Theseus vermißte Draco sehr, obwohl sie sich erst wenige Tage kannten. Es tat dem Jungen leid, dass der junge Mann krank war. Die Lektionen in den Dunklen Künsten gefielen ihm überhaupt nicht, dennoch wollte er sie so gut wie möglich erledigen. Er suchte die Bibliothek auf, um sich weitere Literatur darüber zu besorgen. In der Dunklen Abteilung, die manche noch immer die Verbotene Abteilung nannten, gab es viele Bücher über die Schwarze Kunst. Allerdings bestand Lord Potter darauf, sich selbst anzusehen, welche der Werke aus dieser Abteilung für Theseus geeignet waren. Heute suchte sich das Kind drei aus und nahm sie mit, um sie seinem Herrn vorzulegen. Außerdem hatte er sich „Quidditch im Wandel der Zeiten“, „Kräuterkunde für Anfänger“ und „Zauberkunst für alle Gelegenheiten“ ausgesucht. Er wollte gerade gehen, als ihm ein schmales Büchlein auffiel. „Der Preis der Freiheit – Anmerkungen zum Konkordat – Harry James Potter.“ Lord Potter hatte ein Buch geschrieben, dass musste er einfach lesen. Mit seinem Stapel Literatur hatte er eine frappierende Ähnlichkeit mit der jungen Lady Granger.
Trotzdem begann der Junge zunächst mit Quidditch im Wandel der Zeiten. Er saß in das Buch vertieft auf den Stufen der Treppe zur großen Hallen und bemerkte nicht, dass ein etwas blasser Lord neben ihm Platz nahm. „Gutes Buch. Es hat mir viel Spass gemacht, als ich so alt war wie Du.“, sagte Harry freundlich. „Mylord Potter. Ihr ward ein ziemlich guter Sucher, nicht wahr?“, fragte Theseus unbefangen.
„Nicht so gut wie ich gerne gewesen wäre. Was hast Du Dir noch ausgesucht?“, wich Harry aus. Sein erstes Quidditchmatch und diese tolle Siegesgefühl klangen wie weit entfernter Glockenhall nach. Theseus zeigte ihm bereitwillig seine Beute. „Das Konkordat – da hast Du Dir etwas Schwieriges ausgesucht. Vielleicht kann ich Dir etwas darüber erzählen. Lust auf eine Schokolade mit Marshmallows bei mir?“, bot Harry für sich selbst überraschend an. „Oh ja, gerne.“ Theseus war Feuer und Flamme. Lord Potter legte seine Hand leicht auf Theseus Schultern. Wer es nicht besser wusste, hätte beide für Vater und Sohn halten mögen.
Minerva, die beiden auf dem Korridor begegnete, konnte ihre Abscheu kaum verbergen. Der Dunkle Lord spielte Daddy für einen kleinen Jungen, den er beim Scheitern eines nahezu undurchführbaren Auftrags ohne Zögern tötete. Was war nur aus Harry geworden? Was hatten sie ihm angetan?
Gut gelaunt setzte sich das ungleiche Paar in den Großen Salon vor einen Kamin mit kalten, blauen Flammen. Harry trank Kaffee mit Zimt und Kakaopulver und Theseus bekam seine Schokolade. Marshmallows schmolzen über magischem Feuer. Erwartungsvoll schaute er seinen Herrn an. „Du hast bestimmt schon viel über das Konkordat gehört. Bevor es in Kraft trat, gab es immer wieder Krieg und Zerstörung.“ begann Harry zu erzählen. „Das Konkordat ist eine Vereinbarung zwischen dem Zauberministerium und dem Schwarzen Schloss. Es umfasst eine Präambel, also ein Vorwort, drei Artikel, Erklärungen zu den Artikeln und einen Anhang. Für das Schwarze Schloss haben Lady Granger und Lord Weasley verhandelt und auf der Seite des Ministeriums war es Kingsley Shacklebolt und sein Vorgänger Cornelius Fudge.
Die Präambel sagt: Wir erkennen an, das es Tag und Nacht gibt, Licht und Schatten, Sonne und Mond, Gutes und Böses. So gibt es auch weiße und schwarze Magie. Beide Seiten wünschen sich Frieden miteinander, da keine Seite der anderen jemals überlegen ist. Dieses Konkordat soll den Frieden ermöglichen und sinnloses Blutvergießen vermeiden. Der Preis wird von beiden Seiten akzeptiert und wird gezahlt werden. Schattenjäger und Auroren wachen gleichberechtigt über die Einhaltung des Konkordats.
1. Artikel: Das Zauberministerium hat die Kontrolle über die weiße Seite der Macht und der Dunkle Lord hat die Kontrolle über die dunkle Seite der Magie. Der jeweilige Herrschaftsanspruch wird nicht in Zweifel gezogen. In Streitfällen werden Unterhändler beider Seiten mit freiem Geleit empfangen und gehört.
2. Artikel: Die Dunkle Seite der Magie zeigt sich offen und verschleiert ihr Wesen nicht. Sie nennt ihren Namen auf Verlangen wahrhaftig und stolz. Der Dunkle Lord erhebt nur auf jene Anspruch, die sich volljährig, freien Willens und bei geistiger Gesundheit in seinen Herrschaftsbereich begeben oder schwarze Magie wirken oder von ihrem Wesen her dunkle Geschöpfe sind. Gegen sie ist sein Machtanspruch umfassend. Das Ministerium akzeptiert diesen Anspruch. In Streitfällen werden Unterhändler beider Seiten mit freiem Geleit empfangen und gehört.
3. Artikel: Weder Mensch noch magisches Geschöpf darf grundlos angegriffen werden, noch darf ihm sein Wille genommen werden oder versklavt werden. Auch wenn zum Erhalt der eigenen Existenz Lebensessenz, zum Beispiel Blut lebender Geschöpfe benötigt wird, muss eine Lösung gefunden werden, die nicht Unbeteiligte verletzt. Ausgenommen sind die im Anhang formulierten Personengruppen. Der dunkle Lord bestraft all jene Geschöpfe der Nacht, die sich nicht daran halten, angemessen. Das Ministerium betrachtet die Existenz jener Wesen als gleichwertig zur Existenz aller anderen magischen Wesen.“
Der Junge hatte dem schwierigen Text genau zu gehört. „Dann gehöre ich Euch auch gar nicht, oder Mylord?“, fragte er freundlich. Genauso freundlich beantworte Harry seine Frage: „Fast richtig. Du gehörst zu einer der Personengruppe im Anhang. Deine Gefangenschaft begann bereits vor dem Konkordat. Die Werwölfe machten Dich bereits vor dem Konkordat zum Sklaven, damit konnte der Besitz an mich übergehen. Auch diejenigen die das Mal von Voldemort trugen, werden nicht durch das Konkordat geschützt, zum Beispiel Draco oder Severus Snape -ebenso alle ihren Angehörigen ersten Grades. Narcissa ist eine Angehörige ersten Grades zweier Anhänger von Voldemort, deshalb gehört sie mir. In die letzte ungeschützte Personengruppen gehören nur Menschen oder Geschöpfe, die uns vor dem Krieg gequält haben.“
Theseus graue Augen zeigten grenzenloses Vertrauen zu seinem Herrn. „Ich bin froh, Euch zu gehören, Mylord.“ Vage und unbestimmt antwortete der Dunkle Lord: „Ich weiß nicht, ob Du das sein solltest.“