Vor dem Eingang zu Harrys Lounge standen acht Schattenjäger, da dieser Bereich exklusiv für den inneren Kreis oder geladene Gäste war. Sie öffneten die breiten Flügeltüren wortlos, als die kleine Gruppe sie erreichten und nickten ihnen anerkennend zu. Auf einer kleinen Tanzfläche tanzten ein paar heiße Go-Go-Girls zur Livemusik. Sie trugen enge schwarze Pants und megakurze Oberteile mit roten Drachen. Die schwarzen Samtsessel hatten dieselben Drachen eingestickt. Die Girls rekelten sich einladend zur Musik. Sie küssten sich, wanden sich um die Stangen auf der Bühne oder umgarnten die Männer, die sich dafür interessierten. In den Ecken fummelten Paare offen miteinander herum. An der schwarzen Theke kniete eine wunderschöne rothaarige Hexe vor einem sehr gutaussehenden Schattenlord, der sie zu einem Blowjob animierte.
Überall flackerten grüne Flammen drohend. Dudley hatte heftige Angst. Dieses Grün erinnerte ihn unangenehm an die Augen seines Cousins. Auch der Name Harry löste Erinnerungen an ihn aus. Die Stimmung hier war erotisch aufgeladen, aber auch bedrohlich. Seltsamerweise sahen ihn alle an. Die Gäste schienen auf etwas zu warten. Was geschah hier? Im Halbdunkel erschienen wie von Zauberhand nacheinander vier Männer. Seine Wahrnehmung täuschte ihn sicherlich. Was geschah hier? Eine Gestalt erschien ihm vage bekannt.
Panik stieg in ihn auf. Dudley wollte gerne weg, aber plötzlich war der Ausgang verschwunden. Er konnte es nicht erklären. Ihm wurde schwindlig von der Musik oder war es der Alkohol. Dudley brauchte dringend frische Luft. Er sah einen hochgewachsenen blonden Mann, der sich aus der Gruppe im Halbdunkel löste. Der Blonde strahlte natürliche Eleganz aus und seine grauen Augen sprachen von Mitleid. „Komm mit Lord Potter erwartet Dich.“, sagte er kryptisch. Lord Potter…Harrys Lounge…Harry Potter…obwohl das war nicht möglich. Harry war ein Freak keinesfalls ein Lord. „I like a man, who´s not afraid to use the killing curse…“, hauchte eine Sängerin in ein Stück Holz. Alles geriet unwirklich. Hatte man ihm Drogen in sein Getränk gemischt?
Ein heller Scheinwerferstrahl richtete sich auf schwarzhaarigen Mann Anfang Zwanzig. Durchtrainiert mit grader Haltung schien er der Boss der Gruppe im Halbdunkel zu sein. Nein - offensichtlich war er der Boss hier im Club. Er trug seltsame Kleidung, einem langen schwarzen Umhang mit dem bereits bekannten Drachen, hohe Stiefel und eine schwarze Lederhose. Auf der goldenen Gürtelschnalle prangte ein Löwe vor einem Schloss. Man hätte ihn auf der Straße vermutlich für einen Gothic gehalten. Ein kurzer Wink von ihm genügte und die Musik verstummte. Der Scheinwerfer blieb auf ihn gerichtet. Der Boss kam auf sie zu. Die Leute machten ihm Platz. Dudley bemerkte, wie sich alle Anwesenden tief verbeugten. Was spielten sie hier? Wo waren seine Begleiter eigentlich? Hier lief gerade alles schief. Die bezaubernde Fleur zeigte nun ihr zweites Selbst – die Harpyie. Sie schmiegte sich noch immer innig an ihren Ehemann. Bill streichelte ihren Kopf. Auch einige andere Gäste wechselten ihre Gestalt. Er war von Werwölfen, Vampiren und Sabberhexen umgeben. Die sexy Veelas hatten alle Harpyiengestalt angenommen. Es mussten tatsächlich Drogen sein, dachte Dudley vernünftig.
Der Blonde sank geschmeidig vor dem Schwarzhaarigen auf Knie. „Guten Abend, Dudley. Willkommen in Harrys Lounge.“ Gefahr ging von dieser bösen Stimme aus. „Draco, Du darfst aufstehen. Bring mir einen Drink.“, befahl die Stimme. Der Blonde erhob sich und verschwand an der Theke. Der Mann stand Dudley direkt gegenüber. Es war tatsächlich sein Cousin Harry. Harry - der Loser. Harry - der Freak. Harry - der Versager. „Harry…“, hörte Dudley sich unsicher sagen. „Für Dich heißt es Lord Potter, Dudders.“, fuhr ihm der Dunkle Lord kühl an. „Du bist ein Freak.“, quietschte Dudley ängstlich vor der drohenden Person. „Falsch,“, schnitt Lord Potter ihm das Wort ab. „Ich bin der Herr der Freaks oder treffender der Dunkle Lord. Ich denke, Du wirst lernen, was das bedeutet.“ Die Umstehenden lachten über den Scherz, den der Muggel nicht verstand. „Sectumsempra.“, flüsterte sein freakiger Cousin. Obwohl Dudley von niemandem angefasst wurde, wurde er verletzt. Er fühlte Blut über seinen Körper laufen. Einige der Schattenjäger wurden unruhig.
