Draco hatte lange darüber nachgedacht, was er seinen Eltern sagen sollte. Er spürte den Zorn, belogen worden zu sein, aber auch Neugierde für ihre Gründe. Die Pergamente hatte er sich intensiv angesehen. Er fürchtete, was er noch alles erfahren würde. Es war so schon sehr viel. Harry zeigte sich großzügig, sogar sehr großzügig. Ein seltsamer Zug für jemanden, den man Herrn der Dunkelheit nannte. Seine Gedanken kehrten zu seinen Eltern zurück. Er war froh, dass sie Rechte und Status zurückerhielten. Sie waren frei und er auch. Vor ein paar Wochen noch wollte er nichts zwingender, wie fortzugehen. Jetzt konnte er sich nichts anderes vorstellen, als an Ginnys und Harrys Seite sein Leben zu verbringen. Sie gehörten zusammen.
Zu erleben wie sich ausgerechnet Ronald Weasley um Harry bemühte, würde eine echte Herausforderung werden. Vielleicht sollte er ein paar Tage nach Darkwood House gehen und sich um die Hochzeit kümmern? Dann musste er sich diese Farce nicht mit ansehen. Andererseits wäre es klug, scheinbare Erleichterung über Lord Potters sinkendes Interesse zu zeigen. Außerdem würde bleiben die Statusveränderung nach außen nicht sichtbar machen. Er musste darüber noch einmal in Ruhe nachdenken. Jetzt ging es erst einmal um seine Familie. Die Familie war das Wichtigste, dass hatten ihm seine Eltern schon immer gesagt. Davon war er selbst überzeugt. Das „Herein“, auf sein Klopfen ließ nicht lange auf sich warten.
Lucius, Narcissa und Theseus tranken gerade Tee miteinander und spielten eine beliebte Form von Canasta. In diesem Moment begriff Draco, dass der Junge sein Bruder war. Aus diesem Grund hatte Harry sie zusammengebracht und ihre Schicksale so eng verbunden. „Mum und Dad, ich muss euch dringend allein sprechen. Es gibt einige bedeutsame Veränderungen.“ Narcissa legte das Kartenspiel sofort aus der Hand. „Theseus, gehst Du bitte auf Dein Zimmer. Ich komme dann sofort, wenn ich fertig bin.“ Brav folgte Theseus ohne zu fragen. „Bis später, Cissa.“, rief er und hüpfte davon.
Draco setzte sich auf den freigewordenen Stuhl und sah eine Eltern prüfend an. Er legte die Pergamente auf den Tisch. Das Ehepaar wartete ab, was passieren würde. „Wir sind frei alle vier. Ihr könnt mit Eurem Sohn nach Malfoy Manor zurückkehren. Ich bleibe hier.“ Es dauerte einen Moment ehe Narcissa die Sprache wiederfand: „Was genau meinst Du, mit wir können mit unserem Sohn nach Malfoy Manor zurückkehren und Du bleibst hier?“ Draco nahm das Pergament, das sich auf Theseus bezog. „Mein Bruder wurde von Lord Potter freigelassen. Da Ihr ebenfalls frei seid, gibt es keinen Grund, weshalb Ihr ihn nicht erziehen solltet. Er wurde für das kommende Schuljahr in Durmstrang angemeldet. Igor Karkaroff wurde bereits informiert. Er ist einverstanden. Ich bin vom heutigen Tag an berechtigt, den Titel „Lord des Schwarzen Schlosses“ zu tragen, damit bin ich Lady Granger oder Lord Weasley absolut gleichgestellt. Allerdings werde ich auf Grund einiger Komplikationen derzeit noch darauf verzichten, den Titel zu verwenden und auf due gebührenden Formen verzichten.“
Die Informationen benötigten einige Zeit um anzukommen. „Interessante Neuigkeiten.“, stellte Lucius fest und sah die Siegel auf den Pergamenten genau an. Jedes einzelne Pergament hatte der Minister persönlich ausgefertigt. „Wir müssen Dir wohl einiges erklären.“, meinte er dann. Draco verkniff sich einen sarkastischen Kommentar. Seine Eltern mussten sehr gute Gründe für ihr Handeln gehabt haben, die wollte er erfahren, bevor er ein Urteil fällte.
„Kurz nach Deiner Geburt waren wir gezwungen, Dich Riddle zu zeigen. " Es fiel Lucius noch immer schwer, nicht Voldemort oder Dunkler Herr zu sagen. Lord Potter erwartete, nur er im Schwarzen Schloss Dunkler Herr genannt wurde. Auch den selbstgewählten Name Voldemort duldete er nicht. Lucius hatte diesen Teil genauso wie die meisten anderen Todesser sehr schmerzhaft gelernt.
"Er verlangte Deinen Tod. Nur auf Grund Severus und meines absoluten Gehorsam bis dahin, war er bereit, Dich erst zu töten, wenn ich einen zweiten Erben hätte. Dann verschwand er und alles war gut. Dann aber kehrte er zurück und damit nicht genug. Deine Mutter wurde wieder schwanger. Wir waren verzweifelt. Sie zog sich nach Darkwood House zurück, damit niemand etwas bemerkte. Im Brautgemach brachte Deine Mutter in vollkommener Heimlichkeit Theseus Narziß zur Welt. Niemand erfuhr davon. Ich besorgte eine sehr gute Familie in Muggellondon für ihn und versorgte sie mit Geld. Auch ihm sollte nichts fehlen. Aber dann muss Greyback es herausgekriegt haben. Er tötete die Muggel und entführte Theseus. Vermutlich wollte er uns erpressen, ich weiß es nicht genau. Dann wurden wir verhaftet. Den Rest der Geschichte kennst Du.“ Lucius hatte Draco in die Augen gesehen, der keine Lüge darin erkennen konnte.
Es blieb eine Frage, die er sich nicht erklären konnte. „Warum wollte Riddle meinen Tod?“ Sie wussten es nicht: „Allerdings fing er immer wieder davon an. Ich tat und ertrug unsägliche Dinge, um ihn davon abzuhalten – Severus genauso.“ Dracos Züge wurden weich. Er verstand und glaubte seinen Eltern. Sie hatten ihn immer beschützt und auch Theseus immer beschützt, so gut sie konnten. Es gab keinen Grund, sie zu verdammen. Sie waren die Familie Malfoy.