Der Boden veränderte sich zum letzten Gang. Die Kristalle schwebten in Deckenhöhe und erleuchteten den Saal von dort aus. Zugleich erhoben sich samtig schwarze Blüten federigleicht in Luft und blieben dort stehen. Sie wiegten sich sanft zu den traurigen und sinnlichen Tönen der unsichtbaren Kapelle. Der zarte Gesang einer gezähmten Banshee erfüllte die Luft. Sie sang von den Leidenschaften der Sterblichen in ihrer eigenen, uralten Sprache.
Gekränkte Eitelkeit, dachte Hermine lautlos seufzend und betrachtete einen letzten Moment das Sorbet von der Schwarzen Rose an Siruptorte. Lord Potter hatte seine Vorliebe für Siruptorte nie verloren, sodass sie das nahezu obligatorische Dessert darstellte. Viktor Krum hatte gerade über einige Flugmanöver von Ron gesagt, dass sie technisch nicht vollkommen ausgereift wären. Ron bemerkte bissig, dass er bei seinem letzten Quidditchspiel gewonnen hätte – Viktor nicht.
Dann flog aus dem Kokon der Zabinis plötzlich ein Fluch quer durch den Bankettsaal. Mrs. Zabini hatte ihren Zauberstab gezogen und einen exotischen Vodoozauber gewirkt. Der Fluch hatte eine überraschende Macht, die ihr die meisten nicht zugetraut hätten. Dracos Teller hatte sich ein Tigerpython verwandelt. Die Schlange glitt rasend schnell auf ihn zu. Ehe jemand eingreifen konnte, würgte sie den Jungen bereits heftig. Einige Gäste schrien in Panik auf. Die Schattenjäger wussten nicht, wie sie das Tier attackieren konnten, ohne Malfoy zu gefährden.
Jeder Atemzug von Draco wurde schwerer. Am Tisch schienen alle paralysiert. Nur Potter trank ruhig seinen Likörwein aus. Dann fixierte er den Python und sprach auf ihn ein. Das Zischen verstand außer ihm niemand. Das Tier ließ von seiner Beute ab und kroch auf Potters Schoß. Keuchend rang Draco nach Luft. „Du hast Dir ziemlich Zeit gelassen, Harry.“, versuchte er einen Scherz um seine Panik zu reduzieren. Potter streichelte das Tier, während der Python an Größe zunahm. „Ich brauchte Zeit um mich zu entscheiden, auf welcher Seite ich bin, Sweetheart. Pythons finde ich schon seit meiner Kinderzeit toll.“
Draco grinste breit. „Da bin ich aber froh, dass Du Dich für meine Seite entschieden hast.“ Gedehnt meinte der Dunkle Lord: „Wer sagt, denn das ich mich für Deine Seite entschieden habe.“ Ginny gab Harry eine kräftige Ohrfeige. „Er hätte sterben können. Das ist nicht witzig, Harry James Potter.“ Harry lächelte sie an und strich ihr eine Strähne aus dem erhitzten Gesicht. „Welch´ ein Temperament meine kleine Braut hat. Ich hätte ihn nicht sterben lassen. Was mein ist, beschütze ich.“ Sie spürte, dass er die Wahrheit sagte und schämte sich kurz, dass sie ihm nicht vertraut hatte. Er hätte Draco nie sterben lassen.
Der Gesang der Banshee klang schriller. Mrs. Zabini wurde langsam klar, dass sie sterben würde. Die Todesfee spürte die Nähe des Todes und sie sang ihn scheinbar herbei. Potter aß mit gutem Appetit sein Sorbet auf. Der Python rieb seinen großen Kopf an Potters Robe. Sie kuschelten wohl. In das allgemeine Entsetzen erzählte der Dunkle Herr von seinem Ausbruch von Kindheitsmagie im Londoner Zoo. Ron und Hermine probierten nun auch das Sorbet und die Torte. Mrs. Zabini würde sterben müssen, darüber gab es nichts zu diskutierten. Warum sich also den Abend ruinieren lassen?
Giovanni Zabini konnte nicht mehr denken. Es gab nichts, was er tun konnte. Der Fehler seiner Frau war nicht korrigierbar. Die Schattenjäger hielten sich unbegreiflicher Weise noch zurück. Lord Potter führte sein Bankett weiter. Gekränkte Eitelkeit, die tödlich verlaufen würde, zerstörte gerade sein Leben. Am Tisch herrschte brüllendes Schweigen. In die anderen Kokons liefen die Unterhaltungen langsam weiter. Die Meisten entschieden sich, das Geschehenen einfach zu ignorieren. Narcissa und Lucuis lösten sich voneinander. Sie hatten gar nicht bemerkt, dass sie sich festgehalten hatten. Marcus Flint schaute betreten auf seine unberührtes Dessert. Er hoffte nur mit den Ereignissen nicht in Verbindung gebracht zu werden. Er hatte keine Probleme mit den Zabinis oder Malfoys gehabt. Aber jetzt war Mrs. Zabini ein Problem geworden.
Severus mochte keine Schlangen, irgendwie machten sie ihn immer nervös. Er konnte den Python nicht aus den Augen lassen. „Das Dessert ist phantastisch.“, sagte Bill unbeteiligt. Er strahlte plötzlich ungewohnte Härte aus. Snape erkannte, weshalb Bill für Fleur der Richtige war. Der ältere Weasley hatte ein großes dunkles Potenzial, dass nur durch seine Erziehung verborgen geblieben war.
Alle hatten das Essen beendet. Der Dunkle Lord streichelte noch immer die Schlange. Dann sprach er zärtlich auf sie ein. Das Tier richtete sich auf, dann küsste er den Python auf den Kopf. Snape verspürte Übelkeit, dennoch vermochte er nicht sich abzuwenden. Das Wappentier der Slytherins auf dem Schoß der Herrn von Gryffindor, dachte er. Wie merkwürdig passend. Der Dunkle Lord lehnte noch immer entspannt auf seinem Platz. Er setzte den Python auf den Boden. Dann zog er seinen Zauberstab und sprach ebenfalls einen Voodoozauber. „Ich mag Schlangen, aber noch lieber habe ich Löwen.“
Er machte eine weitausholende Geste. In diesem Moment verwandelte sich die Schlange in einen gewaltigen tiefschwarzen Löwen mit leuchtend goldenen Augen. Die Mähne, die Pfoten und der Schwanz – einfach alles an dem Raubtier beeindruckte. Der Löwe stieß einen Mark erschütternden Schrei aus. Bill Weasley erkannte sich in ihm wieder. Mit zwei Sätzen war die Großkatze bei Mrs. Zabini und tötete sie mit einem einzigen Prankenschlang. Danach kehrte der Löwe zum Dunkle Herrn zurück und legte sich wie ein Kätzchen vor seine Füße.