Potters Blick schweifte ruhig über die Vampire. Er wählte einen aus. „Probier´ ihn. Ich weiß nicht, ob er schmeckt.“ „Gerne, Mylord.“, bestätigte das Monster. Er griff Dudley fest, der so überrascht war, das er sich nicht wehr konnte. Eiserne Klauen packten ihn. Dann leckte eine feuchte Zunge über eine Verletzung am Kiefer. Der Schattenjäger beherrschte seine Gier. Er durfte den Muggel nicht beißen, aber die Angst der Beute versprach unendlichen Genuss. „Ist er gut?“, fragte der Dunkle Lord, der mittlerweile an seinem Drink nippte. „Ich mag Blut lieber, wenn Hingabe dabei ist. Die Angst ist jedoch köstlich.“, antwortete der Vampir grinsend ohne den Griff zu lockern. Ekel beschlich Viktor Krumm leise. Natürlich wusste er, dass ein dunkler Lord kein Kuschelhäschen war, aber diese Vorstellung forderte ihn.
Die Zunge des Schattenjägers leckte wieder über die Wunde und der Griff verursachte heftige Schmerzen. „Du hast genug.“, beendete Lord Potter diesen Teil des Spiels. Er sang eine fremdartige Melodie und die Wunden verschlossen sich. Vielleicht war es alles nur ein böser Albtraum. In Wahrheit lag er im Fernsehsessel und war eingeschlafen. Die pochenden Schmerzen an allen Nervenenden sprachen jedoch dagegen. „Harry. Bitte hör´ auf.“, bat Dudley flehentlich. Der dunkle Lord hatte sich abgewandt, setzte sich in einen thronartigen Sessel und der blonde Mann, den er Draco nannte, kniete neben ihm. „Du hast doch auch nicht aufgehört mich zu schlagen, Dudley.“, höhnte Potter. Die Schmerzen wurden stärker. Dudley schrie laut auf. Alle anderen lachten. Auch Krum zwang sich dazu, obwohl seine Übelkeit zunahm. Potter winkte ihn in einen Sessel an seinem Tisch und ließ ihm ein Glas Feengold bringen. Während Dudley mit den Schmerzen kämpfte, begann Potter ein Gespräch über Feengold. „Es ist ein 1750er Jahrgang aus Avalon. Er ist selten geworden, aber Hermine liebt ihn. Was meinst Du, Viktor?“ „Ich bin kein Kenner, als Sportler trinke ich eher wenig. Das Feengold ist wirklich anregend.“
Mit einer lässigen Handbewegung zog der Dunkle Lord Dudley zu sich. Der Muggel konnte der schwarzen Magie überhaupt nichts entgegensetzen. „Amüsieren wir uns doch weiter.“, meinte Potter. Die Musik spielte wieder. Gefällig fuhr er Draco über den Kopf. Der Sklave fragte sich, was dieser Muggel wohl getan hatte, um diese Behandlung zu verdienen. Dudley hoffte nun bald aufzuwachen, da der akute Schmerz abklang. „Zeig´ mir Deine schwarze Künste, Sweetheart.“, verlangte Dracos Herr. „Crucio!“, sagte der Sklave deutlich mit dem Zauberstab auf Dudley gerichtet. Der fette Junge weinte mittlerweile Schmerz. Schließlich umfing ihn eine gnädige Dunkelheit. Die Party um sie herum ging weiter. Die Gäste tanzten, flirteten und tranken. Ihre Gestalten hatten sich zurückgebildet.
Severus Snape hatte die gesamte Szene aus der Ecke betrachtet, seitdem er mit Lord Potter, Draco und Joshua Shadowlord mit dem Portschlüssel aus dem Schloss angekommen war. Zufriedenheit erfüllte ihn. Ohne Lady Grangers Einspruch wäre Draco vermutlich genauso ergangen oder schlimmer. Langsam festigte sich der Status des Jungen jedoch. Nicht zuletzt das Dunkle Mal schützte ihn. Er würde es schaffen, seinen Patensohn zu bewahren, so gut es eben ging. Wenn der fette Muggel litt, wer interessierte sich dafür.