Das offizielle Schreiben des Schwarzen Schlosses wurde von den Shadowlords persönlich an Alastair Moody überbracht. „Mr. Moody, Lord Potter bittet um eine kurzfristige Antwort. Wir warten derweil.“ Die Formulierung, dass Lord Potter um etwas bat, amüsierte Mad Eye deutlich. Er brach das Siegel mit dem Pen-Dragon in Gegenwart der beiden Abgesandten, die alle ihre Rangzeichen trugen. Sie machten ihm dennoch keine Angst. Die Auroren wirkten eher beunruhigt, aber für Moody war klar, dass Potter ausnahmsweise keinen Streit suchte.
„Lieber Alastair,“ jetzt begann sich Moody Sorgen zu machen. So freundlich schrieb Potter in der Regel nicht. Er zog seinen Zauberstab und berührte damit das Schriftstück, um eine eventuell verdeckte Botschaft zu entschlüsseln. Nichts geschah. Er las weiter: „in Akzeptanz Deiner offiziellen Funktion als kommissarischer Zaubereiminister bitte ich Dich um eine formale, persönliche Anhörung im Ministerium. Da die Angelegenheit von hoher Bedeutung ist, freue ich mich auf einen kurzfristigen Terminvorschlag. Da es sich um eine private Angelegenheit handelt, ist die Eröffnung einer neuen Verhandlungsrunde gleichermaßen unnötig wie unpassend. Mit vollendeter Hochachtung Harry James Potter.“
Das Schreiben warf mehr Fragen auf, als es beantwortete. Moody griff nach seiner Feder und einem Pergament. „Lieber Harry, gerne empfange ich Dich heute gegen zwei Uhr. Die Angelegenheit scheint von hoher Wichtigkeit zu sein. Wir treffen uns in meinem Büro. Herzlichst Mad-Eye.“ Er fragte sich ernsthaft, was Potter wollte. Jedenfalls gab das Schreiben nichts Weiteres her. Er tropfte etwas Wachs auf das Pergament und versiegelte es. Er übergab den Brief an die Shadowlords, die noch immer warteten. Sie überbrachten die Nachricht zuverlässig.
So kam es, dass der Dunkle Herr ungefähr zehn Minuten vor zwei im Ministerium erschien. Er ersparte sich seine obligatorischen Spielchen mit der Anmeldung, in dem er ohne weiteres an ihr vorbei ging. Ihm folgten nur die Shadowlords. Lord Potter ließ sich von Ashley, Shacklebolt früherer Sekretärin, die jetzt für Moody arbeitete, anmelden und ging nicht wie üblich einfach durch. „Sie können jetzt hineingehen, Mr. Potter.“, sagte sie etwas schnippisch. Sie hatte Kingsley wirklich gemocht. Die Shadowlords sahen Potter fragend an. „Ihr wartet hier.“
Er hatte wichtigeres zu erledigen. „Harry, setz´ Dich. Was möchtest Du trinken?“ Moody war ausgesprochen neugierig, was Potter wollte. „Kaffee- schwarz wie meine Seele.“ Bei jedem anderen wäre der Witz ausgekaut gewesen, bei Dunklen Herrn jedoch hatte er wieder Charme. „So schwarzen Kaffee haben wir nicht. Da könnte ich Dir nur Lakritze anbieten.“ Sie grinsten sich an und hielten etwas Smalltalk. Moody Sekretärin brachte den Kaffee für beide.
„Was führt Dich zu mir? Noch dazu derart offiziell?“ Der frühere Auror rätselte schon die ganze Zeit herum, was die diese Angelegenheit sein könnte. Ihm war nichts Sinnvolles eingefallen. Potter stellte die Tasse vorsichtig ab und wägte jedes Wort genausten ab: „Der Dunkle Herr auf Dunklen Thron folgt der Tradition des Pen-Dragon, der Leben und Sterben für sein Land und sein Volk gibt.“ Normalerweise hätte Moody bei so viel Pathos einen gehörigen Lachkrampf bekommen. Er blieb ernst, denn Potter machte keine Scherze in dieser Sache.
„Dieser Tradition sehe ich mich verpflichtet. Bereit mich Britannien zu weihen und mein Schicksal an das seines Volkes zu binden, erbitte ich die offizielle Billigung meiner Triade. Ich nahm die Dunkelheit an, um zu dienen. Jetzt fordere ich das Recht des Dunklen Herrn. Nach der Vereinbarung von Camelot erwähle ich eine Hexe zur Weißen Dame auf Dunklem Thron und einen dunklen Zauberer zu Schwarzen Prinzen. Sie stehen für das Gleichgewicht von Licht und Finsternis.“ Alastair Moody nahm einen tiefen Schluck Kaffee. „Du meinst es ernst.“, sagte er dann mehr zu sich selbst. „Absolut. Ich beanspruche mein Recht.“ Es gab nichts dagegen zu sagen. Potter hatte die Dunkelheit zweifellos für Britannien genommen. Es war ihm nie um Macht oder Reichtum gegangen. Der Junge hatte es nicht einmal gewollt.
Moody hatte das Gefühl, Potter zum ersten Mal wirklich wieder anzusehen. Harry war noch immer jung. Sie hatten ihn damals zu einer Wahnsinnstat gedrängt. Er selbst hatte das Ritual immer abgelehnt. Einem Teenager diese Wahl aufzuerlegen, erschien ihm schon damals als Verbrechen. Damit hatte er nichts zu tun haben wollen. Er hätte ohne weiteres sein Leben für Harry Potter und im Kampf gegen Voldemort gegeben. Die grünen Augen funkelten erbarmungslos.
Seine Grausamkeit hatte sich noch nicht in die Züge gegraben. Die legendäre Blitznarbe wurde von schwarzem Haar verdeckt. Unwillkürlich erinnerte sich Moody an James Potter. „Also gut. Du erhältst die offizielle Billigung Deiner Triade gemäß der Vereinbarung von Camelot. Am Tage Eurer Eheschließung werde ich die Billigung aufsetzen. Ich freue mich schon, Dich auf Knien zu sehen.“ Er grinste und Potter grinste zurück: „Nur einmal Moody, siehst Du mich knien. Sei froh, dass Du nicht Britannien in der Hochzeitsnacht repräsentierst.“ Mad-Eye grinste noch dreckiger: „Ich glaube, darüber solltest Du besser froh sein.“ Dann fügte er ernst hinzu. „Du musst um beide formell werben.“