Am Montag, zwei Wochen nachdem Arthur voller Wut und Trauer den Fuchsbau verlassen und Mollys Leben zerbrochen war, erhielt sie einen wunderbaren Strauß Margeriten und roten Mohn per Eule geliefert. Sie konnte seitdem kaum noch denken, geschweige denn etwas sinnvolles tun. Die Eule kannte sie nicht. Das Tier verschwand ohne Aufenthalt, nachdem sie den Strauß abgenommen hatte. Dem Blumenstrauß lag keine Karte bei.
Arthur hatte ihr diese Blumen zum allerersten Date in Hogsmeade mitgebracht. Weil er schon damals kein Geld hatte, hatte er sie auf eine Waldlichtung gepflückt. Auf ihrer Hochzeit hatte sie ebenfalls einen Kranz aus Margeriten und Mohn getragen.
Sie weinte ein wenig, weil sie Hoffnung fand. Von der Entführung der Zwillinge wusste sie nichts. Der Tagesprophet hatte die Sache entsprechend einer Vereinbarung zwischen Schwarzen Schloss und Ministerium vertuscht. Offiziell war Kingsley Shacklebolt bei einem ungeklärten Überfall in seinem Sommerhaus ums Leben gekommen.
An selben Tag erhielt Arthur von der altersschwachen und stets verwirrten Familieneule der Weasleys ein winziges Päckchen, an dem das Tier fast zusammengebrochen war. Er liebkoste das Tier sanft und fütterte es mit einem Eulenkeks. Er liebte Molly trotz allem, dass war ihm hier Schloß bewusst geworden. Allerdings wartete er auf den ersten Schritt von ihr.
Das in altes Geschenkpapier eingewickelte Päckchen, Molly benutzte es aus Gründen der Sparsamkeit oft mehrfach und bügelte es sorgsam, enthielt einen braunen Strickschal. Der Schal war schlicht gestrickt, allerdings war das Logo seiner Lieblingsmuggelmarke, Ford, eingearbeitet. Auch wenn Harry und Ron den Wagen damals gecrasht hatten, würde Arthur ihn nie vergessen. Seine Versuche das Fahrzeug aus dem Verbotenen Wald zu locken, scheiterten jedoch. Ein kleines Lächeln glitt über sein Gesicht.
Die Shadowlords waren ratlos. Weder Valentin noch Joshua war je zuvor ratlos gewesen. Sie hatten beide nicht die leiseste Idee, wie sie ihrem Herrn nun begegnen sollten. Er war ihr Herr. Jedem seiner Befehle hatten sie unbedingte Folge zu leisten, aber diese Sache überforderte sie nun doch. Trotz jahrhundertealter Erfahrung im Umgang mit Magiern und Hexen wussten sie nicht, was sie tun sollten. Lord Weasley hatte ihnen befohlen ein romantisches Geschenk für den Dunklen Herrn zu finden. Bei Merlin und Fürst Vlad, für Lord Potter ein Geschenk zu finden war stets eine Herausforderung, aber nun sollte es auch noch romantisch sein. „Wir könnten ein Liebesgedicht mit dem Herzblut einer verliebten Jungfrau schreiben.“, schlug Valentin vor. Joshua lehnte ab: „Jungfrauen sind schwer zu finden. Noch vor nur 100 Jahren stellte das kein Problem dar, aber heute? Dann soll sie verliebt sein und wir müssen im Konkordat bleiben. Es wird nicht funktionieren.“
Das sah Valentin ein: „Bei Borgin und Burke's verkaufen sie manchmal alte Gryffindordevotionalien, Schals und Anstecker oder Quidditchwimpel.“, hatte er einen neuen Vorschlag. „Lord Potter hat in keinem seiner Räume Gryffindorsymbole. Lady Granger trägt welche, wenn sie ihn provozieren will. Außerdem haben einige gefangene Widerständler, welche bei sich. Ich glaube nicht, dass er das romantisch findet.“, wandte Joshua ein. So ging es eine Weile hin und her. Eine Sammlung von Schnatzen, deren Fänger beim selben Turnier gestorben war, fiel genauso aus wie ein magisches Amulett aus Werwolfknochen, das Verhältnis Seiner Lordschaft zu Werwölfen war zu schwierig. Lady Weasley durfte auch nichts davon erfahren, dass hatte Lord Weasley deutlich gesagt. Dabei wusste sie sicher, was Lord Potter wirklich gefiel.
„Ein Zeichen der Liebe für einen Dunklen Lord – was für ein Unsinn.“, seufzte Joshua völlig verzweifelt. „Vielleicht sollten wir Lestrange die Haut abziehen und daraus einen Gürtel anfertigen.“ Auch diese Idee verwarfen sie. Selbst mit Magie dauerte der Herstellungsprozess des Leders und dann das Gürtels zu lange. In ihrer Verzweiflung wandten sie sich an Draco Malfoy. Offensichtlich hatte der derzeitige Favorit von Lord Potter, ein gutes Gefühl für seine Bedürfnisse und Wünsche. Außerdem war versagen keine Option. Versagen war nie eine Option.
„Ich würde Lord Potter ein Amulett mit der Asche des Hauses Nummer 4 im Ligusterweg schenken. Der Ligusterweg ist nicht durch das Konkordat geschützt. Wenn die Anwohner vorher evakuiert werden, gibt es keine Probleme. Außerdem könnte man ein wenig Blut dieser Dursleys mit etwas Blutstein verzaubern, so dass ein kleiner Edelstein daraus entsteht. Solche Schmuckstücke sind unter Schwarzblütern recht beliebt. Ich bin sicher, es würde ihm gefallen. Man könnte ihm sicher auch einen in vulkangoldgefassten Basiliskenzahn schenken. Er muß natürlich entsprechend verzaubert werden, damit er niemandem schadet. Die Gravur H.G. . + H.P +R.W. 1992 würde gut passen.“ Erleichtert verließen die beiden Vampire Draco, der weit in ihrem Ansehen gestiegen war.
Ron stand seit gut einer Stunde vor dem Spiegel in seinem Ankleidezimmer. Neben ihm lag ein chaotischer Stapel herausgerissener und verworfener Outfits. Ginny und Hermine unterstützten ihn nach Kräften, ein passendes Ensemble an Kleidungsstücken für den einen gemeinsamen Ausflug mit Harry nach London zu finden. Sie wollten ins Wizard World, um ein paar Geschäftspartner zu treffen. Ron machte sich nie besonders viel aus Mode, aber jetzt verhielt er sich, als ginge es um sein Leben. Hermine dachte flüchtig an die Gryffindormädchen vor dem Juleball. Die meisten von ihnen hatten sich leichter für ein Outfit entschieden als Ron jetzt. „Ich habe überhaupt nichts zum Anziehen.“, jammerte Ron, der eben die 23. Hose, Ginny hatte mitgezählt, auf den Boden warf. Er tat ihnen aufrichtig leid, vor allem weil es gerade erst anfing. Snape hatte Mine erklärt, dass die Symptome innerhalb von 48 Stunden weiter zunehmen würden. Lord Potter klopfte an Rons Tür und fragte diskret durch sie hindurch: „Ron, bist Du soweit? Ich habe nicht viel Zeit. In fünf Minuten werde ich starten.“ Er hörte ein eigenartig schluchzendes Geräusch und zog es vor, nicht hineinzugehen.