seinen Blick von ihr ab.
Ihr Gesicht schien zu glühen vor Röte, und an ihrer wogenden Brust konnte er sehen, dass auch ihr Atem zu rasen schien. Gierig riss er an seiner Hose, bemühte sich erst gar nicht, sie ganz auszuziehen, sondern befreite einfach nur seinen harten Schwanz. Dann fiel er erneut über sie her, küsste ihren Mund, ihren Hals, riss ihre Bluse auf, um auch ihre Brust küssen zu können.
Mit einem Stöhnen bemerkte er, dass sie ihre Beine für ihn öffnete. Unwillig, auch nur eine Sekunde länger zu warten, schob er ihr Höschen einfach beiseite, positionierte sich und drang mit einem harten Stoß in sie.
Er hörte ihren Schrei und spürte, wie sie sich kurz gegen ihn wehrte, doch es war ihm egal. Mit beiden Armen umschlang er ihre Schultern und nahm einen harten, schnellen Rhythmus auf. Er musste sie spüren, sie besitzen. Sie gehörte ihm.
Ihr Schmerz schien zu vergehen, denn plötzlich spürte er ihre Schenkel um seine Hüfte und ihre Hände auf seinem Rücken. Immer schneller bewegte er sich, sein Gesicht an ihrer Schulter vergraben, seine Hände fest in ihre Schultern gekrallt. Er hörte ihre kleinen, lusterfüllten Laute, ihr Wimmern, ihr Keuchen. Er hörte, wie seine schweißnasse Haut auf ihre traf. Er spürte, wie ihr Innerstes, heiß und eng und feucht und himmlisch, sein Glied umschlossen. Er wusste, dass er ihr wehtat, doch sie wehrte sich nicht. Sie gab sich ihm hin, ohne irgendetwas zu wollen.
„Hermine“, wisperte er außer Atem und plötzlich schien ein Damm zu brechen. Wieder und wieder murmelte er ihren Namen, als wären alle anderen Gedanken aus seinem Kopf verschwunden. Er musste es ihr zeigen, sie spüren lassen. Sie musste verstehen. Er wusste nicht, was sie verstehen musste, aber sie musste einfach.
Die Nähe, wie eng sie umschlungen waren, wurde plötzlich zu viel für ihn. Ohne innezuhalten richtete er sich auf, packte ihre Hüfte mit seinen Händen, damit sie bei ihm blieb, als er sich hinkniete. Ihre Arme fielen zur Seite, ihr Haar bildete einen wilden Kranz auf der Matratze, und erneut erwiderte sie seinen Blick. Die Lippen geöffnet, die Wangen gerötet, schaute sie ihn an.
Sie musste verstehen. Sie musste ihn verstehen.
Getrieben von einem verzweifelten Drang beugte er sich vor, bis er mit seinen Händen ihren Hals umfassen konnte. Sie stemmte ihre Füße in die Matratze, um ihm mit ihrer Hüfte entgegen zu kommen. Sie erwiderte seine harten Stöße.
Er schloss seine Hände fester um ihren Hals. Ihre Augen weiteten sich, ihr Mund formte ein großes O, doch noch immer wehrte sie sich nicht. Mit ausgebreiteten Armen schaute sie ihn an, offen und voller Vertrauen.
Seine Bewegungen wurden schneller, härter, verloren ihren Rhythmus, aber der Drang war noch immer da. Als könnte er seine Lust nicht befriedigen. Seine Hände krallten sich in ihren Hals, bis Blut kam. Tränen traten in Hermines Augen und er spürte, wie sie anfing, hilflos nach Luft zu schnappen. Er sah, wie ihre Arme zuckten, als wollten sie hochschnellen, um ihn abzuschütteln. Doch sie tat es nicht.
Und plötzlich löste der Drang sich auf. Er ließ ihren Hals los, stützte sich stattdessen auf seine Ellbogen und gab sich ganz seiner Erregung hin. Mit ein paar wenigen, harten Stößen brachte er sich zum Höhepunkt, ergoss sich in ihr und brach dann schwer atmend auf ihr zusammen.
Schwere macht sich in seinen Gliedern breit und nur Hermines angestrengtes Atmen erinnerte ihn daran, dass er noch immer auf ihr lag. Träge rollte er sich von ihr und schloss die Augen. Sie vertraute ihm wirklich.
Es war ein merkwürdiges Gefühl. Es fühlte sich bedrohlich an, als könnte ihr Vertrauen ihm irgendwie gefährlich werden. Das war natürlich Unsinn. Vermutlich war es ihm einfach nur fremd. Er würde sich dran gewöhnen. Mit Sicherheit würde er aus ihrem Vertrauen viel Profit schlagen können. Er würde es ausnutzen.
Bevor er den Gedanken zu Ende gedacht hatte, war Tom eingeschlafen.
Vorsichtig richtete Hermine sich im Bett auf. Tom Riddle sah erstaunlich sanft aus im Schlaf. Sie strich ihm einmal zärtlich über die Wange, dann richtete sie ihre Unterwäsche und Bluse und schlüpfte vom Bett.